Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus (бесплатная библиотека электронных книг .txt) 📗
»Und dich geht es wirklich nichts an«, sagte Harry.
»Auf Wiedersehen«, sagte Ron.
Trotz allem konnte man nicht gerade von einem gelungenen Abschlu? des Tages reden, dachte Harry, als er spater noch lange wach lag und horte, wie Dean und Seamus einschliefen (Neville war noch nicht aus dem Krankenflugel zuruckgekehrt). Ron hatte ihm den ganzen Abend lang Ratschlage erteilt, zum Beispiel:»Wenn er versucht, dir einen Fluch anzuhangen, dann weich ihm besser aus, ich wei? namlich nicht, wie man sie abblocken kann.« Wahrscheinlich wurden sie ohnehin von Filch oder Mrs. Norris erwischt werden, und Harry hatte das Gefuhl, da? er sein Gluck aufs Spiel setzte, wenn er heute noch eine Schulregel brach. Andererseits tauchte standig Malfoys grinsendes Gesicht aus der Dunkelheit auf – das war die gro?e Gelegenheit, ihn von Angesicht zu Angesicht zu schlagen. Er konnte sie nicht sausen lassen.
»Halb zwolf«, murmelte Ron schlie?lich,»wir sollten aufbrechen.«
Sie zogen die Morgenmantel an, griffen sich ihre Zauberstabe und schlichen durch das Turmzimmer, eine Wendeltreppe hinab und in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Ein paar Holzscheite gluhten noch im Kamin und verwandelten die Sessel in gedrungene schwarze Schatten. Sie hatten das Loch hinter dem Portrat schon fast erreicht, als eine Stimme aus nachster Nahe zu ihnen sprach:»Ich kann einfach nicht glauben, da? du das tust, Harry.«
Eine Lampe ging flackernd an. Es war Hermine Granger, die einen rosa Morgenmantel trug und auf der Stirn eine tiefe Sorgenfalte.
»Du!«, sagte Ron zornig. »Geb. wieder ins Bett!«
»Ich hatte es fast deinem Bruder erzahlt«, sagte Hermine spitz,»Percy, er ist Vertrauensschuler, und er hatte das hier nicht zugelassen.«
Harry konnte es nicht fassen, da? sich jemand auf so unverschamte Weise einmischte.
»Los, weiter«, sagte er zu Ron. Er schob das Portrat der fetten Dame beiseite und kletterte durch das Loch.
So schnell gab Hermine jedoch nicht auf Sie folgte Ron durch das Loch hinter dem Bild und fauchte wie eine wutende Gans.
»Ihr schert euch uberhaupt nicht um Gryffindor, sondern nur um euch selbst. Ich jedenfalls will nicht, da? Slytherin den Hauspokal gewinnt und ihr samtliche Punkte wieder verliert, die ich von Professor McGonagall gekriegt habe, weil ich alles uber die Verwandlungsspruche wu?te.«
»Hau ab.«
»Na gut, aber ich warne euch, erinnert euch an das, was ich gesagt habe, wenn ihr morgen im Zug nach Hause sitzt, ihr seid ja so was von -«
Doch was sie waren, erfuhren sie nicht mehr. Hermine hatte sich zu dem Portrat der fetten Dame umgedreht, um zuruckzukehren, doch das Bild war leer. Die fette Dame war zu einem nachtlichen Besuch ausgegangen und Hermine war aus dem Gryffindor-Turm ausgesperrt.
»Was soll ich jetzt tun?«, fragte sie mit schriller Stimme.
»Das ist dein Problem«, sagte Ron. »Wir mussen weiter, sonst kommen wir noch zu spat.«
Sie hatten noch nicht einmal das Ende des Ganges erreicht, als Hermine sie einholte.
»Ich komme mit«, sagte sie.
»Das tust du nicht.«
»Glaubt ihr, ich warte hier drau?en, bis Filch mich erwischt? Wenn er uns alle drei erwischt, sage ich ihm die Wahrheit, namlich da? ich euch aufhalten wollte, und ihr konnt es ja bestatigen.«
»Du hast vielleicht Nerven _«, stohnte Ron.
»Seid still, beide!«, zischte Harry. »Ich hab etwas gehort.«
Es horte sich an wie ein Schnuffeln.
»Mrs. Norris?«, flusterte Ron und spahte durch die Dunkelheit.
Es war nicht Mrs. Norris. Es war Neville. Er lag zusammengekauert auf dem Boden und schlief, doch als sie sich naherten, schreckte er hoch.
»Gott sei Dank, da? ihr mich gefunden habt! Ich bin schon seit Stunden hier drau?en. Ich hab das Pa?wort vergessen und bin nicht reingekommen.«
»Sprich leise, Neville. Das Pa?wort ist ›Schweineschnauze‹, aber das wird dir nicht weiterhelfen, die fette Dame ist namlich ausgeflogen.«
»Was macht dein Arm?«, fragte Harry.
»Wieder in Ordnung«, sagte Neville und zeigte ihn vor. »Madam Pomfrey hat ihn in einer Minute heil gemacht.«
»Gut. Nun hor mal zu, Neville, wir mussen noch weiter, wir sehen uns spater -«
»La?t mich nicht allein!«, rief Neville und rappelte sich hoch. »Ich will nicht alleine hier bleiben, der Blutige Baron ist schon zweimal vorbeigekommen.«
Ron sah auf die Uhr und blickte dann Hermine und Neville wutend an.
»Wenn wir wegen euch erwischt werden, ruhe ich nicht (-her, bis ich diesen Fluch der Popel gelernt habe, von dem uns Quirrell erzahlt hat, und ihn euch auf den Hals gejagt habe.«
Hermine offnete den Mund, vielleicht um Ron genau zu erklaren, wie der Fluch der Popel funktionierte, doch mit einem Zischen gebot ihr Harry zu schweigen und scheuchte sie alle weiter.
Sie huschten Gange entlang, in die der Mond Lichtstreifen durch die hohen Fenster warf. Nach jeder Ecke erwartete Harry, sie wurden auf Filch oder Mrs. Norris sto?en, doch sie hatten Gluck. Sie rannten eine Treppe zum dritten Stock empor und gingen auf Zehenspitzen in Richtung Pokalzimmer.
Malfoy und Crabbe waren noch nicht da. Die Vitrinen aus Kristallglas schimmerten im Mondlicht. Pokale, Schilder, Teller und Statuen blinkten silbern und golden durch die Dunkelheit. Sie druckten sich leise an den Wanden entlang und behielten dabei die Turen auf beiden Seiten des Raumes im Auge. Harry nahm seinen Zauberstab heraus fur den Fall, da? Malfoy hereinsprang und sofort loslegte. Die Minuten krochen vorbei.
»Er kommt zu spat, vielleicht hat er Muffensausen gekriegt«, flusterte Ron.
Ein Gerausch im Zimmer nebenan lie? sie zusammenschrecken. Harry hatte gerade den Zauberstab erhoben, als sie jemanden sprechen horten – und es war nicht Malfoy.
»Schnuffel ein wenig herum, meine Su?e, vielleicht lauern sie in einer Ecke.«
Es war Filch, der mit Mrs. Norris sprach. Harry, den ein furchterlicher Schreck gepackt hatte, ruderte wild mit den Armen, um den anderen zu bedeuten, sie sollten ihm so schnell wie moglich folgen. Sie tasteten sich zur Tur, die von Filchs Stimme wegfuhrte. Kaum war Nevilles Umhang um die Ecke gewischt, als sie Filch das Pokalzimmer betreten horten.
»Sie sind irgendwo hier drin«, horten sie ihn murmeln,»wahrscheinlich verstecken sie sich.«
»Hier entlang!«, bedeutete Harry den andern mit einer Mundbewegung, und mit entsetzensstarren Gliedern schlichen sie eine endlose Galerie voller Rustungen entlang. Sie konnten Filch naher kommen horen. Neville gab plotzlich ein angstliches Quieken von sich und rannte los, er stolperte, klammerte seine Arme um Rons Hufte und beide sturzten mitten in eine Rustung.
Das Klingen und Klirren reichte aus, um das ganze Schlo? aufzuwecken.
»LAUFT!«, rief Harry, und die vier rasten die Galerie entlang ohne sich umzusehen, ob Filch folgte. Sie schwangen sich um einen Turpfosten und liefen einen Gang runter und dann noch einen, Harry voran, der jedoch keine Ahnung hatte, wo sie waren oder hinrannten. Schlie?lich durchrissen sie einen Wandbehang und fanden sich in einen Geheimgang wieder. Immer noch rennend kamen sie in der Nahe des Klassenzimmers heraus, wo sie Zauberkunst hatten und von dem sie wu?ten, da? es vom Pokalzimmer meilenweit entfernt war.
»Ich glaube, wir haben ihn abgehangt«, stie? Harry au?er Atem hervor, lehnte sich gegen die kalte Wand und wischte sich die Stirn. Neville war pfeifend und prustend in sich zusammengesunken.
»Ich – hab's euch – gesagt«, keuchte Hermine und griff sich an die Seite, wo sie ein Stechen spurte,»ich – hab's – euch – doch – gesagt.«
»Wir mussen zuruck in den Gryffindor-Turm«, sagte Ron,»so schnell wie moglich.«
»Malfoy hat dich reingelegt«, sagte Hermine zu Harry,»Das siehst du doch auch, oder? Er hat dich nie treffen wollen – Filch wu?te, da? im Pokalzimmer etwas vor sich ging, Malfoy mu? ihm einen Tipp gegeben haben.«
Sie hat vermutlich Recht, dachte Harry, doch das wurde er ihr nicht sagen.