Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander (лучшие бесплатные книги txt) 📗
Herrick nickte.»Ich danke Ihnen. «Es war wie befurchtet, obwohl er noch immer nach einem Hoffnungsschimmer Ausschau hielt und auf Bolithos Gluck vertraute.
Loveys machte Anstalten zu gehen.»Ich schlage vor, da? Sie Mr. Pascoe wieder zu seinem normalen Dienst schicken, Sir. «Mit einer Handbewegung stoppte er Herricks Protest.»Mag sein, da? unser Admiral stirbt, aber der junge Mr. Pascoe wird weiterkampfen mussen. Da mu? es ihn nur unnutz belasten, wenn er dableibt und dem allen zusieht.»
«Sie haben recht. Sagen Sie Mr. Wolfe, er moge das fur mich regeln.»
Als Herrick wieder allein war, uberlegte er, was er tun sollte. Da die Styx schon fehlte, konnte er unmoglich auch noch die Relentless abstellen, um Bolitho nach England zu bringen. Die Relentless hatte in der Schlacht alle uberrascht. Gro?artig, wie sie den Transporter gejagt hatte, der — wie Kapitan Peel annahm — voll franzosischer Soldaten steckte. Damit hatte sie Ropars' Fregatten vom eigentlichen Kampfplatz abgezogen, und das — neben dem unerwarteten Einsatz der Benbow — brachte die Wendung zum Guten. Und dabei hatte die Relentless kaum Beschadigungen davongetragen.
Herrick hatte schon uberlegt, ob er die Lookout schicken sollte. Nach Loveys' entmutigendem Bericht schien es nun keine andere Moglichkeit zu geben. Doch wurde er dafur von Bolitho kaum Dank ernten. Bei ihm rangierten die dienstlichen Notwendigkeiten stets vor den privaten Bedurfnissen, ohne Rucksicht auf irgendwelche Gefuhle. Aber in diesem Fall…
Herrick fuhr auf, als jemand an die Tur klopfte und Lyb, der den Posten als dienstaltester Midshipman von Aggett ubernommen hatte, hereinspahte.
«Meldung von Mr. Byrd, Sir: Lookout hat ein Segel in westlicher Richtung gesichtet.»
Herrick stand zogernd auf.»Melden Sie dem Vierten Offizier, da? ich in Kurze an Deck komme. Und informieren Sie das Geschwader. Ist die Relentless in Sichtweite?»
Lyb stockte bei der unerwarteten Frage. Er war ein nett aussehender Junge, sechzehn Jahre alt, und sein Haar hatte die gleiche rote Farbe wie das von Wolfe. Deswegen hatte er sicher schon manche spitze Bemerkung einstecken mussen, dachte Herrick.
«Aye, Sir. Sie steht immer noch nordwestlich von uns.»
«Dann melden Sie Mr. Byrd, er soll das Signal fur die Relentless wiederholen. Nur zur Sicherheit.»
Lyb kapierte nicht.»Zur Sicherheit, Sir?»
«Verdammt noch mal, Mr. Lyb, mu? ich denn jeden Satz wiederholen?»
Er packte die Stuhllehne und zwang sich damit zur Ruhe. Nur zur Sicherheit. Er konnte doch unmoglich seine Besorgnis laut aussprechen. Der Satz war ein Zeichen seiner inneren Spannung, die ihn wie ein Schraubstock umfangen hielt.
Er rief:»Mr. Lyb!»
Der Junge kam zuruck und bemuhte sich offensichtlich, nicht angstlich zu erscheinen.
«Ich hatte eben keinen Grund, Sie anzuschnauzen. Also gehen Sie schon und melden Sie dem Vierten Offizier, was ich gesagt habe.»
Lyb zog sich leicht verwirrt zuruck. Erst der Anschnauzer, der gar nicht die Art des Kommandanten war, und dann die unerwartete Entschuldigung. Herrick griff nach seinem Hut und machte sich auf den Weg nach achtern. Tag fur Tag hatte er sich bemuht, im Interesse Bolithos so zu tun, als sei alles wie zuvor. So hatte er Bolitho taglich Bericht erstattet und seine Meldungen uber das Schiff und das Wetter abgegeben, selbst dann, wenn er Bolitho im Halbschlaf oder kaum aufnahmefahig angetroffen hatte. Indem er ihn fur die Alltaglichkeiten des Lebens zu interessieren versuchte, hoffte er, die Seelenqual seines Freundes zu lindern.
Er fand Allday in einem Stuhl sitzend und Ozzard, der einige blutdurchtrankte Binden in der Schlafkammer auflas. Herrick winkte Allday ab, der aufspringen wollte.»Bleiben Sie, Mann. Dies sind schwere Zeiten fur uns alle. Wie schaut's mit ihm aus?»
Allday fand nichts Ungewohnliches darin, von einem Kapitan um seine Meinung befragt zu werden. Herrick war anders als die meisten und ein wirklicher Freund. Hilflos streckte Allday die Hande aus.»Er ist so furchtbar schwach, Sir. Suppe hat er nicht bei sich behalten. Ich hab's mit Brandy versucht und dann Ozzard gebeten, der ja ein gebildeter Mensch ist, ihm etwas vorzulesen.»
Herrick nickte. Alldays schlichte Fursorge ruhrte ihn.»Ich werde ihm jetzt berichten.»
Er trat in die kleine Schlafkammer und naherte sich zogernd der mit den Schiffsbewegungen schwingenden Koje. Es war immer dasselbe: die schreckliche Angst vor dem Wundbrand und was er aus einem machen konnte.
Er sagte:»Guten Morgen, Sir. Lookout hat eben ein Segel im Westen gesichtet, wahrscheinlich ein Dane oder ein anderer glucklicher Neutraler. Ich habe der Relentless befohlen, naher heranzugehen und ihn zu erkunden.»
Herrick beobachtete Bolithos zerqualtes Gesicht. Er schwitzte stark, und die schwarze Haarlocke, die gewohnlich die schreckliche Narbe auf seiner Stirn verdeckte, klebte an der Seite. Herrick betrachtete die Narbe. Auch das mu?te knapp gewesen sein. Aber Bolitho war damals ein junger Leutnant gewesen, junger noch als Pascoe heute oder der ungluckliche Leutnant Courtenay.
Plotzlich bemerkte er, da? Bolitho die Augen geoffnet hatte. Sie waren fast das einzig Lebendige an dem ganzen Mann.
«Ein Segel, sagen Sie?»
Herrick antwortete sehr bedachtsam:»Aye. Wahrscheinlich nichts von Bedeutung.»
«Wir mussen dem Admiral Meldung machen, Thomas. «Das Sprechen bereitete ihm offenbar Schmerzen.»Melden Sie ihm alles uber Ropars und den gro?en Transporter. Sobald wir eine Aufklarungsfregatte der Flotte sichten, mussen Sie.»
Herrick beugte sich uber die Koje. Er spurte die Verzweiflung des Freundes, und wie er litt.»Keine Sorge, ich werde mich um alles kummern.»
Bolitho machte einen Versuch, ihm zuzulacheln.»Ich bin wie in der Holle, Thomas. Zeitweise brenne ich, aber manchmal fuhle ich uberhaupt nichts.»
Herrick wischte Bolithos Gesicht und Nacken mit einem Tuch ab.»Ruhen Sie sich jetzt aus.»
Bolitho ergriff sein Handgelenk.»Ausruhen? Sehen Sie sich doch selber an. Sie sehen schlechter aus als ich. «Er hustete und stohnte danach, weil die Bewegung ihm Schmerzen bereitete. Dann fragte er:»Was macht das Schiff? Wie viele Leute haben wir verloren?»
«Drei?ig Tote, Sir, und vier weitere werden ihnen wohl folgen, furchte ich. Im gesamten Geschwader hatten wir rund einhundert Tote und Schwerverwundete.»
«Zu viele, Thomas. «Er sprach jetzt ganz ruhig.»Wo ist Adam?»
«Ich habe ihn zum Dienst geschickt. Er grubelt sonst zu viel.»
Herrick bemerkte erstaunt, da? Bolitho sich ein Lacheln abrang.»Gut, da? Sie daran gedacht haben.»
«Es war die Idee des Schiffsarztes, um ehrlich zu sein.»
«Der?«Bolitho versuchte, den Arm zu bewegen.»Er kommt mir vor wie der Sensenmann. Immer in Wartestellung.»
«Aber ein besserer Arzt als mancher andere, Sir. «Herrick stand auf.»Ich mu? jetzt nach oben gehen und mich um den Neuankommling kummern. Ich komme bald zuruck.»
In einer Gefuhlsaufwallung beruhrte er Bolithos Schulter, aber der war schon wieder ins Dosen zuruckgesunken. Sehr vorsichtig zog Herrick die Decke herunter und legte nach einem Augenblick des Zauderns die Hand auf Loveys' sorgfaltig angebrachten Krauterumschlag. Er zog sie schnell wieder zuruck und verlie? die Kammer. Selbst durch den Verband hindurch hatte sich Bolithos Schenkel angefuhlt wie Feuer, als ob sein Korper sich von innen verzehre. Allday bemerkte seinen Gesichtsausdruck.»Soll ich zu ihm gehen, Sir?»
«Lassen Sie ihn schlafen. «Herrick sah ihn traurig an.»Er hat ganz klar mit mir gesprochen, aber…«Er beendete den Satz nicht, sondern ging schnurstracks hinaus.
Im truben Licht des Vormittags bemerkte er, da? die Offiziere, die auf dem Achterdeck uber das fremde Segel diskutierten, seinen Blick mieden. Er horte Wolfe sagen:»Ich verstehe, was Sie empfinden, Mr. Pascoe, aber Dienst ist Dienst. Ich bin zu knapp an Leuten, wenn auch Sie sich noch von Ihrer Division fernhalten.»