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Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten - Kent Alexander (библиотека книг бесплатно без регистрации TXT) 📗

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Sieben lange Tage, seit sie Antigua ubersturzt verlassen hatten, sieben Tage des Wartens und der Beobachtung des glatten Horizonts.

Herrick blickte nach vorn. Die Manner der Freiwache lagen wie Tote im dunklen Schatten des Schanzkleides. Die halbnackten Leiber waren gebraunt. Mehrere Matrosen, an die gnadenlos gluhende Sonne nicht gewohnt, hatten bose Verbrennungen erlitten.

Fahnrich Maynard lehnte an den Netzen. Sein rundes Gesicht war ausdruckslos. Inaktivitat und Hitze hatten ihn ebenfalls zermurbt.

Es war schwer zu glauben, da? au?erhalb ihrer eigenen Welt noch etwas existierte. St. Kitts lag etwa funfzig Meilen sudostlich, und die Anegada Passage, die die Jungferninseln von den umstrittenen Inseln trennte, lag in dem sengenden Glast jenseits des bewegungslosen Bugspriets.

Von Hoods Anstrengungen, St. Kitts zu halten, hatten sie nichts weiter gehort, und nach allem, was Herrick wu?te, konnte der Krieg ebensogut schon zu Ende sein. Als das Flaggschiff ihnen begegnete, hatte Bolitho durch ein Signal die neuesten Nachrichten erbeten, aber die Antwort war unbefriedigend gewesen, um es gelinde auszudrucken. Die Phalarope hatte gerade Geschutzubungen angesetzt, bei denen mehrere alte und nutzlose Fasser als Ziel dienten. Bolitho hatte das Ubungsschie?en angeordnet, um die Eintonigkeit zu unterbrechen, nicht weil er hoffte, durch solche Methoden die Treffsicherheit zu erhohen.

Die Cassius hatte ein Signal gesetzt. Maynard meldete, da? der Admiral sofortige Feuereinstellung forderte.»Pulver und Kugeln sparen!«hatte das Signal kurz befohlen.

Bolitho hatte sich jeder Bemerkung enthalten. Herrick kannte seinen Kapitan jedoch jetzt gut genug, um den Arger zu begreifen, der in Bolithos grauen Augen aufflackerte. Alles erweckte den Eindruck, als hatte der Admiral vorsatzlich diesen Kurs gesteuert, um die Phalarope zu isolieren, so wie der Arzt einen Aussatzigen von seinen Mitmenschen absondert.

Herrick ri? sich aus seinen Gedanken, als Bolithos Kopf und Schultern im Kajutniedergang auftauchten. Wie die anderen Offiziere trug er nur Hemd und wei?e Kniehose. Das dunkle Haar klebte ihm schwei?na? auf der Stirn. Er wirkte gereizt. Herrick spurte geradezu seine Ruhelosigkeit.

«Noch immer kein Wind, Sir.»

Bolitho warf ihm einen argerlichen Blick zu. Dann nahm er sich zusammen.»Danke, Mr. Herrick. Ich sehe es. «Er trat an den Kompa?. Sein Blick streifte die beiden Ruderganger. Schlie?lich ging er zur Steuerbordreling. Herrick sah ihn zusammenfahren, als die Sonne mit der Hitze eines Schmelzofens seine Schultern traf.

«Und wie fuhlen sich die Manner?»

«Nicht sehr wohl, Sir«, erwiderte Herrick vage.»Auch ohne gekurzte Wasserration ist es schlimm genug hier drau?en.»

«Stimmt. «Bolitho nickte, ohne sich umzudrehen.»Aber die Rationierung ist notwendig. Wei? Gott, wie lange uns die Flaute festnagelt.»

Bolithos Hand glitt uber die Narbe unter der rebellischen Haarstrahne. Herrick hatte diese unbewu?te Bewegung schon mehrmals bemerkt, gewohnlich, wenn Bolitho vollig in Gedanken verloren schien. Herrick hatte Stockdale wegen der Narbe gefragt und erfahren, da? Bolitho verwundet wurde, als er — damals noch Leutnant — mit einem Hauflein Matrosen an Land geschickt worden war, um auf einer Insel die Wasserfasser zu fullen.

Weder der Kapitan noch sonst jemand hatte gewu?t, da? die Insel bewohnt war. Die Barkasse war kaum gelandet, als brullende Eingeborene die Abteilung aus dem Hinterhalt uberfielen. Einer entri? einem sterbenden Matrosen das Entermesser und griff Bolitho an, der seine zahlenma?ig unterlegenen Manner um sich zu scharen versuchte. In seiner holprigen Sprechweise beschrieb Stockdale die Szene, bei der die Halfte der Matrosen niedergemacht wurde, wahrend die anderen sich verzweifelt auf dem Wasser in Sicherheit zu bringen versuchten. Bolitho, zu Boden gesturzt, wurde von seinen Leuten getrennt. Aus der Wunde, die das Entermesser gerissen hatte, stromte Blut. Ein Wunder, da? ihn der Hieb nicht getotet hatte. Die Matrosen wollten ihren Offizier, den sie sowieso fur tot hielten, liegen lassen. Aber in letzter Minute sammelten sie sich doch noch. Andere Boote eilten ihnen zu Hilfe und brachten Bolitho in Sicherheit.

Herrick ahnte, da? noch eine Menge mehr dahintersteckte. Und er vermutete, da? Stockdale die Panik eingedammt und den Mann gerettet hatte, dem er nun wie ein treuer Hund diente.

Bolitho blickte zum Bugspriet.»Der Dunst erinnert ein wenig an den Nebel im Kanal.»

Herricks trockene Lippen knisterten, als er klaglich lachelte.»Ich hatte nie gedacht, da? ich die Kanalflotte vermissen wurde, Sir. Doch nun wurde ich gern wieder den Wind horen und das kalte Spritzwasser spuren.»

«Kann sein«, sagte Bolitho gedankenverloren.»Aber ich habe so ein Gefuhl, da? wir bald Wind bekommen.»

Herrick sah ihn verdutzt an. Das ist kein leeres Hoffnungsgeschwatz, sondern gehort zum Bild dieses Mannes, zu seiner gelassenen Zuversicht, dachte er.

Schritte naherten sich, und Vibart sagte rauh:»Auf ein Wort, Kapitan.»

«Worum geht es?»

«Um Ihren Schreiber Mathias, Sir. Er ist im Laderaum verungluckt, Sir.«»Schwer?»

Vibart nickte.»Ich glaube, er wird den Tag nicht uberleben. «In seiner Stimme klang kein Mitleid mit.

Bolitho bi? sich auf die Lippen.»Ich hatte ihn hinuntergeschickt, um einige Vorrate zu prufen. «Er schaute bekummert hoch.»Sind Sie sicher, da? ihm nicht geholfen werden kann?»

«Der Arzt verneint es. «Es klang gleichgultig.»Er hat sich nicht nur die Rippen gebrochen, sondern auch den Schadel aufgeschlagen.

Ein Spalt, in den ein Marlspieker passen wurde.»

«Ach so. «Bolitho blickte auf die Reling.»Ich kannte den Mann kaum, aber er hat schwer gearbeitet und sich bemuht, sein

Bestes zu geben. «Er schuttelte den Kopf.»Im Kampf zu fallen, ist eins, aber so… »

Herrick sagte schnell:»Ich werde sofort einen anderen Schreiber abkommandieren, Sir. Ich denke an Ferguson, einer von den in Falmouth gepre?ten Leuten. Er kann lesen und schreiben und ist an solche Arbeit eher gewohnt. «Herrick entsann sich an Fergusons ve rzweifeltes Gesicht, als sie Antigua verlie?en. Er hatte ihm versprochen, fur ihn einen Brief an seine Frau zu besorgen. Wenn Ferguson der schweren Matrosenpflichten ledig wurde und der harten Aufsicht der Maate entkam, glich das die Unterlassung vielleicht irgendwie aus.

Bolitho sah ernst aus. Herrick fragte sich, wie der Kapitan die Kraft fand, sich uber einen Matrosen Gedanken zu machen, wenn ihm selber eine so schwere Burde der Verantwortung auf den Schultern lag.

«Gut. Kommandieren Sie Ferguson ab und klaren Sie ihn uber seine Pflichten auf.»

«An Deck!«erscholl es vom Gro?toppausguck.»Bo an Steuerbord voraus!»

Herrick rannte an die Reling und beschattete die Augen. Unglaubig sah er, wie das leichte Gekrausel auf das stilliegende Schiff zulief und horte, wie sich die Takelage ruhrte, als die Segel sich langsam fullten.

Bolitho verschrankte die Hande auf dem Rucken.»Was soll das Starren? Bringen Sie die Manner in Trab, Mr. Herrick, damit das Schiff Fahrt aufnimmt.»

Herrick nickte. Er hatte die Erregung hinter Bolithos Ausbruch wahrgenommen. Als die Segel knatternd zu ziehen begannen, zeigte Bolithos Gesicht eine fast jungenhafte Freude.

Viel Kraft hatte der Wind nicht, aber er reichte aus, die Phalarope in Fahrt zu bringen. Das Wasser gurgelte um das Ruder, und als die Brassen in den Blocken quietschten, schwangen die Rahen herum, um auch noch das letzte bi?chen Wind einzufangen, voller Gier nach dem Leben, das er ihnen schenkte.

«Gehen Sie auf Nordnordwest, Mr. Herrick«, sagte Bolitho schlie?lich.»Diesen Kurs werden wir bis Sonnenuntergang beibehalten.»

«Aye, aye, Sir.»

Bolitho trat an die Heckreling und schaute auf das schwache

Kielwasser. Man sieht ihm seine Besorgnis nicht an, uberlegte Herrick. Der Wind war zwar erfreulich, aber nichts im Vergleich zu der endlosen, sinnlosen Patrouille, doch Bolitho verhielt sich zumindest nach au?en hin, als ware alles normal.

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