Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander (лучшие бесплатные книги txt) 📗
Wolfe machte eine fluchtige Ehrenbezeigung zu Herrick und meldete:»Erledigt, Sir. Besser, er hort es von mir. Mich kann er in die Holle wunschen, so viel er will, vorausgesetzt, er macht seine Arbeit.»
Midshipman Lyb rief:»Signal von Lookout, Sir. Das andere Schiff ist. «Er reckte sich, um uber den Arm eines anderen Kadetten in die Liste der Schiffsnummern blicken zu konnen.»Es ist die Brigg Mar-guerit, Sir.»
Wolfe atmete erleichtert auf.»Mit Neuigkeiten, hoffentlich. «Dann warf er Lyb einen scharfen Blick zu und donnerte:»Himmel und Holle, Sir! Beantworten Sie das Signal der Lookout, wenn's recht ist!»
Herrick wandte sich ab. Man hatte es leichter, wenn man so war wie Wolfe: innerlich unberuhrt und dadurch nicht so verletzlich. Doch im selben Augenblick, als er das dachte, wu?te er, da? es eine Tauschung war.
Die Besatzung ging zum Mittagessen, und als sie wieder zum Dienst antrat, lag die muntere kleine Brigg Marguerite schon nahe bei ihnen im Wind und war dabei, ein Boot zu Wasser zu lassen.
Herrick sagte matt:»Lassen Sie die Fallreepsgaste aufziehen, Mr. Wolfe. Der befehlshabende Offizier der Brigg scheint heruberzukommen.»
Achtern qualte sich Bolitho ab, der die vertrauten Gerausche vom Achterdeck horte, um sich in seiner Koje in Seitenlage zu walzen. Oben traf man also Vorbereitungen zum Empfang des Kommandanten eines anderen Schiffes. Allday hatte ihm den Namen der Brigg gesagt, und Bolitho hatte ihn an Deck geschickt, um zu erkunden, was sie brachte.
Der Schmerz schien sein Bein zu packen wie ein wildes Tier. Schwitzend und stohnend zog sich Bolitho weiter an den Rand der Koje. In seinem fiebrigen Hirn war es jetzt plotzlich lebenswichtig, da? er wieder Wasser und die anderen Schiffe sah. An diese Idee klammerte er sich wie an eine Rettungsleine.
Es war wie damals auf der Laufbrucke: Eben noch stand er da, und in der nachsten Sekunde fuhlte er, wie sein Gesicht das Deck beruhrte, ohne Erinnerung an die Zeitspanne dazwischen.
Auf der anderen Seite des Turvorhangs rief der aufgeschreckte Posten:»Sir, Sir!«Allday sturzte herbei, stie? den Posten beiseite und rannte entgeistert zu Bolitho, der ausgestreckt auf dem Boden lag. Die schwarz-wei? karierte Bodenbespannung unter ihm war mit dunklem Blut getrankt, das sich weiter ausbreitete. Allday schrie:»Holt den Doktor!«Er nahm Bolitho in die Arme und hielt ihn fest.
Als Herrick und Loveys eintraten, gefolgt von dem erschreckten Kommandanten der Brigg, hatten sich weder Allday noch Bolitho bewegt.
Loveys kniete neben ihnen nieder und sagte kurz:»Die Wunde wird aufgebrochen sein. «Er schaute zu Herrick empor:»Bitte lassen Sie meine Instrumente holen. «Er schien laut zu denken.
Herrick starrte ihn entsetzt an, als Ozzard losrannte, um Loveys Assistenten zu holen.»Doch nicht amputieren.?»
Allday klagte» Es ist meine Schuld. Er hat mich weggeschickt. Ich hatte es wissen mussen.»
Loveys sah ihn scharf an.»Was hatten Sie wissen mussen?»
Manner drangten sich in die Kajute, und Befehle gingen von Mund zu Mund wie beim Gewehrexerzieren.
Allday machte eine Kopfbewegung zu den Heckfenstern hin.»Er wollte zum Wasser. Es ist sein Leben, verstehen Sie?»
Loveys schnitt den Verband weg, und der Offizier von der Margue-rite fuhr bei dem Anblick der Wunde zuruck.»Mein Gott, er mu? furchtbare Schmerzen gehabt haben«, sagte er.
Loveys bedachte ihn mit einem eiskalten Blick.»Hinaus mit Ihnen, Sir, wenn Sie nichts anderes als Gemeinplatze zu bieten haben!»
Milder meinte er zu Allday:»Gehen Sie auch, es ist besser. Glauben Sie mir.»
Allday loste nur zogernd seinen Griff um Bolithos schlaffen Korper, als die Manner des Schiffsarztes einen Ring um ihn bildeten.
In der danebenliegenden Kajute sagte Herrick sehr beherrscht:»Nun, was haben Sie mir zu melden, Herr Leutnant?»
Der Leutnant, der noch immer unter dem Eindruck des Hinauswurfs durch den Arzt stand, antwortete:»Ich habe eine Depesche fur Ihren Admiral, Sir. Das franzosische Geschwader ist nicht nach Irland gesegelt. Es ist so gut wie sicher, da? es versuchen wird, in die Ostsee einzudringen. Kommodore Rice vom Geschwader in den Downs wird zu Ihnen sto?en und Sie verstarken.»
Herrick gab sich Muhe, nicht auf die Gerausche hinter der verschlossenen Tur zu achten. Dann antwortete er schlicht:»Wir sind vor drei Tagen mit Vizeadmiral Ropars zusammengetroffen. Der Mann, den Sie eben gesehen haben und der vielleicht innerhalb der nachsten Stunde stirbt, hat das feindliche Geschwader auseinandergetrieben und einen seiner Vierundsiebziger vernichtet. «In der totenstillen Kajute klangen seine Worte wie Pistolenschusse.
Der Leutnant sagte mit etwas zittriger Stimme:»Das war eine tapfere Tat, Sir. Haben Sie Befehle fur mich?»
Herrick schaute zur Tur.»Nachher.»
Der Ehrenwerte Leutnant Oliver Browne beobachtete, wie der Schatten von Herricks gedrungenem Korper im Licht der Deckslaternen schwankte.
Die Schiffsbewegungen waren im Lauf des Tages noch schlimmer geworden, und Browne konnte nur ahnen, welche Schwierigkeiten der Schiffsarzt unter diesen Bedingungen hatte. Es war inzwischen fast dunkel geworden. Herrick schien kurz vor dem Zusammenbruch, wenn er nicht endlich ausruhte. Browne wu?te wohl, warum er sich all die Arbeit auflud, die — zum Teil wenigstens — auch andere erledigen konnten; aber er wu?te nicht, wie er Herrick davon abhalten sollte.
Die Ausguckposten im Masttopp hatten ein Signal von der Relent-less gemeldet, die auf ihrer Sicherungslinie im Nordwesten der vor Anker liegenden Schiffe patrouillierte. Sie hatte das aus den Downs kommende Geschwader von Commodore Rice gesichtet. Aber kaum war das Signal abgelesen und fur die anderen Schiffe wiederholt worden, hatten Dammerung und eine plotzliche Regenbo jede weitere Beobachtung unmoglich gemacht.
Herrick sagte:»Ich werde Kommodore Rice uber unsere Lage unterrichten. Wir sind zwar kampffahig, aber einige Schaden an unserem Schiffsrumpf bedurfen sorgfaltigerer Reparatur. Ich werde um Erlaubnis bitten, dieses Gebiet zu verlassen und einen Hafen anzulaufen.»
Browne nickte. Die Benbow hatte bei dem Gefecht zweifellos am meisten abbekommen und mehr als ein Drittel der Verluste des ganzen Geschwaders. Weitere zwei Manner waren erst an diesem Tag beigesetzt worden, und gerade sie hatte man schon au?er Lebensgefahr geglaubt.
Herrick warf seine Papiere auf den Tisch und fragte verzweifelt:»Was tut dieser verdammte Schlachter eigentlich?»
«Sein Bestes, Sir!«Das klang abgedroschen und so ganz anders, als Browne es gemeint hatte, da? er einen heftigen Anranzer von Herrick erwartete.
Statt dessen sagte Herrick nur:»Ich habe mich noch nie so um einen Mann gesorgt, verstehen Sie das? Wir haben auf allen Meeren von hier bis in die Sudsee zusammen gekampft. Ich konnte Ihnen Dinge von ihm erzahlen, die Sie allein beim Zuhoren vor Angst und Stolz zittern lie?en. «Herrick schaute Browne bei diesen Worten an, aber seine blauen Augen schienen weit weg und bei Erinnerungen, an denen Browne, wie er wohl wu?te, niemals teilhaben wurde.
Herrick fuhr fort:»Ich war es auch, der ihm die Nachricht vom Tode seiner jungen Frau uberbringen mu?te. Man sagte, es ware besser, wenn er es von mir horte, aber wie konnen solch schrecklichen Dinge jemals besser klingen?«Herrick sa?, zum Leutnant hingeneigt, auf der Kante des Kajuttisches, als konne er seinen Worten so mehr Nachdruck verleihen.»Da unten im Orlopdeck hat ihm einer eine Ermunterung zugerufen und ihn dabei >Dick< genannt. «Ein Lacheln huschte uber sein Gesicht.»Auf seiner Fregatte Phalarope nannten sie ihn so. >Der gerechte Dick<. Er sorgt sich um alle, das ist es. Verstehen Sie?»
Herrick blickte uber Brownes Kopf hinweg, als die Kajuttur aufging, wobei die ublichen Schiffsgerausche wie ungewohnter Larm zu ihnen hereindrangen.
Allday stand da mit steinernem Gesicht. Sein Korper fullte den Eingang vollig aus.