Harry Potter und die Kammer des Schreckens - Rowling Joanne Kathleen (бесплатные книги полный формат TXT) 📗
»Aaarh!«, sagte Ron, als ein weiterer Ast sich zuruckbog und eine tiefe Delle in die Fahrertur schlug; die Windschutzscheibe zitterte nun unter einem Hagel von Schlagen knochelartiger Zweiglein, und ein Ast, so dick wie ein Rammbock, hammerte wild auf das Dach ein, das sich immer tiefer eindellte -
»Raus hier, schnell!«, schrie Ron und warf sich mit aller Kraft gegen die Tur, doch schon schleuderte ihn ein teuflischer Aufwartshaken in Harrys Scho?.
»Wir sind erledigt«, stohnte er, als das Dach einbrach, doch plotzlich erzitterte der Wagenboden – der Motor war wieder angesprungen.
»Ruckwarts!«, schrie Harry, und der Wagen sauste zuruck. Noch immer schlug der Baum nach ihnen aus; mit knarzenden Wurzeln ri? er sich fast aus der Erde, um sie noch einmal mit seinen Peitschenhieben zu treffen, bevor sie davonfuhren.
»Das war knapp«, keuchte Ron.»Gut gemacht, Auto.«
Der Wagen freilich war nun am Ende seiner Krafte. Mit einem trockenen Gerausch flogen die Turen auf und Harry spurte seinen Sitz zur Seite kippen; schon lag er, alle Viere von sich gestreckt, auf dem feuchten Erdboden. Laute dumpfe Aufschlage sagten ihm, da? der Wagen nun ihr Gepack aus dem Kofferraum warf; Hedwigs Kafig segelte durch die Luft, die Kafigtur flog auf und mit einem wutenden Kreischen flatterte sie, ohne die beiden noch eines Blickes zu wurdigen, rasch in Richtung Schlo? davon. Nun zuckelte der zerbeulte und zerkratzte Wagen, zornig mit den Rucklichtern blinkend, in die Dunkelheit davon.
»Komm zuruck!«, rief Ron ihm nach und fuchtelte mit seinem durchgeknacksten Zauberstab durch die Luft.»Dad bringt mich um!«
Doch mit einem letzten Achzer des Auspuffs verschwand der Wagen in der Nacht.
»Wie kann man nur so viel Pech haben«, sagte Ron niederschlagen und buckte sich, um Kratze, die Ratte, aufzuheben.»Von allen Baumen, gegen die wir hatten fliegen konnen, haben wir einen getroffen, der zuruckschlagt.«
Er blickte uber die Schulter zuruck zu dem alten Baum, der immer noch drohend mit den Zweigen ausschlug.
»Los komm«, sagte Harry erschopft,»wir gehen besser rauf zur Schule…«
Das war keineswegs die triumphale Ankunft, die sie erwartet hatten. Mit steifen Gliedern, unterkuhlt und zerkratzt packten sie ihre Koffer und zogen den grasbewachsenen Abhang zum gro?en eichenen Schlo?portal hoch.
»Die Feier hat wohl schon angefangen«, sagte Ron, lie? den Koffer am Fu? der Portaltreppe fallen und huschte zu einem hell erleuchteten Fenster hinuber.»Hey, Harry, sieh mal – die Auswahl!«
Harry rannte zu Ron hinuber und gemeinsam spahten sie in die Gro?e Halle.
Zahllose Kerzen schwebten uber den vier langen, dicht besetzten Tischen und lie?en die goldenen Teller und Becher funkeln. Hoch oben an der verzauberten Decke, die immerzu den Himmel drau?en spiegelte, glitzerten die Sterne.
Durch den Wald aus schwarzen Hogwarts-Spitzhuten sah Harry eine lange Schlange Erstkla?ler mit bangen Blicken in die Halle marschieren. Ginny war wegen ihres leuchtend roten Weasley-Haares leicht zu erkennen. Nun trat Professor McGonagall hinzu, eine bebrillte Hexe mit strammem Haarknoten, und legte den beruhmten Sprechenden Hut von Hogwarts auf einen Stuhl.
Dieser uralte Hut, fleckig, rissig und Schmutzig, verteilte alljahrlich die neuen Schuler auf die vier Hauser von Hogwarts (Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin). Harry erinnerte sich noch gut daran, wie er ihn vor genau einem Jahr aufgesetzt und ganz versteinert auf die Entscheidung gewartet hatte, wahrend ihm der Hut eindringlich ins Ohr flusterte. Ein paar schreckliche Sekunden lang hatte er befurchtet, der Hut wurde ihn nach Slytherin stecken, in das Haus, das mehr schwarze Hexen und Zauberer hervorgebracht hatte als jedes andere. Doch er war schlie?lich nach Gryffindor gekommen, zusammen mit Ron, Hermine und den anderen Weasleys. Im letzten Schuljahr hatten Harry und Ron dazu beigetragen, da? Gryffindor die Hausmeisterschaft gewonnen und damit Slytherin nach sieben Jahren endlich wieder besiegt hatte.
Ein sehr kleiner Junge mit mausgrauem Haar war aufgerufen worden, den Hut aufzusetzen. Harrys Augen wanderten an ihm vorbei, dorthin, wo Professor Dumbledore sa?, der Schulleiter mit dem langen, silbernen Bart. Vom Lehrertisch aus verfolgte er die Auswahl durch seine halbmondformigen Brillenglaser, die im Kerzenlicht blitzten. Ein paar Platze weiter sah Harry Gilderoy Lockhart, gewandet in einen aquamarinblauen Umhang. Und dort, am Ende des Tisches, sa? Hagrid, riesig und haaruberwuchert, und nahm tiefe Schlucke aus seinem Becher.
»Guck mal…«1 zischte Harry Ron ins Ohr.»Dort am Lehrertisch ist ein freier Platz… Wo ist eigentlich Snape?«
Professor Severus Snape war der Lehrer, den Harry am wenigsten leiden konnte. Und es traf sich, da? Harry auch der Schuler war, den Snape am wenigsten leiden konnte. Der grausame, spottische und bei allen au?er bei den Schulern seines eigenen Hauses (Slytherin) unbeliebte Snape unterrichtete Zaubertranke.
»Vielleicht ist er krank«, sagte Ron hoffnungsvoll.
»Vielleicht hat er gekundigt«, entgegnete Harry,»weil er wieder nicht Verteidigung gegen die dunklen Kunste unterrichten darf!«
»Oder sie haben ihn rausgeschmissen!«, meinte Ron begeistert.»Immerhin kann ihn ja keiner ausstehen -«
»Oder vielleicht«, sagte eine eisige Stimme direkt hinter ihnen,»wartet er darauf, von euch zu horen, warum ihr nicht mit dem Schulzug gekommen seid.«
Harry wirbelte herum. Vor ihnen, sein schwarzer Umhang flatterte in der kalten Brise, stand Severus Snape. Er war ein dunner, fahlhautiger Mann mit Hakennase und fettigem, schulterlangem schwarzem Haar. Und in diesem Augenblick lachelte er auf eine Weise, die Harry sagte, da? er und Ron in gewaltigen Schwierigkeiten steckten.
»Kommt«, sagte Snape.
Harry und Ron wagten nicht einmal, sich Blicke zuzuwerfen, und folgten Snape die Stufen hoch in die ausladende, von Echos durchzogene und fackelbeleuchtete Eingangshalle. Ein kostlicher Duft wehte aus der Gro?en Halle heruber, doch Snape fuhrte sie weg aus der Warme und dem Licht und eine schmale Steintreppe hinunter, die in die Kerker fuhrte.
»Da hinein!«, sagte er und offnete eine Tur auf halbem Weg den dunklen Treppengang hinunter.
Zitternd betraten sie Snapes Buro. An den dunklen Wanden zogen sich Regale voller gro?er Einmachglaser entlang, in denen alle moglichen widerwartigen Geschopfe schwammen, deren Namen Harry im Moment nicht wu?te. Der Kamin war dunkel und leer. Snape schlo? die Tur, wandte sich um und blickte die beiden an.
»Soso«' sagte er leise,»der Zug ist nicht gut genug fur den beruhmten Harry Potter und seinen treuen Kameraden Weasley. Wollten hier mit gro?em Trara ankommen, nicht Wahr, die Herren«
»Nein, Sir, die Absperrung in King's Cross, sie…«
»Ruhe«, sagte Snape kuhl.»Was habt ihr mit dem Wagen gemacht?«
Ron schluckte. Nicht zum ersten Mal hatte Harry den Eindruck, Snape konne Gedanken lesen. Doch einen Moment spater, als Snape die neue Ausgabe des Abendpropheten entrollte, wurde ihm alles klar.
»Man hat euch gesehen«, zischte Snape und zeigte ihnen die Schlagzeile: FLIEGENDER FORD ANGLIA VERSETZT MUGGEL IN AUFREGUNG. Er las laut vor.»Zwei Londoner Muggel sind felsenfest uberzeugt, da? sie einen alten Wagen uber den Turm des Postamtes fliegen sahen… Als Mrs Hetty Bayliss in Norfolk um die Mittagszeit ihre Wasche aufhangen wollte… Mr Angus Fleet aus Peebles schilderte der Polizei… Sechs bis sieben Muggel insgesamt. Ich glaube, dein Vater arbeitet in der Abteilung fur den Mi?brauch von Muggelsachen«, sagte er und blickte Ron mit zunehmend gehassigem Lacheln an.»Meine Gute… sein eigener Sohn…«
Harry fuhlte sich, als ob ihn gerade einer der kraftigeren Aste des verruckten Baumes in die Magengegend geschlagen hatte. Wenn jemand herausfand, da? Mr Weasley den Wagen verhext hatte… daran hatte er gar nicht gedacht…
»Wie ich bei meinem Kontrollgang durch den Park feststellen mu?te, scheint eine sehr wertvolle Peitschende Weide schwer beschadigt worden zu sein«, fuhr Snape fort.