Harry Potter und die Kammer des Schreckens - Rowling Joanne Kathleen (бесплатные книги полный формат TXT) 📗
»Gehen?«, sagte Aragog langsam.»Ich glaube nicht…«
»Aber… aber…«
»Meine Sohne und Tochter ruhren Hagrid nicht an, auf meinen Befehl hin. Doch ich kann ihnen frisches Fleisch nicht verwehren, wenn es so bereitwillig in unsere Mitte kommt. Adieu, Freund von Hagrid.«
Harry wirbelte herum. Wenige Meter von ihm entfernt ragte eine feste Wand aus Spinnen empor, die mit ihren Greifern klickten. Ihre Augen schimmerten wie ha?liche schwarze Knopfe. Schon als er nach seinem Zauberstab griff, wu?te Harry, da? es nichts nutzen wurde, es waren zu viele. Doch als er aufzustehen versuchte, bereit, kampfend zu sterben, horte er einen lauten, lang gezogenen Ton, und ein Lichtblitz flammte durch die Senke.
Mr Weasleys Wagen donnerte den Abhang herunter, mit glei?enden Scheinwerfern und schrill hupend, und er rempelte dabei rechts und links Spinnen um; mehrere von ihnen landeten auf dem Rucken, und ihre endlos langen Beine ruderten durch die Luft. Kreischend hielt der Wagen vor Harry und Ron und die Turen flogen auf,
»Hol Fang!«, schrie Harry und hechtete auf den Beifahrersitz; Ron packte den Sauruden um den Bauch und sie landeten japsend auf dem Rucksitz – die Turen schlugen zu – Ron sa? absolut reglos da, doch der Wagen brauchte ihn nicht; mit drohnendem Motor fuhren sie davon und warfen unterwegs noch mehr Spinnen auf den Rucken; sie rasten den Abhang hoch und aus der Senke heraus. Bald jagten sie krachend durch den Wald, Aste peitschten gegen den Wagen, wahrend er sich pfiffig seinen Weg durch die breitesten Baumlucken bahnte. Offenbar wu?te er, wo es langging.
Harry drehte sich zu Ron um. Sein Mund war immer noch zu einem stummen Schrei geoffnet, doch seine Augen hupften nicht mehr.
»Bist du in Ordnung?«
Ron starrte geradeaus und brachte kein Wort heraus.
Der Wagen krachte durch das Unterholz. Fang heulte laut auf, und als sie knapp an einer gro?en Eiche vorbeizischten, brach ein Seitenspiegel ab. Nach zehn larmerfullten, holprigen Minuten lichteten sich die Baume, und Harry konnte hier und da einen Fleck Himmel erkennen.
Der Wagen stoppte so j«ah, da? sie fast durch die Windschutzscheibe flogen. Sie hatten den Waldrand erreicht. Fang warf sich gegen das Fenster, so ungestum drangte er nach drau?en, und als Harry die Tur offnete, peste er mit eingezogenem Schwanz los durch die Baume hindurch auf Hagrids Hutte zu. Auch Harry stieg aus und nach einer Weile schien auch Ron seine Glieder wieder zu spuren und folgte ihm mit steifen Bewegungen und starrem Blick. Harry gab dem Wagen einen dankbaren Klaps und der fuhr zuruck in den Wald und verschwand.
Harry ging noch einmal in Hagrids Hutte, um den Tarnumhang zu holen. Fang lag zitternd unter einer Decke in seinem Korb. Als Harry wieder nach drau?en kam, sah er Ron im Kurbisbeet stehen und sich herzhaft ubergeben.
»Folgt den Spinnen«, sagte Ron matt und wischte sich mit dem Armel den Mund ab.»Das werd ich Hagrid nie verzeihen. Wir konnen von Gluck reden, da? wir am Leben sind.«
»Ich wette, er glaubte, Aragog wurde seinen Freunden nichts tun«, sagte Harry.
»Das ist ja gerade Hagrids Problem!«, sagte Ron und hammerte mit der Faust gegen die Huttenwand.»Er glaubt standig, Monster seien nicht so schlimm wie ihr Ruf, und du siehst ja, wohin ihn das gebracht hat! In eine Zelle in Askaban!«Er zitterte jetzt hilflos am ganzen Korper.»Was hat es gebracht, uns da reinzuschicken? Was haben wir herausgefunden, mochte ich gern wissen?«
»Da? Hagrid die Kammer des Schreckens nicht geoffnet hat«, sagte Harry, warf Ron den Umhang uber und zog ihn am Arm, um ihn zum Gehen zu bewegen.»Er war unschuldig.«
Von Ron kam ein lautes Schnauben. Offenbar stellte er sich etwas anderes unter Unschuld vor, als Aragog in einem Schrank zu pappeln.
Das Schlo? ragte nun uber ihnen auf und Harry zog am Tarnurnhang, damit ihre Fu?e bedeckt waren. Sie schoben vorsichtig das knarrende Tor auf, durchquerten die Eingangshalle, stiegen die Marmortreppe empor und huschten mit angehaltenem Atem durch die Gange, in denen aufmerksame Wachter umherliefen. Endlich erreichten sie den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, wo vom Feuer nur noch gluhende Asche ubrig geblieben war. Hier waren sie in Sicherheit. Sie nahmen den Tarnumhang ab und kletterten die Wendeltreppe zum Schlafsaal hoch.
Ron sank ins Bett, ohne sich die Muhe zu machen, die Kleider auszuziehen. Harry jedoch fuhlte sich nicht besonders mude. Er sa? auf dem Bettrand und dachte angestrengt uber alles nach, was Aragog gesagt hatte.
Die Kreatur, die irgendwo im Schlo? lauerte, horte sich nach einer Art monsterhaftem Voldemort an – selbst andere Ungetume wollten es nicht beim Namen nennen. Doch er und Ron waren keinen Schritt weitergekommen bei ihrem Versuch, herauszufinden, was es war oder wie es seine Opfer versteinerte. Selbst Hagrid hatte nie gewu?t, was in der Kammer des Schreckens steckte.
Harry schwang die Beine aufs Bett und lehnte sich gegen die Kissen. Durch das Turmfenster funkelte der Mond.
Er wu?te nicht, was sie noch tun konnten. Uberall waren sie auf lose Enden gesto?en. Riddle hatte den Falschen erwischt, der Erbe Slytherins war davongekommen, und keiner konnte sagen, ob es dieselbe Person war oder eine andere, die diesmal die Kammer geoffnet hatte. Es blieb niemand ubrig, den sie fragen konnten. Harry legte sich hin und dachte uber die Worte Aragogs nach.
Er war schon halb eingeschlafen, als ihm etwas einfiel, was ihm wie ihre letzte Hoffnung vorkam, und plotzlich sa? er wieder kerzengerade auf dem Bett.
»Ron«, zischte er durch die Dunkelheit,»Ron -«
Ron wachte mit einem jaulen auf, das an Fang erinnerte, blickte wild umher und erkannte dann Harry.
»Ron – dieses Madchen, das gestorben ist. Aragog sagte, sie sei in einer Toilette gefunden worden«, sagte Harry und achtete nicht auf Nevilles schnaubendes Schnarchen in der Ecke.»Was, wenn sie dieses Klo nie verlassen hat? Was, wenn sie immer noch da ist?«
Ron rieb sich die Augen und blinzelte stirnrunzelnd durch das Mondlicht. Und dann begriff auch er.
»Du glaubst doch nicht etwa – nicht die Maulende Myrte?«
Die Kammer des Schreckens
»Wir waren so oft in diesem Klo und sie war nur drei Turen entfernt«, sagte Ron verbittert beim Fruhstuck am nachsten Morgen,»wir hatten sie fragen konnen, aber jetzt…«
Den Spinnen nachzuspuren war schwer genug gewesen. jetzt wurde es fast unmoglich sein, den Lehrern lange genug zu entkommen, um sich in ein Madchenklo zu stehlen, das zu allem Uberflu? auch noch unmittelbar am Schauplatz des ersten Angriffs lag.
Doch in der ersten Stunde, in Verwandlung, geschah etwas, das die Kammer des Schreckens zum ersten Mal seit Wochen aus ihren Kopfen vertrieb. Nach zehn Minuten Unterricht verkundete Professor McGonagall, ihre Prufungen wurden am ersten Juni beginnen, in genau einer Woche.
»Prufungen?«, heulte Seamus Finnigan auf,»Wir haben trotz allem noch Prufungen?«
Hinter Harry krachte es. Neville Longbottom war der Zauberstab aus der Hand gefallen und zwei Beine seines Tisches waren verschwunden. Professor McGonagall brachte sie mit einem Schlenker ihres Zauberstabs wieder zum Vorschein und wandte sich dann stirnrunzelnd Seamus zu.
»Wir halten die Schule einzig und allein deshalb geoffnet, damit Sie Ihre Ausbildung erhalten«, sagte sie streng.»Die Prufungen finden daher wie ublich statt, und ich bin sicher, Sie alle werden den Stoff flei?ig wiederholen.«
Flei?ig wiederholen! Harry hatte nie gedacht, sie wurden Prufungen haben, bei all dem, was im Schloss passierte. Im Klassenzimmer gab es meutereilustiges Getuschel, und Professor McGonagall blickte noch finsterer in die Runde.
»Professor Dumbledores Anweisung lautet, den Unterricht moglichst wie gewohnt fortzusetzen«, sagte sie.»Und das, wie ich kaum weiter ausfuhren mu?, hei?t herauszufinden, wie viel Sie dieses Jahr gelernt haben.«