Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung - Kent Alexander (читать книги без регистрации .txt) 📗
«Franzosische Gefangene, Mylady. Vergessen Sie nicht, er ist Friedensrichter. «Ferguson war froh, als Catherine das Thema fallenlie?. Denn gut von diesem Land lebte vor allem Lady Belinda in ihrem herrschaftlichen Haus in London.
«Der Squire nutzt seine Stellung aus. Ich mag vor allem seine Frau, sie ist Sir Richards Lieblingsschwester, nicht wahr?»
Ferguson mu?te sich Muhe geben, mit ihr Schritt zu halten.»Aye. Aber Miss Nancy, so hie? sie fruher, hatte sich ursprunglich in Sir Richards besten Freund verliebt.»
Sie hielt inne und sah ihn an.»Sie wissen aber auch alles. Ich beneide Sie darum. Ich beneide Sie um jede Stunde, die Sie ihn langer kennen als ich. «Sie ging weiter und pfluckte dabei eine Blume aus der Hecke.»Sie mogen ihn sehr, nicht wahr?»
Ferguson gru?te einige Feldarbeiter.»Ich wurde fur keinen anderen arbeiten.»
Uberrascht stellte sie fest, da? die meisten Leute auf dem Feld Frauen waren. Nur der einbeinige Vanzell war da und warf sein ganzes Gewicht in die Zugleine eines Karrens. Ferguson sah einen Schatten uber Lady Catherines Gesicht huschen. Sie kannte offenbar wirklich das Elend der Menschen. Schlie?lich hatte Bolitho sie aus Wailes geholt, dem Londoner Schuldgefangnis.
Ihr Mann hatte damals falsch ausgesagt, um sie in eine Strafkolonie abschieben zu lassen. Aber nach allem, was Ferguson von Allday gehort hatte, ware sie eher gestorben, als sich nach New
South Wales schicken zu lassen. Bolitho hatte sie vor diesem Schicksal bewahrt, und Vanzell, damals in Wailes Gefangniswarter, hatte ihm dabei geholfen. Vanzell, der fruher unter ihm gedient und dabei ein Bein verloren hatte. Nun lebte er auf dem Gut. Die meisten, die hier arbeiteten, waren auf seinen Schiffen gefahren oder aber die Witwen und Waisen Gefallener.
«Wir haben viel vor uns«, sagte sie,»aber wir werden das Land wieder fruchtbar machen, Sie und ich. Schottland — braucht Schottland nicht Getreide?»
Ferguson grinste.»O ja. Aber Schiffe sind teuer.»
Sie sah ihn nachdenklich an.»Das waren sie schon immer. «Dann verstummte sie, weil sie das Gatter zum Hof erreicht hatten.
Trotz des in Cornwall verbrachten Winters war ihre Haut immer noch sonnengebraunt. Doch Ferguson blieb spater dabei, da? sie in diesem Augenblick bleich geworden war wie eine frisch gekalkte
Wand.
«Mylady! Was ist?»
Sie griff sich an die Brust.»Der Postbote!»
Ein junger Mann mit Dreispitz stand schwatzend bei Matthew, dem Kutscher. Ferguson winkte ihn heran.
Der Junge kam, hob gru?end zwei Finger zum Hut, zeigte beim Lacheln eine gro?e Zahnlucke und sagte:»Ein Brief fur Sie, Madam!»
«Danke. «Sie wandte sich ab und starrte auf den Umschlag nieder.»Er tragt keine Marke…»
«Den hat ein Amtsschreiber verfa?t, nehme ich an.»
Ferguson sah ihre verstorten Augen und teilte plotzlich ihre Angst.»Es ist etwas passiert. Etwas Schlimmes«, horte er sie flustern.
Der Postbote, der nichts begriff, versuchte zu erklaren:»Der Brief kam mit der Postkutsche, verstehen Sie? Jemand mu? dafur unterschreiben. Da? er den Brief bekommen hat, verstehen Sie?«Er sah in ihre angstlichen Gesichter.»Aus London ist er. Aus London kommt der Brief.»
«Kommen Sie, Mylady. «Behutsam nahm Ferguson ihren Arm.»Wir gehen ins Haus.»
Aber da hatte sie den Umschlag schon aufgerissen. Ein zweiter Brief befand sich darin, versiegelt.
Ferguson horte, da? seine Frau die Treppe herunterlief, und wagte kaum zu atmen. So kamen die Hiobsbotschaften wohl immer an. Es war stets die gleiche Geschichte. Nicht ein einziger Bolitho lag in Falmouth beerdigt, alle waren auf See gefallen. Selbst Kapitan Julius hatte man nicht mehr gefunden, nachdem sein Schiff vor Falmouth in die Luft geflogen war, damals im Jahr 1646.
Catherine sah Ferguson an und dann seine Frau. Dabei flusterte sie:»Er ist in London!«Sie hielt den Brief so vorsichtig wie etwas Zerbrechliches.»Kapstadt hat sich ergeben. Der Feldzug ist zu Ende.»
Die Kochin Grace Ferguson legte einen warmen Arm um ihre Herrin und sagte leise:»Gott sei Dank. Und so soll es immer fur Sie sein!»
Ferguson wollte wissen, wann der Brief geschrieben worden war. Catherine straffte sich.»Hier steht kein Datum. «Aber Bolithos Handschrift verriet, da? er es eilig gehabt hatte.
Ferguson gab dem Postboten ein Trinkgeld. Der offizielle au?ere Umschlag hatte offenbar den wahren Inhalt verbergen sollen. Man hatte sich nur wieder das Maul zerrissen uber die beiden, wenn man Bolithos Handschrift erkannte.
Aber der Botenjunge hatte ihnen noch etwas mitzuteilen.»Der Postkutscher hat gesagt, der Brief war' langst hier, wenn ihm nicht unterwegs ein Rad gebrochen war'. Das hat den Brief aufgehalten.»
Catherines Gesicht druckte jetzt unverhohlene Freude aus. Ferguson bestarkte sie darin:»Sir Richard ist vielleicht morgen schon hier, Mylady. Er wird zunachst in der Admiralitat Bericht erstattet haben, und das dauert ja. «Er erinnerte sich, wie verargert Bolitho immer war uber die vielen Berichte, die es nach jedem Einsatz zu verfassen galt.
Hufschlag erklang auf der Stra?e zur Stadt, die am Friedhof vorbeifuhrte und an der Kirche, wo die Gedenktafeln fur die gefallenen Bolithos hingen. Matthew lauschte gespannt.»Kein Pferd von uns.»
Aber da lief Catherine schon auf die Stra?e, die Arme weit ausgestreckt. Sollten die Leute doch reden und glotzen, was machte das schon! Aber wie war er so schnell nach Falmouth gekommen?
Als Bolitho aus dem Sattel glitt und sie in die Arme nahm, horte er sie flustern:»Eigentlich wollte ich mich dafur besonders schon machen. Wie sehe ich blo? aus?»
Er hob ihr Kinn und sah sie lange an.»Wunderschon. «Nein, das alles war kein Traum.»Unterwegs brach ein Rad, aber ich konnte nicht warten und nahm mir ein Pferd. Wenn du nicht mehr hier gewesen warst.»
Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen.»Aber ich bin hier, Liebster.»
Er schob ihren Finger beiseite und fand ihre Lippen mit seinem Mund.
«Habe ich dich zu lange warten lassen?»
Bolitho wandte sich vom Fenster ihr zu. Sie kam die Treppe herauf, das Haar immer noch offen, doch uber die Schultern zuruckgekammt. Dazu trug sie ein einfaches grunes Kleid.
Er hielt sie auf Armeslange von sich ab.»Selbst in einer Seemannsbluse warst du noch wunderschon.»
«Wie du mich anschaust! Ich werde gleich rot wie ein Schulmadchen. «Ihre Blicke wanderten uber sein Gesicht.»Und du? Was macht dein Auge?»
Er ku?te sie auf die Wange, spurte die Warme ihres Korpers. All seine Angste verflogen. Catherine war hier. Sie hatten sich nie getrennt. Sie im Arm zu halten, mit ihr zu sprechen — fur nichts anderes gab es jetzt Platz in seinen Gedanken.
«Es geht besser. Ich hatte keine Probleme in der Sonne da unten.»
Sie verbarg ihre Erleichterung. Noch wollte sie ihm nicht zeigen, wie sehr sie sich um ihn gesorgt hatte.
«Und du?«fragte er.»War es schlimm so allein?»
Sie lachte, schuttelte ihr Haar.»Ich glaube, man mag mich hier. «Damit schob sie den Arm unter seinen und fuhrte ihn ins nachste Zimmer.»Es gibt aber auch unangenehme Nachrichten. Deine Schwester Nancy sagte mir vor acht Tagen, da? deine andere Schwester aus Indien zuruckgekehrt ist.»
«Felicity? Ach!«Er versuchte, sich an diese Schwester zu erinnern, die zwei Jahre alter war als er. Als er zum Leutnant befordert worden war, hatte er sie zum letzten Mal gesehen. Damals war sie mit einem Offizier des 81. Infanterieregiments verheiratet gewesen, das zum Dienst in der Ostindischen Handelsgesellschaft abgestellt wurde. Seltsamerweise erinnerte er sich an seinen Schwager besser als an seine Schwester. Er war ein leiser, angenehmer Mann gewesen, der Felicity kennengelernt hatte, als seine Kompanie in Cornwall stationiert gewesen war.
«Ihr Mann ist tot, Richard. Sie will jetzt in Cornwall leben.»
Bolitho ahnte, da? noch mehr auf ihn zukommen wurde.»Sie hat zwei Sohne, nicht wahr? Einer dient im Regiment des Vaters, der andere in der Flotte der Handelsgesellschaft, wenn ich mich recht erinnere. Wie starb der Vater?»