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Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus (бесплатная библиотека электронных книг .txt) 📗

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Harry hatte noch nie in seinem Leben ein solches Weihnachtsmahl verspeist. Hundert fette gebratene Truthahne, Berge von Brat- und Pellkartoffeln, Platten voll niedlicher Cocktailwurstchen, Schusseln voll Buttererbsen, Silberterrinen voll dicken, sahnigen Bratensafts und Preiselbeersauce – und, uber den Tisch verteilt, stapelweise Zauber-Knallbonbons. Diese phantastischen Knallbonbons waren nichts gegen die schwachlichen der Muggel, wie sie die Dursleys kauften, mit dem kleinen Plastikspielkram und den knittrigen Papierhutchen. Harry zog mit Fred an einem Zauber-Knallbonbon, und es knallte nicht nur, sondern ging los wie eine Kanone und hullte sie in eine Wolke blauen Rauchs, wahrend aus dem Innern der Hut eines Admirals und mehrere lebende wei?e Mause herausschossen. Druben am Hohen Tisch hatte Dumbledore seinen spitzen Zaubererhut gegen eine geblumte Pudelmutze getauscht und kicherte frohlich uber einen Witz, den ihm Professor Flitwick soeben vorgelesen hatte.

Dem Truthahn folgte farbenprachtiger Plumpudding. Percy brach sich fast die Zahne an einem Silbersickel aus, der in seiner Portion versteckt war. Harry beobachtete, wie Hagrid nach mehr Wein verlangte und sein Gesicht immer roter wurde, bis er schlie?lich Professor McGonagall auf die Wange ku?te, die, wie Harry verdutzt feststellte, unter ihrem leicht verrutschten Spitzhut errotete und anfing zu kichern.

Als Harry schlie?lich vom Tisch aufstand, war er beladen mit einer Unmenge Sachen aus den Knallbonbons, darunter ein Dutzend Leuchtballons, die nie platzten, ein »Zuchte eine eigenen Warzen«-Biokasten und ein neues Zauberschachspiel. Die wei?en Mause waren verschwunden und Harry hatte das unangenehme Gefuhl, da? sie als Mrs. Norris' Weihnachtsschmaus enden wurden.

Harry und die Weasleys verbrachten einen glucklichen Nachmittag mit einer wilden Schneeballschlacht drau?en auf dem Schulgelande. Mit gluhenden Wangen, verschwitzt und schwer atmend, kehrten sie ans Kaminfeuer in ihrem Gemeinschaftsraum zuruck, wo Harry sein neues Schachspiel mit einer haarstraubenden Niederlage gegen Ron einweihte. Er hatte vielleicht nicht so klaglich verloren, vermutete er, wenn Percy nicht so angestrengt versucht hatte, ihm zu helfen.

Nach dem Tee – es gab Brote mit kaltem Braten, Pfannkuchen, Biskuits und Weihnachtskuchen – fuhlten sich alle zu voll gestopft und mude, um noch viel vor dem Schlafengehen anzufangen. Sie sahen nur noch Percy zu, wie er Fred und George durch den ganzen Gryffindor-Turm nachjagte, weil sie sein Vertrauensschuler-Abzeichen geklaut hatten.

Es war Harrys schonstes Weihnachten gewesen. Doch den ganzen Tag uber war ihm etwas im Hinterkopf herumgeschwirrt. Erst als er im Bett lag, hatte er die Ruhe, daruber nachzudenken: Es war der Umhang, der unsichtbar machte, und die Frage, wer ihn wohl geschickt hatte.

Ron, voll gestopft mit Braten und Kuchen und mit nichts weiter Geheimnisvollem beschaftigt, schlief ein, sobald er die Vorhange seines Himmelbetts zugezogen hatte. Harry drehte sich auf die Seite und zog den Umhang unter dem Bett hervor.

Das war von seinem Vater… der Umhang seines Vaters. Er lie? den Stoff durch die Hande gleiten, flie?ender als Seide, leichter als Luft. Gebrauche ihn klug, hatte es auf dem Zettel gehei?en.

Er mu?te es versuchen – jetzt. Er schlupfte aus dem Bett und hullte sich in den Umhang. Wo eben noch seine Fu?e waren, sah er jetzt nur noch das Mondlicht und Schatten. Ihm war merkwurdig zumute.

Gebrauche ihn klug.

Plotzlich war Harry hellwach. In diesem Umhang stand ihm ganz Hogwarts offen. Begeisterung durchstromte ihn. Er konnte uberallhin, uberall, und Filch wurde es nie herausfinden.

Ron grunzte im Schlaf Sollte Harry ihn wecken? Etwas hielt ihn zuruck – der Umhang seines Vaters -, er spurte, da? er diesmal, dieses erste Mal, allein mit ihm sein wollte.

Er stahl sich aus dem Schlafsaal, die Treppe hinunter, durch den Aufenthaltsraum und kletterte durch das Loch hinter dem Portrat.

»Wer da?«, quakte die fette Dame. Harry sagte nichts. Rasch ging er den Korridor entlang.

Wo sollte er hin? Mit rasend pochendem Herzen hielt er inne und dachte nach. Und dann fiel es ihm ein. Die verbotene Abteilung in der Bibliothek. Dort konnte er lesen, solange er wollte, solange er mu?te, um herauszufinden, wer Flamel war. Den Tarnumhang eng um sich schlingend

ging er weiter.

In der Bibliothek herrschte rabenschwarze Nacht. Harry war gruslig zumute. Er zundete eine Laterne an, um sich den Weg durch die Buchregale zu leuchten. Die Laterne schien in der Luft zu schweben, und obwohl Harry spurte, da? er sie in der Hand trug, lie? ihm der Anblick Schauer uber den Rucken laufen.

Die verbotene Abteilung lag ganz hinten in der Bibliothek. Er stieg umsichtig uber die Kordel, die diesen Bereich von den andern trennte, und hielt seine Laterne hoch, um die Titel auf den Buchrucken zu lesen.

Sie sagten ihm nicht viel. Die abblatternden und verblassenden Goldlettern bildeten Worter in Sprachen, die Harry nicht verstand. Manche Bucher hatten gar keinen Titel. Auf einem Buch war ein dunkler Fleck, der Blut schrecklich ahnlich sah. Harry straubten sich die Nackenhaare. Vielleicht bildete er es sich nur ein, vielleicht auch nicht, aber er glaubte, von den Buchern her ein leises Flustern zu vernehmen, als ob sie wu?ten, da? jemand hier war, der nicht hier sein durfte.

Irgendwo mu?te er anfangen. Er stellte die Laterne vorsichtig auf den Boden und suchte entlang der untersten Regalreihe nach einem viel versprechend aussehenden Buch. Ein gro?er schwarz-silberner Band fiel ihm ins Auge. Er zog das Buch muhsam heraus, denn es war sehr schwer, setzte es mit dem Rucken auf seine Knie und klappte es auf

Ein durchdringender Schrei, der ihm das Blut in den Adern gefrieren lie?, durchbrach die Stille – das Buch schrie! Harry schlug es zu, doch es schrie immer weiter, ununterbrochen, in einem hohen und trommelfellzerrei?enden Ton. Er stolperte ruckwarts und stie? seine Laterne uni, die sofort ausging. In panischer Angst horte er Schritte den Gang drau?en entlangkommen – er stopfte das schreiende Buch wieder ins Regal und rannte davon. Just an der Tur traf er auf Filch. Filchs blasse, wirre Augen sahen durch ihn hindurch und Harry wich vor Filchs ausgestrecktem Arm zur Seite und rannte weiter, den Korridor hinunter, die Schreie des Buches immer noch in den Ohren klingend.

Vor einer gro?en Rustung erstarrte er. Er war so ubersturzt aus der Bibliothek geflohen, da? er nicht darauf geachtet hatte, wo er hinlief Um ihn her war es vollkommen dunkel, und vielleicht wu?te er deshalb nicht, wo er sich befand. Eine Rustung stand in der Nahe der Kuchen, das wu?te er, doch er mu?te funf Stockwerke daruber sein.

»Sie haben mich gebeten, sofort zu ihnen zu kommen, Herr Professor, wenn jemand nachts umherstreift, und jemand war in der Bibliothek – in der verbotenen Abteilung.«

Harry spurte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht stromte. Wo immer er auch war, Filch mu?te eine Abkurzung kennen, denn seine weiche, olige Stimme kam naher, und zu seinem Entsetzen war es Snape, der antwortete:

»Die verbotene Abteilung? Nun, dann konnen sie nicht weit sein, die kriegen wir schon.«

Als Filch und Snape vor ihm um die Ecke bogen, gefror Harry zu einem Eiszapfen. Naturlich konnten sie ihn nicht sehen, doch der Korridor war eng, und wenn sie naher kamen, wurden sie auf ihn prallen – trotz des Umhangs war er ja immer noch aus Fleisch und Blut.

So leise er nur konnte, wich er zuruck. Zu seiner Linken stand eine Tur einen Spaltbreit offen. Das war seine einzige Hoffnung. Den Atem anhaltend, um sie ja nicht zu bewegen, zwangte er sich hindurch, und als er es geschafft hatte, in das Zimmer zu gelangen, ohne da? Snape und Filch etwas bemerkten, wurde ihm leichter zumute. Sie gingen einfach vorbei und Harry lehnte sich tief atmend gegen die Wand und lauschte ihren leiser werdenden Schritten nach. Das war knapp gewesen, sehr knapp. Es dauerte einige Augenblicke, bis er das Zimmer, in dem er sich versteckt hatte, besser wahrnahm.

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