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Zauberer von den Sternen - Stasheff Christopher (читать книги TXT) 📗

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Sie waren verwirrt und mehr als nur ein wenig verängstigt.

Menschen, die nie gelernt hatten, selbständig zu denken, waren nun dem Undenkbaren ausgesetzt.

Rod endete mit einem Tusch, dann wirbelte er das Horn im Kreis und schob es in den Gürtel. Tom entlockte der Trommel ein letztes heftiges Bumm, da streckte Tuan die Hand in Toms Richtung und schnippte mit den Fingern.

Die Trommel erklang von neuem, leise, aber eindringlich.

Rod schaute zu Tuan hoch, der mit den Armen auf die Hüften gestützt grinste — ein in sein Reich heimgekehrter Elfenkönig!

Er blickte hinunter auf die furchterfüllte Menge, die mit offenen Mündern auf die majestätische Gestalt starrte.

Rod mußte zugeben, daß das eine sehr beeindruckende Weise für die Eröffnung einer Rede war.

Tuan warf die Arme hoch. Stille setzte in dem weiten Raum ein, nur das leise Pochen der Trommel war zu hören.

„Ihr habt mich verstoßen!“ brüllte Tuan.

Der Mob drängte sich furchtsam zusammen.

„Mich ins Exil verbannt!“ rief Tuan. „Ihr habt euch von mir abgewandt und glaubtet, mich nie wiederzusehen!“

Ein Murmeln erhob sich, verängstigt, ja verzweifelt.

„Wurde ich nicht verbannt?“ schrie Tuan. „Seid still!“

Und wie durch ein Wunder erstarb das Gemurmel sofort.

Tuan deutete mit anklagendem Zeigefinger auf die Menge.

„Nun, wurde ich nicht verbannt?“

Ein paar Jas waren zu hören.

„Wurde ich verbannt?“ rief Tuan erneut.

„Ja!“ antworteten nun alle.

„Schimpftet ihr mich nicht Verräter?“

„Ja“, rief die Menge widerwillig.

„Und doch stehe ich hier, frei und stark und wieder Herr des Hauses Clovis!“

Niemand focht diese Behauptung an.

„Und wo sind die wahren Verräter, die euch in eine hoffnungslose Schlacht geführt hätten, wo kaum einer von euch am Leben geblieben wäre? Die Verräter, die in meiner Abwesenheit dieses Haus zum Kerker machten? Wo sind sie jetzt, um meine Führerschaft zu bestreiten?“ Wieder stützte er die Hände auf die Hüften, während die Menge die Frage aufnahm und sie einander stellte. Eilig befestigte Tom drei Meter des Spinnenfadens an der Verschnürung des Spötters und band das Ende an eine Stützsäule der Brüstung. Und als das Gemurmel: „Wo?“ und „Der Spötter!“ lauter wurde, tat er das gleiche mit den drei Hauptleuten.

Tuan ließ das Gemurmel weiter anschwellen, bis es seinen Höhepunkt erreicht hatte, dann erst gab er Tom das Zeichen. Tom und Rod hoben die gebundenen Männer über die Brüstung, so daß sie paarweise zu beiden Seiten von Tuan in die Tiefe hingen. Der Spötter hatte inzwischen das Bewußtsein wiedererlangt und baumelte, in seinem Versuch freizukommen, hin und her.

Erschrockenes Schweigen senkte sich auf den Raum herab. Der Mob brüllte wie ein riesiges, hungriges Raubtier und drängte sich nach vorn. Die vordersten Reihen hüpften hoch, um nach den herabhängenden Füßen zu greifen. Die Menge bedachte den Spötter und seine Kumpane mit Flüchen und den gemeinsten Schimpfwörtern.

„Seht sie euch an!“ schrie Tuan, und die Meute verstummte. „Seht sie euch an, diese Verräter, die ihr eure Herren nanntet. Seht sie euch an, diese Verräter und Diebe, die euch all die Freiheit nahmen, die ich für euch errungen hatte!“ Tom grinste. Seine Augen, die er auf den jungen Lord gerichtet hatten, glühten, und er wiegte sich leicht im Takt zu dessen Worten. Wahrhaftig, der Junge schien gewachsen zu sein. „Wurdet ihr nicht herrenlos geboren?“ brüllte Tuan. „Ja!“ brüllte die Menge einstimmig zurück.

„Ihr wurdet frei geboren! Gewiß, in die Freiheit der Ausgestoßenen und der Armut, aber frei vom Joch der Knechtschaft!“

„Ja! Ja!“

„Habe ich euch diese Freiheit geraubt?“

„Nein! Nein!“

Ein Buckliger mit einer Binde über einem Auge schrie: „Nein, Tuan! Ihr habt uns mehr gegeben!“

Die Menge tobte. Tuan verschränkte die Arme wieder und ließ grinsend dem Jubel ungehindert seinen Lauf. Als er seinen Höhepunkt erreichte, warf er erneut die Arme hoch.

„Mußtet ihr für eine Liebesnacht erst meine Erlaubnis einholen?“

„Nein!“ brüllten sie.

„Und ich werde euch auch da weiterhin eure Freiheit lassen!“

Sie jubelten. Tuan grinste und verbeugte sich fast scheu. Doch dann beugte er sich vor, die Hände geballt, und rief mit finsterer Stimme: „Aber als ich heute in dieses Haus zurückkam, mußte ich feststellen, daß ihr euch alles, was ich euch gab, von diesen gemeinen Schurken habt stehlen lassen!“

Die Meute tobte.

Tuan zuckte mit der Linken. Tom ließ die Trommel heftig dröhnen. Alle verstummten.

„Mehr noch, ließt ihr euch von ihnen nehmen: Das Recht, mit dem ihr geboren ward — die Freiheit der Liebe!“

Eingeschüchtert von seinem Ton und der erneut aufdröhnenden Trommel wichen die Anwesenden zurück.

„Und ihr wollt Männer sein!“ Tuan lachte rauh und verächtlich.

Ein neues Gemurmel erhob sich und wurde zu verständlichen Worten: „Wir sind Männer! Ja, wir sind Männer! Männer!“

„Ja, Tuan!“ schrie der einäugige Bucklige. „Gebt uns diese baumelnden Halunken, die uns beraubten, dann beweisen wir Euch, daß wir Männer sind. Wir werden ihnen lebenden Leibes

die Haut abziehen, sie in Stücke zerreißen, selbst die Knochen werden wir ihnen zersplittern!“

Die Meute heulte vor Blutlust.

Tuan richtete sich hoch auf und lächelte grimmig. Das Heulen wurde zu einem verlegenen Brummen, aus dem Schuldbewußtsein sprach und erstarb.

„Das nennt ihr Mannestum?“ sagte Tuan fast leise. „Nein!

Schweißhunde sind besser als ihr!“

Erneut breitete sich ein Gemurmel aus, das lauter und wütender wurde.

„Vorsichtig, Tuan!“ mahnte Rod flüsternd. „Wenn Ihr so weiter macht, werden sie uns in Stücke reißen.“

„Keine Angst“, erwiderte Tuan genauso leise, ohne die Augen von dem Mob zu nehmen. „Es muß erst richtig eindringen.“

Immer lauter wurde das Murmeln. Hier und da hob einer wütend die Faust und drohte Tuan.

Tuan warf die Arme hoch und rief: „Aber ich weiß, daß ihr Männer seid! Gewiß, es gibt solche, die mir widersprechen würden, aber ich glaube an euch. Wollt ihr beweisen, daß ihr wahrhaftig Männer seid?“

„Ja!“ brüllte die Menge. „Ja! Ja!“

„Wollt ihr kämpfen?“ rief Tuan und schüttelte die Faust.

„Ja!“ Blutdürstig drängte die Meute sich wieder näher.

„Ihr wurdet in Schmutz und Elend geboren, zu harter, rückenkrümmender Arbeit! Zu leeren Bäuchen und ohne ein Dach über euren Köpfen, richtig?“

„Ja! Ja!“

„Wer füllte euch die Bäuche? Wer gab euch mit die sem Haus ein Dach über eure Köpfe?“

„Ihr, Tuan!“

„Ja, ich holte euch aus eurem Elend. Aber wer war schon vor eurer Geburt an an diesem Elend schuld? Wer hat euch Jahrhundert um Jahrhundert tiefer in den Schmutz getreten?“

„Die Edlen!“ brüllte der Bucklige. Sofort griffen die anderen es

auf. „Die Edlen! Die Edlen!“

Rod wand sich unter dem Haß, den sie in dieses Wort steckten.

„Ja, die Edlen!“ bestätigte Tuan und ließ die Meute kurz toben, ehe er weitersprach. „Aber wer unter all den Hochgeborenen ergriff eure Seite? Wer gab euch zu essen, wenn ihr gehungert habt? Wer hörte euch an? Wer schickte Richter aus, um euch Gerechtigkeit zu bringen, statt der Willkür der Edlen?“

„Die Königin!“ rief er.

„Die Königin!“ echoten sie.

„Sie verschloß den Edlen ihr Ohr, um euch hören zu können!“

„Ja!“

„Aber sie hat Euch verbannt, Euch, unseren Tuan Loguire!“

schrie der Bucklige.

Tuan lächelte. „Hat sie das wirklich? Oder hat sie mich zu euch gesandt, um unter euch zu leben und Gutes zu tun?“ Er warf die Arme wieder hoch, und sie brüllten begeistert.

„Die Königin hat euch euer Geburtsrecht wiedergegeben!“

„Ja!“

„Seid ihr Männer?“

„Ja! Ja!“

„Werdet ihr kämpfen?“

„Ja!“

„Gegen die Edlen für eure Königin?“

„Ja! Ja!“

Immer lauter wurde das Brüllen. Die Bettler begannen herumzuhüpfen, die Männer griffen nach den Frauen unter ihnen und wirbelten sie herum.

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