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Der Piratenfurst: Fregattenkapitan Bolitho in der Java-See - Kent Alexander (прочитать книгу .TXT) 📗

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Beilaufig fragte Davy:»Stimmt es, Sir, da? solche Missionen manchmal zur standigen Verwendung im Kolonialdienst fuhren,

Sir?»

Bolitho nickte.»Bei Konteradmiral Conway ist das der Fall. «Er blickte nachdenklich in Davys gebrauntes Gesicht. Der Leutnant hatte irgendwelche Sorgen. So etwas sah man ihm immer gleich an, genau wie damals, als nicht er, sondern Soames das Kommando bei dem Uberfall auf die Sklavenjager bekam.

«Ich dachte…«, setzte Davy zogernd an.»Ich bin selbstverstandlich mit dem Dienst bei der Koniglichen Marine durchaus zufrieden. Er ist genau das, was ich will. Als erster meiner Familie bin ich zur See gegangen. Mein Vater war Kaufmann in der City und hielt nichts vom Dienst. Er wollte mich durchaus nicht zur See gehen lassen.»

Dieses Herumreden, dachte Bolitho, erwiderte aber ermunternd:»Bei Mr. Herrick war es auch so: der erste Seemann in der Familie.»

«Ja. «Jetzt kam Soames den Niedergang herauf, gahnte und sah nach der Uhr. Davy machte ein verzweifeltes Gesicht.»Also — das ist nicht ganz das, was ich meinte, Sir.»

Bolitho wandte sich um und sah ihn voll an.»Mr. Davy, ich ware Ihnen verbunden, wenn Sie endlich zur Sache kamen. In einer Stunde ist es so hei? wie im Backofen, und ich wurde meinen Spaziergang gern noch vor dem Fruhstuck machen, nicht erst nach dem Dinner.»

Davy bi? sich auf die Lippen.»Entschuldigung, Sir! Ich will es erklaren. «Dann schlug er die Augen nieder.»Darf ich von Ihrem Bruder sprechen, Sir?»

Bolitho erstarrte.»Von meinem verstorbenen Bruder?»

«Ich wollte nicht unverschamt sein, Sir. «Davy hob den Kopf und sprach jetzt rasch weiter.»Ich habe irgendwo gehort, da? er den Dienst quittiert hatte.»

Bolitho wartete ab. Er wurde diese Sache mit Hugh eben nicht los. Jetzt riskierte schon sein Zweiter Leutnant einen Anpfiff, blo? um seine Neugier zu befriedigen. Aber er irrte sich in Davys Fall.

«Es war wegen Spielschulden, habe ich gehort?«fragte Davy leise und mit so klaglich flehendem Gesicht, da? Bolitho seine Verbitterung verga? und fragte:»Ist das Ihr Problem? Spielschulden?»

«Jawohl, Sir. Wie ein rechter Narr versuchte ich in London, meine Verluste zuruckzugewinnen. Jetzt, da mein Vater tot ist, bin ich verantwortlich fur das Wohl meiner Mutter und fur unseren Grundbesitz. «Verlegen blickte Davy zur Seite.»In Kriegszeiten hatte ich mit schnellerer Beforderung und entsprechenden Prisengeldern rechnen konnen, Sir.»

«Genauso schnell hatten Sie den Tod finden konnen. «Doch er fragte freundlich weiter:»Wollen Sie mir verraten, wieviel Schulden Sie haben?»

«Zwanzigtausend, Sir.»

Bolitho fuhr sich durchs Haar.»Das ist ungefahr so viel, wie die Undine und die Brigg zusammen kosten. Ich hatte Sie fur vernunftiger gehalten.»

«Vielleicht hatte ich es Ihnen nicht sagen sollen, Sir. «Davy war rot geworden und sah ganz elend aus.

«Nein. Es ist besser, wenn ich es wei?. Hier drau?en sind Sie wenigstens sicher vor Ihren Glaubigern. «Er blickte Davy einigerma?en erschuttert an.»Aber zwanzigtausend Pfund sind ein kleines Vermogen!»

Soames stapfte vorbei und winkte seinen Bootsmannsmaaten.»Lassen Sie die Wache an Deck pfeifen, Kellock!«Sorgfaltig vermied er die Luvseite.

Davy beeilte sich; er wu?te, da? Soames darauf wartete, ihn abzulosen.»Sehen Sie, Sir, ich dachte, da? ich auf so einer Reise wie dieser eine neue Stellung finden konnte.»

«Verstehe. Aber wir haben einen Schutzauftrag. Es geht nicht um Entdeckungen oder einen spanischen Goldschatz. «Er nickte Soames zu und sagte dann:»Aber ich werde Ihre Angelegenheit im Auge behalten.»

Wahrend die beiden Leutnants sich uber den Kompa? beugten, nahm Bolitho seinen Spaziergang an Deck wieder auf. Eben gingen Keen und Armitage den Backborddecksgang entlang; er schickte ein stilles Gebet zum Himmel, die beiden Midshipmen mochten vor Davys Schicksal bewahrt bleiben, oder auch vor dem seines Bruders Hugh.

Bei Keen lagen die Familienverhaltnisse ahnlich wie bei Davy. Auch er hatte einen reichen Vater und reiche Verwandte, die nicht im Dienst des Konigs zu Geld und Gut gekommen waren, sondern durch Handel und Gewerbe. Als Davys Vater starb, war sein Sohn vollig ungewappnet gegen die Versuchungen gewesen, die ihm sein Erbe ermoglichte. Keen andererseits war zur See geschickt worden, eben weil sein Vater reich war und gro?en Einflu? hatte. Herrick hatte Bolitho einmal erzahlt, da? Keen selber ihm das wahrend einer Nachtwache im Indischen Ozean anvertraut hatte.»Um einen Mann aus ihm zu machen. «Keen schien das ziemlich komisch zu finden, wie Herrick berichtete. Doch nach Bolithos Meinung mu?te der alte Keen ein sehr bemerkenswerter Herr sein. Es gab nicht viele, die das Leben und die heilen Knochen ihres Sohnes aus einem solchen Grund aufs Spiel setzten.

Er sah Noddall mit einer Kanne hei?en Wassers ubers Geschutzdeck hasten. Also war Conway aufgestanden und wartete aufs Rasieren. Es war uberraschend, wie wenig im normalen Bordalltag von Conways Anwesenheit zu spuren war. Aber er hatte es selbst so gewollt. Was nicht hie?, da? er sich nicht fur das Schiff interessierte, ganz im Gegenteil. Jedesmal, wenn ein anderes Schiff gesichtet oder wenn zum Reffen oder Segelsetzen gepfiffen wurde, war Conway da und pa?te auf. Einmal, als sie einen halben Tag in einer Flaute lagen, hatten die Matrosen ein Netz ausgebracht, um vielleicht etwas frischen Fisch zu besorgen. Sie fingen nur ein paar Flundern und ein paar plattkopfige Fische, die Mudge sachverstandig als» Seefuchse «bezeichnete; aber Conway hatte so viel Spa? daran gehabt, als hatten sie einen Wal gefangen.

Es war, als ob er jede Stunde bewu?t auslebte wie ein Gefangener, der sein Urteil erwartete. Kein erfreulicher Anblick. Bolitho war knapp achtundzwanzig Jahre alt; aber als Fregattenkapitan mit zwei selbstandigen Kommandos hinter sich hatte er gelernt, das Urteil der Marine zu akzeptieren, wenn er auch manchmal anderer Meinung war.

Eines Abends beim Dinner hatte er erfahren, was mit Conway geschehen war. Es war zwei Tage nach Madras gewesen, und Bolitho hatte Noddall befohlen, ein paar Flaschen vom besten Wein zu bringen, weil er Conway etwas Besonderes bieten wollte. Es war ein Madeira, der teuerste, den er jemals im Leben gekauft hatte. Conway schien das kaum zu merken. Er hatte ihn hinuntergegossen wie Apfelwein, ohne einen Ton dazu zu sagen. Aber er hatte sich schwer betrunken. Nicht langsam oder weil er nicht aufgepa?t hatte; auch nicht, weil er zeigen wollte, was er vertragen konnte. Sondern ganz bewu?t wie jemand, der zu oft allein war und die Wirklichkeit moglichst schnell vergessen wollte.

Es war vor zwei Jahren in eben diesen Gewassern passiert, als Suffren, der franzosische Admiral, den Hafen Trincomali auf Ceylon eingenommen und dabei Englands Macht in Indien fast gebrochen hatte. Conway hatte seine Geschichte erzahlt, als sei Bolitho gar nicht da. Als wolle er sich blo? vergewissern, da? er sich noch an alles erinnerte.

Conway war damals Kommandant eines Kustengeschwaders gewesen und hatte die Aufgabe, Versorgungsschiffe und militarische Geleitzuge zu schutzen. Eine Schaluppe hatte die Nachricht gebracht, da? ein franzosisches Geschwader vor der ceylonesischen Kuste eingetroffen war, und ohne Zogern war er ausgelaufen, um die feindlichen Schiffe anzugreifen und sie so lange unter Feuer zu nehmen, bis die Hauptmacht eintraf, um sie zu vernichten.

Aber Conway wu?te nicht, da? ihn eine andere Schaluppe uberall suchte, mit neuen Befehlen fur die Verteidigung von Trincomali. Conway erreichte das Gebiet, wo die Franzosen gesichtet worden waren — aber sie waren schon weg. Er horte von Fischern, da? sie eben dorthin gesegelt waren, wo er herkam; und mit einer Nervositat, die sich Bolitho nur zu gut vorstellen konnte, war er mit seinen Schiffen auf Gegenkurs gegangen. Er fand die Franzosen und konnte gerade noch ihre Nachhut in ein kurzes, unbefriedigendes Gefecht verwickeln, doch verloren seine Schiffe in dieser Nacht die Verbindung zueinander. Als sich sein kleines Geschwader beim Morgengrauen wieder sammelte, waren die Versorgungsschiffe, die er hatte schutzen sollen, gekapert oder vernichtet; und als er Signalverbindung mit der Schaluppe des Admirals bekam, hatte sie abermals neue Befehle fur ihn: Trincomali war erobert worden.

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