Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander (читать книги онлайн бесплатно без сокращение бесплатно .txt) 📗
Ein paar Stimmen schrien noch protestierend, setzten sich aber nicht durch gegen die Welle zustimmenden Jubels, den selbst Jury mit seiner drohnenden Stimme nicht unterdrucken konnte.
Als der Larm langsam verklang, sagte Bolitho ruhig:»Stellt sie an die Geschutze und die Brassen. Ihre Krafte und unser Konnen sind alles, was wir haben. Wir mussen beides gut nutzen. «Heftig wurgend wandte er sich ab.»Fangen Sie schon an, Thomas«, drangte er.
Herrick ri? sich zusammen.»Bemannt die Boote!«Einige Straflinge kletterten sofort hinab, ironische Zurufe ihrer
Gefahrten begleiteten sie.»Mr. Keen, das ist die letzte Fahrt.
Machen Sie so schnell Sie konnen.»
Er sah die kleinen roten Figuren auf der zerstorten Pier. Eine humpelte auf Krucken. Kranke und Verwundete, Straflinge,
jeder, der noch Luft schnappen konnte, wurde heute gebraucht.
Bolitho ruhrte sich nicht von der Stelle und sagte kein Wort, bis auch die letzten Boote langsseit gekommen und die letzten Marinesoldaten eingeschifft waren. Er hatte damit gerechnet, auch Raymond an Bord kommen zu sehen, obwohl er keinen Grund dafur finden konnte. Aber offenbar hatte dieser die Absicht, bis zum Ende in seiner kummerlichen Verteidigungsposition auszuharren. Um bei einem Sieg das Verdienst fur sich zu beanspruchen oder, was wahrscheinlicher war, wieder mit dem Angreifer um sein Leben zu feilschen.
Er sah Herrick an der Querreling warten. Sein Gesicht verriet seine Besorgnis.
«Werfen Sie hier eine Boje aus, und lassen Sie samtliche Boote au?er der Barkasse daran festmachen, bitte. «Herrick verstand.»Aye, Sir. «Heute war ein Tag, an dem sie keine Boote brauchen wurden, und wenn alles fehlschlug, konnten sie Hardacre und einigen anderen zur Flucht verhelfen.
«Sehr gut. «Bolitho sah sich auf dem uberfullten Achterdeck um.»Wir lichten sofort Anker. Lassen Sie das Ankerspill bemannen. «Er nickte Lakey zu.»Legen Sie einen Kurs fest, der uns so dicht wie moglich an der Landzunge und den Riffen vorbeifuhrt.»
Er drehte sich um und sah Midshipman Romney darauf warten, Fitzmaurice beizustehen.
«Hissen Sie die Flagge und sagen Sie Sergeant Quare, er soll aufspielen lassen.»
Wahrend die Tempest wieder einmal den Anker einholte und sich widerstrebend vor den Wind legte, tauchten unter den Baumen am Strand zogernd Gestalten auf und kamen dann zum Wasser gelaufen, um das Schauspiel anzusehen. Sie sahen, wie sich die Segel unter den gro?en Rahen entfalteten, die winzigen Figuren, die dichtgedrangt wie
Affchen uber das Deck huschten, sahen den zunehmenden Gischt unter der vergoldeten Galionsfigur, und wenn die meisten auch nicht verstanden, was hier vor sich ging, waren viele bei dem Anblick tief bewegt.
Der junge Hauptling Tinah stand neben Hardacres massiger Gestalt und hob eine Hand zum Ohr, als er, zunachst nur dunn, dann kraftiger, die Tone einer Melodie vernahm. Fragend sah er den gro?en Mann an seiner Seite an. Hardacre sagte ergriffen:»Das ist die >Portsmouth Lass<. Ich hatte nie geglaubt, es hier drau?en auf den Inseln zu horen. «Hardacre, der die Wahrzeichen der Autoritat und der sich ausbreitenden Macht eines Landes, das er fast vergessen hatte, ha?te, der nur Sicherheit und Frieden bei den Menschen gesucht hatte, die gelernt hatten, ihm zu vertrauen, war unfahig, seine Stimme zu beherrschen, als er hinzufugte:»Gott schutze sie. Manner wie sie werden wir nie wiedersehen.»
Sobald die Tempest den Schutz des Landes hinter sich gelassen hatte, legte sich der Nordwest in ihre Segel und hielt das Schiff stark krangend auf Steuerbordbug.»Ostnordost, Sir. Kurs liegt an!»
Bolitho nickte und ging uber das schrage Deck zur Luvseite. Das anschwellende Rauschen von Tauwerk und Leinwand, das Klappern der Blocke und das Zischen der See verschmolz in seinem Bewu?tsein zu einem einzigen gro?en Getose. Er spurte, wie das Deck vom Wind vibrierte, und wenn er uber die Zwolfpfunder an Backbord spahte, sah er sie an straffen Taljen hangen, wenn das Schiff unter dem Druck starker und starker krangte.
Gischt spruhte uber die ausgespannten Netze und traf stechend sein Gesicht, aber er zuckte kaum mit den Wimpern. Er sah Gesichter, die er nicht kannte, die zu den verschiedenen Stationen des Schiffes dirigiert wurden; manche blickten zu ihm auf, als sie an ihm vorbeihasteten. Er sah sie nicht mehr als Straflinge, sondern fragte sich, was sie fruher einmal gewesen sein mochten. Wieder fand er sie seinen Leuten sehr ahnlich: unter Zwang aus der Heimat geflohen oder durch unerfullbare Traume zur See gelockt. Wenn ihr Geschick eine andere Wendung genommen hatte, hatte auch jeder der Haftlinge auf einem Schiff des Konigs enden konnen, sei es durch die unbeteiligte Harte eines Pre?kommandos oder einen Zwang zur Flucht wie bei Jenner oder Starling.»Noch einen Brandy, Captain?»
Bolitho drehte sich um, klammerte sich fest an das Netz und bemerkte Allday.
«Spater. «Er zwang sich zu einem Lacheln.»Ich komme sonst zu sehr in Fahrt.»
Allday erwiderte das Lacheln nicht.»Gott helfe mir, Captain, aber ich wei? nicht, was ich tun soll. Ich kann Sie nicht aufhalten, und helfen kann ich Ihnen auch nicht. «Bolitho griff nach seinem Arm.»Sie helfen mir aber. Wie immer. «Im Augenblick sah er Alldays Gesicht nur verschwommen, wie durch einen Nebel.»Schon durch Ihre Gegenwart.»
«An Deck! Segel querab an Backbord. «Herrick fluchte.»Verdammt, sie haben die Luvposition. «Bolitho winkte Romney und nahm das Teleskop entgegen. Sein Herz schlug wie ein Schmiedehammer, und er brauchte Zeit und Muhe, um das Glas ruhig zu halten. Er sah die verschwommenen Umrisse der Halbinsel, die schnell zuruckblieb. Ihre Silhouette wurde durch die wilden Grundseen uber dem Riff noch mehr verwischt. Da war sie. So wie er sich an sie erinnerte, sturmte sie vor dem Wind auf ihn zu, bis auf die Royals alle Segel gesetzt. Ihr Vorschiff verschwand wieder und wieder hinter hohen Wellen, und er konnte sich vorstellen, wie die See uber ihre Geschutze brach.
Er horte Lakey sagen:»Schade, da? der Wind nicht umspringt und den Schuft entmastet. «Bolitho achtete nicht auf die Stimmen um ihn herum, sondern konzentrierte sich auf ein schmales Segel, das beinahe im Kielwasser der franzosischen Fregatte auftauchte: der zweite Schoner. Er senkte das Glas und bi? sich auf die Lippe, um seine rasenden Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Viola hatte ihm von diesem Schoner berichtet, als sie Tukes Gefangene gewesen war. Wahrscheinlich hatte auch er eines der schweren Geschutze an Bord. Einige mochten auch auf der Narval montiert worden sein.
Er zog sich uber die gischtnassen Planken am Schanzkleid bis zur Querreling uber den nachsten Zwolfpfundern vor. Borlase und Swift patrouillierten dort unter ihm, und er rief ihnen zu:»Ich wunsche doppelte Ladung in den Kanonen. «Er hob die Hand, um Borlases Protest abzuwehren.»Nach der ersten Breitseite haben wir dazu keine Zeit mehr. Dann steht Geschutz gegen Geschutz. «Er spurte, da? seine Lippen sich zu einem Grinsen verzogen.»Was meint ihr, Jungs? Denen wollen wir gleich richtig einheizen. «Irgendeiner rief Hurra, und er sah Blissett, dessen Korporalswinkel sich deutlich von seiner roten Uniform abhob, mit seinem Hut winken.
Im Gro?topp kauerte der Marinesoldat Billyboy, uberprufte seine lange Muskete und brachte dann sein verwundetes Bein in eine andere Stellung.
Der Maat hinter ihm fragte mi?mutig:»Was haltst du davon?»
Billyboy zuckte mit den Schultern.»Zwei gegen einen. Hab' schon Schlimmeres mitgemacht. Auf jeden Fall bin ich lieber hier als auf einer dieser verdammten Inseln. «Der Maat blickte am Mast empor, der unter dem Druck seiner Spieren und Stage bebte. Er dachte an den Mann, dessen Posten er ubernommen hatte. Eine Kugel hatte ihn zu einer blutigen Masse zermalmt.
Bolitho sagte:»Klar zum Segelbergen, Mr. Herrick. Wir nehmen gleich die Bramsegel weg. «Er hatte das andere Schiff vor Augen, das ihnen vor dem Wind entgegenflog. Tuke mu?te versuchen, sie ins Gefecht zu verwickeln, so lange der Wind so gunstig fur ihn stand. Die Tempest dagegen wurde durch ihren schwereren Bau an Geschwindigkeit verlieren, wenn sie uber Stag ging. Das war nur vorubergehend von Vorteil. An Beweglichkeit konnte sie mit dem franzosischen Schiff nie mithalten. Er wu?te, da? Herrick das gleiche dachte. Herrick hob sein Sprachrohr:»Aufentern! Bramsegel bergen!»