Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus (бесплатная библиотека электронных книг .txt) 📗
Onkel Vernon gab abermals ein merkwurdiges Gerausch von sich, wie eine getretene Maus.
»Dir jedenfalls, Harry«, sagte der Riese und kehrte den Dursleys den Rucken zu,»einen sehr herzlichen Gluckwunsch zum Geburtstag. Hab hier was fur dich – vielleicht hab ich zwischendurch mal draufgesessen, aber er schmeckt sicher noch gut.«
Aus der Innentasche seines schwarzen Umhangs zog er eine etwas eingedellte Schachtel. Harry offnete sie mit zitternden Fingern. Ein gro?er, klebriger Schokoladenkuchen kam zum Vorschein, auf dem mit grunem Zuckergu? Herzlichen Gluckwunsch, Harry geschrieben stand.
Harry sah zu dem Riesen auf Er wollte eigentlich danke sagen, aber auf dem Weg zum Mund gingen ihm die Worte verloren, und statt dessen sagte er:»Wer bist du?«
Der Riese gluckste.
»Wohl wahr, hab mich nicht vorgestellt. Rubeus Hagrid, Huter der Schlussel und Landereien von Hogwarts.«
Er streckte eine gewaltige Hand aus und schuttelte Harrys ganzen Arm.
»Was ist nun eigentlich mit dem Tee?«, sagte er und rieb sich die Hande. »Wurd nicht nein sagen, wenn er 'n bi?chen starker war, wenn du verstehst, was ich meine.«
Sein Blick fiel auf einen Korb mit den zusammengeschrumpften Kracker-Schachteln und er schnaubte. Er beugte sich zur Feuerstelle hinunter; sie konnten nicht sehen, was er tat, doch als er sich einen Moment spater aufrichtete, prasselte dort ein Feuer. Es erfullte die ganze feuchte Hutte mit flackerndem Licht, und Harry fuhlte die Warme uber sein Gesicht flie?en, als ob er in ein hei?es Bad getaucht ware.
Der Riese setzte sich wieder auf das Sofa das unter seinem Gewicht einknickte, und begann dann alle moglichen Dinge aus den Taschen seines Umhangs zu ziehen: einen Kupferkessel, eine platt gedruckte Packung Wurstchen, einen Schurhaken, eine Teekanne, einige ineinander gesteckte Becher und eine Flasche mit einer bernsteinfarbenen Flussigkeit, aus der er sich einen Schluck genehmigte, bevor der Tee zu kochen begann. Bald war die Hutte erfullt von dem Duft der brutzelnden Wurste. Wahrend der Riese arbeitete, sagte niemand ein Wort, doch als er die ersten sechs fetten, saftigen, leicht angekokelten Wurste vom Rost nahm, zappelte Dudley ein wenig. Onkel Vernon fauchte ihn an:»Dudley, du ruhrst nichts von dem an, was er dir gibt.«
Der Riese gab ein dunkles Glucksen von sich.
»Dein gro?er Pudding von einem Sohn mu? nicht mehr gemastet werden, Dursley, keine Panik.«
Er reichte die Wurstchen Harry, der so hungrig war, da? es ihm vorkam, als hatte er noch nie etwas Wundervolleres gekostet, doch immer noch konnte er den Blick nicht von dem Riesen abwenden. Schlie?lich, da offenbar niemand etwas zu erklaren schien, sagte er:»Tut mir Leid, aber ich wei? immer noch nicht richtig, wer du bist.«
Der Riese nahm einen gro?en Schluck Tee und wischte sich mit dem Handrucken den Mund.
»Nenn mich Hagrid«, sagte er,»das tun alle. Und wie ich dir schon gesagt hab, bin ich der Schlusselhuter von Hogwarts – uber Hogwarts wei?t du naturlich alles.«
»Ahm – nein«, sagte Harry.
Hagrid sah schockiert aus.
»Tut mir Leid«, sagte Harry rasch.
»Tut dir Leid?«, bellte Hagrid und wandte sich zu den Dursleys um mit einem Blick, der sie in die Schatten zuruckweichen lie?. »Denen sollte es Leid tun. Ich wu?te, da? du deine Briefe nicht kriegst, aber ich hatt nie gedacht, da? du nicht mal von Hogwarts wei?t, das is ja zum Heulen! Hast du dich nie gefragt, wo deine Eltern das alles gelernt haben?«
»Alles was?«, fragte Harry.
»ALLES WAS?«, donnerte Hagrid. »Nu mal langsam!«
Er war aufgesprungen. In seinem Zorn schien er die ganze Hutte auszufullen. Die Dursleys kauerten sich an die Wand.
»Wollt ihr mir etwa sagen«, knurrte er sie an,»da? dieser Junge – dieser Junge! – nichts von – von NICHTS wei??«
Das ging Harry doch ein wenig zu weit. Immerhin ging er zur Schule und hatte keine schlechten Noten.
»Ich wei? schon einiges«, sagte er. »Ich kann namlich Mathe und solche Sachen.«
Doch Hagrid tat dies mit einer Handbewegung ab und sagte:»Uber unsere Welt, meine ich. Deine Welt. Meine Welt. Die Welt von deinen Eltern.«
»Welche Welt?«
Hagrid sah aus, als wurde er gleich explodieren.
»DURSLEY!«, drohnte er.
Onkel Vernon, der ganz bla? geworden war, flusterte etwas, das sich anhorte wie »Mimbelwimbel«. Hagrid starrte Harry mit wildem Blick an.
»Aber du mu?t doch von Mum und Dad wissen«, sagte er. »Ich meine, sie sind beruhmt. Du bist beruhmt.«
»Was? Mum und Dad waren doch nicht beruhmt!«
»Du wei?t es nicht… du wei?t es nicht… «Hagrid fuhr sich mit den Fingern durch die Haare und fixierte Harry mit einem besturzten Blick.
»Du wei?t nicht, was du bist?«, sagte er schlie?lich.
Onkel Vernon fand plotzlich seine Stimme wieder.
»Aufhoren«, befahl er,»horen Sie sofort auf, Sir! Ich verbiete Ihnen, dem Jungen irgendetwas zu sagen!«
Auch ein mutigerer Mann als Vernon Dursley ware unter dem zornigen Blick Hagrids zusammengebrochen; als Hagrid sprach, zitterte jede Silbe vor Entrustung.
»Du hast es ihm nie gesagt? Ihm nie gesagt, was in dem Brief stand, den Dumbledore fur ihn dagelassen hat? Ich war auch dabei! Ich hab gesehen, wie Dumbledore ihn dort hingelegt hat, Dursley! Und du hast ihn Harry all die Jahre vorenthalten?«
»Was vorenthalten?«, fragte Harry begierig.
»AUFHOREN! ICH VERBIETE ES IHNEN!«, schrie Onkel Vernon in Panik.
Tante Petunia schnappte vor Schreck nach Luft.
»Aach, kocht eure Kopfe doch im eigenen Saft, ihr beiden«. sagte Hagrid. »Harry, du bist ein Zauberer.«
In der Hutte herrschte mit einem Mal Stille. Nur das Meer und das Pfeifen des Winds waren noch zu horen.
»Ich bin ein was?«
»Ein Zauberer, naturlich«, sagte Hagrid und setzte sich wieder auf das Sofa, das unter Achzen noch tiefer einsank. »Und ein verdammt guter noch dazu, wurde ich sagen, sobald du mal 'n bi?chen Ubung hast. Was solltest du auch anders sein, mit solchen Eltern wie deinen? Und ich denk, 's ist an der Zeit, da? du deinen Brief liest.«
Harry streckte die Hand aus und nahm endlich den gelblichen Umschlag, der in smaragdgruner Schrift adressiert war an Mr. H. Potter, Der Fu?boden, Hutte-auf-dem-Fels, Das Meer. Er zog den Brief aus dem Umschlag und las:
HOGWARTS-SCHULE FUR HEXEREI UND ZAUBEREI
Schulleiter: Albus Dumbledore
(Orden der Merlin, Erster Klasse, Gro?z., Hexenmst.
Ganz hohes Tier, Internationale Vereinig. d. Zauberer)
Sehr geehrter Mr. Potter, wir freuen uns, Ihnen mitteilen zu konnen, da? Sie an der Hogwarts-Schule fur Hexerei und Zauberei aufgenommen sind. Beigelegt finden Sie eine Liste aller benotigten Bucher und Ausrustungsgegenstande.
Das Schuljahr beginnt am 1. September. Wir erwarten Ihre Eule spatestens am 31. Juli.
Mit freundlichen Gru?en
Minerva McGonagall
Stellvertretende Schulleiterin
Wie ein Feuerwerk explodierten Fragen in Harrys Kopf, und er konnte sich, nicht entscheiden, welche er zuerst stellen sollte. Nach ein paar Minuten stammelte er:»Was soll das hei?en, sie erwarten eine Eule?«
»Galoppierende Gorgonen, da fallt mir doch ein… «, sagte Hagrid und schlug sich mit solcher Wucht die Hand gegen die Stirn, da? es einen Brauereigaul umgehauen hatte. Aus einer weiteren Tasche im Innern seines Umhangs zog er eine Eule hervor. eine echte, lebende, recht zerzaust aussehende Eule – wie einen langen Federkiel und eine Pergamentrolle. Mit der Zunge zwischen den Lippen kritzelte er eine Notiz. Fur Harry standen die Buchstaben zwar auf dem Kopf, dennoch konnte er sie lesen:
Sehr geehrterN1r. Dumbledore, ich habe Harry seinen Brief uberreicht. Nehme ihn morgen mit, um seine Sachen einzukaufen.
Wetter ist furchterlich. hoffe, Sie sind wohlauf Hagrid
Hagrid rollte die Nachricht zusammen, ubergab sie der Eule, die sie in deren Schnabel klemmte, ging zur Tur und schleuderte die Eule hinaus in den Sturm. Dann kam er zuruck und setzte sich, als hatte er nur mal kurz telefoniert.