Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander (читаем полную версию книг бесплатно txt) 📗
Searle brullte:»Aufhalten den Mann, ihr Narren!»
Wie der Blitz sturzte Cooper die Au?entreppe hinab, und gleich danach horten sie drau?en einen entsetzlichen Schrei, der aber sofort erstickt wurde.
Schweratmend kehrte Cooper in den Turm zuruck, das blutige Entermesser noch in der Faust.»Es kommen mehr von den Kerls, Sir«, keuchte er.
Jones walzte sich auf dem Boden, sein Blut mischte sich mit dem des franzosischen Matrosen.
Scharf befahl Browne:»Kummert euch um ihn!«Und zu Searle gewandt, setzte er gepre?t hinzu:»Wir mussen hier schleunigst verschwinden!»
Searle hatte seine au?erliche Ruhe wiedergefunden.»Harding, mach weiter mit den Lunten«, befahl er.
Der Sprengmeister warf einen schiefen Blick auf seinen Kameraden.»Und das alles in einer Kirche«, murrte er heiser.»Es ist nicht recht, Sir.»
Searles rechte Hand hielt plotzlich eine Pistole.»Gib acht, wie du mit mir redest, du aberglaubisches altes Weib«, sagte er kalt.»Ich sorge dafur, da? du einen gestreiften Rucken kriegst, wenn wir wieder an Bord sind, verla? dich drauf!»
Von drau?en hammerten Fauste und Fu?tritte gegen die Tur, und Browne warnte:»Weg mit euch, Jungs. «Er hatte kaum ausgesprochen, da knallte ein Schu?, eine Kugel schlug in die dicken Turbohlen, und ein Chor von aufgeregten Stimmen brandete gegen die Au?enmauern, als seien die Toten aus den Grabern gekrochen und schrien nach Rache.
Cooper sagte:»Auf der anderen Seite ist noch eine Tur, Sir. Aber sehr eng. Wahrscheinlich nur 'ne Ladeluke fur Holz und Kohle.»
«Das sehe ich mir an. Komm mit und zeig sie mir, Cooper. «Searle sah warnend zu Browne hinuber.»Behalten Sie die Leute im Auge, Oliver. Wenn sie glauben, da? es ihnen an den Kragen geht, werden sie davonrennen.»
Damit verschwand er zwischen zwei abgewetzten Saulen nach hinten, und Browne horte nur noch seine Stiefel auf die Steine knallen wie bei der Parade.
Vor der Kirche war jetzt alles still; Browne konnte Harding unregelma?ig atmen horen, wahrend dieser seine Lunten zurecht-schnitt, und ab und zu scharrte ein Fu? auf der Leiter uber ihm, wo die Seeleute ihre Sprengladungen feststopften.
Flusternd fragte Harding:»Was die da drau?en jetzt wohl machen, Sir?«Er blickte dabei aber nicht hoch, sondern arbeitete weiter, und seine vernarbten, schwieligen Pranken bewegten sich so vorsichtig wie Chirurgenhande.
Browne schatzte, da? von den franzosischen Seeleuten oder Wachsoldaten einige davongeeilt waren, um die Kurassiere zu alarmieren. Die konnten nicht lange brauchen, bis sie eintrafen. Wieder dachte er an die schwarzen Federbusche und die langen Sabel, an die Drohung, die von den Kurassieren ausging, selbst damals, als er sie nur von fern gesehen hatte.
Aber laut antwortete er:»Sie warten ab, was wir vorhaben. Schlie?lich konnen sie ja nicht wissen, wer wir sind oder woher wir kommen.»
Jones stohnte wie ein Tier, und Browne kniete sich neben ihn. Die Musketenkugel hatte ein Auge weggerissen und einen daumengro?en Knochensplitter aus der Stirn. Der Seemann namens Nicholl druckte einen Fetzen auf die schreckliche Wunde, aber selbst in dem schwachen Licht konnte Browne erkennen, da? der
Sprengmeister im Sterben lag.
«Es ist aus mit mir«, flusterte Jones.»Wie konnte mir das nur passieren?»
«Ruhen Sie sich aus, Jones. Bald geht's Ihnen besser.»
Cooper kehrte zuruck und starrte wutend auf den Verwundeten hinab.»Hattest du nicht die Muskete fallen gelassen, du dummer Hund, ware das nicht passiert.»
Auch Searle trat aus dem Dunkel heran, Knie und Brust mit Schmutz beschmiert.
«Es gibt wirklich noch eine andere Tur. Winzig klein und seit Monaten nicht mehr benutzt. Wahrscheinlich seit die Marine die Kirche besetzt hat. «Er sah zu Harding hinuber.»Wie lange?»
«Ich habe sie auf eine halbe Stunde geschnitten, Sir.»
Searle sah Browne an und seufzte.»Haben Sie das gehort? Es ist hoffnungslos. «Scharf fuhr er Harding an:»Kurzen auf zehn Minuten, nicht mehr!»
Browne untersuchte seine Pistolen, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Searle hatte recht, wenn er die Lunten so kurz machen lie?. Sie waren hier, um den Semaphor zu zerstoren, um die Signalkette zu unterbrechen, und wahrscheinlich hatten die meisten von ihnen nicht einmal damit gerechnet, bis hierher durchzukommen. Aber er bezweifelte, da? er selbst diesen Befehl mit so kuhlem Nachdruck in der Stimme hatte geben konnen.
«Also, gehen wir. «Als sich zwei Manner buckten, um den stohnenden Jones aufzuheben, fugte er noch hinzu:»Der kommt nicht weit.»
«Ein guter Kanonier«, meinte Searle.»Aber kaum ist er an Land. «Er vollendete den Satz nicht.
Mit dem unglucklichen Jones zwischen sich, ertasteten sie ihren Weg zur Hintertur. Als sie knarrend aufgedruckt wurde, rechnete Browne mit einem Kugelhagel, und als der schmachtige Cooper sich als erster ins Freie warf, erwartete er mit zusammengebissenen Zahnen, da? eine Sabelschneide auf seinen Nacken niederfahren wurde. Aber nichts geschah. Searle murmelte:»Die Franzosen sind an Land auch nicht besser als Jones, scheint mir.»
«Moment mal. «Browne sah in den Turm zuruck, wo Harding neben seinen Leuten wartete.»Ich mache das. Danach schlagen wir uns zum Strand durch. Man kann ja nie wissen.»
Als Searle sich durch die enge Tur nach drau?en gequetscht hatte, fuhlte Browne sich plotzlich sehr allein und unbehaglich. Mit hallenden Schritten ging er zu Harding zuruck.»Fertig?«fragte er.
«Aye, Sir. «Der Kanonier schob eine Scheibe der Laterne hoch und hielt ein langsam brennendes Zundholz an die Flamme, das er in seiner Jackentasche mitgebracht hatte.»Man kann sich nie darauf verlassen, Sir. Nicht, wenn sie so kurz sind. «Er starrte in die Finsternis und fugte bitter hinzu:»Aber manche Leute wissen ja alles besser.»
Gebannt sah Browne zu, wie der Kanonier das Zundholz so lange im Kreis schwang, bis der Kopf zu glimmen begann. Dann sagte er:»Jetzt!»
Laut zischten die Lunten, und die Zundfunken schienen Browne mit wahnwitziger Geschwindigkeit nach oben zu prasseln.
Harding packte ihn am Armel.»Los jetzt, Sir! Nichts wie weg hier!»
Ohne sich um den Krach oder ihre Wurde zu scheren, rannten sie polternd durch das Turmzimmer nach hinten. Fauste zerrten sie an die kuhle Nachtluft hinaus, und Browne fand sogar noch Zeit, zu den fahlen Sternen aufzublicken.
«Wir haben Hufschlag gehort!«keuchte Searle.
Browne richtete sich auf.»Mir nach!«rief er, denn fur Vorsicht war es nun zu spat. Geduckt rannten sie davon und zerrten Jones mit sich, der schlaff wie ein Toter zwischen ihnen hing.
Vor sich erkannte Browne die Gefangnismauer. Scharf bog er ab und horte die anderen hinter sich stolpern und fluchen. Sie machten eine Menge Larm, aber das war nur gut, dachte er, denn so wurde der Hufschlag ubertont, der jetzt unaufhorlich naher kam.
Keuchend stie? er hervor:»Sie reiten zuerst zur Kirche!»
«Hoffentlich fliegen sie mit in die Luft!«schnaufte Searle.
Browne rutschte fast auf nassem Gras aus, als er den Kamm der Steilkuste erreichte. Der Strand unten wurde leer sein, aber wenigstens waren sie am Meer.
Der Hufschlag klapperte lauter, und Browne schlo? daraus, da? die Kurassiere die Stra?e erreicht hatten.
«Warten Sie, Sir!«rief einer seiner Manner.»Der arme Jones stirbt!»
Keuchend und rasselnd wie alte Manner blieben sie stehen, aber Browne drangte:»Wir mussen weiter, das ist unsere einzige Chance!»
Der Kanonier namens Harding schuttelte den Kopf.»Zu spat, Sir. Die kriegen uns ja doch. Ich bleibe bei meinem Kumpel.»
Wutend funkelte Browne ihn an.»Sie hacken dich in Stucke, Mann, wei?t du das nicht?»
Aber Harding blieb dabei.»Ich bin Soldat, Sir, und trage eine Uniform. Ich habe nur Befehle ausgefuhrt.»
Browne versuchte, wieder klaren Kopf zu bekommen, sich daran zu erinnern, wieviel Zeit seit dem Anbrennen der Lunten vergangen war.
Er wandte sich ab.»Kommt weiter, ihr anderen!»