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Eine letzte Breitseite: Kommodore Bolitho im ostlichen Mittelmeer - Kent Alexander (читать книги бесплатно полные версии TXT) 📗

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Erschrocken lehnte er sich zuruck, denn Bolitho stand auf, und seine Augen blitzten vor Verachtung.»Schachern Sie gefalligst nicht mit mir! Vorige Woche haben wir einen Schlag gegen den Feind gefuhrt, aber die Verluste, die wir hatten, waren sehr schwer. Ware Lysander nicht erschienen, und hatte Buzzard nicht eingegriffen, dann ware Ihr Schiff heute das einzige, das noch schwimmt! Wenn Sie das nachste Mal von Voreingenommenheit oder von Ehre reden, dann denken Sie daran!»

Er rief nach Ozzard. Dann fuhr er fort:»Sie konnen sich jetzt wieder auf Ihr Schiff begeben. Aber vergessen Sie nicht: was nicht zu beweisen ist, steht dennoch zwischen uns. Das Geschwader ist personell unterbesetzt, die meisten Offiziere sind jung und unerfahren. Nur aus diesem Grunde sehe ich vorerst von einer offiziellen Untersuchung Ihres Falles ab.»

Herrick erschien mit Ozzard an der Tur, blieb jedoch stehen, denn Bolitho sprach noch weiter.»Aber horen Sie gut zu, Captain Probyn: Falls ich jemals herausbe komme, da? Sie uns absichtlich nicht zur Hilfe gekommen sind, oder wenn Sie in Zukunft jemals gegen die Interessen dieses Geschwaders handeln, will ich Sie dafur hangen sehen!»

Probyn ri? Ozzard seinen Hut aus der Hand und stolperte aus der Kajute. Als Herrick zuruckkam, stand Bolitho immer noch da wie vorher und starrte mit Ekel auf Probyns leeren Stuhl.

«Da haben Sie mich einmal von einer ha?lichen Seite gesehen, Thomas«, sagte er.»Aber bei Gott, es war mein Ernst, jedes Wort.»

XVII Sturmwolken

Es dauerte beinahe zwei Wochen, bis Bolitho das Signal Anker lichten hissen und das schutzende Eiland verlassen konnte. Selbst dann gab es noch schwere Sturmboen, und bald stellte sich heraus, da? Javals Havarie schwerer war als gedacht. Pausenlos arbeiteten seine Manner auf jeder Wache an den Pumpen, und bei den begrenzten Reserven an Bord brauchte er seinen ganzen Vorrat an Ersatzplanken und Leinwand, um die schwersten Lecks abzudichten.

Nach der wilden Schlacht, dem Hochgefuhl beim Anblick der Lysander, die ihren Bug durch Pulverqualm und Spruhwasser stie?, war dieses schlechte Wetter, bei dem man trotz gro?ter Anstrengung nur langsam vorankam, um so deprimierender. Die Schiffe gerieten aus der Formation und mu?ten auf verschiedenen Kursen kreuzen, um uberhaupt vorwartszukommen, wobei sie einen starken Sudwestwind gegen sich hatten, und Bolitho mu?te noch dankbar sein, da? kein feindliches Geschwader ihren Weg kreuzte. Seine Mannschaften waren von dem standigen schweren Dienst erschopft, jedes Schiff war wegen der Toten und Verwundeten unterbesetzt, so hatte er es mit keinem Gegner aufnehmen konnen.

Die Perle, die eroberte franzosische Korvette, eilte mit seinen

Depeschen voraus; er wu?te, da? Herrick immer noch seine Zwe i-fel hatte, ob Leutnant Fitz-Clarence bis zum Hafen kommen und der Admiral in Gibraltar seine Depeschen auch erhalten wurde. Vielleicht hatte er die Perle direkt nach Gibraltar beordern sollen. Doch da seine Informationen moglichst schnell und umfassend bekannt werden mu?ten, war es unbedingt notig, da? Fitz-Clarence zuerst Syrakus anlief.

Das Kinn auf der Brust, mit dem Oberkorper die Schiffsbewegungen ausgleichend, ging er nervos in der Kajute auf und ab. Da horte er den Ruf:»An Deck! Segel in Nordwest!»

Diesmal konnte er sich nicht beherrschen und eilte, ohne auf Meldung vom Achterdeck zu warten, hinaus zu Herrick und den anderen Offizieren.

Herrick fa?te an den Hut.»Sie haben es gehort, Sir?»

«Aye, Thomas.»

Prufend uberschaute Bolitho das obere Batteriedeck. Einen ganzen Monat war es schon her, da? die franzosischen Versorgungsschiffe unter ihrem Beschu? gesunken und verbrannt waren; kein Wunder, dieser Zeitverlust bei dem schlechten Wetter und den unumganglichen Verzogerungen durch die Reparaturen. So lange war es schon her, da? Farquhar und die vielen Manner gefallen waren. Und da? die Nicator aufgelaufen war.

Die Manner am Schanzkleid, auf den Laufbrucken und in den Wanten, die nach dem fremden Schiff ausspahten, sahen zaher und kraftiger aus als vorher, fand Bolitho. Herrick hatte gut gearbeitet. Fur einfache Matrosen war es nicht leicht zu begreifen, was jenseits ihrer eigenen Bordwand im Geschwader vorging. Manche Kommandanten machten sich nicht erst die Muhe, es ihnen zu sagen. Herrick jedoch hatte ihnen, wie er das grundsatzlich tat, Sinn und Ziel der Operation zu erklaren versucht. Ware Farquhar damals seinem Beispiel gefolgt, so ware es besser fur ihn gewesen. Dann hatten seine Manner, als das Schiff mit zerschossenem Ruder und ohne Masten auf die Sandbank zutrieb, wirklich ihr Allerau?erstes gegeben, und alles ware vielleicht anders gekommen.

Bolitho fuhr hoch, denn jetzt rief der Ausguck:»Die Harebell,

Sir!»

Herrick grinste erleichtert.»Der gute alte Inch! Ich habe mich ohnehin gefragt, wo er so lange bleibt!»

Die Segel der Schaluppe wuchsen aus der Kimm empor; unter allen Segeln, gefahrlich schragliegend, eilte sie auf das Geschwader zu. Bolitho sah die veranderten Schatten auf ihren Marssegeln und flehte zu Gott, der Wind moge sich nicht ausgerechnet jetzt gegen sie wenden oder abflauen. Der Gedanke, in der Flaute zu liegen, wenn Inch wichtige Nachrichten hatte, aber so weit entfernt war, da? kein Kontakt aufgenommen werden konnte, lie? sich kaum ertragen. Und der Wind hatte sich schon mehrmals so launisch benommen, seit sie aus dem Schutz der griechischen Insel heraus waren. Aufbrisend bis zur Sturmstarke, dann wieder zum Nichts verhauchend, so da? die klatschnassen Decks in der hei?en Sonne dampften und die Schiffe reglos lagen wie Manner, die nach einer Prugelei bewu?tlos sind.

«Was meinen Sie, Sir?«fragte Herrick leise.»Gute oder schlechte Nachrichten?»

Bolitho bi? sich auf die Lippe. Inch war lange weg gewesen. Da das kleine Geschwader wichtige Informationen uber Starke und Bewegungen des Feindes gesammelt hatte, konnten inzwischen alle moglichen Entscheidungen getroffen worden sein.

«Meiner Ansicht nach«, entgegnete er,»wird man jetzt eine Blockade der franzosischen Hafen aufbauen. Wenn Brueys erfahren hat, da? seine Versorgungsflotte und seine schwere Artillerie bei Korfu vernichtet worden sind, durfte er uber eine Invasion Englands etwas anders denken. Unsere Leute haben hart gearbeitet, Thomas. Ich hoffe, damit haben sie der Flotte wenigstens genug Zeit verschafft, da? eine entscheidende Unternehmung vorbereitet werden kann.»

Als die Harebell nahe genug heran war, um ein Boot auszusetzen, hing fetter Kombusenrauch in der Luft. Es fiel Bolitho auf, da? die meisten der wachfreien Matrosen an Deck blieben, statt ihr Mittagessen zu fassen. Sie wollten Inch ankommen sehen und erfahren, was jetzt geschehen sollte.

In der gro?en Kajute setzte Bolitho Commander Inch ein Glas Wein vor, damit er erst einmal zu Atem kame.

Dabei kam ihm der Gedanke, da? es nach den Schlachten und ihren schweren Verlusten oftmals Mannern wie Inch zufiel, Nachrichten von hochster Wichtigkeit zu uberbringen. An Land hatte man ihn kaum bemerkt. Schlaksig, mit langem Pferdegesicht und standig aufgeregt zappelnd, schien er kaum aus dem Stoff zu sein, aus dem die Helden gemacht waren, wie sie sich das Publikum gern vorstellte. Doch Bolitho wu?te es besser und hatte Inch nicht fur ein Dutzend anderer eingetauscht.

«Ich habe die Depeschen abgeliefert«, berichtete Inch,»und — «, er warf einen raschen Blick auf Herrick — ,»meinen Passagier ebenfalls, Sir. Dann geriet ich in ungeheuer hektischen Betrieb. «Er runzelte die Stirn, um seine Gedanken zu sammeln.»Vizeadmiral Sir Horatio Nelson passierte Anfang Mai mit seinem Flaggschiff Gibraltar und nahm Kurs auf Toulon.»

Herrick atmete tief auf.»Gott sei Dank!»

Inch starrte ihn an.»Nein, Sir, so ist das leider nicht. Wir hatten einen starken Sturm, Nelsons Schiffe wurden zerstreut, sein eigenes entmastet und beinahe auf Strand geworfen. Er mu?te einen Nothafen anlaufen, um seine Schaden zu reparieren: die Insel San Pietro vor Sardinien.»

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