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Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander (читать книги онлайн бесплатно без сокращение бесплатно .txt) 📗

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Der Vogel fiel sauber beim ersten Schu?. Es war ein Tolpel, fast von der Gro?e einer Ente.

Sie standen oder kauerten um den Vogel herum, bis Bolitho sagte:»Wir werden ihn aufteilen. Aber das Blut mussen die Schwachsten bekommen.»

Zuerst angeekelt, nahmen die Manner ihre kleinen Portionen entgegen und verschlangen sie dann plotzlich verzweifelt. Das Blut wurde vorsichtig durch das schwankende Boot gebracht und Evans, dem verletzten Matrosen Colter und schlie?lich Penneck gegeben.

Unmittelbar vor Sonnenuntergang und dem Einbruch einer weiteren bitteren Nacht sichteten sie in Nordost einige schnelle Kanus. Wie hetzende Hunde, dachte Bolitho. Treiben ihre Beute bis zur Erschopfung, bis sie sie ungefahrdet umbringen konnten. Vielleicht glaubten sie von ihnen, sie gehorten zu Tukes Leuten und suchten schreckliche Rache zu uben. Oder sie konnten auch in Tukes

Auftrag handeln, der sie durch Drohungen oder versprochene Belohnungen fur sich gewonnen hatte. Aus den letzten Leinwandfetzen hatte Miller einen Treibanker konstruiert, und Bolitho entschied, allen die Moglichkeit einer kurzen Ruhepause zu geben, die nicht durch das Knarren und Klappern der Riemen gestort wurde. Das Boot rollte durch eine Reihe von Wellentalern. Bolitho sa? auf der Achterducht, neben sich Viola, der er seinen Uniformrock umgelegt hatte. Er druckte sie mit einem Arm an sich, um sie vor den sto?enden Bewegungen des Bootes zu schutzen.

Einmal sagte sie:»Ich schlafe nicht. Ich sehe die Sterne an. «Er druckte sie fest an sich; er brauchte sie, er furchtete fur sie.

Dann sagte sie:»Hor auf, dir Vorwurfe zu machen, Richard. Ich wollte bei dir sein. Nichts hat sich geandert. «Als er ihr endlich antworten konnte, war sie eingeschlafen. Sobald die Morgendammerung sich wieder uber den Himmel ausbreitete, sahen sie noch weniger Inseln als zuvor, und der Ozean erschien viel gro?er und unuberwindlicher. Sie stellten fest, da? Evans in der Nacht gestorben war.

Bolitho richtete sein kleines Fernrohr auf die nachste Insel. Sie war sehr grun, zeigte aber keine Spur von Strand. Doch mochte sie ihnen die letzte Chance bieten. Er blickte auf den toten Evans hinab, der wie schlafend auf den Bodenbrettern des Bootes lag. Hier konnten sie ihn begraben. Dadurch konnten sie verhindern, da? er eine Beute der Haifische wurde, und ihnen allen blieb dieser Anblick erspart. Sie wurden diesmal nicht angegriffen, als sie das Ufer erreichten. Quares Kundschafter fanden ein paar alte Feuerstellen, doch sie sahen aus, als ob sie seit Jahren nicht mehr benutzt worden waren. Es war so schwierig, das Boot an Land zu bringen, ohne da? es gegen die Felsen geworfen wurde, da? vielleicht deshalb die Eingeborenen dieser Insel fernblieben, weil das Risiko fur ihre gebrechlichen Kanus zu gro? war.

Sie fanden einen Tumpel mit Su?wasser. Es stammte von einem Regengu? und reichte kaum aus, um Frazers

Kochtopf zu fullen. Aber einige Stucke ihres schwindenden Vorrats an Salzfleisch, ein paar Handvoll kleiner Austern, die Pyper zwischen den Felsen entdeckt hatte, und Schiffszwieback waren die Zutaten fur ihre erste warme Mahlzeit, die Allday und Miller zubereiteten. Trockenes Holz war reichlich vorhanden, und mit Alldays Zunderbuchse und einem kleinen Vergro?erungsglas, das sie bei dem toten Evans gefunden hatten, gelang es schnell, ein Feuer zu entfachen.

Der kleine Waliser wurde auf einem Abhang unter ein paar

Baumen begraben und der niedrige Grabhugel mit flachen

Steinen bedeckt. Es war eine seltsame Ruhestatte fur den

Maler der Tempest, dachte Bolitho. Er sa? mit dem Rucken an eine Palme gelehnt und schrieb gewissenhaft in ein kleines Notizbuch, das jetzt sein Logbuch war. Er fragte sich, wie er die Insel bezeichnen sollte, obwohl kaum jemand seine Aufzeichnungen lesen wurde.

Viola lag im Schatten neben ihm und hatte sich das Gesicht mit ihrem Hut bedeckt.

«Nenne sie doch Evans-Insel, Richard.»

Er lachelte.»Ja. Schlie?lich ist er der einzige, der hierbleibt.»

Keens Stimme kam von den Felsen heruber, wo das Boot bewacht wurde.»Wir haben wieder Kanus gesichtet, Sir. «Bolitho schob das kleine Notizbuch unter sein Hemd.»Gut. Loscht das Feuer und ruft die Leute zusammen. Im Boot sind wir sicherer als hier.»

In grimmigem Schweigen ruderten sie von dem einzigen Ort fort, der sie freundlich empfangen hatte. Durch die warme Mahlzeit und die Ruhepause gestarkt, lenkten sie das Boot wieder nach Norden und uberlie?en Evans seiner letzten

Ruhe.

Wie ein sterbender Wasserkafer schwankte der Kutter mit teilweise eingezogenen, bewegungslosen Riemen auf der ungebrochenen Flache der Wogen, die sich so weit erstreckte, wie das Auge reichte.

Bolitho dachte daran, etwas in sein kleines Buch einzutragen, aber er wu?te, da? es ihm jedesmal schwerer fiel, sich auf die unnutzen, leeren Worte zu konzentrieren.

Die Ruderer hingen uber ihren Riemen, die Gesichter auf die Arme gepre?t, die anderen kauerten entweder an den Bordwanden und versuchten dort, Schatten oder Schlaf zu finden, oder schliefen wie Tote, wo sie sa?en. Viola Raymond sa? an seiner Seite etwas unterhalb von ihm. Sie trug seinen Uniformrock. Ihr zerrissenes, fleckiges Kleid hatte sie ausgezogen, um es im Meerwasser zu waschen. Als er auf sie hinunterblickte und ihr rotgoldenes Haar sah, das sie im Nacken zusammengebunden hatte, dachte er, da? sie ein Kapitan sein konnte.

Sie schien seinen Blick zu fuhlen, denn sie streckte die Hand aus, um ihn zu beruhren. Aber sie blickte nicht auf. Wie ihre Gefahrten fand sie das blendende Licht zu unertraglich, zu krafteverzehrend fur den bescheidenen Rest Energie, den sie noch besa?.

«Wie lange willst du sie noch ausruhen lassen?«Ihre Stimme war gedampft, aber es spielte jetzt keine Rolle mehr. Keine Augen belauerten sie, wenn sie zusammen waren, und wenn sie sich beruhrten oder an den Handen hielten, wurde das hingenommen. Sie war ein Teil der Starke aller, wie sie ein Teil seiner Starke war. Er kniff die Augen zusammen und schatzte den Sonnenstand.»Nicht mehr lange. Wir kommen jeden Tag weniger schnell vorwarts.»

Er wischte sich mit dem Armel uber die Stirn. Bei der Bewegung lief ihm der Schwei? uber Brust und Oberschenkel. Es war vier qualvolle Tage her, seit sie die kleine Insel verlassen hatten, auf der Evans begraben lag: Tage und Nachte unerbittlicher, krafteverzehrender Arbeit. Rudern und Wasserschopfen. Versuchen, fur ein paar Minuten Schlaf zu finden, und dann von neuem anfangen. Er dachte uber ihre gegenwartige Situation nach. Vor acht Tagen hatten sie die Pier verlassen. Es war nahezu unmoglich, an die qualenden Meilen, die sie langsam hinter sich gebracht hatten, auch nur zu denken. Ihr Wasservorrat war auf eine Gallone geschrumpft, falls es noch so viel war. Von dem Salzfleisch war noch knapp eine Handvoll steinharter Brocken vorhanden. Den gro?ten Teil des Weins hatte er in kleinen Schlucken ausgegeben, und vor zwei

Tagen hatten sie das Gluck gehabt, einen Tolpel zu erlegen. Wie schon vorher war der Vogel geteilt worden, und das Blut bekamen die, die am schlechtesten dran waren. Zu ihnen gehorte jetzt auch ein Matrose namens Robinson, der sowohl unter der Sonne als auch unter Durst sehr litt, und Penneck, dessen Speerwunde bedrohlich entzundet war. Der Kalfaterer des Schiffs war der einzige, der nur selten schwieg. Tag und Nacht stohnte und schluchzte er, betastete den Verband um seinen Hals und verfiel gelegentlich in einen Zustand halber Bewu?tlosigkeit, in dem er aber weiter stohnte.

Bolitho verstarkte seinen Druck auf ihre Finger. Seine Augen schmerzten, und er dachte an ihren Mann und seine gefuhllose Gleichgultigkeit, seine Weigerung, an irgend etwas anderes als sich selbst zu denken.»Wie fuhlst du dich?«Er wartete, weil er wu?te, da? sie sich ihre Antwort uberlegte, und fugte hinzu:»Sei aber ehrlich. «Sie erwiderte den Druck seiner Hand.»Ganz ertraglich, Cap-tain. «Sie beschattete ihre Augen und sah zu ihm auf.»Quale dich nicht so. Wir werden ankommen. Du wirst es sehen.»

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