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Nahkampf der Giganten: Flaggkapitan Bolitho bei der Blockade Frankreichs - Kent Alexander (читать книги онлайн регистрации .TXT) 📗

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Wie im Traum sah Bolitho, da? Rookes Degen in einen Mann neben der Tur fuhr und der Leutnant weitersturmte, ohne auch nur aus dem Tritt zu kommen. Ein langer, bezopfter Matrose hieb sein Enterbeil dem sterbenden Franzosen mit solcher Kraft in die Schulter, da? er den Fu? gegen den Korper des Mannes stemmen mu?te, um es wieder herauszurei?en.

Allday stutzte ihn. Sein machtiges Beil pfiff wie die Sense eines Schnitters, sobald ein Uberlebender versuchte, uber den einzigen Fluchtweg, die Treppe, nach unten zu entkommen.

Bolitho verdrangte Schmerz und Ubelkeit — ihm wurde klar, da? seine siegestrunkenen Manner, wenn er nicht sofort etwas tat, jeden Franzosen umbringen wurden, der noch im Turm war. Er schob Allday beiseite und folgte den anderen in den Sonnenschein hinaus.»Die Flagge!«rief er Rooke zu.»Nieder mit ihr, Mann!»

Mit wilden Augen fuhr Rooke herum. Da sah er Bolitho und kam wieder zu Sinnen.»Hast du gehort? Los, Strohkopf!«krachzte er. Ein Matrose neben ihm, der gerade dabei war, einen verwundeten Franzosen mit nackten Handen zu erwurgen, lie? mit einem Schmerzensruf davon ab, weil Rooke ihm die flache Klinge auf die Schulter gehauen hatte.

Allday wartete, bis die franzosische Flagge auf den Steinplatten lag; dann wickelte er sich einen britischen Wimpel vom Leib und reichte ihn dem atemlosen Matrosen.»Hei? den, Bursche!«Mit geschultertem Enterbeil sah er zu, wie die britische Flagge hochstieg und sich in der warmen Brise entfaltete.»Da haben sie was dran zu kauen!«grinste er.

Bolitho trat an die Brustwehr und stutzte sich schwer auf die verwitterten Steine. Unter ihm starrten die franzosischen Artilleristen verzweifelt zu der britischen Flagge auf und dann zur Hyperion hinaus, die eben uber Stag ging und Kurs auf die Hafeneinfahrt nahm. Ihm war speiubel, und er war todmude, trotzdem blieb noch viel zu tun. Muhsam wandte er sich um und musterte die atemlosen Sieger. Von den funfundzwanzig, mit denen er angetreten war, schienen nur noch wenige ubrig zu sein.»Bringt die franzosischen Soldaten in einen sicheren Gewahrsam«, sagte er. Tomlin erschien in der offenen Tur.»Nun?»

Der Bootsmann tippte sich gru?end mit der Faust an die Stirn.»Hier is' 'n franzosischer Offizier, Sir. Der Kommandeur der Batterie. «Tomlins Fangzahne glitzerten vor Vergnugen.»Hat sich ergeben, Sir.»

«Ja, schon gut. «Er konnte dem Franzosen nicht ins Gesicht sehen — dieser wunde, gedemutigte Blick des Besiegten.»Mr. Roo-ke«, befahl er,»gehen Sie hinunter und entwaffnen Sie die Batterie. Dann offnen Sie das Festungstor, begru?en Hauptmann Ashby und richten ihm mein Kompliment fur gute Arbeit aus.»

Rooke eilte hinweg, und Bolitho horte fernes Hurrarufen. Ob vom Schiff oder von Ashbys Marine-Infanteristen, das wu?te er nicht, und es war ihm auch vollig gleichgultig.

Jetzt schwamm Alldays Gesicht in sein Blickfeld.»Sind Sie verletzt, Captain?«fragte der Bootsmann besorgt.»Ich glaube, Sie sollten sich ein bi?chen ausruhen.»

Bolitho schuttelte den Kopf.»Lassen Sie mich nachdenken. Ich mu? nachdenken!«Er wandte sich um und erblickte Seton, der bleich und entsetzt auf einen verwundeten Franzosen zu seinen Fu?en starrte. Der Mann hatte einen Stich in den Magen bekommen. Blut stromte aus seinem offenen Mund, aber er klammerte sich noch ans Leben; es war herzzerrei?end und mitleiderregend, wie seine Worte im Blut erstickten. Vielleicht empfand er in diesen letzten Augenblicken Seton irgendwie als Retter.

«Helfen Sie ihm, mein Junge«, sagte Bolitho.»Er kann keinen Schaden mehr anrichten. «Aber Seton wich zuruck, seine Lippen zitterten, als der Mann seinen Schuh mit blutiger Hand beruhrte. Seton konnte das Zittern nicht beherrschen, und Bolitho sah, da? sein Dolch noch in der Scheide stak. Der mu? ein dutzendmal durch die Holle gegangen sein, dachte er. Laut aber sagte er:»Er ist nicht mehr unser Feind. Lassen Sie ihn wenigstens nicht sterben, ohne da? jemand bei ihm ist!«Er wandte sich ab, konnte nicht mitansehen, wie der verstorte Midshipman sich neben diesen blutenden Todgeweihten hinkniete, der seine Hand umklammerte, als sei sie das Kostbarste auf der Welt.

«Das kommt noch, Captain«, sagte Allday leise.»Mit der Zeit lernt er' s schon.»

«Es ist kein Spiel, das man lernen kann, Allday«, antwortete Bo-litho leeren Blickes.»Und ist auch nie eines gewesen.»

Ashby kam die Treppe heraufgepoltert, ein machtiges Grinsen spaltete sein Gesicht.»Bei Gott, Sir! Eben gehort, was Sie getan haben!«Begeistert schlug er die Hande zusammen.»Bei Gott, Sir, das war gro?artig, wirklich!»

Bolitho blickte zur Hyperion hinunter. Sie hielt jetzt direkt auf die Hafeneinfahrt zu; er konnte die Matrosen unterscheiden, wie sie zu den Booten schwarmten und sie klarierten.

«Sie mussen quer durch die Insel zu dem anderen Fort marschieren, Ashby«, sagte er zu dem Hauptmann.»Die Besatzung wird sich wahrscheinlich schnell ergeben, wenn Sie dem Kommandanten klarmachen, da? er jetzt allein ist.»

Doch Ashby ruhrte sich nicht. Sein Gesicht, so scharlachrot wie seine Uniform, schien alles andere zu verdecken, und seine Stimme drohnte in Bolithos Kopf:»Prachtvoller Sieg, Sir. Genau was wir brauchten. Wirklich prachtvoll!»

«Wie Sie meinen, Ashby«, erwiderte Bolitho.»Aber jetzt gehen Sie bitte und tun, was ich gesagt habe. «Gott sei Dank, da? er weg ist, dachte er, als er den immer noch aufgeregt vor sich hin redenden Hauptmann im Treppenaufgang verschwinden sah.

Hatte er eigentlich gewu?t, was er tat, als er sich den franzosischen Bajonetten entgegenwarf? Oder war es der Wahnsinn des Kampfes gewesen, und dazu vielleicht die Angst vor Niederlage und Schande?

Unten auf der Batterie wimmelten die Brustwehren von durcheinanderschreienden Matrosen; zwei Mann hatten sich auf Ashbys Pferd geschwungen und trabten grinsend wie die Kinder zwischen den verstorten Gefangenen herum.

Allday sagte:»Er hat recht, Captain. Als Sie losgingen, war es aus mit denen. «Er schuttelte den Kopf.»Ganz wie in alten Zeiten. Kurz und scharf, und am Ende blutige Nasen!»

Bolitho blickte auf Seton hinunter. Der hockte immer noch bei dem franzosischen Soldaten, hielt dessen blutige Hand umklammert und blickte mit entsetzten, starren Augen in das Gesicht des Mannes.

Allday folgte Bolithos Blick und sagte gedampft:»Er ist tot, Mr. Seton. Sie konnen ihn jetzt alleinlassen.»

Bolitho erschauerte. Es war vorbei.»Ich brauche einen Kurier zur Chanticleer«, sagte er.»Mr. Bellamy mu? sofort absegeln und die Princesa benachrichtigen, da? wir die Insel genommen haben. «Als er sich rasch umdrehte, stand Seton neben ihm. Noch zitterten seine Lippen, und uber die bleichen Wangen rannen Tranen.

Aber seine Stimme war jetzt fester und seltsam entschlossen.

«Ich gehe, Sir, wenn Sie meinen, ich kann das.»

Bolitho legte ihm die Hand auf die Schulter und blickte ihn sekundenlang aufmerksam an. Alldays Worte klangen in ihm nach:»Mit der Zeit lernt er' s schon.»

«Schon, Mr. Seton«, sagte er langsam.»Ich bin ganz sicher, da? Sie es konnen.»

Er sah dem Jungen nach, der steifbeinig zum Treppenaufgang schritt; reglos hingen seine Arme herab, und er hielt den Kopf von den starraugigen Toten und stohnenden Verwundeten abgewandt. Das hatte ich sein konnen, dachte Bolitho mude. Vor zwanzig Jahren bin auch ich beinahe zusammengebrochen, und jemand hat mir durch ein paar mitfuhlende Worte geholfen. Mit zusammengekniffenen Augen blickte er nachdenklich in die Sonne. Aber trotz aller Muhe konnte er sich weder an die Worte noch an den Mann erinnern, der ihm den Verstand gerettet hatte, als damals, genau wie jetzt bei Seton, seine Knabenwelt in Scherben ging. Da richtete er sich auf und stie? den Degen in die Scheide.»Kommen Sie, All-day«, sagte er.»Gehen wir uns ansehen, was wir da erobert haben!»

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