Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus (бесплатная библиотека электронных книг .txt) 📗
»Gehen wir. «
So einfach war es freilich nicht. Nach kaum einem Dutzend Schritten ruttelte es an einer Turklinke und aus einem Klassenzimmer kam eine Gestalt herausgeschossen.
Es war Peeves. Er bemerkte sie und gab ein freudiges Quietschen von sich.
»Halt den Mund, Peeves, bitte, wegen dir werden wir noch rausgeworfen.«
Peeves lachte gackernd.
»Stromern um Mitternacht im Schlo? herum, die kleinen Erstkla?ler? Soso, soso. Gar nicht brav, man wird euch erwischen.«
»Nicht, wenn du uns nicht verpetzt, Peeves, bitte.«
»Sollte es Filch sagen, sollte ich wirklich«, sagte Peeves mit sanfter Stimme, doch mit verschlagen glitzernden Augen. »Ist nur zu eurem Besten, wi?t ihr.«
»Aus dem Weg«, fuhr ihn Ron an und schlug nach ihm, was ein gro?er Fehler war.
»SCHULER AUS DEM BETT!«, brullte Peeves,»SCHULER AUS DEM BETT, HIER IM ZAUBERKUNSTKORRIDOR«
Sie duckten sich unter Peeves hindurch und rannten wie um ihr Leben bis zum Ende des Gangs, wo sie in eine Tur krachten – und die war verschlossen.
»Das war's«, stohnte Ron, als sie verzweifelt versuchten die Tur aufzudrucken. »Wir sitzen in der Falle! Das ist das Ende«
Sie horten Schritte. Filch rannte, so schnell er konnte, den Rufen von Peeves nach.
»Ach, geh mal beiseite«, fauchte Hermine. Sie packte Harrys Zauberstab, klopfte auf das Turschlo? und flusterte:»Alohomora!«
Das Schlo? klickte und die Tur ging auf – sie sturzten sich alle auf einmal hindurch, verschlossen sie rasch hinter sich und druckten die Ohren dagegen, um zu lauschen.
»In welche Richtung sind sie gelaufen, Peeves?«, horten sie Filch fragen. »Schnell, sag's mir.«
»Sag ›bitte‹.«
»Keine bloden Matzchen jetzt, Peeves, wo sind sie hingegangen?«
»Ich sag dir nichts, wenn du nicht ›bitte‹ sagst«, antwortete Peeves mit einer nervigen Singsangstimme.
»Na gut – bitte.«
»NICHTS! Hahaaa! Hab dir gesagt, da? ich nichts sagen wurde, wenn du nicht bitte sagst! Haha! Haaaaa« Und sie horten Peeves fortrauschen und Filch wutend fluchen.
»Er glaubt, da? diese Tur verschlossen ist«, flusterte
Harry,»ich glaube, wir haben's geschafft – la? los, Neville!«
Denn Neville zupfte schon seit einer Minute standig an
Harrys Armel. »Was?«
Harry wandte sich um und sah, ganz deutlich, was. Einen
Moment lang glaubte er, in einen Alptraum geschlittert zu sein – das war einfach zu viel, nach dem, was bisher schon passiert war.
Sie waren nicht in einem Zimmer, wie er gedacht hatte.
Sie waren in einem Gang. In dem verbotenen Gang im dritten Stock. Und jetzt wu?ten sie auch, warum er verboten war.
Sie sahen direkt in die Augen eines Ungeheuers von Hund, eines Hundes, der den ganzen Raum zwischen Decke und Fu?boden einnahm. Er hatte drei Kopfe. Drei Paar rollender, irrsinniger Augen; drei Nasen, die in ihre Richtung zuckten und zitterten; drei sabbernde Mauler, Aus denen von gelblichen Fangzahnen in glitschigen Faden der Speichel herunterhing.
Er stand ganz ruhig da, alle sechs Augen auf sie gerichtet, und Harry wu?te, da? der einzige Grund, warum sie nicht schon tot waren, ihr plotzliches Erscheinen war, das ihn uberrascht hatte. Doch daruber kam er jetzt schnell hinweg, denn es war unmi?verstandlich, was dieses Donnergrollen bedeutete.
Harry griff nach der Turklinke – wenn er zwischen Filch und dem Tod wahlen mu?te, dann nahm er lieber Filch.
Sie liefen ruckwarts. Harry schlug die Tur hinter ihnen zu, und sie rannten, flogen fast, den Gang entlang zuruck. Filch war nirgends zu sehen, er mu?te fortgeeilt sein, um anderswo nach ihnen zu suchen, doch das kummerte sie nicht. Alles, was sie wollten, war, das Ungeheuer so weit
wie moglich hinter sich zu lassen. Sie horten erst auf zu rennen, als sie das Portrat der fetten Dame im siebten Stock erreicht hatten.
»Wo um Himmels willen seid ihr alle gewesen?«, fragte sie und musterte ihre Morgenmantel, die ihnen von den Schultern hingen, und ihre erhitzten, schwei?uberstromten Gesichter.
»Das ist jetzt egal – Schweineschnauze, Schweineschnauze«, keuchte Harry, und das Portrat schwang zur Seite. Sie drangten sich in den Aufenthaltsraum und lie?en sich zitternd in die Sessel fallen.
Es dauerte eine Weile, bis einer von ihnen ein Wort sagte. Neville sah tatsachlich so aus, als ob er nie mehr den Mund aufmachen wurde.
»Was denken die sich eigentlich, wenn sie so ein Ding hier in der Schule eingesperrt halten?«, sagte Ron schlie?lich. »Wenn es einen Hund gibt, der mal Auslauf braucht, dann der da unten.«
Hermine hatte inzwischen wieder Atem geschopft und auch ihre schlechte Laune zuruckgewonnen.
»Ihr benutzt wohl eure Augen nicht, keiner von euch?«, fauchte sie. »Habt ihr nicht gesehen, worauf er stand?«
»Auf dem Boden?«, war der Beitrag Harrys zu dieser Frage. »Ich habe nicht auf seine Pfoten geschaut, ich war zu beschaftigt mit den Kopfen.«
»Nein, nicht auf dem Boden. Er stand auf einer Falltur. Offensichtlich bewacht er etwas.«
Sie stand auf und sah sie entrustet an.
»Ich hoffe, ihr seid zufrieden mit euch. Wir hatten alle sterben konnen – oder noch schlimmer, von der Schule verwiesen werden. Und jetzt, wenn es euch nichts ausmacht, gehe ich zu Bett.«
Ron starrte ihr mit offenem Mund nach.
»Nein, es macht uns nichts aus«, sagte er. »Du konntest
glatt meinen, wir hatten sie mitgeschleift, oder?«
Doch Hermine hatte Harry etwas anderes zum Nachdenken gegeben, bevor sie ins Bett ging. Der Hund bewachte etwas… Was hatte Hagrid gesagt? Gringotts war der sicherste Ort auf der Welt, mit Ausnahme vielleicht von Hogwarts.
Es sah so aus, als hatte Harry herausgefunden, wo das schmutzige kleine Packchen aus dem Verlies siebenhundertundneunzehn steckte.
Halloween
Malfoy wollte seinen Augen nicht trauen, als er am nachsten Tag sah, da? Harry und Ron immer noch in Hogwarts waren, mude zwar, doch glanzend gelaunt. Tatsachlich hielten die beiden, als sie daruber geschlafen hatten, ihre Begegnung mit dem dreikopfigen Hund fur ein tolles Abenteuer und waren ganz erpicht auf ein neues. Unterdessen erzahlte Harry Ron von dem Packchen, das offenbar von Gringotts nach Hogwarts gebracht worden war, und sie zerbrachen sich die Kopfe daruber, was denn mit so viel Aufwand geschutzt werden mu?te.
»Entweder ist es sehr wertvoll oder sehr gefahrlich«, sagte Ron.
»Oder beides«, sagte Harry.
Doch weil sie uber das geheimnisvolle Ding nicht mehr wu?ten, als da? es gut funf Zentimeter lang war, hatten sie ohne nahere Anhaltspunkte keine gro?e Chance zu erraten, was in dem Packchen war.
Weder Neville noch Hermine zeigten das geringste Interesse an der Frage, was wohl unter dem Hund und der Falltur liegen konnte. Neville interessierte nur eines, namlich nie mehr in die Nahe des Hundes zu kommen.
Hermine weigerte sich von nun an, mit Harry und Ron zu sprechen, doch sie war eine so aufdringliche Besserwisserin, da? die beiden dies als Zusatzpunkt fur sich verbuchten. Was sie jetzt wirklich wollten, war eine Gelegenheit, es Malfoy heimzuzahlen, und zu ihrem gro?en Vergnugen kam sie eine Woche spater per Post.
Die Eulen flogen wie immer in einem langen Strom durch die Gro?e Halle, doch diesmal schauten alle sogleich auf das lange, schmale Paket, das von sechs gro?en Schleiereulen getragen wurde. Harry war genauso neugierig darauf wie alle andern, was wohl in diesem gro?en Paket stecken mochte, und war sprachlos, als die Eulen herabstie?en und es vor seiner Nase fallen lie?en, so da? sein Schinkenbrot vom Tisch rutschte. Kaum waren die sechs Schleiereulen davongeflattert, als eine siebte heranschwebte und (,MM Brief auf das Paket warf
Harry ri? als Erstes den Brief auf und das war ein Gluck, denn er lautete:
OFFNEN SIE DAS PAKET NICHT BEI TISCH.
es enthalt Ihren neuen Nimbus Zweitausend, doch ich mochte nicht, da? die andern von Ihrem Besen erfahren, denn dann wollen sie alle einen. Oliver Wood erwartet Sie heute Abend um sieben Uhr auf dem Quidditch-Feld zu ihrer ersten Trainingsstunde.