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Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus (бесплатная библиотека электронных книг .txt) 📗

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Drau?en vor der Tur stand jetzt schon wieder seine Tante.

»Bist du schon auf den Beinen?«, fragte sie.

»Fast«, sagte Harry.

»Beeil dich. Ich mochte, da? du auf den Schinken aufpa?t. Und la? ihn ja nicht anbrennen, an Duddys Geburtstag mu? alles tipptopp sein.«

Harry stohnte.

»Was hast du gesagt?«, keifte seine Tante durch die Tur.

»Nichts, nichts… «

Dudleys Geburtstag – wie konnte er den nur vergessen haben? Langsam kletterte Harry aus dem Bett und begann nach Socken zu suchen. Unter seinem Bett fand er ein Paar, zupfte eine Spinne davon weg und zog sie an. Harry war an Spinnen gewohnt, weil es im Schrank unter der Treppe von Spinnen wimmelte. Und in diesem Schrank schlief Harry. Als er angezogen war, ging er den Flur entlang und betrat die Kuche. Der ganze Tisch war uber und uber bedeckt mit Geburtstagsgeschenken. Offenbar hatte Dudley den neuen Computer bekommen, den er sich gewunscht hatte, und, der Rede gar nicht wert, auch noch den zweiten Fernseher und das Rennrad. Warum Dudley eigentlich ein Rennrad haben wollte, war Harry ein Ratsel, denn Dudley war sehr dick und verabscheute Sport – au?er naturlich, wenn es darum ging, andern eine reinzuhauen. Dudleys Lieblingsopfer war Harry, doch den bekam er nicht so oft zu fassen. Man sah es Harry zwar nicht an, aber er konnte sehr schnell rennen.

Vielleicht hatte es damit zu tun, da? er in einem dunklen Schrank lebte, jedenfalls war Harry fur sein Alter immer recht klein und durr gewesen. Er sah sogar noch kleiner und durrer aus, als er in Wirklichkeit war, denn alles, was er zum Anziehen hatte, waren die abgelegten Klamotten Dudleys, und der war etwa viermal so dick wie Harry. Harry hatte ein schmales Gesicht, knubbelige Knie, schwarzes Haar und hellgrune Augen. Er trug eine Brille mit runden Glasern, die, weil Dudley ihn auf die Nase geschlagen hatte, mit viel Klebeband zusammengehalten wurden. Das Einzige, das Harry an seinem Aussehen mochte, war eine sehr feine Narbe auf seiner Stirn, die an einen Blitz erinnerte. So weit er zuruckdenken konnte, war sie da gewesen, und seine allererste Frage an Tante Petunia war gewesen, wie er zu dieser Narbe gekommen war.

»Durch den Autounfall, bei dem deine Eltern starben«, hatte sie gesagt. »Und jetzt hor auf zu fragen.«

Hor auf zu fragen – das war die erste Regel, wenn man bei den Dursleys ein ruhiges Leben fristen wollte.

Onkel Vernon kam in die Kuche, als Harry gerade den Schinken umdrehte.

»Kamm dir die Haare!«, bellte er als Morgengru?.

Etwa einmal die Woche spahte Onkel Vernon uber seine Zeitung und rief, Harry musse endlich einmal zum Friseur. Harry mu?te ofter beim Friseur gewesen sein als alle Jungen seiner Klasse zusammen, doch es half nichts. Sein Haar wucherte einfach vor sich hin – wie ein wilder Garten.

Harry briet gerade Eier, als Dudley mit seiner Mutter in die Kuche kam. Dudley sah Onkel Vernon auffallig ahnlich. Er hatte ein breites, rosa Gesicht, nicht viel Hals, kleine, wa?rige blaue Augen und dichtes blondes Haar das glatt auf seinem runden, fetten Kopf lag. Tante Petunia sagte oft, da? Dudley aussehe wie ein kleiner Engel – Harry sagte oft, Dudley sehe aus wie ein Schwein mit Perucke.

Harry stellte die Teller mit Eiern und Schinken auf den Tisch, was schwierig war, denn viel Platz gab es nicht. Dudley zahlte unterdessen seine Geschenke. Er zog eine Schnute.

»Sechsunddrei?ig«, sagte er und blickte auf zu Mutter und Vater. »Das sind zwei weniger als letztes Jahr.«

»Liebling, du hast Tante Maggies Geschenk nicht mitgezahlt, schau, es ist hier unter dem gro?en von Mummy und Daddy.«

»Na gut, dann eben siebenunddrei?ig«, sagte Dudley und lief rot an – Harry, der einen gewaltigen Wutanfall nach Art von Dudley kommen sah, schlang seinen Schinken so schnell wie moglich hinunter, fur den Fall, da? Dudley den Tisch umkippte.

Auch Tante Petunia witterte offenbar Gefahr, denn rasch sagte sie:»Und heute, wenn wir ausgehen, kaufen wir dir noch zwei Geschenke. Was sagst du nun, Spatzchen?«

Dudley dachte einen Augenblick nach und es sah wie Schwerstarbeit aus. Schlie?lich sagte er langsam:»Dann habe ich achtund… achtund… «

»Neununddrei?ig, mein Su?er«, sagte Tante Petunia.

»Oh.« Dudley lie? sich auf einen Stuhl plumpsen und grabschte nach einem Packchen. »Von mir aus.«

Onkel Vernon gluckste.

»Der kleine Lummel will was sehen fur sein Geld, genau wie sein Vater. Braver Junge, Dudley!« Er fuhr mit der Hand durch Dudleys Haar.

In diesem Moment klingelte das Telefon, und Tante Petunia ging an den Apparat, wahrend Harry und Onkel Vernon Dudley dabei zusahen, wie er das Rennrad, eine Videokamera, ein ferngesteuertes Modellflugzeug, sechzehn neue Computerspiele und einen Videorecorder auspackte. Gerade ri? er das Papier von einer goldenen Armbanduhr, als Tante Petunia mit zornigem und besorgtem Blick vom Telefon zuruckkam.

»Schlechte Nachrichten, Vernon«, sagte sie. »Mrs. Figg hat sich ein Bein gebrochen. Sie kann ihn nicht nehmen.« Unwirsch nickte sie mit dem Kopf in Harrys Richtung.

Dudley klappte vor Schreck der Mund auf, doch Harrys Herz begann zu hupfen. Jedes Jahr an Dudleys Geburtstag machten seine Eltern mit ihm und einem Freund einen Ausflug, sie besuchten Abenteuerparks, gingen Hamburger essen oder ins Kino. Jedes Jahr blieb Harry bei Mrs. Figg, einer verruckten alten Dame zwei Stra?en weiter. Harry ha?te es, dorthin zu gehen. Das ganze Haus roch nach Kohl, und Mrs. Figg bestand darauf da? er sich die Fotos aller Katzen ansah, die sie je besessen hatte.

»Und nun?«, sagte Tante Petunia und sah Harry so zornig an, als hatte er personlich diese Unannehmlichkeit ausgeheckt. Harry wu?te, es sollte ihm eigentlich Leid tun, da? sich Mrs. Figg ein Bein gebrochen hatte, doch fiel ihm das nicht leicht bei dem Gedanken, sich Tibbles, Snowy, Putty und Tuffy erst wieder in einem Jahr angucken zu mussen.

»Wir konnten Marge anrufen«, schlug Onkel Vernon vor.

»Sei nicht albern, Vernon, sie ha?t den Jungen.«

Die Dursleys sprachen oft uber Harry, als ob er gar nicht da ware – oder vielmehr, als ob er etwas ganz Widerwartiges ware, das sie nicht verstehen konnten, eine Schnecke vielleicht.

»Was ist mit Wie-hei?t-sie-noch-mal, deine Freundin – Yvonne?«

»Macht Ferien auf Mallorca«, sagte Tante Petunia barsch.

»Ihr konntet mich einfach hier lassen«, schlug Harry hoffnungsvoll vor (dann konnte er zur Abwechslung mal fernsehen, was er wollte, und sich vielleicht sogar einmal aber Dudleys Computer hermachen).

Tante Petunia schaute, als hatte sie soeben in eine Zitrone gebissen.

»Und wenn wir zuruckkommen, liegt das Haus in Trummern?«. raunzte sie.

»Ich werde das Haus schon nicht in die Luft jagen«, sagte Harry, aber sie horten ihm nicht zu.

»Ich denke, wir konnten ihn in den Zoo mitnehmen«, sagte Tante Petunia langsam,»… und ihn im Wagen lassen… «

»Der Wagen ist neu, kommt nicht in Frage, da? er alleine drinbleibt… «

Dudley begann laut zu weinen. Er weinte zwar nicht wirklich, seit Jahren hatte er nicht mehr wirklich geweint, aber er wu?te, wenn er eine Schnute zog und jammerte, wurde ihm seine Mutter alles geben, was er wollte.

»Mein kleiner Duddybums, weine nicht, Mummy verdirbt dir den Geburtstag nicht!«

»Ich… will… nicht… da? er… m-m-mitkommt!«, schrie Dudley zwischen den markerschutterndem falschen Schluchzern. »Er macht immer alles k-k-aputt!« Durch die Arme seiner Mutter hindurch warf er Harry ein gehassiges Grinsen zu.

In diesem Augenblick lautete es an der Tur -»Ach du liebes bi?chen, da sind sie«, rief Tante Petunia hellauf entsetzt – und schon marschierte Dudleys bester Freund, Piers Polkiss, in Begleitung seiner Mutter herein. Piers war ein magerer Junge mit einem Gesicht wie ein Ratte. Meist war es Piers, der den anderen Kindern die Arme auf dem Rucken festhielt, wahrend Dudley auf sie einschlug. Sofort horte Dudley auf mit seinem falschen Weinen.

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