Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander (читать полностью бесплатно хорошие книги txt) 📗
Spanien, wo er gegen die Frogs kampfen wollte. Aber alle Schlachten, die er schlug, schlug er in Tavernen um Weiber. Eines Tages mu? er dabei an einen ebenburtigen Gegner geraten sein, denn er wurde tot in einem Stra?engraben vor Sevilla aufgefunden. In Sevilla habe ich dann Luis kennengelernt. Er war doppelt so alt wie ich, aber er brauchte mich. «Sie seufzte.»Er war Witwer, und nur seine Arbeit hielt ihn aufrecht. Ich glaube, er war glucklich mit mir«, schlo? sie etwas leiser.
«Davon bin ich uberzeugt.»
«Danke, Captain. «Sie wandte das Gesicht ab.
Wieder ging die Tur knarrend auf, aber diesmal war es Gillmor. Er gru?te durch ein hofliches Kopfneigen und trat dann zum Bett.
«Ich bin aufrichtig froh, da? Sie sich erholen, Sir.»
Bolitho fiel auf, wie uberanstrengt der Kommandant der Coquette aussah; vermutlich hatte er durch den Ausfall Bolithos doppelte Sorgen.
Eilig sprach Gillmor weiter.»Die Ausgucks haben soeben gemeldet, da? unser Geschwader in Sicht ist. «Er atmete langsam aus.»Endlich.»
«Was verschweigen Sie mir?«fragte Bolitho mit plotzlicher Spannung.»Da ist doch was nicht in Ordnung?»
«Die Euryalus wird geschleppt. Anscheinend hat sie Bugspriet und vordere Bramstenge verloren. Ich habe Mr. Bickford mit dem Kutter entgegengeschickt.»
«Ich mu? aufstehen!«Bolitho versuchte, sich aus den Decken zu befreien.»Bringt mich auf mein Schiff, um Gottes willen!»
Gillmor trat beiseite und uberlie? es Mrs. Pareja, ihn auf sein Lager zuruckzudrucken.»Tut mir leid, Sir, aber wir haben beschlossen, da? Sie hierbleiben.»
Bolitho bi? vor Schmerzen die Zahne zusammen. »Wir! Wer ist wir?»
Gillmor schluckte heftig, blieb aber fest.»Commander Inch und ich, Sir. Es hat keinen Sinn, da? Sie jetzt sterben, da Sie das Schlimmste uberstanden haben.»
«Seit wann erteilen Sie mir Befehle, Captain Gillmor?»
Diese Demutigung, die Hilflosigkeit, das Gefuhl, mehr an sich selbst als an das Wohl des Geschwaders gedacht zu haben, erfullte ihn mit sinnlosem Zorn.
Bevor Gillmor antworten konnte, mischte Mrs. Pareja sich ein:»Also, das ist kindisch! Regen Sie sich nicht so auf, sonst rufe ich Mr. Angus!»
Gillmor fing wieder an.»Entschuldigen Sie bitte, Sir. Aber ich glaube, wir brauchen Sie bald, und zwar gesund.»
Bolitho schlo? die Augen.»Nicht doch — ich mu? mich entschuldigen. Bei Ihnen beiden. Ist die Restless beim Geschwader?»
Gillmor zogerte.»Nein, Sir. Aber vielleicht segelt sie so weit drau?en, da? Giffards Leute sie nicht gesichtet haben.»
«Vielleicht.»
Er wurde wieder mude; der pulsierende Schmerz in seiner Schulter verstarkte sich. Er konnte sich nur schwer auf das konzentrieren, was Gillmor sagte, und noch schwerer wurde es ihm, Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
«Ich gehe jetzt, Sir«, sagte Gillmor.»Sobald wir etwas horen. «Er verschwand, ehe Bolitho protestieren konnte.
«Ein guter Offizier. «Sie setzte sich auf sein Bett und wischte ihm mit einem kuhlen Tuch die Stirn ab.»Als ich so alt war wie er, hatte ich auch ein Schiff wie die Coquette. In der Sudsee. Das war eine ganz andere Welt. «Es fiel ihm immer schwerer, sich daran zu erinnern.»Drei Fu? lange Eidechsen und Schildkroten, so gro?, da? ein Mann auf ihnen reiten konnte. Unberuhrt von der Zivilisation…»
«Ruhen Sie, Captain. «Ihre Stimme verklang, und Bolitho sank in einen tiefen Erschopfungsschlaf.
Ein paar Stunden spater erwachte er mit heftigem Schuttelfrost. Obwohl die Laden des Fensters geschlossen waren, wu?te er, da? es Nacht war; und als er den Kopf zur Seite drehte, horte er Allday sagen:»Er ist aufgewacht, Ma'am.»
Hinter einem Wandschirm kam eine kleine Laterne hervor, und zwei Gesichter beugten sich uber ihn.
«Mein Gott«, flusterte Allday,»ich mu? Mr. Angus rufen!»
«Warten Sie noch. «Sie beugte sich so tief uber ihn, da? ihre Haare sein Gesicht beruhrten.»Holen Sie ihn noch nicht. Sie wissen doch, wie diese Chirurgen sind. Die denken immer gleich an Messer und Sage. Schlachter sind das«, zischte sie wutend.
«Aber sehen Sie ihn doch blo? an!«Allday war ganz verzweifelt.»Wir mussen was tun!»
Bolitho konnte nicht sprechen. Er war sehr schwach, aber zum erstenmal hatte er wieder Gefuhl in der rechten Hand. Auch sein Arm schmerzte und war steif, aber er konnte ihn fuhlen. Diese aufregende Entdeckung verstarkte noch das Fieber und den Schwei?, und er konnte nicht verhindern, da? ihm die Zahne klapperten.
Ruhig und bestimmt sagte sie:»Gehen Sie nach nebenan, Allday. Ich wei?, was ich zu tun habe.»
Die Tur offnete und schlo? sich, und Bolitho hatte die vage Vorstellung, da? Allday, geduckt wie ein Hund, dahinter hockte. Dann horte er Seide rascheln, und kurz bevor die Laterne verschwand, sah er ihren Korper hell vor der dunklen Wand schimmern; lose hing ihr Haar uber die nackten Schultern. Seine Bettdecke wurde angehoben, und lautlos glitt sie neben ihn, Brust und Schenkel dicht an seinen Korper gepre?t, seinen Kopf in ihrem Arm.
Die Nacht verstrich; zwischen tiefem Schlaf und verruckten Traumen horte er, da? sie leise und sanft zu ihm sprach, wie eine Mutter zu ihrem kranken Kind; der Klang war beruhigender als die Worte selbst. Die Warme ihres Korpers hullte ihn ein wie ein warmer Mantel, ve r-trieb die Eiseskalte und brachte seine rasenden Gedanken zur Ruhe.
Als er dann wieder die Augen offnete, sah er Streifen hellen Sonnenlichts durch die Laden scheinen; ein paar Sekunden lang dachte er, auch das ware nur wieder ein Traum gewesen. Allday sa? halb schlafend im Stuhl; und neben dem Fenster sah er ein Stuck von ihrem gelben Kleid — sie ruhte dort in einem hochlehnigen Sessel.
Kate stand auf und murmelte:»Nun sehen Sie schon viel besser aus. «Dabei lachelte sie ihm verstohlen zu, und da wu?te er, da? es kein Traum gewesen war.»Wie fuhlen Sie sich?»
Fast unbewu?t lachelte er ebenfalls.»Hungrig.»
Allday sprang auf.»Ein Wunder!»
Drau?en kamen Schritte uber den Steinfu?boden: Keverne und dahinter Calvert. Kevernes dustere Miene erhellte sich etwas, als er Bolitho sah.
«Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte, Sir«, sagte er.
Bolitho stutzte sich auf den Ellbogen.»Was ist passiert?»
Resigniert hob der Leutnant die Schultern.»Wir sichteten zwei franzosische Vierundsiebziger und segelten hinterher. Es wurde dunkel, aber Sir Lucius bestand darauf, wir sollten dranbleiben, und zwar — «, es klang bitter — ,»in geschlossener Formation.»
«Weiter!«Er konnte es sich genau vorstellen: die Schiffe versuchten, unter vollen Segeln eng beieinander zu bleiben; dazu der Wind, die schwere See, die verzweifelten Versuche, die Hecklichter im Auge zu behalten.
«Gleich nach Sonnenaufgang sichteten wir den Feind wieder. Der Admiral gab Befehl, da? die Zeus allein wenden sollte, aber durch die enge Formation wurde das Signal falsch abgelesen. Die Tanais geriet dazwischen, und wir kollidierten mit ihrem Heck. Wir verloren das Bugspriet, und obendrein brach noch die Bramstenge weg. Als wir uns endlich auseinandermanovriert hatten, waren die Frogs schon au?er Sicht, mit Kurs Nord mit jedem Quadratmeter Leinwand, den sie hatten, hol sie der Satan!»
«Der Schaden?»
«Ist in einem Tag repariert. Ich habe die Maststenge schon ersetzen lassen, und zur Zeit wird an Bugspriet und Kluverbaum gearbeitet.»
Bolitho wandte den Kopf ab. Wenn die Fregatte, die den Werfer Devastation in Grund geschossen hatte, nicht schon uber das Geschwader Bescheid wu?te — die beiden franzosischen Vierundsiebziger wurden jetzt keinen Zweifel mehr haben.
Keverne berichtete weiter:»Sir Lucius la?t beste Wunsche ausrichten und bestellen, er wird Sie aufsuchen, sobald es sich machen la?t. «Neugierig sah er Mrs. Pareja an.»Sie haben sehr viel geleistet, wenn ich das sagen darf, Sir. Ich habe auch von Witrands Tod gehort. Tut mir leid.»