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Klar Schiff zum Gefecht: Richard Bolitho - Kapitan des Konigs - Kent Alexander (читать книги онлайн без TXT) 📗

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Storrisch wie zuvor, doch endlich von der richtigen Seite her hatte der Wind auf Sud-Sudwest zuruckgedreht und zu einer frischen Brise aufgefrischt, die wahrend der vergangenen Tage kaum nachgelassen hatte. Unter geblahten Segeln hatten die Schiffe gute Fahrt auf die amerikanische Kuste zu gemacht, die nun nach den letzten Berechnungen etwa 250 Meilen entfernt liegen mu?te. Die schweren Kauffahrteischiffe hatten standig funf Knoten gemacht. Sie mochten zufrieden sein, da? der Kapitan der Miranda sich nicht allzuviel einmischte. Die Signale der Miranda hatten meist nur der Sparrow gegolten. Denn ungefahr vierundzwanzig Stunden nachdem die Fawn davongesegelt war, hatte der Ausguck im Masttopp wieder ein Segel gesichtet. Wie eine winzige, wei?e Blase schwebte es weit achteraus uber dem Horizont.

Bolitho hatte Graves mit einem Fernrohr ins Topp geschickt, aber selbst er hatte den mysteriosen Verfolger nicht identifizieren konnen. Dann hatte er zur Fregatte signalisiert und um Erlaubnis zur Erkundung gebeten. Es war verweigert worden. Wahrscheinlich bedauerte der Kapitan der Miranda sein Zusammentreffen mit dem Konvoi. Ohne die schleppende Last der Transporter hatte er jetzt wohl sein Ziel schon erreicht. Es hatte ihm sicher keinen Verweis eingebracht, wenn er seine Nachrichten nicht nach Antigua hatte weitergeben konnen. Da er aber nun auf die langsameren Schiffe gesto?en war, mu?te er so handeln, wie er es jetzt tat. Es war ihm keine andere Wahl geblieben. Auch rechnete er wohl damit, da? die Sparrow ohne Uberwachung direkter Vorgesetzter aus irgendwelchen Grunden abdrehte und ihn dann mit der vollen Verantwortung fur die Transportschiffe allein lie?.

Das unbekannte Segel war inzwischen nicht wieder gesichtet worden, und Bolitho gab zu, da? der Kapitan der Miranda zwar ubervorsichtig, aber richtig gehandelt hatte, als er ihn von einer Erkundungsfahrt zuruckhielt.

Bolitho wandte sich Tyrells bronzefarbenem Gesicht zu und nickte:»Ich bin ganz zufrieden.»

Er beobachtete einige Vortoppsgasten, die nach der Arbeit hoch uber Deck nun um die Wette an den Stagen niederglitten. Buckle hatte recht, wenn ein rechter Wind blies, flog die Sparrow wie ein Vogel uber die See. Er blickte zum nachsten Transportschiff, der Bear, hinuber und wunschte, da? er den Geleitzug endlich los ware. Dann erst wurde er die Sparrow wirklich erproben konnen. Wenn die Royalsegel und sogar Leesegel gesetzt wurden, konnte er erst sehen, was sein Schiff unter jedem Fetzen Tuch zu leisten vermochte.

Die meisten der wachfreien Offiziere amusierten sich an Deck mit ihrem ublichen Geplauder vor dem Mittagessen. Sie achteten sorgfaltig darauf, an der Leeseite zu stehen und ihm, so gut es ging, aus dem Weg zu sein.

Dalkeith, der Schiffsarzt, unterhielt sich lachend mit Buckle. Sein Kahlkopf leuchtete wei? im harten Sonnenlicht. Die rote Perucke wurde vom Messesteward gerade kraftig ausgeschuttelt, und Bolitho vermutete, da? sie von einer uber Deck waschenden See durchna?t worden war.

Zahlmeister Lock war mit dem jungen Heyward in ein ernsteres Ge sprach verwickelt. Der Wind knitterte und faltete die Seiten seines gro?en Hauptbuches, wahrend er den Fahnrich vermutlich uber Verpflegungsfragen aufklarte.

Bethune hatte Wache und stand etwas unordentlich an der Achterdecksreling. Sein Hemd war bis zur Hufte geoffnet, und mit einer Hand rieb er sich den Magen. Bolitho lachelte. Der junge Bursche hatte zweifellos Hunger. Fahnriche wie Bethune waren immer hungrig. Unten auf dem Geschutzdeck faulenzten viele der Seeleute im Schatten der Segel oder vertrieben sich die Zeit ahnlich wie ihre Offiziere. Beim Gro?mast stand der Bootsmann mit seinem einzigen Freund Yule, einem Geschutzfuhrer, zusammen. Bolitho dachte, da? die beiden ein schreckliches Paar von Wegelagerern abgegeben hatten. Tilby, umfangreich und plump, hatte vom allzu vielen Trinken zerstorte Zuge. Dagegen war Yule dunkelhautig, flink wie ein Wiesel, und seine stechenden Augen kamen niemals zur Ruhe.

Wahrend Bolitho von Gruppe zu Gruppe blickte, wurde er abermals an seine neue, abgesonderte Stellung erinnert, an seine Zuruckgezogenheit, welche leicht zur Einsamkeit fuhren konnte. Seine Vorrechte konnten auch zu einer Burde werden.

Er verschrankte die Hande hinter seinem Rucken und schritt an der Luvseite langsam auf und ab. Der warme Wind wuhlte in seinen Haaren und blahte sein offenes Hemd. Irgendwo dort drau?en hinter den Wanten lag die Kuste Amerikas. Wie sonderbar ware es, wenn sie dort vor Anker gingen, und der Krieg ware zu Ende. Wenn die Blutsgemeinschaft mit den Amerikanern angesichts der Herausforderung Frankreichs sich als starker erwiesen hatte und wenn England der Unabhangigkeit Amerikas zustimmen konnte, dann wurden sich beide Nationen vielleicht gegen die Franzosen verbunden und ihre Machtanspruche ein fur allemal klaren. Er betrachtete Tyrells Profil und hatte gern gewu?t, ob er wohl genauso dachte.

Bolitho verscheuchte die personlichen Probleme seines Leutnants aus seinen Gedanken und versuchte, sich auf die lange Reihe der Notwendigkeiten zu konzentrieren, die taglich an ihn herantraten. Der Wasservorrat mu?te so bald als moglich aufgefullt werden. Die Fasser waren in schlechtem Zustand, und bei diesem Klima wurde das Trinkwasser rasch brackig. Auch wurde er frisches Obst kaufen, wann immer sie auf Land stie?en oder ein Versorgungsschiff trafen. Eigenartig, da? die Besatzung so gesund geblieben war, obwohl Ransome solch einfache Regeln offensichtlich nicht beachtet hatte. In den drei Jahren, die er an Bord der Trojan gedient hatte, war nicht ein einziger Fall von Skorbut vorgekommen. Es war dies ein deutliches Zeichen, da? Kapitan Pears sich um seine Leute sorgte, ja, es war eine wertvolle Lektion fur alle seine jungen Offiziere. Bolitho hatte schon mit Lock daruber gesprochen, und nach einigem Zogern hatte der Zahlmeister gemurmelt:»Eine kostspielige Angelegenheit, Sir.»

«Es ist kostspieliger, wenn unsre Leute vor Schwache und Krankheit umfallen, Mr. Lock. Ich habe gehort, da? sich ein ganzes Geschwader wegen solcher Knauserei hat kampflos ergeben mussen.»

Dann stand da noch die Prozedur einer Auspeitschung bevor, die erste, seitdem er Kapitan war. Er hatte die unnotig harte Anwendung von Bestrafungen immer verabscheut, obwohl er wu?te, da? sie gelegentlich notwendig wurde. In der Koniglichen Flotte war die Disziplin rauh und unmittelbar, und wenn ein Schiff viele Meilen von zu Hause und den Behorden an Land entfernt war, bedeuteten harte Strafen die einzige Abschreckung vor Auflehnung und Verwilderung. Es gab Kapitane, die bedenkenlos straften. Brutale, unmenschliche Auspeitschungen waren auf manchen Schiffen eine alltagliche Sache, und als Bolitho noch ein junger Fahnrich war, war er beim Anblick solch einer Tortur fast einmal ohnmachtig geworden. Andere Kapitane wieder uberlie?en, schwach und untuchtig, die Befehlsgewalt ihren Untergebenen und schlossen ihre Augen vor Mi?brauch.

In den meisten Fallen aber kannte der englische Seemann die Ma?stabe seines Dienstes, und wenn er sie uberschritt, war er auch bereit, die Folgen zu tragen. Und wenn jemand einen seiner Kameraden bestahl oder betrog, konnte er kein Mitleid erwarten. Die Rechtsprechung der unteren Decks war genauso gefurchtet wie die des Kapitans.

Aber mit diesem Fall auf der Sparrow stand es ganz anders. Ein Seemann hatte Leutnant Graves wahrend einer Nachtwache den Gehorsam verweigert, als die Leute in einer plotzlichen Bo zum Segelreffen heraufgerufen wurden. Er hatte seinen wachhabenden Offizier angeschrien und ihn in Horweite von zwanzig Mannern einen herzlosen Lump genannt.

Tyrell hatte Bolitho vertraulich gebeten, die Erklarung des Seemannes gelten zu lassen. Er war ein guter Toppgast, und Graves hatte ihn in einem plotzlichen Wutanfall gereizt, als er nicht zugleich mit seinen Kameraden seinen Posten auf der Gro?rah erreichte.

«Sie dreckiger Yankeebastard«, hatte Graves gebrullt,»zu faul, seine Pflicht zu tun, und zweifellos zu beschissen feige, zu kampfen, wenn es an der Zeit ist.»

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