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Zauberer von den Sternen - Stasheff Christopher (читать книги TXT) 📗

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Rod hob eine Braue und lauschte der lauten Lustbarkeit, die von der Abteilung der Bettler zu ihm drang. Auch die Hexen waren mehr als vergnügt, denn sie hatten des Wetters wegen mit ihrer üblichen Party schon gegen Mittag begonnen.

„Hm“, brummte er. „Hört sich gar nicht so an. Aber macht Euch keine Sorgen, Tuan, die Präkog… uh — Hexen meinen, es würde morgen ein herrlicher, sonniger Tag.“

„St. Georg sei gepriesen, daß wir nicht vorher kämpfen müssen.“ Tuan hüllte sich fröstelnd enger in seinen Umhang.

Broms Miniaturspione hatten gemeldet, daß die Südtruppen sich noch einen halben Tagesritt entfernt befanden. Catherine war mit Brom und ihrer Armee gestern abend angekommen, und die Bettler ruhten sich bereits einen ganzen Tag aus und waren kaum noch zurückzuhalten, dem Feind entgegenzumarschieren. Tuan mußte seine ganze Autorität aufbieten, sie zu bremsen.

„Ich sehe eigentlich nicht ein“, sagte Rod und zupfte an seiner

Lippe, „weshalb wir bis morgen warten sollten. Wir könnten ihnen doch während der Nacht einen Hinterhalt stellen, solange sie ihre Truppen zusammenziehen.“

„Ein Nachtangriff!“ rief Tuan sichtlich erschrocken.

„Warum nicht?“ Sie werden müde vom langen Marsch sein, und wissen nicht, wo wir uns befinden. Wir hätten eine viel größere Chance, zu siegen.“

„Ja, genau wie man eine größere Chance hat, einen Mann zu töten, wenn man ihn erschlägt, während er auf dem Boden liegt!“

Rod seufzte. „Ich dachte, das Wichtigste bei einem Kampf ist, zu gewinnen?“

„Ja, aber nicht mit solch gemeinen Mitteln. Wer würde einer Königin treu bleiben, die ihre Macht auf solche Weise aufrechterhält?“

Das war der Kern der Sache, mußte Rod zugeben. Prestige war auf Gramayre alles, und Ehre war der Eckstein des Prestiges.

„Ihr müßt wissen, was Ihr tut“, sagte er seufzend. „Schließlich seid Ihr derjenige, der mit Menschen umzugehen versteht.“

Tuan lächelte traurig und schüttelte den Kopf. „Freund Rod, ich habe kein Geschick im Regieren.“

Rod gestattete sich eine skeptische Miene. „Vielleicht nicht, aber Ihr seid ein verdammt guter Führer.“

„Ho!“ polterte eine Stimme. Rod drehte sich um und schaute der mächtigen Gestalt entgegen, die sich aus dem Nebel löste.

„Alle glücklich da drüben?“

„Und wie, Meister. Sie haben ihr ganzes Leben nie solchen Wein getrunken oder soviel davon“, versicherte ihm Tom.

„Hmmm.“ Rod zupfte an der Lippe. „Roll die Fässer lieber bald weg. Wir können sie so kurz vor der Schlacht nicht betrunken brauchen!“

„Nein!“ widersprach Tuan fast automatisch, wie Rod bemerkte.

„Laß sie trinken, soviel sie wollen, dann schlafen sie eher ein.

Am frühen Morgen wecken wir sie, geben jedem einen Krug voll oder auch zwei — dann kämpfen sie wie die Teufel.“

Rod mußte zugeben, daß Tuan damit nicht unrecht hatte.

Feinheiten oder Taktik verlangten sie ja von den Bettlern nicht, Hauptsache, sie fielen über den Feind her.

Vereinzelte Leuchtpunkte, die Wachfeuer der königlichen Streitkräfte, spitzten durch den nächtlichen Nebel. Weitere Lichtpunkte näherten sich aus dem Süden, wo die Edlen und ihre Ratgeber ihre Truppen heranführten. Von der Nordwiese war rauhes Gelächter, zungenschwere Wortfetzen und dumpfe Musik zu hören. Die Bettler befolgten dort erfreut den Befehl, sich so schnell vollaufen zu lassen, wie nur möglich. Aber mißbilligendes Schweigen herrschte auf dem Hang jenseits des Flusses, wo Catherines Soldaten nüchtern unter ihre Decken krochen.

Nur in Catherines Zelt fand dieses Schweigen keinen Einlaß.

„Nein und nochmals nein!“ rief die Königin und stapfte wütend auf und ab. Abrupt blieb sie stehen. „Ich will keine Widersprüche mehr hören! Ich reite morgen früh an der Spitze meiner Armee, basta!“

Rod und Brom tauschten Blicke. Tuans Gesicht war tief rot vor Ärger, Ohnmacht und Sorge.

„Und nun laßt mich allein!“ befahl Catherine.

Widerstrebend zogen die Männer sich mit einer Verbeugung zurück. Außerhalb des Zeltes knurrte Brom: „Sie läßt sich einfach nichts sagen und muß ihren Kopf durchsetzen. Uns dreien bleibt nichts übrig, als sie zu beschützen und den Schlachtplan Sir Maris zu überlassen.“

„Der sicherste Weg zur Niederlage!“ brummte Rod. „Seine Vorstellung von einer Schlachtaufstellung ist so überholt wie die Phalanx.“

Brom seufzte und rieb sich die Augen. „Aber wie ich sagte, ich werde notfalls an ihrer Seite sterben. Doch vielleicht bleiben wir am Leben, denn ich habe einen kleinen Plan“

Er stapfte in die Dunkelheit, ehe sie ihn danach befragen konnten, woraus Rod schloß, daß dieser „Plan“ lediglich daraus bestand, ihm und Tuan allein durch seine Erwähnung Mut zu machen.

„Wir werden bei ihrer Verteidigung sterben“, flüsterte Tuan bleich und abgespannt. „Aber wenn wir nicht mehr sind, wird auch sie sterben, und das möchte ich nicht.“ Hoffnungslos hob er die Hände. „Aber was kann ich tun?“

„Nun…“ Rod spitzte die Lippen und schaute über die Schulter auf das beleuchtete Zelt. „Ich wüßte einen sicheren Weg, daß sie morgen nicht reitet…“

Tuans Gesicht leuchtete auf. „Sprecht, so sprecht!“

„Seht zu, daß sie am Morgen nicht sitzen kann.“

Tuan starrte ihn an. Langsam röteten sich seine Wangen, um gleich wieder zu erblassen. Bebend stammelte er: „Wa-as — was meint — Ihr damit?“ Seine Stimme klang drohend. Er hob eine zitternde Faust.

Rod betrachtete ihn stirnrunzelnd. „Versohlt sie! Versohlt sie so ausgiebig, daß sie bis nächsten Sonntag auf dem Bauch liegen muß. Anders läßt es sich nicht machen.“

Tuan ließ die Faust fallen. Farbe kehrte in sein Gesicht zurück.

„Oh“, murmelte er und wandte sich ab. „Hm, es würde vielleicht gar nicht schaden.“

„Es gibt nur diese eine Möglichkeit, wenn Ihr nicht wollt, daß sie stirbt.“

Tuan nickte. Energisch drehte er sich zum Zelt der Königin um, und straffte die Schultern. „Dann werde ich es tun.

Verzeiht meinen Ärger, Freund Gallowglass, aber einen Moment dachte ich, Ihr meintet — etwas anderes.“

Tief Luft holend setzte er sich in Bewegung. Am Zelteingang hielt er kurz an, nickte den Wachen zu, straffte erneut die Schultern und stapfte hinein.

Rod grinste und machte sich zum Lager der Hexen auf den Weg. Gwendylon materialisierte im wahrsten Sinne des Wortes aus der Dunkelheit. Sie lächelte scheu. „Worüber amüsiert Ihr Euch so, Mylord?“

Rod grinste noch breiter, faßte sie um die Mitte und schwang sie hoch zu einem sehr ausgedehnten Kuß.

„Mein Lord!“ Sie errötete und strich ihr Haar zurück.

Die Nachtluft trug ein plötzliches klatschendes Geräusch zu ihnen, das von Kreischen und Schreien begleitet wurde.

Die Wachen am Zelt zuckten hoch, dann drehten sie sich dem Eingang zu. Eine streckte die Hand aus, um die Lasche zurückzuziehen, aber die andere hielt sie zurück und rief: „Benötigt Eure Majestät Hilfe?“

„Draußenbleiben!“ schrie eine schmerzverzerrte Stimme. „Bei eurem Leben! Wagt es nicht, einzutreten!“

Die Wachen wechselten verwirrte Blicke, zuckten die Schultern und stapften zu ihren Posten zurück, allerdings nicht, ohne nervös über die Schulter zu schauen.

Die Schreie klangen gedämpfter und wurden zu Schluchzen.

Die klatschenden Laute verstummten völlig. Und dann war alles still.

Rod blickte zu Gwen hinunter. „Worüber amüsierst du dich jetzt?“

Sie widmete ihm einen Blick aus den Augenwinkeln. „Ich sagte Euch doch, Mylord, daß ich alle Gedanken, außer Euren hören kann.“

„Und?“

„Nun, ich höre sehr gute Gedanken aus dem Zelt.“

Die Lichter im Zelt erloschen.

Gwendylon kicherte und drehte sich um. „Kommt, mein Lord.

Es wäre unpassend, noch weiter zu lauschen. Auch müßt Ihr heute nacht früh zu Bett.“

„Wach auf, Rod Gallowglass!“ Etwas zerrte an seiner Schulter.

Rod knurrte und plagte sich, die Lider zu heben. „Was zum Teufel…“ Er hielt inne, als er Brom erkannte.

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