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Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander (читать книги без регистрации .txt) 📗

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Catherine loste ihre Hand und stand auf.»Dann werde ich Sie jetzt verlassen. Aber ich wurde mich gern ausfuhrlicher mit Ihnen unterhalten, Dulcie.»

Belinda folgte ihr in die Halle.»Verschonen Sie Dulcie mit Ihrer Gegenwart«, sagte sie.»Man wei? ja, wer Sie sind. Mussen Sie sich auch noch den Herricks aufdrangen? Den Ruf meines Mannes haben Sie schon auf dem Gewissen. Eines Tages wird er noch bei einem Duell getotet werden!«Bosheit funkelte in Belindas Augen.

Catherine dachte an den Mann im Lustgarten am Themseufer und an Oberst Collyear. Beide hatten sie behandelt wie eine Hure und beide Male hatte sich Bolitho wirklich fast duelliert.

«Und das macht Ihnen Sorge? Sie waren doch noch nie stolz auf Richard. Warum tragen Sie uberhaupt seinen Namen?«Sie ging zur Tur.»Dulcie hat Fieber. Ich habe die beiden Gartner unter dem Fenster gehort, sie sprachen vom Kerkerfieber, das auf den Gefangnisschiffen herrscht. Vielleicht hat sich Dulcie bei ihnen angesteckt. Seit wann ist sie krank?»

Belinda war unsicher geworden.»Seit zwei Tagen. Seit ihr Mann das Haus verlassen hat.»

Catherine fa?te einen Entschlu?.»Ich schicke Mr. Yovell mit einer Nachricht nach London. Hier mu? ein erfahrener Arzt her, nicht der Landdoktor aus dem Dorf. Und kein Wort zu den Dienern uber Kerkerfieber. Die laufen sonst alle weg. Auch Sie sollten das Zimmer nicht betreten.»

«Ist es denn so ansteckend?»

Catherine sah Belinda verachtlich an. Diese Frau war ihr keine Hilfe.»Ich bleibe hier. Kerkerfieber ist Typhus. Dulcie wird ihn nicht uberleben.»

Yovell kam ungerufen in die Halle, und Catherine erklarte ihm leise die Lage.

«Das ist ja schrecklich, Mylady! Wir brauchen sofort einen erfahrenen Arzt!»

Sie sah die Furcht in seinen Augen und legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.»Fur Dulcie kame er zu spat, aber die anderen hier brauchen ihn. Ich kenne Typhus. Man hatte sie viel fruher behandeln mussen, jetzt ist es wohl hoffnungslos. Sie hat Schmerzen und schon einen Ausschlag am Hals, wie ich sehen konnte, als sich ihr Schal verschob. Ich bleibe bei ihr. Niemand sollte einsam sterben.»

Belinda ging mit fahrigen Bewegungen in der Halle auf und ab.»Ich mu? nach London zuruck, meine Tochter wartet.«»Dann verschwinden Sie endlich!»

Gru?los eilte Belinda davon. Catherine lachelte.»Begreifen Sie, Daniel, da? ich hier gebraucht werde? Sagen Sie das bitte Sir Richard.»

Der Schreiber verbeugte sich und verschwand. Gleich darauf klapperte die Kutsche in den Regen hinaus. Richard wurde ihre Entscheidung verstehen. Als ihn seinerzeit ein Fieber bis zur Bewu?tlosigkeit gequalt hatte, war sie nackt zu ihm ins Bett geschlupft, um seinen zitternden Korper zu warmen.

Belinda kam mit ihrem Gepack die gro?e Treppe herunter, fixierte Catherine bose und warf im Vorbeigehen hin:»Ich hoffe, Sie sterben hier!»

«Auch dann wird Richard nicht zu Ihnen zuruckkehren«, antwortete Catherine kuhl.

Dann rollte auch Belindas Kutsche davon.

Die kleine Dienerin, die ihr die Tur geoffnet hatte, stand plotzlich verschreckt vor Catherine.

«Hol bitte die Haushalterin und die Kochin«, befahl sie.»Wie hei?t du?«»Mary, Mylady.»

«Gut, Mary. Wir beide werden uns um deine Herrin kummern. Das wird es ihr leichter machen.»

«Was leichter machen, Madam?»

«Schon gut. Hol die beiden, und dann sage ich euch, was wir brauchen.»

Als das Madchen gegangen war, lie? Catherine sich auf einen Stuhl sinken. Was da auf sie zukam, verlangte Umsicht und Starke. Das Leben hier im Haus konnte zu einem Alptraum werden. Wieder horte sie Dulcie rufen; es klang wie der Name Thomas.

«Ich hoffe, Sie sterben hier«, hatte Belinda ihr gewunscht. Seltsamerweise gab ihr dieser Wunsch Kraft. Und als die Kochin und die Haushalterin kamen, sprach sie ruhig und ohne zu zogern mit ihnen.

«Eure Herrin mu? gebadet werden, das werde ich tun. Sie kochen ihr bitte eine nahrhafte Suppe. Und dann brauche ich Brandy.»

Die Kochin verschwand. Die Haushalterin sagte leise:»Ich bleibe hier, bis es vorbei ist. Madam hat mich immer gut behandelt und ins Haus aufgenommen, als mein Mann starb. «Sie schaute zu Catherine auf.»Er ging unter die Soldaten und ist in Indien am Fieber gestorben.»

«Also wissen Sie, was Mrs. Herrick hat?»

«Ich konnt's mir denken. Obwohl Lady Bolitho eben sagte, ich sei wohl narrisch. Sie ist ja schnell verschwunden!»

Catherine rollte die Armel hoch.»Also fangen wir an! Und schicken Sie jemanden zum Arzt, er mu? Bescheid wissen.»

Die Haushalterin musterte Catherines teure schwarze Robe.»Ich hab' noch irgendwo abgelegte Kleider von einem Hausmadchen. Die sollten Sie anziehen. Wir mussen sie ja hinterher verbrennen.»

Es wurde spater als geplant und schon dunkel, bis Matthew die Kutsche durch das vertraute Stadttor lenken konnte. Als sie uber das Kopfsteinpflaster ratterten, schaute Bolitho hinaus. Was hatte sich seit seinem letzten Aufenthalt in Falmouth verandert? Es war immer wieder schon, hierher zuruckzukehren, auch wenn jetzt Schnee in der Luft lag.

Aus einigen Fenstern und sogar einigen Laden schien noch Licht. Als die Kutsche dann den Berg hinauffuhr, betrachtete er die Bauernhauser. Kerzen brannten in manchen Fenstern, an den Scheiben hingen bunte Papierblumen und grune Zweige als Schmuck: Weihnachten zu Hause.

Catherine in ihrem warmen Mantel mit der Pelzhaube schaute neben Bolitho aus dem Fenster. Hinter ihr lagen schwere Tage, an denen sie geglaubt hatte, Falmouth nie wiederzusehen.

Yovell war mit der Kutsche zu spat vor dem Gasthaus in Chatham angekommen, in dem sie Zimmer gemietet hatten. Unterwegs hatten sie ein Rad verloren und deshalb einen Tag langer als sonst gebraucht. Bolitho war au?er sich vor Sorge gewesen und hatte Pferde fur sich und Jenour satteln lassen. Dann waren sie ohne Pause zu Herricks Haus geritten, aber Dulcie war schon gestorben. Ihr schwaches Herz hatte aufgehort zu schlagen, noch ehe das furchtbare Fieber sie umbringen konnte. Catherine lag unter einer Decke nackt im Bett, denn die Haushalterin hatte alle Kleider verbrannt. Wie leicht hatte sie sich anstecken konnen, wahrend sie Dulcie bis zu ihrem letzten Atemzug betreute. Der Arzt hatte ihr nicht viel helfen konnen, er war ein schwachlicher Mensch und vollig uberfordert.

Und nun die lange Fahrt nach Falmouth — sechs Tage hatten sie bis nach Hause gebraucht.

Die Kutsche hielt.

Ferguson und seine Frau erwarteten sie an der Treppe, andere vertraute Gesichter tauchten im Licht der Kutschenlampen auf. Das Gepack wurde abgeladen. Ferguson hatte das Haus gut vorbereitet. Gro?e Feuer flackerten in den Kaminen, selbst in dem in der Halle, denn Warme war jetzt sehr willkommen.

Als sie endlich in ihrem Zimmer waren, von dem aus man auf das Meer blicken konnte, bat Catherine um ein hei?es Bad.»Ich mochte alles abwaschen«, sagte sie.

Ozzard kam mit vielen Kannen voll hei?em Wasser.

Sie rief durch die Badezimmertur:»Wie wird Thomas von Dulcies Tod erfahren?»

Bolitho trat ans Fenster: bedeckter Himmel, keine Sterne. Drau?en sah er ein winziges Licht. Ein kleines Boot, das noch rechtzeitig zum Weihnachtsabend den Hafen erreichen wollte. Er dachte daran, wie Herrick ihm damals die Nachricht von Cheneys Tod gebracht hatte.»Admiral Godschale schickt ihm eine Depesche«, antwortete er,»mit dem ersten Kurierschiff, das zu Thomas' Geschwader auslauft. Ich habe ihm einen Brief beigelegt — von uns beiden. «Er horte ihre Zustimmung.»Du bist wirklich sehr mutig gewesen. Wie leicht hattest du selber sterben konnen!»

Sie trat ins Zimmer, in einen Bademantel gehullt. Ihr Gesicht gluhte.»Dulcie hat im Fieber immer wieder Thomas' Namen gerufen. Sie wu?te, da? sie sterben mu?te.»

Bolitho hielt sie so, da? sie sein Gesicht nicht sehen konnte.»Ich mu? bald auf die Black Prince zuruck, Kate. Vielleicht schon in zwei Wochen, vielleicht noch fruher.»

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