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Klar Schiff zum Gefecht: Richard Bolitho - Kapitan des Konigs - Kent Alexander (читать книги онлайн без TXT) 📗

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«Wahrschau an Deck! Segel steuerbord voraus!»

Aufgeregt zischte Graves:»Das Geschwader, bei Gott, jetzt wird es besser!»

Ein paar Augenblicke spater:»Deck! Es ist ein Lugger, Sir. Lauft ab!»

Bolitho verschrankte die Hande hinter seinem Rucken. Irgendein furchtsamer Kauffahrer. Kein Zweifel! Bliebe er in Sicht, wurde er innerhalb einer Stunde Zeuge eines ungleichen, einseitigen Kampfes sein.

«Der Franzose hat seinen Kurs etwas geandert!»

Buckle spahte durch sein Teleskop achteraus.

«Er bra?t seine Rahen an.»

Bolitho zahlte die Sekunden und wartete. Die Fregatte war aus ihrem ursprunglichen Kurs gelaufen. In jagender Geschwindigkeit drehte sie ganz leicht vom Parallelkurs ab. Bolithos Korper spannte sich, als er den Puff braunen Rauches sah, der sofort im achterlichen Wind davontrieb.

Das schwere Gescho? klatschte etwa eine Kabellange zu kurz in die See. Eine Wasserfontane stob auf wie von einem blasenden Wal.

Bolitho wollte das Freudengebrull seiner Leute nicht horen. Was immer sie glauben mochten, es war ein einwandfreier Schu?. Die Fregatte hatte mit einem schweren Geschutz, das etwa seinen eigenen Buggeschutzen gleichen mochte, fast zwei Meilen weit geschossen.

Foley tauchte an seiner Seite auf.»Ich habe den Abschu? gehort. «Er beschattete seine Augen und spahte uber das Schanzkleid.»Er will Sie entnerven.»

Bolitho lachelte ernst.»Oh, er will noch viel mehr, Oberst.»

Er horte schwere Schritte auf dem Achterdeck und entdeckte Dalkeith, der mit truben Augen in die Sonne blinzelte und mit einem gro?en Taschentuch sich den Schwei? aus dem Gesicht wischte. Der Arzt hatte seine schwere Schurze abgelegt, aber Beine und Schuhe waren voll dunkler, noch feuchter Flecken.

Mit ein paar kurzen Worten gab er Bolitho seinen Bericht.»Das wars fur den Augenblick, Sir. Zehn Mann sind gestorben, aber ich furchte, da? ihnen noch einige folgen werden.»

Voll Bewunderung sagte Foley:»Danke, Mr. Dalkeith, besser, als ich zu hoffen wagte.»

Alle drehten sich um, als wieder ein dumpfer Knall uber die wei?en Wogenkamme hallte. Der Einschlag lag naher und auf gleicher Hohe mit der Steuerbordseite.

Dalkeith zuckte die Achseln.»Auf festem Boden hatte ich vielleicht mehr retten konnen, Oberst.»

Er wandte sich ab und ging zur Reling. Seine Schultern waren wie unter einer gro?en Last gebeugt, und die Perucke sa? ihm schief auf dem Kopf.

«Ein guter Chirurg«, sagte Bolitho.»Gewohnlich heuern nur Taugenichtse oder Trunkenbolde an. Er ist keines von beiden.»

Foley betrachtete die Fregatte durch ein Fernglas.»Vielleicht hat ihn eine Frau auf die See getrieben. «Er duckte sich unwillkurlich, als der Feind feuerte und die Kugel hoch uber ihre Kopfe wimmerte, bevor sie auf der anderen Seite eine Fontane aus Gischt aufwarf.

«Er hat sich jetzt auf uns eingeschossen, Mr. Tyrell. Lassen Sie die Flagge setzen.»

Bolitho sah, wie die scharlachrote Flagge sich an der Gaffel entfaltete.

«Mr. Dalkeith, Ihre Gehilfen sollen die Verwundeten auf die Backbordseite tragen. «Er schnitt den unausgesprochenen Protest des Arztes ab.»Besser jetzt als spater, wenn wir wirklich in Schwierigkeiten sind.»

Graves kam nach achtern gerannt.

«Geschutze ausrennen, Sir?»

«Nein. «Er blickte auf, als wieder ein Gescho? uber das Deck heulte.»Lassen Sie die Steuerbordbatterie laden, Kartatschen mit doppelter Ladung.»

Er beachtete nicht den verwirrten Gesichtsausdruck des Leutnants und wandte sich an Foley.

«Wenn wir feuern mussen, dann wird es nur diese eine Breitseite sein. Sie sind selbst unter Deck gewesen. Mit dem Schiff, das randvoll mit Kranken beladen ist, konnen wir uns nicht in einen Nahkampf einlassen.»

Foley schaute weg.»Es tut mir leid, Kapitan.»

Bolitho sah ihn ernst an.»Es soll Ihnen nicht leid tun. In meinen Befehlen steht wenig von Kampfen geschrieben. Mein Auftrag befa?t sich nur mit Beforderung. «Er lachelte muhsam.»Leider hat ihn der Franzmann nicht gelesen. «Er blickte aufs Geschutzdeck hinunter, wo die Verwundeten auf die andere Seite getragen wurden. Inzwischen uberwachten Graves und Yule, der Batteriefuhrer, das sorgfaltige Laden aller Steuerbordgeschutze.

Schlie?lich erschien Graves an der Leiter zum Achterdeck und meldete, da? alle Kanonen au?er vieren geladen und schu?bereit seien. Er brach mit heiserem Keuchen ab, als ein langgezogenes Kreischen die Luft erfullte. Es klang, als ob plotzlich tausend Teufel aus der See gestiegen seien.

Die Wanten, das ganze Rigg zuckte wild. Manner duckten sich nieder und hielten die Hande uber die Kopfe. Zerfetztes Tauwerk und abgerissene Blocke prasselten auf sie nieder.

Bolitho pre?te die Hande hinter seinem Rucken noch fester zusammen, bis der Schmerz ihm half, sich wieder zu beruhigen. Drahtkugeln, wie sie die gro?e Bonaventure verwendet hatte! Sie waren bosartig und gefahrlich und bestanden aus Eisenteilen, die miteinander verbunden waren. Mit Leichtigkeit konnten sie Teile des Riggs und Spieren abtrennen. Aber im Gegensatz zu Kettenkugeln, die sonst meist benutzt wurden, konnten sie Manner, die nicht durch Reling oder Schanzkleid gedeckt waren, oft grauenhaft zurichten. Offensichtlich beabsichtigte der Franzose, die Sparrow zu entmasten und sie dann ohne allzu gro?e Beschadigungen mitsamt ihrer Last als Prise zu nehmen. Mit dem Gold konnten viele kunftige Ausgaben beglichen werden, und die Sparrow wurde eine wertvolle Verstarkung fur die feindliche Flotte abgeben. All das war fruher schon oft geschehen. In der nachsten Stunde wurde er es selbst erleiden.

Das Buggeschutz spuckte wieder eine Rauchwolke aus, und das Gro?segel der Sparrow platzte in einer sirrenden Explosion auseinander. Durch den Winddruck ri? sich das getroffene Segel von selbst in tausend Fetzen, bevor noch das Gescho? ins Wasser geplatscht war.

Bolitho spurte den Unterschied sofort. Die Schiffsbewegungen in den Wellen wurden schwerfalliger, und die Ruderganger mu?ten mit verstarktem Drehen des Rades hart kampfen, um das Schiff auf Kurs zu halten.

Schon wieder das damonische Aufkreischen wirbelnder Eisenteile, das Klatschen und Klappern heruntergerissener Taue und Fallen. Hoch uber Deck arbeiteten die Toppsgasten fieberhaft, um das zerrissene Rigg wieder auszubessern, aber inzwischen war die Fregatte viel naher gekommen, und Bolitho sah deutlich, wie ihre drei vordersten Geschutze Feuer und Rauch ausspien. Er wu?te, da? der Feind immer mehr aufholte und bald seine ganze Artillerie zum Tragen bringen konnte.

Geschosse winselten und heulten uber das Schiff, und eines fetzte durch das Besanbramsegel. Es klang wie ein auf Holz klatschender Peitschenschlag. Schreiend und fluchend versuchten die Seeleute das beschadigte Segel zu bergen, doch der Wind schlitzte es mit einem Knall von oben bis unten auseinander.

Bolithos Hande krampften sich um die Reling. Wenn doch nur ein britisches Segel in Sicht kame oder irgend etwas, das der Fregatte den Mut nehmen wurde und sie zwange, wenigstens fur ein paar Augenblicke den Bug zu wechseln.

Er sah, wie eine Kugel uber die Wellenkamme daherschlitterte. Die hochstaubenden Federn aus Gischt markierten deutlich ihre Flugbahn. Unter Bolithos Fu?en zuckte das Deck, als das Gescho? in die Wasserlinie krachte.

Aus der Tiefe des Schiffsrumpfes erklang gedampftes Geschrei, und in Bolithos Gedanken tauchten grauenhafte Bilder auf. Er sah die Kranken und Verwundeten, einige, denen soeben erst von Dalkeith ein Glied amputiert worden war und die nun das drohende Kanonengebrull und die von Schu? zu Schu? sich steigernde Genauigkeit des feindlichen Feuers ertragen mu?ten.

Bethune kam vom Niedergang her gerannt.

«Herr Kapitan, der General wunscht laufend Meldung…«Er buckte sich, als ein Gescho? durch die Reling schmetterte und zwei Seeleute in einem Durcheinander von zerfetzten Gliedern und sprudelndem Blut uber das Deck schleuderte.

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