Harry Potter und die Kammer des Schreckens - Rowling Joanne Kathleen (бесплатные книги полный формат TXT) 📗
»Ein Gluck, da? ich meine Erinnerungen auf dauerhaftere Weise als mit Tinte festgehalten habe. Aber ich wu?te immer, da? es einige gibt, die nicht wollen, da? dieses Tagebuch gelesen wird.«
»Was meinst du damit?«, krakelte Harry und bekleckste vor Aufregung die Seite.
»Ich will sagen, da? dieses Tagebuch Erinnerungen an schreckliche Dinge enthalt. Dinge, die vertuscht wurden. Dinge, die an der Hogwarts-Schule fur Hexerei und Zauberei geschahen.«
»Da bin ich gerade«, schrieb Harry rasch.»Ich bin in Hogwarts und furchtbare Sachen sind passiert. Wei?t du etwas uber die Kammer des Schreckens?«
Sein Herz hammerte. Riddles Antwort kam schnell, seine Schrift wurde schludriger, als wollte er eilends alles erzahlen, was er wu?te.
»Naturlich wei? ich von der Kammer des Schreckens. Zu meiner Zeit haben sie uns erzahlt, es sei nur eine Legende und es gebe sie nicht. Aber das war eine Luge. In meinem funften Jahr wurde die Kammer geoffnet und das Monster hat mehrere Schuler angegriffen und schlie?lich einen getotet. Ich habe die Person erwischt, die die Kammer geoffnet hat, und sie wurde versto?en. Doch der Schulleiter, Professor Dippet, schamte sich, da? so etwas in Hogwarts geschehen war, und verbot mir, die Wahrheit zu sagen. Sie haben ein Marchen erfunden, wonach das Madchen bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen sei. Sie haben 'mir eine hubsche, glanzende Medaille mit eingepragter Widmung gegeben und mich ermahnt, den Mund zu halten. Doch ich wusste, da? es wieder geschehen konnte. Das Monster lebte weiter und derjenige, der die Macht hatte, es loszulassen, kam nicht ins Gefangnis.«
Harry stie? fast sein Tintenfa? um, so eilig hatte er es mit der Antwort.
»Es geschieht jetzt wieder. Es gab drei Angriffe und keiner scheint zu wissen, wer dahinter steckt. Wer war es das letzte Mal?«
»Ich kann es dir zeigen, wenn du willst«, antwortete Riddle.»Du brauchst meinen Worten nicht zu glauben. Ich kann dich in mein Gedachtnis von jener Nacht, in der ich ihn gefangen habe, hereinholen.«
Harry zogerte und hielt die Feder uber das Tagebuch. Was meinte Riddle damit? Wie konnte er in das Gedachtnis eines anderen gelangen? Nervos blickte er zur Tur des Schlafsaals, in dem es nun dunkel wurde. Als sein Blick wieder auf das Buch fiel, sah er, wie sich neue Worte bildeten.
»Ich will es dir zeigen.«
Harry hielt fur den Bruchteil einer Sekunde inne und schrieb dann ein Wort.
»Okay.«
Die Blatter des Tagebuchs begannen zu flattern, als ob ein Wind sie erfa?t hatte. Als sich der Wirbel legte, waren die Seiten fur Mitte Juni aufgeschlagen. Mit offenem Mund sah Harry, da? sich das kleine Quadrat fur den dreizehnten Juni offenbar in einen winzigen Bildschirm verwandelt hatte. Mit leicht zitternden Handen hob er das Buch und druckte ein Auge gegen das kleine Fenster, und bevor er wu?te, wie ihm geschah, kippte er nach vorn; das Fenster weitete sich, er spurte, wie sein Korper das Bett verlie? und er kopfuber durch die Offnung gezogen wurde, hinein in einen Wirbel aus Farbe und Schatten.
Seine Fu?e beruhrten festen Grund. Am ganzen Korper zitternd richtete er sich auf und die verschwommenen Formen um ihn her nahmen plotzlich Gestalt an.
Sofort wu?te er, wo er war. Dieser kreisrunde Raum mit den schlafenden Portrats war Dumbledores Buro – doch hinter dem Schreibtisch sa? nicht Dumbledore. Ein verhutzelter, gebrechlich aussehender Zauberer, kahlkopfig mit Ausnahme einiger Strahnen wei?en Haares, las bei Kerzenlicht einen Brief Harry hatte diesen Mann noch nie gesehen.
»Es tut mir Leid«, sagte er zitternd,»ich wollte hier nicht reinplatzen.«
Doch der Zauberer sah nicht auf. Ein wenig stirnrunzelnd las er weiter. Harry trat naher an den Schreibtisch heran und stammelte:
»Ahm, ich gehe einfach, oder?«
Der Zauberer beachtete ihn immer noch nicht. Er schien ihn nicht einmal gehort zu haben. Harry uberlegte, ob er vielleicht schwerhorig sei, und hob die Stimme.
»Tut mir Leid, da? ich Sie gestort habe, ich gehe jetzt«, schrie er beinahe.
Der Zauberer faltete mit einem Seufzer den Brief zusammen, stand auf. ging an Harry vorbei, ohne ihm auch nur einen Blick zuzuwerfen, und zog die Vorhange am Fenster auf
Der Himmel drau?en war rubinrot; offenbar war Sonnenuntergang. Der Zauberer ging zum Schreibtisch zuruck, setzte sich und beobachtete Daumchen drehend die Tur.
Harry sah sich im Buro um. Kein Phonix, keine surrenden Geratschaften. Dies war Hogwarts, wie Riddle es kennen gelernt hatte, und dieser unbekannte Zauberer war der Schulleiter, nicht Dumbledore, und er, Harry, war ein fur die Menschen vor funfzig Jahren unsichtbares Phantom.
Es klopfte an der Tur.
»Herein«, sagte der alte Zauberer mit schwacher Stimme. Ein Junge von etwa sechzehn Jahren trat ein und nahm seinen Spitzhut ab. Auf seiner Brust schimmerte das silberne Abzeichen des Vertrauensschulers. Er war viel gro?er als Harry, doch auch er hatte rabenschwarzes Haar.
»Ah, Riddle«, sagte der Schulleiter.
»Sie wollten mich sprechen, Professor Dippet?«, sagte Riddle. Er sah nervos aus.
»Setzen Sie sich«, sagte Dippet.»Ich habe eben Ihren Brief gelesen.«
»Oh«, sagte Riddle. Er setzte sich und klammerte die Hande fest zusammen.
»Mein lieber Junge«, sagte Dippet freundlich,»ich kann Sie unmoglich den Sommer uber hier in der Schule lassen. Gewi? mochten Sie in den Ferien nach Hause?«
»Nein«, sagte Riddle sofort.»Ich wurde viel lieber in Hogwarts bleiben als in dieses… in dieses…«
»Sie leben in einem Waisenhaus der Muggel, nicht wahr?«, sagte Dippet neugierig.
»ja, Sir«, sagte Riddle und errotete leicht.
»Sie stammen aus einer Muggelfamilie?«
»Halbbluter, Sir«, sagte Riddle.»Vater Muggel, Mutter Hexe.«
»Und beide Eltern sind -?«
»Meine Mutter starb, kurz nachdem ich geboren wurde, Sir. Im Waisenhaus haben sie mir gesagt, sie habe mir noch meinen Namen geben konnen – Tom nach meinem Vater, Vorlost nach meinem Gro?vater.«
Mitfuhlend schnalzte Dippet mit der Zunge.
»Die Sache ist die, Tom«, seufzte er.»Man hatte fur Sie vielleicht eine Ausnahme machen konnen, aber unter den gegenwartigen Umstanden…«
»Sie meinen all diese Angriffe, Sir?«, sagte Riddle und Harrys Herz begann zu pochen. Er trat naher, aus Angst, es konne ihm etwas entgehen.
»Genau«, sagte der Schulleiter.»Mein lieber Junge, Sie mussen einsehen, wie dumm es von mir ware, wenn ich Sie nach Ende des Schuljahres im Schlo? bleiben lie?e. Besonders im Licht der jungsten Tragodie… des Todes dieses armen kleinen Madchens… In Ihrem Waisenhaus sind Sie bei weitem sicherer. Ubrigens uberlegt man im Zaubereiministerium gerade, ob man die Schule schlie?en soll. Wir sind der – ahm – Quelle dieser Unannehmlichkeiten bisher keinen Schritt naher gekommen…«
Riddles Augen hatten sich geweitet.
»Sir, wenn diese Person gefangen wurde – wenn alles aufhoren wurde -«
»Was meinen Sie damit?«, sagte Dippet mit einem Quieken in der Stimme und richtete sich in seinem Stuhl auf.»Riddle, wollen Sie sagen, da? Sie etwas uber diese Angriffe wissen?«
»Nein, Sir«, sagte Riddle rasch.
Doch Harry war sich sicher, da? es das gleiche»nein«war, mit dem er Dumbledore geantwortet hatte.
Dippet sank zuruck und wirkte ein wenig enttauscht.
»Sie konnen gehen, Tom…«
Riddle stand auf und ging aus dem Zimmer. Harry folgte ihm.
Sie lie?en sich von der Wendeltreppe hinabtragen und kamen beim Wasserspeier im nun fast dunklen Korridor heraus. Riddle hielt inne, und Harry, ihn unverwandt ansehend, tat es ihm gleich. Er konnte erkennen, da? Riddle angestrengt nachdachte. Riddle bi? sich auf die Unterlippe, die Stirn in Falten gelegt.
Dann, als hatte er plotzlich eine Entscheidung getroffen, sturmte er los. Harry glitt gerauschlos neben ihm her. Sie sahen niemand anderen, bis sie die Eingangshalle erreicht hatten, wo ein gro?er Zauberer mit langem, wehendem, kastanienbraunem Haar und Bart von der Marmortreppe aus rief: