Die Laune des Verliebten - Goethe Johann Wolfgang (читать книги онлайн бесплатно полностью без TXT) 📗
Vierter Auftritt
Amine. Egle. Hernach Lamon.
Egle.
Gutherzig armes Kind, so wird dir's nicht gelingen!
Sein stolzer Hunger wachst, je mehr da? du ihm gibst.
Gib acht, er raubt zuletzt dir alles, was du liebst.
Amine.
Verlier ich ihn nur nicht, das Eine macht mir bange.
Egle.
Wie schon! Man sieht es wohl, du liebst noch nicht gar lange.
Im Anfang geht es so: hat man sein Herz verschenkt,
So denkt man nichts, wenn man nicht an den Liebsten denkt.
Ein seufzender Roman, zu dieser Zeit gelesen,
Wie zartlich der geliebt, wie jener treu gewesen,
Wie fuhlbar jener Held, wie gro? in der Gefahr,
Wie machtig zu dem Streit er durch die Liebe war,
Verdreht uns gar den Kopf; wir glauben uns zu finden,
Wir wollen elend sein, wir wollen uberwinden.
Ein junges Herz nimmt leicht den Eindruck vom Roman;
Allein ein Herz, das liebt, nimmt ihn noch leichter an.
Wir lieben lange so, bis wir zuletzt erfahren,
Da? wir, statt treu zu sein, von Herzen narrisch waren.
Amine.
Doch das ist nicht mein Fall.
Egle.
Ja, in der Hitze spricht
Ein Kranker oft zum Arzt: ich hab das Fieber nicht.
Glaubt man ihm das? Niemals. Trotz allem Widerstreben
Gibt man ihm Arzenei. So mu? man dir sie geben.
Amine.
Von Kindern spricht man so, von mir klingt's lacherlich;
Bin ich ein Kind?
Egle.
Du liebst!
Amine.
Du auch!
Egle.
Ja, lieb wie ich!
Besanftige den Sturm, der dich bisher getrieben!
Man kann sehr ruhig sein, und doch sehr zartlich lieben.
Lamon.
Da ist das Band!
Amine.
Sehr schon!
Egle.
Wie lange zauderst du!
Lamon.
Ich ging am Hugel hin, da rief mir Chloris zu.
Da hab ich ihr den Hut mit Blumen schmucken mussen.
Egle.
Was gab sie dir dafur?
Lamon.
Was? Nichts! Sie lie? sich kussen.
Man tu auch, was man will, man tragt doch nie zum Lohn
Von einem Madchen mehr als einen Ku? davon.
Amine zeigt Eglen den Kranz mit der Schleife.
Ist es so recht?
Egle.
Ja, gib!
Sie hangt Aminen den Kranz um, so da? die Schleife auf die rechte Schulter kommt. Mittlerweile redet sie mit Lamon.
Hor! nur recht lustig heute!
Lamon.
Nur heute recht gelarmt! Man fuhlt nur halbe Freude,
Wenn man sie sittsam fuhlt und lang sich's uberlegt,
Ob unser Liebster das, der Wohlstand jens ertragt.
Egle.
Du hast wohl recht.
Lamon.
Ja wohl!
Egle.
Amine! setz dich nieder!
Amine setzt sich, Egle steckt ihr Blumen in die Haare, indem sie fortredet.
Komm, gib mir doch den Ku? von deiner Chloris wieder.
Lamon ku?t sie.
Von Herzen gerne. Hier!
Amine.
Seid ihr nicht wunderlich!
Egle.
War Eridon es so, es war ein Gluck fur dich.
Amine.
Gewi?, er durfte mir kein fremdes Madchen kussen.
Lamon.
Wo ist die Rose?
Egle.
Sie hat sie ihm geben mussen,
Ihn zu besanftigen.
Amine.
Ich mu? gefallig sein.
Lamon.
Gar recht! Verzeih du ihm, so wird er dir verzeihn.
Ja, ja! Ich merk es wohl, ihr plagt euch um die Wette.
Egle als ein Zeichen, da? sle mit dem Kopfputze fertig ist.
So!
Lamon.
Schon!
Amine.
Ach da? ich doch jetzt schon die Blumen hatte,
Die Eridon mir bringt.
Egle.
Erwart ihn immer hier.
Ich geh und putze mich. Komm Lamon, geh mit mir!
Wir lassen dich allein und kommen bald zurucke.