Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander (читать книги онлайн бесплатно без сокращение бесплатно .txt) 📗
Prideaux fixierte ihn scharf. Seine Finger strichen uber den Griff seines Degens.»Das ist es nie. «Der Mann fuhr gebrochen fort:»Sie haben das Schiff genommen, ehe wir etwas unternehmen konnten. Ich wollte helfen, den Kapitan zu retten, aber… «Der andere namens Mossel knurrte:»Halt's Maul, du Narr. «Herrick musterte ihn nachdenklich. Sie mu?ten sich tagelang auf der Insel versteckt gehalten haben, voller Angst vor den wachsamen Kanus und gegen jede Hoffnung hoffend, da? ein Schiff nahe genug vorbeikam, um sie zu retten. Doch nicht ein Schiff des Konigs. Nur der Durst und die grimmige Erkenntnis, da? sie nicht viel langer uberleben wurden, hatten sie gezwungen, sich zu zeigen. Herrick sagte ruhig:»Schicken Sie nach dem Bootsmann. «Er sah Midshipman Fitzmaurice unter der Tur.»Mein Kompliment an Mr. Jury, und er soll an der Gro?rah Stricke anbringen lassen.»
Die Wirkung zeigte sich sofort. Latimer fiel schluchzend auf die Knie.»Das ist nicht gerecht, Sir. Bitte hangen Sie mich nicht. Die anderen haben uns dazu gezwungen. Wir hatten keine Wahl.»
«Es gibt viele, die sich den Piraten nicht angeschlossen haben und noch leben, um es zu bezeugen«, entgegnete Herrick.
Fitzmaurice fragte hoflich:»Soll ich den Bootsmann benachrichtigen, Sir?»
«Lassen Sie mich uberlegen. «Herrick sah zu, wie Latimer vom Boden hochgezogen wurde.
Mossel sagte:»Wir werden sowieso gehangt. Was soll's, zum Teufel?«Er krummte sich, als der Schiffskorporal ihm die Faust in die Rippen stie?.
Herrick stand auf. Latimers Jaulen und seine eigene Rolle ekelten ihn an. Aber die Zeit drangte. Es stand mehr auf dem
Spiel als der Hals eines verdammten Meuterers.
Schroff befahl er:»Bringt ihn hinaus. «Zu Latimer fugte er hinzu:»Und Sie setzen sich auf diese Kiste. Ich will nicht,
da? Ihr Schmutz die Mobel des Kapitans verdirbt.»
Als sich die Tur hinter Mossel geschlossen hatte, fragte
Latimer:»Sind Sie nicht der Kapitan, Sir?«»Nein. Verstehen Sie also: was mein Kapitan nicht wei?, braucht er nicht zu berucksichtigen. Ich kann Sie auf der Stelle hangen, und niemand wird je danach fragen. Ich kann Sie zuruck an Land bringen und sagen, da? Sie mir bei meinen Nachforschungen geholfen hatten, und man wird es glauben. Der Kapitan ist an bestimmte Regeln gebunden, ich bin das nicht. «Er beobachtete, wie die Luge von dem Mann Besitz ergriff, dann schrie er ihn an:»Reden Sie also schon, oder Sie werden noch vor acht Glasen baumeln. «Die Geschichte, die Latimer vorbrachte, war ebenso phantastisch wie erschreckend.
Mit bruchiger, heiserer Stimme berichtete der Mann, der unter Kapitan Lloyd zur Mannschaft des Vormastes gehort hatte, von seinem Dienst an Bord eines Piratenschoners; es war der unter dem Kommando von Mathias Tuke. Gefurchtet, und das mit gutem Grund, verschaffte sich Tuke dennoch eine Art Respekt bei seinen Leuten. Latimer berichtete von seinem Angriff auf die Nordinsel, wie sie Geschutze an Land gebracht und das Dorf in Brand gesetzt hatten. Er beschrieb Mordtaten und bestialische Grausamkeiten, die sich nach Tukes Vorbild bei seiner Gefolgschaft breitmachten, so da? der Tod zu alltaglich wurde, um daruber zu reden.
Er berichtete, da? auch der Franzose Yves Genin an Bord des Schoners gewesen war, sich aber an den Morden und Plunderungen nicht beteiligt hatte. Er schien eine Art Ubereinkommen mit seinem brutalen Geschaftspartner zu haben.
Latimer hatte in einer Nacht eine Auseinandersetzung gehort, nachdem sie den ganzen Tag getrunken hatten. Tuke hatte getobt, da? er Genin uberhaupt nicht brauche, da? schon das Gerucht, er sei bei ihm an Bord, genuge, um diesen Wahnsinnigen de Barras in eine Falle zu locken. Genin hatte ebenso erregt erwidert, da? seine Leute an Bord der Narval ohne Nachricht von ihm nicht handeln wurden. Herrick horte gebannt zu. So war es also, beinahe genauso, wie Bolitho gesagt hatte. Genin war ein Koder, aber er hatte einige seiner Anhanger bereits in die Besatzung der franzosischen Fregatte eingeschmuggelt. Vermutlich hatten sie angemustert, als de Barras hinter seinem entkommenen Gefangenen herjagte.
Das Schlimmste sparte Latimer sich fur den Schlu? auf. Mit seiner bruchigen Stimme berichtete er:»Ehe Tuke uns aussetzte, uberfiel er den Schoner der Siedlung. Er folterte den Kapitan und warf ihn den Haien zum Fra? vor. Doch erst, als er alles uber Ihr Schiff und Ihren Aufenthalt erfahren hatte. Er lachte wie wahnsinnig und qualte die ganze Zeit uber den Kapitan des Schoners mit einer gluhenden Messerklinge.»
Herrick starrte ihn an. Der Schoner hatte die Siedlung also uberhaupt nicht mehr erreicht. Die Tempest war hier oben, und es war bekannt, da? sie hier war. Er fragte:»Sonst noch etwas?»
Latimer betrachtete seine teerigen Hande.»Wir nahmen ein kleines Handelsschiff, hollandisch war es, glaube ich. Es hatte Briefe an Bord, Nachrichten uber den Aufruhr in Frankreich.»
«Allmachtiger Gott!«Das war Ol ins Feuer.»Und dann?«»Ich und Mossel wurden erwischt, als wir von der Beute stahlen, Sir. Kapitan Tuke setzte uns aus. Er wu?te, da? es hier kein Wasser gab und da? die schwarzen Teufel uns umbringen wurden, wenn wir versuchten zu entkommen. «Herrick nickte.»Ihr Kapitan Tuke ist ein schlauer Mann. Er wu?te, da? wir kommen, da? wir denken wurden, diese Kanus wurden uns bewachen, und da? wir hier vor Anker liegen blieben. «Er sah Prideaux an.»Und als er Genins Leute an Bord der Narval verstandigte, kam es dort zur Meuterei, was ich in mancher Hinsicht verstehen kann. Aber das andert nichts an der Tatsache, da? er ein Pirat ist und bleiben wird.»
Prideaux schuttelte den Kopf.»Das glaube ich nicht. Wenn er die Narval einsetzen kann, um einen gro?en Coup durchzufuhren, konnte er sich um Legalitat und Anerkennung bemuhen und dabei Genins Hilfe finden. «Herrick bi? sich auf die Lippe.»Das mag alles so sein, aber wir leben nicht mehr in den Zeiten eines Henry Morgan. «Latimer horte ihnen angstlich zu.»Ich habe was von
Versorgungsschiffen gehort, Sir«, sagte er.»Der Hollander hat Tuke so was erzahlt. Sie kamen um Kap Horn auf dem Weg nach Neusudwales.»
Herrick wandte sich wieder an Prideaux.»Da haben Sie es. Er wird nach einer neuen Basis suchen, seine erbeuteten Geschutze montieren und sich auf den gro?ten Schlag seines Lebens vorbereiten. «Er blickte aus dem Heckfenster und sah die violetten Schatten, die sich vom Land her ausbreiteten. Er kam zu einem Entschlu?.»Verdammt, morgen fruh lichten wir Anker und kehren zur Siedlung zuruck. Bei Dunkelheit wage ich es nicht, hier durch die Klippen zu fahren. Es war schlimm genug, hierher zu kommen.«»Und wir, Sir?»
Herrick fixierte Latimer ein paar Sekunden lang.»Ihr Kumpan wird gehangt, allerdings nicht von mir. Ich will sehen, was ich fur Sie tun kan. Es kann sein, da? Sie vielen das Leben gerettet haben. Das konnte Ihnen helfen. «Er wandte sich ab, als der Mann schluchzend aus der Kajute geschafft wurde.
Prideaux sagte erbittert:»Menschen das Leben gerettet? Mein Gott! Wir sind gar nicht in der Lage, irgendwo rechtzeitig hinzukommen. Ich meine, Sie sollten nach Sydney zuruckfahren. Soll doch der Kommodore die Verantwortung ubernehmen.»
Herrick fuhlte sich wohler, nachdem er einen Entschlu? gefa?t htte. Ohne den Schoner konnte Bolitho ihn nicht benachrichtigen. Die Tempest mu?te wieder unter das Kommando ihres verantwortlichen Kapitans, ohne Rucksicht auf das Fieber.
«Benachrichtigen Sie Mr. Lakey«, sagte er.»Ich mochte den Kurs fur morgen mit ihm besprechen. Danach treffen wir uns hier zu einer Konferenz.»
Als Herrick allein in der Kajute war, ging er an das Heckfenster und starrte auf das unruhige Wasser. Ein leichter Wind wehte; in der vergangenen Nacht hatte Sturm geherrscht, wenn auch in einiger Entfernung, doch auch hier war die See kabbelig. Man konnte nie sicher sein, was das Wetter brachte.
Lakey trat in die Kajute.
«Wir gehen den Kapitan holen, Mr. Lakey«, begru?te Herrick ihn.