Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander (читать книги онлайн бесплатно без сокращение бесплатно .txt) 📗
Romney spahte zu den angebra?ten Rahen auf. Heute war die Arbeit da oben nicht leicht. Der Wind pre?te gegen die geblahten Segel, drohte, die Matrosen um ihren Halt zu bringen.
Bolitho spurte, wie sich das Deck unter seinen Fu?en aufrichtete, als die Segel muhsam eingeholt und festgelascht wurden.
Er wandte sich wieder der Narval zu. Sie war jetzt schon viel naher, kaum mehr als eine Meile entfernt. Er sah eine Rauchwolke auf der Fregatte aufsteigen und zuckte unwillkurlich, als ein Gescho? uber sie hinwegjaulte und auf der entgegengesetzten Seite eine Gischtfontane aufwirbelte.»Sie mussen einen der Vierundzwanzigpfunder der Eurotas als Buggeschutz montiert haben«, sagte Keen. Niemand antwortete ihm.
Bolitho konzentrierte sich auf das andere Schiff, erwartete, da? es seinem Beispiel folgen und gleichfalls Segel kurzen wurde. Auf seinen oberen Rahen war Bewegung zu erkennen, aber nicht genug, um den ungestumen Ansturm abzubremsen. Wenn Tuke einen plotzlichen Kurswechsel versuchen sollte, um der Tempest zu folgen oder sie aus einer ganz neuen Richtung anzugreifen, wurde er, wie Lakey bemerkt hatte, das Schiff entmasten.
«Klar zum Wenden!«Bolitho mu?te durch die hohlen Hande schreien, um das Heulen des Windes zu ubertonen.»Mr. Borlase, ist die Steuerbordbatterie feuerbereit?«Er sah ihn nicken, zweifellos verwirrt durch die Tatsache, da? der Feind sich auf der entgegengesetzten Seite befand. Bolitho fugte hinzu:»Dann melden Sie mir das in Zukunft. Ich bin kein Hellseher.»
Er ging zu den Netzen zuruck, rang um Luft, war wutend auf sich selbst, weil er seine Krafte vergeudete, und auf
Borlase, weil er so schwerfallig war.
Herrick blickte uber das schragliegende Deck, die Augen sehr klar im hellen Licht.»Fertig, Sir«, meldete er. Er sah
uberrascht auf, als eine Kugel zwischen Gro?mast und
Besan hindurchfuhr, ohne auch nur ein Fall zu streifen. Er hatte nicht einmal den Abschu? gehort.
Bolitho sah sich schnell nach dem Ruder und der Gruppe
Manner um, die dort bereitstand. Keen war bei den
Bedienungen der Achterdeckgeschutze, und die Marinesoldaten befanden sich in Stellung hinter ihm, ihre Musketen lagen schon schu?bereit auf den fest zusammengerollten Hangematten.
Er wandte sich dem Vorschiff zu und sah die neuen Leute an den Brassen, ihre grimmigen Gesichter; mancher von ihnen fragte sich zweifellos, ob ihr spontaner Heroismus das Ganze wohl wert war.
Die alteren Seeleute warteten darauf, die Vorsegelschoten loszuwerfen, damit die Tempest unbehindert durch den Wind gehen konnte, und in ihrer Nahe sah er Pyper und die Bedienungen der beiden Karronaden auf ihre Chance warten, die morderischen Ladungen in das Heck des Feindes zu feuern.»Rhe!»
Langsam und gerauschvoll begann die Tempest in den Wind zu drehen, wahrend Wanten, Stage und Spieren unter dem Ansturm vibrierten. Er sah die Manner an den Brassen hieven, einer verlor den Halt und fiel, nur um von Schultz, dem Bootsmannsmaaten, hochgehetzt und angetrieben zu werden.
Weiter und weiter drehte sich das schwankende Panorama brechender Wellen und glasiger Troge vor dem Kluverbaum, wahrend jeder Fetzen Leinwand lautstark protestierte.
Und dort, wie ein bisher ungesehenes Fahrzeug, wuchs die Narval jetzt an Steuerbord empor, die Pyramide ihrer Segel leuchtend wei? in der strahlenden Sonne. Bolitho sah die Schatten auf ihrer Fock und den Vorsegeln sich vertiefen und erkannte, da? sie Kurs andern wollte. Doch dann fullten sich die Segel wieder, als Tuke vermutlich begriff, da? es unmoglich war, dem Manover seines Gegners zu folgen.
Bolitho ignorierte das Durcheinander an Deck, das Jaulen der Blocke und das betaubende Knarren der Spieren, als die Rahen herumgeholt wurden, um die Tempest auf den neuen Bug zu bringen. Er beobachtete angespannt, wie das andere Schiff ihm in spitzem Winkel entgegenstrebte. Die Entfernung betrug noch gut eine Meile, dennoch sah es vom
Achterdeck so aus, als wurden sich beide Bugspriets wie Sto?zahne ineinander verfangen.»Feuer frei, Mr. Borlase.»
Borlase durchschnitt mit seinem Degen die Luft. »Feuer!«Mit doppelter Ladung krachten die Steuerbordgeschutze in einer ungeheuren Breitseite, die Lafetten wurden zuruckgeschleudert, und dichter Qualm drang als erstickende Wolke aus den Geschutzpforten. Uber dem verklingenden Widerhall der Breitseite horte Bolitho einen gra?lichen Schrei und sah, wie in der Nahe von Borlase Blut uber das Deck spritzte. Einer der Straflinge hatte im Augenblick des Rucksto?es seinen Platz gewechselt und war von dem zuruckgeschleuderten Geschutz gegen die Brust getroffen worden.
Borlase ri? seinen Blick von dem Blut los, das auf seine Beine gespritzt war, und brullte:»Auswischen! Nachladen!«Seine Stimme klang so schrill wie die einer verangstigten Frau. Angestrengt spahte er durch den wirbelnden Pulverqualm.
Bolitho sah von der franzosischen Fregatte Rauch aufsteigen, als sie zuruckscho?. Eisen hammerte in den unteren Rumpf, und er vernahm das Jaulen der Geschosse, die uber das Deck hinwegflogen. Der plotzliche Richtungswechsel der Tempest hatte die Zielsicherheit des Gegners beeintrachtigt.
Der Qualm wurde dunner und verzog sich mit dem Wind, und Bolitho atmete tief ein, als er den Feind wieder erblickte. Seine Segel waren an vielen Stellen durchlochert, und mindestens zwei Stuckpforten blieben leer. Herrick rief anfeuernd:»Gut gemacht, Jungs!«»Ein zweites Mal werden wir den aber nicht uberraschen«, konstatierte Prideaux.
Bolitho ging zum Kompa?, achtete nicht auf die vom Pulverdampf fleckigen Gesichter der Manner, die ihn beobachteten. Beim Kompa? kontrollierte er den Stand der Segel, die Position des anderen Schiffes, das vor dem Wind lief, wahrend Matrosen auf den Rahen Segel kurzten. Er versuchte, seine Ubelkeit zu unterdrucken, aber sie zehrte an ihm, zog ihn mit unerbittlicher Harte hinab.
Plotzlich war ihm alles ganz klar: Er wurde sterben. Heute,
auf diesem Deck. Es war nur eine Frage der Zeit.
Er wischte sich den Schwei? aus den Augen und blickte auf den Kompa?: Sudwest. Und vor dem Bug uberlappten sich zwei Inseln, verschwammen im Dunst, lockten wie in einem
Traum.
«Lassen Sie um zwei Strich abfallen, Mr. Lakey. Wir folgen der Narval bei der Drehung.«»Sudsudwest liegt an, Sir!»
Wieder drohnendes Kanonenfeuer, und die Manner duckten sich uberascht, als die nachste Breitseite der Narval uber das Wasser fegte. Diesmal hatte sie einen anderen Klang: Kettenkugeln, welche die Takelage der Tempest zerfetzen sollten.
Die Netze uber dem Batteriedeck bogen sich durch und schnellten zuruck unter dem Aufschlag von Takelageteilen, Blocken und einem Mann, der beide Beine verloren hatte und dennoch versuchte, sich in Sicherheit zu bringen.»Feuer!»
Die Tempest bockte heftig, die Geschutze spieen ihre langen, orangegelben Zungen aus, grell und todlich in dem erstickenden Rauch.
Die Fregatten trennte jetzt kaum eine halbe Meile, der Bugspriet der Tempest war auf gleicher Hohe mit dem Gro?mast der Narval. Wieder und wieder donnerten die Kanonen uber das Wasser, glimmende Ladepfropfen und die Spuren des Luftdrucks auf dem Wasser kennzeichneten die Gescho?bahnen.
Fock und Gro?segel der Tempest waren an mehreren Stellen durchlochert, und uber den schwitzenden Geschutzbedienungen flatterte abgerissenes Tauwerk im Wind, doch nur wenige Manner konnten fur Reparaturen abgestellt werden.
Ein starker Feuerschein blitzte in der Kampanje der Tempest auf, als explodiere ein Magazin tief unten im Rumpf. Bolitho glitt aus und fiel, als Planken splitterten, Geschutze umsturzten und Menschen und Gliedma?en auf ihn geschleudert wurden. Stimmen riefen und schrieen. Als er sich muhsam wieder aufgerichtet hatte, sah er, da? das gro?e
Rad halb zerschmettert war, der Steuermannsmaat und die Rudergasten wie blutige Fetzen darum verstreut lagen. Lakey war unverletzt geblieben, obwohl er nur wenige Zoll davon entfernt gestanden hatte. Wahrend andere herbeieilten, um ihm zu helfen, rief er:»Der Schoner! Der Schuft hat uns einen Treffer ins Heck gesetzt. «Herrick deutete auf den Rauch, der durch das zerschlagene Skylight und den Niedergang aufstieg.»Das mu? eine Doppelladung mit Schrappnell gewesen sein. «Er rannte nach achtern, als Jury, dessen Beine und Schuhe blutbespritzt waren, ausrief:»Das Ruder ist ausgefallen!«Er hatte nur zu recht. Steuerlos fiel die Tempest bereits ab und bot der anderen Fregatte das verwundbare Heck dar. Weitere Geschosse schlugen in den Rumpf, andere schleuderten Fontanen Spruhwasser hoch. Bolitho rief:»Wir brauchen ein Ersatzruder!«Er wandte sich ab, wieder von Ubelkeit gepackt, als ein Gescho? durch eine Stuckpforte fuhr und dem dahinterkauernden Geschutzfuhrer den Kopf abri?, wahrend der Korper fur einige grausige Sekunden aufgerichtet blieb. Herrick rief Bolitho zu:»Was sollen wir tun, Sir?«Bolitho blinzelte durch den Rauch und beobachtete, wie die Rahen der Narval herumschwangen. Sie stellte das Feuer ein, wahrend sie scharf drehte, um die Verfolgung aufzunehmen. Er sah den Schoner auf der anderen Seite naherkommen und wieder mit seinem Beutegeschutz feuern. Das Gescho? schlug durch die Takelage und knickte die Gro?marsrah wie ein Streichholz. Die gro?e Spiere sturzte mit dem ganzen Gewicht ihres laufenden Guts und des Segels durch den Qualm aufs Batteriedeck und zerfetzte im Fallen das Marssegel zu flatternden Streifen. Die durch Trummer festgeklemmten und eingefangenen Manner schrien vor Entsetzen, suchten nach Freunden oder bemuhten sich, ihre Geschutze wieder zu klarieren und auf den Feind zu richten.