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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander (книги полностью TXT) 📗

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Dumaresq schimpfte:»Bringen Sie diese Tolpel auf Trab, Mr. Palli-ser! Unser Schiff entwickelt sich langsam zu einem Saustall!»

Einer von Bolithos Geschutzfuhrern flusterte:»Ich dachte, wir waren nur hinter einem Piraten her?»

Stockdale zeigte grinsend die Zahne.»Feind ist Feind, Tom. Seit wann macht die Flagge einen Unterschied?»

Bolitho bi? sich auf die Lippen. Was jetzt kam, war ein Musterbeispiel fur die schwere Verantwortung eines Kommandanten. Wenn Dumaresq nichts unternahm, konnte er wegen Unfahigkeit oder Feigheit vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Wenn er mit dem Spanier ins Gefecht kam, konnte man ihn beschuldigen, einen Krieg provoziert zu haben.

Er sagte:»Macht euch bereit, Leute. Lost die Zurrings. «Stockdale hatte recht: Ihre einzige Sorge sollte es sein, zu gewinnen.

Bevor die Sonne am nachsten Morgen uber den Horizont gestiegen war, wurden die Leute zum Fruhstuck und dann zum Deckwaschen geschickt.

Der Wind war leicht, aber stetig und hatte uber Nacht auf Sudwest gedreht.

Dumaresq war ebenso fruh an Deck wie alle. Bolitho bemerkte die Ungeduld, mit der er immer wieder uber das Achterdeck wanderte, einen Blick auf den Kompa? oder die Schiefertafel mit den Eintragungen des Steuermanns warf. Wahrscheinlich nahm er nichts davon wahr; aus der Art, wie Palliser und Gulliver ihm freie Bahn lie?en, entnahm Bolitho, da? sie ihre Erfahrungen mit dieser Stimmung ihres Kommandanten hatten.

Zusammen mit Rhodes beobachtete Bolitho, wie der Oberbootsmann seine Arbeitsgruppen einteilte. Die Tatsache, da? ein weit uberlegenes Kriegsschiff ihnen achteraus folgte und da? eine wenig bekannte Insel vor ihnen lag, anderte nichts an Mr. Timbrells Routine.

Pallisers rauhe Stimme schreckte Bolitho auf.»Lassen Sie die Rahen durch Ketten sichern, Mr. Timbrell!»

Einige Matrosen schauten zu den Rahen auf. Palliser gab keine weiteren Erklarungen, was fur die dienstalteren Leute auch nicht erforderlich war. Die Ketten wurden jede Rahe fester mit dem Mast verbinden als das Tauwerk, das sie normalerweise hielt, in einem Gefecht aber leicht zerschossen werden konnte. Au?erdem mu?ten Netze uber das

Oberdeck gespannt werden. Ketten und Netze waren der einzige Schutz vor herunterfallenden Spieren und Takelageteilen.

Vielleicht trafen sie auf dem Spanier jetzt genau die gleichen Vorbereitungen, obwohl nichts darauf hinzudeuten schien. Bisher hatte es lediglich den Anschein, als sei die San Augustin, seit sie zu ihnen aufgeschlossen hatte, gewillt, ihnen zu folgen und die Entwicklung zu beobachten.

Rhodes drehte sich abrupt um und eilte auf den ihm zugewiesenen Platz, wobei er leise hervorstie?:»Der >Herr und Meister

Als Bolitho sich umwandte, stand er seinem Kommandanten gegenuber. Es war ungewohnlich, ihm so weit weg von Achterdeck und Hutte zu begegnen, und die Seeleute, die in der Nahe arbeiteten, schienen sich vorsichtig zuruckzuziehen, als waren sie durch Duma-resqs Gegenwart eingeschuchtert.

Bolitho gru?te durch eine Handbewegung zum Hut und wartete. Dumaresqs Augen wanderten langsam und ohne Ausdruck uber sein Gesicht.

Dann sagte er:»Kommen Sie mit. Aber holen Sie sich vorher ein Fernglas. «Er warf dem Bootssteurer seinen Hut zu und erganzte:»Eine kleine Kletterpartie gibt klaren Kopf.»

Bolitho sah mit Uberraschung, wie Dumaresq sich nach au?en in die Wanten schwang. Seine untersetzte Gestalt hing ungelenk in den Webeleinen, als er zu der turmhohen Mastspitze aufsah.

Bolitho ha?te Hohen. Von allen Motiven, die ihn getrieben hatten, sich um eine baldige Beforderung zum Offizier zu bemuhen, war dies eines der wichtigsten gewesen: nicht mehr mit den anderen in den Mast zu mussen, wo Wind und Kalte den Griff um die vereisten Webeleinen losen oder den Mann von der Rah in die See unten schleudern konnten.

Vielleicht wollte Dumaresq ihn herausfordern, und sei es nur, um die eigene Spannung zu losen.

«Kommen Sie, Mr. Bolitho! Sie sind heute an einem Wendepunkt Ihrer Karriere.»

Bolitho folgte ihm die zitternden Wanten hinauf, Hand uber Hand, Fu? uber Fu?. Er befahl sich, nicht nach unten zu schauen, obwohl er sich nur zu gut vorstellen konnte, wie das helle Deck der Destiny unter ihnen krangte, als sich das Schiff in eine weitere Woge wuhlte.

Dumaresq mi?achtete das Soldatenloch und kletterte au?en an den Puttingswanten hoch, wobei sein mi?gestalteter Rucken fast parallel zur Wasserflache hing. Dann ging es uber die Marssaling, ohne auf einige verschreckte Seesoldaten zu achten, die an einer der hier oben postierten Drehbassen exerzierten, und weiter hinauf zur Bramsaling.

Dumaresqs Vertrauen verlieh Bolitho den Willen, schneller als je zuvor zu klettern. Er achtete kaum auf die Hohe und schaute bereits noch weiter hinauf, als Dumaresq anhielt und — ein Bein frei im Raum pendelnd — bemerkte:»Man bekommt das richtige Gefuhl furs Schiff nur von hier oben.»

Bolitho hielt sich mit beiden Handen fest und blickte zu seinem Kommandanten hoch, wobei ihm die Augen im starken Sonnenlicht tranten. Dumaresq sprach mit so viel Uberzeugung und mit einer Warme, die fast an Liebe erinnerte.

«Fuhlen Sie es?«Dumaresq packte ein Stag und zog fest daran.»Straff und fest, gleicher Zug auf allen Teilen. Wie es sein mu?. Wie jedes Schiff sein sollte, wenn es ordentlich gepflegt wird. «Erschaute in Bolithos ihm zugewandtes Gesicht.»Kopf wieder in Ordnung?»

Bolitho nickte. In dem Durcheinander seiner Gefuhle, vor Emporung und Kummer hatte er die Wunde ganz vergessen.

«Gut, dann kommen Sie.»

Sie erreichten die Bramsaling, wo der Ausguck fur seine Vorgesetzten Platz machte.

«Ah!«Dumaresq nahm sein Teleskop und richtete es, nachdem er die Linse mit seinem Halstuch abgewischt hatte, nach Steuerbord voraus.

Bolitho folgte seinem Beispiel und fuhlte plotzlich, wie es ihm trotz der Sonne und des Windes eiskalt uber den Rucken lief.

So etwas hatte er noch nie gesehen. Die Insel schien nur aus Korallen oder Felsen zu bestehen und wirkte fast ansto?ig nackt — wie etwas, das nicht mehr lebte. In der Mitte gab es eine Erhohung, die aussah wie ein Berg, dem man die Spitze abgeschnitten hatte. Im Dunst war nichts genauer zu erkennen, es konnte also auch eine gigantische Festung sein.

Er versuchte, den Anblick mit den sparlichen Eintragungen in der Seekarte zu vergleichen, und schlo? aus der Peilung, da? die geschutzte Lagune direkt unter dem Hugel liegen mu?te.

Dumaresq sagte heiser:»Da sind sie.»

Bolitho versuchte es noch einmal. Die Insel schien verlassen, wie durch eine Naturkatastrophe niedergewalzt.

Doch dann entdeckte er etwas, das dunkler als die Umgebung aussah, aber kurz darauf wieder im Dunst verschwand: ein Mast, vielleicht auch mehrere Masten. Die zugehorigen Schiffsrumpfe waren allerdings hinter dem schutzenden Wall aus Korallen verborgen.

Er warf Dumaresq einen schnellen Blick zu und fragte sich, wie er das wohl beurteilte.

«Steinchen fur ein Puzzlespiel. «Dumaresq hob die Stimme nur wenig uber das Summen in Takelage und Leinwand.»Das sind Garricks Schiffe, seine kleine Armada. Keine Schlachtlinie, Mr. Bolitho, kein Flaggschiff mit dem stolzen Kommandozeichen eines Admirals, aber genauso todlich.»

Bolitho schaute abermals durchs Fernglas. Kein Wunder, da? Garrick sich sicher fuhlte. Er hatte von ihrer Ankunft in Rio erfahren und davor schon von der in Madeira. Und nun hatte er die Oberhand. Er konnte seine Schiffe entweder bei Nacht hinausschicken oder wie ein Einsiedlerkrebs in seinem Gehause liegenbleiben und abwarten.

Dumaresq schien mit sich selbst zu sprechen.»Die Dons interessiert allein der verlorengegangene Goldschatz. Garrick kann ungestraft davonkommen, was sie betrifft. Quintana glaubt, da? er diese sorgfaltig ausgewahlten Schiffe und alles, was von dem Gold noch ubrig ist, ohne einen Schu? vereinnahmen kann.»

Bolitho fragte:»Vielleicht wei? Garrick weniger, als wir annehmen, Sir, und versucht nur zu bluffen?»

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