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Die Seemannsbraut: Sir Richard und die Ehre der Bolithos - Kent Alexander (книги бесплатно без регистрации TXT) 📗

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Endlich kam sein Ruf:»Zwei Schiffe, Sir! Eines davon entmastet!»

Dunstan kletterte lachend herunter und schuttelte Wasser von seinem Hut.»Tuchtiger Ausguck, Mr. Meheux! Der hat eine Guinea verdient!»

Der Erste lachelte.»Einer von meiner Abteilung, Sir.»

Dunstan wischte das Teleskop trocken.»Oh, gut! Dann gib' du dem Burschen die Guinea.»

Man horte unregelma?igen Kanonendonner, aber wegen der hochgehenden See war es schwer, die kampfenden Schiffe von Deck aus zu erkennen.

Phaedra walzte sich in die Senkrechte. Das Gro?bramsegel schlug wild, als es den Wind verlor.

«An die Brassen! Drei Strich abfallen!»

Dunstan lockerte seinen Griff um die Reling. Der Wind lie? merklich nach, so da? der Kurs ihm angepa?t werden mu?te.»Nordnordwest liegt an, Sir!»

Meheux schnappte nach Luft.»Bei Gott, da sind sie!»

Dunstan hob das Glas wieder an die Augen.»Aber das ist ja der verdammte Schoner, nach dem wir suchen.»

Mit einem Seitenblick studierte Meheux das Profil seines Vetters. Unter dem zerknautschten Hut lugte das krause Haar hervor. Als sie einmal angeheitert gewesen waren, hatte Dunstan ihm anvertraut, da? er sich erst einen neuen Hut kaufen wolle, wenn er eine Planstelle bekame. Er fragte:»Der Schoner, mit dem die Lady des Generalinspekteurs segelt?»

Dunstan grinste breit. Meheux war ein zuverlassiger und vielversprechender Offizier, aber naiv, wenn es sich um Frauen handelte.

Ein Mann rief:»Sie treiben steuerlos, Sir! Haben uns aber gesehen.»

Dunstans Lacheln verging.»Alles klar an Deck! Ladet die Steuerbordbatterie — aber noch nicht ausfahren!«Er packte des Leutnants Arm.»Soweit ich's beurteilen kann, ist der andere ein verdammter Pirat, Josh. «Der Vorname des Ersten Leutnants war

Joshua. Dunstan benutzte ihn nur, wenn er erregt war.»Wir werden ihn entern. Schick ein paar Scharfschutzen in den Topp. Es ist eine hubsche kleine Brigantine und einige Guineas Prisengeld wert, oder?»

Meheux eilte fort. Blanker Stahl glanzte, als aus den Geschutzbedienungen ein Enterkommando zusammengestellt wurde. Der hinter der Brigantine torkelnde Schoner war offenbar vom Sturm entmastet worden. Dann hatten sie versucht, einen Notmast aufzutakeln. Die Verfolgung durch die Piraten mu?te ein Alptraum gewesen sein.

Meheux kam zuruck, einen Entersabel umgeschnallt, und musterte die beiden Schiffe.»Der Schoner mu? warten. Erst rechnen wir mit den Piraten ab.»

Auf der Brigantine erschien eine Rauchwolke, der ein Knall folgte. Die Piraten hatten auf sie geschossen.

«Der Teufel soll sie holen«, fluchte Dunstan. Er hob den Arm, wie es Bolitho immer zu tun pflegte, wenn es ins Gefecht ging.»Offnet die Stuckpforten! Rennt aus!»

Wahrend er sich nochmals prufend umschaute, feuerte der Pirat abermals, und die Kugel platschte langsseits ins Wasser. Das Match konnte beginnen.

Dunstan zog seinen Degen und hob ihn hoch uber den Kopf. Er fuhlte Kalte in seinen Arm kriechen, als ob die Klinge aus Eis ware. Er entsann sich, wie er mit einem anderen Fahnrich auf dem Achterdeck der Eutyalus krank vor Entsetzen dagestanden hatte, aber unfahig gewesen war, seine Augen von der uber ihnen emporwachsenden Segelpyramide des Gegners loszurei?en. Wie Bolitho, auf dem ungeschutzten Deck stehend, den Degen erhoben hatte, an dem die Blicke der feuerbereiten Stuckmeister hingen. Da hatten sich Sekunden zu Stunden gedehnt.

Dunstan ri? den Arm herunter.

«Feuer!»

Die kleine Brigantine drehte als Wrack in den Wind. Ihr Vormast war dahin, ihr Deck mit Segeln und zertrummerten Spieren ubersat. Die gutgezielte Breitseite hatte auch das Ruder zerschossen und die Rudergasten getotet. Das Schiff war au?er Kontrolle geraten. Ein Mann, der mit einem Gewehr zur Poop lief, wurde von einem Scharfschutzen der Phaedra niedergestreckt.

Dunstan steckte seinen Degen in die Scheide. Der Kampf war schon vorbei.»Nehmt das Gro?segel fort — klar zum Entern!»

Es war selten, einen Piraten zu fangen. Einige Seeleute stiegen mit gespannten Gewehren in die Wanten, wahrend andere wie gierige Hunde aufs Zubei?en warteten. Der Erste Leutnant stand sprungbereit da, als die Korvette zur Brigantine trieb. Nur ein Verruckter wurde sich dort noch verteidigen wollen. Englands Seeleute waren schnell mit dem Entermesser bei der Hand und gaben kein Pardon, wenn auch nur einer von ihnen niedergemacht wurde.

Die See lief noch hoch, und es war riskant, ein Boot auszusetzen. Trotzdem rief Dunstan:»Bringt die Jolle zu Wasser, aber macht schnell! Pa?t auf, falls die Kerle auf euch schie?en!»

Das Boot legte ab, der Leutnant darin bemuhte sich um aufrechte Haltung. Als er sich einmal umdrehte, gestikulierte er wild zur Phaedra. Dunstan schaute verstandnislos hoch, mu?te dann aber laut lachen. Seine Spannung lie? nach, er brullte vergnugt:»Hei?t die Nationale — wir haben ohne Flagge gefochten, verflucht noch mal!»

Bolitho hatte dazu einiges zu sagen gehabt.

Es gab vereinzelte Jubelrufe, als die britische Flagge auch auf dem stehengebliebenen Gro?mast der Brigantine gehi?t wurde.

Aus dem zuruckkehrenden Boot kletterte Meheux wieder an Bord. Dunstan blickte ihm ins Gesicht und fragte:»Wie war es, Josh?»

Der Leutnant steckte den Degen weg und stie? einen langen Seufzer aus.»Einer der Bastarde machte einen Ausfall und erwischte den armen Tom Makin quer uber der Brust. Aber er wird uberleben. «Beide sahen auf einen Leichnam hinab, der zwischen den Schiffen trieb.»Aber der andere wird's nicht noch mal versuchen.»

Nachdem sie ein Prisenkommando auf der Brigantine zuruckgelassen hatte, schob sich die Phaedra mit verkleinerten Segeln dem Schoner entgegen. Sturmzerzaust und ohne Masten dumpelte das Unglucksschiff mit Schlagseite in Lee. Das Enterkommando bestieg sein schiefes Deck, und zwei von der Brigantine zuruckgelassene Piraten leisteten Widerstand. Leutnant Grant erscho? den einen mit der Pistole, der andere duckte sich und fluchtete zum Niedergang. Ein Seemann wirbelte sein Entermesser durch die Luft und warf es nach ihm wie einen Speer. Durchs Teleskop gesehen ging das alles lautlos vor sich, aber Dunstan hatte schworen mogen, da? er den Schrei des Mannes horte, als er fiel, das Entermesser im Rucken.

Grant rief durch die hohlen Hande:»Macht euch bereit, von Bord zu gehen!»

Dunstan, der das alles aus der Ferne mit ansah, senkte sein Glas. Er wollte nicht indiskret sein. Trotz ihres zerrissenen Kleides hielt sich die Frau merkwurdig stolz, wahrend die Seeleute sie zur Jolle geleiteten. Sie verharrte nur einmal, namlich als sie an dem von Leutnant Grant erschossenen Piraten vorbeikam. Dunstan sah, da? sie ihn anspuckte und das Entermesser mit dem Fu? fortstie?. Ha?, Ekel und Zorn — aber kein Zeichen von Furcht.

Dunstan befahl dem Ersten Leutnant:»Bemannt die Seite, Josh, und begru?t sie mit allen Ehren an Bord. Dies ist etwas, an das wir uns alle erinnern werden.»

Spater, als die Phaedra mit ihrer Prise muhsam das Flaggschifferreichte, ereignete sich noch etwas, das Dunstan nie vergessen sollte.

Die Frau stand neben ihm, in einen Olmantel gehullt, den ihr ein Seemann geliehen hatte. Mit gro?en Augen und erhobenem Kinn beobachtete sie, wie die Hyperion mit schwingenden Rahen und wieder gefullten Segeln uber Stag ging und auf sie zukam.

Dunstan fragte:»Mylady, ich lasse jetzt ein Signal absetzen. Darf ich Ihren Namen ubermitteln?»

Den Blick auf den alten Zweidecker gerichtet, hatte sie langsam den Kopf geschuttelt. Ihre Antwort wurde vom Knarren der

Takelage fast ubertont, sie klang wie Flustern:»Nein, Kapitan, er kennt ihn. Trotzdem vielen Dank. «Und nach einer Pause:»Er wird mich sehen, ich wei? es.»

Nur einmal schien sie geruhrt. Das war, als der Meistersgehilfe rief:»Jungs, seht, da geht der alte Kahn hin.»

Der Schoner hatte sein Heck gehoben und drehte sich nun in einem Kreis von Schaum und Blasen, Treibgut und Toten. Er mu?te ziemlich durchlochert sein und sank schnell. Plotzlich tauchte er kopfuber weg und verschwand immer schneller, als ob er sich eilig von jenen entfernen wollte, die ihn mi?handelt hatten.

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