Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus (бесплатная библиотека электронных книг .txt) 📗
Und da waren seine Mutter und sein Vater wieder. Sie lachelten ihn an und einer seiner Gro?vater nickte glucklich mit dem Kopf, Harry sank vor dem Spiegel auf den Boden. Nichts wurde ihn davon abhalten, die ganze Nacht uber bei seiner Familie zu bleiben – nichts in der Welt.
Au?er -
»Nun, wieder da, Harry?«
Harry kam sich vor, als ob sein Inneres zu Eis erstarrt ware. Er wandte sich um. Auf einem der Tische an der Wand sa? niemand anderer als Albus Dumbledore. Harry mu?te einfach an ihm vorbeigelaufen sein, so begierig, zum Spiegel zu gelangen, da? er ihn nicht bemerkt hatte.
»Ich – ich hab Sie nicht gesehen, Sir«
»Merkwurdig, wie kurzsichtig man werden kann, wenn man unsichtbar ist«, sagte Dumbledore, und Harry war erleichtert, als er ihn lacheln sah.
»Nun«, sagte Dumbledore und glitt vom Tisch herunter, um sich neben Harry auf den Boden zu setzen,»wie hunderte Menschen vor dir hast du die Freuden des Spiegels Nerhegeb entdeckt.«
»Ich wu?te nicht, da? er so hei?t, Sir.«
»Aber ich denke, du hast inzwischen erkannt, was er tut?«
»Er – naja – er zeigt mir meine Familie -«
»Und er hat deinen Freund Ron als Schulsprecher gezeigt.«
»Woher wissen Sie -?«
»Ich brauche keinen Umhang, um unsichtbar zu werden«, sagte Dumbledore sanft. »Nun, kannst du dir denken, was der Spiegel Nerhegeb uns allen zeigt?«
Harry schuttelte den Kopf.
»Dann la? es mich erklaren. Der glucklichste Mensch auf der Erde konnte den Spiegel Nerhegeb wie einen ganz normalen Spiegel verwenden, das hei?t, er wurde in den Spiegel schauen und sich genau so sehen, wie er ist. Hilft dir das weiter?«
Harry dachte nach. Dann sagte er langsam:»Er zeigt uns, was wir wollen… was immer wir wollen… «
»Ja und nein«, sagte Dumbledore leise. »Er zeigt uns nicht mehr und nicht weniger als unseren tiefsten, verzweifeltsten Herzenswunsch. Du, der du deine Familie nie kennen gelernt hast, siehst sie hier alle um dich versammelt. Ronald Weasley, der immer im Schatten seiner Bruder gestanden hat, sieht sich ganz alleine, als bester von allen. Allerdings gibt uns dieser Spiegel weder Wissen noch Wahrheit. Es gab Menschen, die vor dem Spiegel dahingeschmolzen sind, verzuckt von dem, was sie sahen, und andere sind wahnsinnig, geworden, weil sie nicht wu?ten, ob ihnen der Spiegel etwas Wirkliches oder auch nur etwas Mogliches zeigte.
Der Spiegel kommt morgen an einen neuen Platz, Harry, und ich bitte dich, nicht mehr nach ihm zu suchen. Du kennst dich jetzt aus, falls du jemals auf ihn sto?en solltest. Es ist nicht gut, wenn wir nur unseren Traumen nachhangen und vergessen zu leben, glaub mir. Und nun, wie war's, wenn du diesen beeindruckenden Umhang wieder anziehst und ins Bett verschwindest?«
Harry stand auf.
»Sir, Professor Dumbledore? Darf ich Sie etwas fragen?«
»Nun hast du ja eine Frage schon gestellt«, sagte Dumbledore lachelnd. »Du darfst mich aber noch etwas fragen.«
»Was sehen Sie, wenn Sie in den Spiegel schauen?«
»Ich? Ich sehe mich dastehen, ein Paar dicke Wollsocken in der Hand haltend.«
Harry starrte ihn an.
»Man kann nie genug Socken haben«, sagte Dumbledore. »Wieder einmal ist ein Weihnachtsfest vergangen, ohne da? ich ein einziges Paar Socken bekommen habe. Die Leute meinen dauernd, sie mu?ten mir Bucher schenken.«
Erst als Harry wieder im Bett lag, kam ihm der Gedanke, da? Dumbledore vielleicht nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte. Doch zugegeben, dachte er und schubste Kratze von seinem Kopfkissen, es war doch eine recht personliche Frage.
Nicolas Flamel
Dumbledore hatte Harry davon uberzeugt, besser nicht mehr nach dem Spiegel Nerhegeb zu suchen, und die restlichen Tage der Weihnachtsferien blieb der Tarnumhang zusammengefaltet auf dem Boden seines gro?en Koffers. Harry wunschte sich, er konnte genauso leicht das, was er im Spiegel gesehen hatte, aus seinem Innern raumen, doch das gelang ihm nicht. Allmahlich bekam er Alptraume. Immer und immer wieder traumte er davon, wie seine Eltern in einem Blitz grunen Lichts verschwanden, wahrend eine hohe Stimme gackernd lachte.
»Siehst du, Dumbledore hatte Recht, dieser Spiegel konnte dich in den Wahnsinn treiben«, sagte Ron, als Harry ihm von diesen Traumen erzahlte.
Hermine, die am letzten Ferientag zuruckkam, sah die 1)Inge ganz anders. Sie schwankte zwischen Entsetzen und Enttauschung. Entsetzen bei dem Gedanken, da? Harry Drei Nachte nacheinander aus dem Bett geschlupft war und das Schlo? durchstreift hatte (»Wenn Filch dich erwischt hatte«), und Enttauschung daruber, da? er nicht wenigstens herausgefunden hatte, wer Nicolas Flamel war.
Sie hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben, Flamel jemals in einem Bibliotheksband zu finden, auch wenn Harry sich immer noch sicher war, da? er den Namen irgendwo gelesen hatte. Nach dem Ende der Ferien fingen sie wieder an zu suchen und in den Zehn-Minuten-Pausen die Bucher durchzublattern. Harry hatte sogar noch weniger Zeit als die andern, denn auch das Quidditch-Training hatte wieder begonnen.
Wood forderte die Mannschaft harter denn je. Selbst der Dauerregen, der nach dem Schnee eingesetzt hatte, konnte seine Begeisterung nicht dampfen. Die Weasleys beschwerten sich, Wood sei vom Quidditch geradezu besessen, doch Harry war auf Woods Seite. Sollten sie ihr nachstes Spiel gegen Hufflepuff gewinnen, wurden sie zum ersten Mal in sieben Jahren Slytherin in der Hausmeisterschaft uberholen. Abgesehen davon, da? er gewinnen wollte, stellte Harry fest, da? er weniger Alptraume hatte, wenn er nach dem Training erschopft war.
Eines Tages, wahrend einer besonders nassen und schlammigen Trainingsstunde, hatte Wood der Mannschaft eine schlechte Nachricht mitzuteilen. Gerade war er sehr zornig geworden wegen der Weasleys, die immerzu im Sturzflug aufeinander zurasten und so taten, als sturzten sie von ihren Besen.
»Hort jetzt endlich auf mit dem Unfug!«, rief er. »Genau wegen so was verlieren wir noch das Spiel! Diesmal macht Snape den Schiedsrichter, und dem wird jede Ausrede recht sein, um Gryffindor Punkte abzuziehen.«
George Weasley fiel bei diesen Worten wirklich vom Besen.
»Snape ist Schiedsrichter?«, prustete er durch einen Mund voll Schlamm. »Wann hat der denn jemals ein Quidditch-Spiel gepfiffen? Er wird nicht mehr fair sein, falls wir die Slytherins uberholen konnen.«
Die anderen Spieler landeten neben George und beschwerten sich ebenfalls.
»Ich kann doch nichts dafur«, sagte Wood. »Wir mussen einfach aufpassen, da? wir ein sauberes Spiel machen und Snape keinen Grund liefern, uns eins auszuwischen.«
Schon und gut, dachte Harry, doch er hatte noch einen Grund, warum er Snape beim Quidditch lieber nicht in seiner Nahe haben wollte…
Wie immer nach dem Training blieben die anderen Spieler noch eine Weile beisammen und unterhielten sich, doch Harry machte sich gleich wieder auf den Weg in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors, wo er Ron und Hermine beim Schachspiel fand. Schach war das Einzige, bei dem Hermine immer verlor, und Harry und Ron waren der Meinung, das konne ihr nur gut tun.
»Sei mal einen Augenblick ruhig«, sagte Ron, als Harry sich neben ihn setzte. »Ich mu? mich konzen -« Dann sah er Harrys Gesicht. »Was ist denn mit dir los? Du siehst ja furchtbar aus.«
Mit leiser Stimme, damit ihn niemand im Umkreis horen konnte, berichtete Harry den beiden von Snapes plotzlichem und finsterem Wunsch, ein Quidditch-Schiedsrichter zu sein.
»Spiel nicht mit«, sagte Hermine sofort.
»Sag, da? du krank bist«, meinte Ron.
»Tu so, als ob du dir das Bein gebrochen hattest«, schlug
Hermine vor.
»Brich dir das Bein wirklich«, sagte Ron.
»Das geht nicht«, sagte Harry. »Wir haben keinen Reserve-Sucher. Wenn ich passe, kann Gryffindor uberhaupt nicht spielen.«
In diesem Moment sturzte Neville kopfuber in den Gemeinschaftsraum. Wie er es geschafft hatte, durch das Portratloch zu klettern, war ihnen schleierhaft, denn seine Beine waren zusammengeklemmt, und sie erkannten sofort, da? es der Beinklammer-Fluch sein mu?te. Offenbar war er den ganzen Weg hoch in den Gryffindor-Turm gehoppelt wie ein Hase.