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Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander (читать книги онлайн бесплатно без сокращение бесплатно .txt) 📗

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Einige seiner Leute hatten andere Ablenkungen im Sinn gehabt, und jeder hatte damit gerechnet, da? sie wenigstens ein paar Tage und Nachte vor Anker blieben. Er beschattete seine Augen mit der Hand und blickte zum Mast hinauf. Der Wimpel wehte unverandert im kraftigen

Wind.

Er ging auf den Niedergang zu. Als Kommandant eines Kriegsschiffs mu?te man sich Respekt verschaffen. Aber beliebt zu sein und zu bleiben, war manchmal viel schwerer. Bolitho schritt gemachlich an der Luvseite des Achterdecks auf und ab. In Gedanken ging er noch einmal die Plane durch, wahrend sein Blick zu den nachsten Inseln wanderte, die querab langsam vorbeizogen. Ihre Gipfel und Klippen leuchteten in dem prachtvollen Sonnenuntergang wie von mattem Kupfer uberzogen.

In Lee direkt voraus lag Hardacres kleiner Schoner, und dahinter kundigten dunkle Schatten den bevorstehenden Einbruch der Nacht an.

Auf der anderen Seite des Decks unterhielten sich seine Offiziere leise miteinander. Sie bewunderten den Anblick und diskutierten daruber, was ihnen wohl bevorstand. Es war ungewohnt, Herrick nicht an Deck zu sehen und seine vertraute Stimme nicht zu horen. Doch in gewisser Weise war seine Abwesenheit auch eine Wohltat, denn sie erlaubte Bolitho, fur sich zu bleiben, sich starker auf seine Uberlegungen zu konzentrieren.

Er horte Lakey mit seinen zwei Maaten murmeln und vermutete, da? er seine schon geau?erten Zweifel und

Sorgen wiederholte. Die hiesige Gegend, die verstreuten Inseln und Erhebungen der Levu-Gruppe waren auf Karten kaum erfa?t, Wassertiefen und Entfernungen nur ungenau angegeben und wahrscheinlich nur aufgrund von Vermutungen.

Aber die Besatzung des Schoners kannte sich gut aus, und Herrick wurde sie zweifellos zu gro?er Vorsicht mahnen und an den viel gro?eren Tiefgang der Fregatte erinnern. Die Nordinsel war sehr klein, mit hohen Bergen und einer tief eingeschnittenen, engen Bucht im Nordosten, die wie mit der Axt herausgehackt wirkte. Die Bevolkerung lebte in einem einzigen Dorf und war laut Hardacre fur ihren Lebensunterhalt vollig auf das Meer angewiesen. Vielleicht hatte Tuke sich dort eine neue Basis geschaffen oder suchte Vorrate und Wasser fur seine Schiffe. Er verfugte also uber mindestens zwei Schoner. Viola hatte sich darin nicht getauscht.

Bolitho stellte fest, da? er schon wieder an Raymond dachte, sich fragte, welche Hoffnungen er wirklich hegen mochte. Vermutlich wurde er auf den Inseln bleiben, bis mehr Unterstutzung eintraf: die ubliche Karawane von Sekretaren und Aufsehern. Der gro?te Teil seiner ursprunglichen Mitarbeiter war entweder von Tukes Piraten ermordet worden oder in Sydney zuruckgeblieben, um ihre Verletzungen auszuheilen oder die Angelegenheiten von Verwandten und Freunden zu ordnen, die ebenfalls ums Leben gekommen oder von Tuke verschleppt worden waren. Raymond hatte Gluck gehabt — oder war dieser Tuke gerissener, als jeder ihm zugestehen wollte? Raymond als Geisel herauszugreifen, schon vor dem Angriff zu wissen, da? er an Bord sein wurde, bewies einen weit scharferen Verstand, als er sonst bei Piraten ublich war. Borlase uberquerte das Deck.»Haben wir Erlaubnis, Segel wegzunehmen, Sir? Wir sind kurz vor dem Wachwechsel. «Er wartete, ungewi?, in welcher Stimmung sein Kapitan sein mochte.»Sie hatten es befohlen, Sir.«»Ja. «Bolitho nickte.»Schicken Sie die Leute auf Station. «Es hatte keinen Sinn, die Schiffe in pechschwarzer Nacht zwischen den Inseln hindurchzuhetzen. Bolitho glaubte,

Lakey erleichtert aufatmen zu horen, als die Bootsmannsmaaten die Wache an Deck pfiffen, um die Obersegel zu bergen.

Der Angriff mu?te schnell und zielstrebig erfolgen. Bolitho ging nach achtern, um den auf Station rennenden Matrosen auszuweichen. Die Tempest wurde die Bucht uberqueren, notfalls sogar einlaufen, wahrend das Landekommando des Schoners das Dorf von hinten angriff. Tuke mu?te sich sehr sicher fuhlen Er wurde nicht damit rechnen, da? ein Mann entkommen war und den Mut aufbrachte, allein ein Kanu zu nehmen und die Hauptinsel zu alarmieren. Hoch uber Deck horte Bolitho die Zurufe der Matrosen, die sich uber die Rahen beugten, um die widerspenstige Leinwand zu bezwingen.

Zwei Leute waren nicht mit ihren Arbeitskommandos auf das Schiff zuruckgekehrt.

Bolitho hatte Borlase befohlen, sie nicht im Logbuch als entlaufen einzutragen, denn auf Desertion stand nur eine Strafe: der Tod. Er hatte erfahren, da? Hardacres Dorf eine heiva — ein Fest — zur Begru?ung der beiden Schiffe geplant hatte, mit Tanzen und zweifellos Mengen von dem Getrank, das ihm den Atem benommen und wie Feuer in seiner Kehle gebrannt hatte.

Zwei Fluchtige unter der gesamten Besatzung, das war bei den verfuhrerischen Verhaltnissen kein schlechtes Ergebnis. Wenn die Leute freiwillig zuruckkehrten, wurde er noch einmal daruber nachdenken. Wenn nicht, endeten sie wahrscheinlich als unfreiwillige» Freiwillige «in Hardacres Miliz, sobald die Fregatte endgultig abgesegelt war. Er dachte uber Hardacre nach und konnte nicht anders, als widerwillige Bewunderung fur ihn zu empfinden. Seine Motive wurden zwar durch seine Machtgier etwas verschleiert, aber seine Zuneigung fur die Eingeborenen und ihre Inselwelt war zweifellos aufrichtig. Doch er wurde gegen Raymond verlieren. Das ging Idealisten gegenuber Leuten dieser Sorte immer so.

Bolitho trat zum Steuerrad und blickte auf den Kompa?: Nord zu West. Er nickte dem Ruderganger zu.»Recht so.»

«Aye aye, Sir. «Die Augen des Mannes schimmerten schwach in den letzten Strahlen des Sonnenuntergangs. Bolitho horte Borlase mit seiner schrillen Stimme Befehle geben.

Als kommissarischer Erster Offizier wurde er keinerlei Fehler durchgehen lassen. Nach seinen jungsten Erfahrungen und dem sich anschlie?enden Verfahren vor dem Kriegsgericht konnte er sich das nicht erlauben. Bolitho wollte versuchen, ein paar Stunden Schlaf zu finden. Noch einmal lie? er den Blick uber sein Schiff schweifen, spurte den leichten Druck von Wind und Ruder, lauschte auf die vertrauten Gerausche des Riggs und der Segel. Sie waren so sehr Bestandteil seines Daseins geworden, da? er bewu?t hinhoren mu?te, um sie wahrzunehmen. Allday sah in der Kajute Noddall zu, der einen Krug mit frischem Trinkwasser fullte und ihn neben zwei Zwiebacke stellte.

Bolitho dankte ihm und lie? sich von seinem Bootsfuhrer Rock und Hut, die Wahrzeichen seiner Kommandogewalt, abnehmen. Er musterte die Mahlzeit auf seinem Tisch: Wasser und Zwieback. Genau die gleiche Kost wie im Gefangnis der Flotte, dachte er.

Allday fragte:»Soll ich Ihre Koje bereitmachen, Captain?«»Nein. Ich lege mich hier hin.»

Bolitho lie? sich auf der Heckbank nieder und verschrankte die Hande hinter dem Kopf. Durch die Heckfenster konnte er die ersten Sterne wahrnehmen. Ihr Licht wurde von dem dicken Glas gebrochen, so da? es wie winzige Lanzen herabstach.

Er dachte an Viola, stellte sich vor, wie sie in ihrem fremden Bett lag, auf das Grollen und Kreischen vom Wald her lauschte. Immerhin wurde ihre Zofe bei ihr sein und ihre neue Herrin auf ihre stille, verstorte Weise beschutzen. Sein Kopf sank zur Seite, und er war auf der Stelle eingeschlafen.

Allday streifte ihm die Schuhe ab und hob die Laterne vom Decksbalken.»Schlafen Sie gut, Captain. «Bedruckt schuttelte er den Kopf.»Sie machen sich genug Sorgen fur ein ganzes Geschwader.»

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