Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus (бесплатная библиотека электронных книг .txt) 📗
»Ich glaube, wir konnen die Tur hochklappen«, sagte Ron und spahte uber den Rucken des Tiers. »Willst du zuerst gehen, Hermine?«
»Nein, will ich nicht!«
»Schon gut.« Ron bi? die Zahne zusammen und stapfte vorsichtig uber die Beine des Hundes. Er buckte sich und zog am Ring der Falltur; sie schwang auf
»Was siehst du?«, fragte Hermine neugierig.
»Nichts – alles dunkel – hinunterklettern konnen wir nicht, es bleibt uns nichts ubrig, als zu springen.«
Harry, der noch immer Flote spielte, winkte Ron und deutete auf sich.
»Du willst zuerst? Bist du sicher?«, fragte Ron. »Ich wei? nicht, wie tief das Loch ist. Gib Hermine die Flote, damit er nicht wach wird.«
Harry gab ihr die Flote. Wahrend der wenigen Sekunden der Stille knurrte und zuckte der Hund, doch in dem Augenblick, da Hermine zu spielen begann, fiel er wieder in tiefen Schlaf.
Harry stieg uber ihn hinweg und blickte durch die Offnung der Falltur. Er sah in bodenlose Schwarze.
Er stieg durch die Luke, bis er nur noch an den Fingerspitzen baumelte. Dann sah er hoch zu Ron und sagte:»Wenn mir etwas passiert, kommt nicht hinterher. Geht gleich in die Eulerei und schickt Hedwig zu Dumbledore, ja?«
»Gut«, sagte Ron.
»Wir sehen uns gleich, hoffentlich… «
Und Harry lie? sich fallen. Kalte, feuchte Luft rauschte an ihm vorbei, und er fiel immer weiter, weiter und -
FLUMMPPH. Mit einem merkwurdig dumpfen Aufschlag landete er auf etwas Weichem. Er setzte sich auf; seine Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewohnt, und so ertastete er mit den Handen seine Umgebung. Es fuhlte sich an, als wurde er auf einer Art Pflanze sitzen.
»Alles in Ordnung!«, rief er nach oben zu dem Lichtfleck der offenen Luke, die jetzt so gro? wirkte wie eine Briefmarke. »Ich bin weich gelandet, ihr konnt springen!«
Ron folgte ihm ohne Zogern. Er landete auf allen vieren neben Harry.
»Was ist das fur ein Zeug?«, waren seine ersten Worte.
»Wei? nicht, eine Art Pflanze. Ich glaube, sie soll den Sturz abfedern. Komm runter, Hermine!«
Die ferne Musik verstummte. Der Hund gab einen lauten Klaffer von sich, doch Hermine war schon gesprungen. Sie landete auf Harrys anderer Seite.
»Wir mussen Meilen unter der Schule sein«, sagte sie.
»Ein Gluck, da? diese komische Pflanze hier ist«, sagte Ron.
»Gluck?«, kreischte Hermine. »Schaut euch nur an!«
Sie sprang auf und stakste muhsam zu einer feuchten Wand hinuber. Sie mu?te alle Kraft aufwenden, denn kaum da? sie gelandet war, hatte die Pflanze begonnen, Ranken wie Schlangen um ihre Fu?knochel zu winden. Und ohne da? sie es gemerkt hatten, waren Harrys und Rons Beine schon fest mit langen Kletten verschnurt.
Hermine hatte es geschafft, sich zu befreien, bevor die Pflanz e sich an ihr festgesetzt hatte. Nun sah sie entsetzt zu, wie die beiden jungen verzweifelt versuchten die Schlingen von sich abzurei?en, doch je mehr sie sich straubten, desto fester und schneller wand sich die Pflanze
um sie.
»Haltet still!«, befahl ihnen Hermine. »Ich wei?, was das ist – es ist eine Teufelsschlinge!«
»oh, gut, da? ich wei?, wie das, was mich umbringt, hei?t, das ist eine gro?e Hilfe«' fauchte Ron und beugte sich nach hinten, damit die Pflanze sich nicht um seinen Hals schlingen konnte.
»Sei still, ich versuch mich zu erinnern, wie man sie verscheuchen kann!«, sagte Hermine.
»Na dann beeil dich, ich ersticke!«, wurgte Harry hervor, der mit den Schlingen um seine Brust kampfte.
»Teufelsschlinge, Teufelsschlinge… Was hat Professor Sprout gesagt? – Sie mag das Dunkle und Feuchte -«
»Dann mach Feuer!«, achzte Harry.
»Ja – naturlich – aber hier gibt es kein Holz!«, schrie Hermine handeringend.
»BIST DU VERRUCKT GEWORDEN?«, brullt Ron. »BIST DU NUN EINE HEXE ODER NICHT?«
»Ach ja!«, sagte Hermine und ri? ihren Zauberstab hervor, schwang ihn, murmelte etwas und schickte einen Strom der gleichen blaulichen Flammchen gegen die Pflanze, mit denen sie schon Snape angekokelt hatte. Nach wenigen Augenblicken spurten die jungen, da? die Schlingen sich lockerten und die Pflanze vor dem Licht und der Hitze auswich. Zitternd und mit den Schlingen schlagend loste sie sich von Harry und Ron und sie konnten die Pflanze schlie?lich vollends abschutteln.
»Ein Gluck, da? du in Krauterkunde aufgepa?t hast, Hermine«, sagte Harry, als er zu ihr an die Wand sprang und sich den Schwei? vom Gesicht wischte.
»Ja«, sagte Ron,»und ein Gluck, da? Harry den Kopf nicht verliert, wenn's brenzlig wird – ›es gibt kein Holz‹ -also wirklich!«
»Da lang«, sagte Harry und deutete auf den einzigen Weg, der sich bot, einen steinernen Gang.
Alles, was sie au?er ihren Schritten horen konnten, war ein sanftes Rieseln von Wasser, das die Wande herablief. Der Gang neigte sich in die Tiefe und Harry mu?te an Gringotts denken. Mit plotzlichem, schmerzhaftem Herzpochen fiel ihm ein, da? angeblich Drachen die Verliese in der Zaubererbank bewachten. Wenn sie nun auf einen Drachen stie?en, auf einen ausgewachsenen Drachen – Norbert war schon schlimm genug gewesen…
»Kannst du etwas horen?«, flusterte Ron.
Harry lauschte. Von oben schien ein leises Rascheln und Klimpern zu kommen.
»Glaubst du, das ist ein Geist?«
»Ich wei? nicht… hort sich an wie Flugel.«
»Da vorn ist Licht und etwas bewegt sich.«
Sie erreichten das Ende des Ganges und sahen vor sich eine strahlend hell erleuchtete Gruft, deren Decke sich hoch uber ihnen wolbte. Sie war voller kleiner, diamantheller Vogel, die im ganzen Raum umherflatterten und herumhupften. Auf der anderen Seite der Gruft war eine schwere Holztur.
»Glaubst du, sie greifen uns an, wenn wir durchgehen?«, sagte Ron.
»Wahrscheinlich«, sagte Harry. »Sie sehen zwar nicht gerade bosartig aus, aber ich glaube, wenn sie alle auf einmal auf uns losgehen… Nun, es bleibt uns nichts anderes ubrig… Ich renne hinuber.«
Er holte tief Luft, bedeckte das Gesicht mit den Armen und sturmte durch die Gruft. Er rechnete jede Sekunde damit, da? sich die Vogel mit scharfen Schnabeln und Klauen auf ihn sturzten, doch nichts geschah. Harry erreichte die Tur, ohne da? sie sich um ihn kummerten. Er druckte die Klinke, doch die Tur war verschlossen.
Die beiden anderen folgten ihm. Sie zogen und ruttelten an der Tur, doch sie gab nicht um Haaresbreite nach, nicht einmal, als es Hermine mit ihrem Alohomora-Spruch probierte.
»Was nun?«, sagte Ron.
»Diese Vogel… sie konnen nicht einfach zum Anschauen hier sein«, sagte Hermine.
Sie betrachteten die Vogel, die funkelnd uber ihren Kopfen umherschwirrten -funkelnd?
»Das sind keine Vogel!«, sagte Harry plotzlich,»das sind Schlussel! Geflugelte Schlussel, seht genau hin. Das mu? also hei?en… «Er sah sich in der Gruft um, wahrend die anderen beiden zu dem Schlusselschwarm emporschauten.
»… ja, seht mal! Besen! Wir mussen den Schlussel zur Tur einfangen!«
»Aber es gibt hunderte davon!«
Ron untersuchte das Turschlo?.
»Wir suchen nach einem gro?en, altmodischen Schlussel – vermutlich silbern, wie die Klinke.«
Sie packten jeder einen Besen, stie?en sich hoch in die Luft und fegten inmitten der Wolke aus Schlusseln herum. Sie grabschten und pickten nach ihnen, doch die verhexten Schlussel schossen pfeilschnell davon oder tauchten weg, so da? es unmoglich schien, einen zu fangen.
Nicht umsonst jedoch war Harry der jungste Sucher seit einem Jahrhundert. Er hatte ein Talent dafur, Dinge zu sehen, die anderen verborgen blieben. Eine Welle wedelte er durch den Wirbel der Regenbogenfedern, dann fiel ihm ein gro?er silberner Schlussel mit einem geknickten Flugel auf. Er sah aus, als hatte ihn schon jemand gepackt und grob ins Schlusselloch gesteckt.
»Der dort!«, rief er den andern zu. »Dieser gro?e – dort – nein, dort – mit himmelblauen Flugeln – auf der einen Seite ist er ganz zerzaust.«