Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander (читать книги онлайн бесплатно без сокращение бесплатно .txt) 📗
«Sie haben Ihre Chance gehabt, Captain Bolitho. Die Ziele sind jetzt klarer umrissen, und ich denke, de Barras wird meine Forderungen sehr bereitwillig erfullen, wenn er erst die Nachricht gelesen hat, die ich ihm schicken werde.«»Noch mehr Versprechungen?»
Raymond ignorierte seinen Einwurf.»Sorgen Sie dafur, da? Sie jederzeit bereit sind, Anker zu lichten, wenn ich Sie brauche. Die Falle fur den Piraten ist aufgestellt, aber wir haben hier weiter unsere Arbeit. Wenn nur endlich diese verdammte Brigg kame!»
Als Bolitho sich abwandte, um zu gehen, fragte Raymond beilaufig:»Und die Eurotas? Was haben Sie mir uber sie zu berichten?»
Bolitho lie? eine Pause eintreten.»Sie wird von ihrer eigenen Besatzung bewacht, und nach Einbruch der Dunkelheit patroullieren meine Boote um sie herum.«»Es hatte mir auch sehr mi?fallen, Gegenteiliges zu horen. «Er trommelte wieder auf die Tischplatte.»Nein, ich bezog mich auf ihre Einsatzbereitschaft auf See.»
«Wie befohlen. «Bolitho musterte ihn, versuchte die gekunstelte Strenge zu durchschauen.»Sie ist ebenso einsatzbereit wie mein eigenes Schiff.«»Gut. Das hilft mir bei meiner Planung. «Bolitho kehrte zur Pier zuruck und sah seiner Gig entgegen, die auf ihn zuruderte. Raymonds Frage nach dem Transporter war ihm ein Ratsel. Die Eurotas hatte keinen Kapitan und eine nur unvollzahlige Besatzung. Wenn Raymond sich einbildete, er konne sie au?er in einem au?ersten Notfall einsetzen, wurde er herb enttauscht werden. Es sei denn… Nachdenklich strich Bolitho sich uber das Kinn. Es sei denn, Raymond beabsichtigte, sich mit seinen Papieren und Planen an Bord zuruckzuziehen und die Siedlung Hardacre zu uberlassen. Konnte es sein, da? er im Stillen nicht vorauszusehende Ereignisse furchtete? >Ich komme mir hier blind und taub vor<, hatte er gesagt. Seeleute waren daran gewohnt, sich auf ihre eigenen, bescheidenen Hilfsmittel zu verlassen, aber Leute wie Raymond, die im Umgang mit dem Parlament und Regierungsstellen geschult und ausgebildet worden waren, konnten ohne Nachrichten und Anweisungen vielleicht nicht existieren.
Bolitho fuhr aus tiefem Schlaf auf und stie? das Bettlaken beiseite, wahrend er zu erkennen versuchte, was ihn aufgestort hatte. Dann sah er ein Paar Augen im Dustern wie schwache Lampen glimmen und erinnerte sich, da? Orlando, der riesige Neger, jetzt die Aufgaben seines Stewards wahrnahm. Anscheinend war Allday bald nach Noddalls Tod auf diesen Gedanken gekommen, und da Orlando weiter seinen neuen Pflichten nachging, nahm Bolitho an, da? Allday mit ihm zufrieden war, obwohl in Anbetracht der vielen Fluche und Schimpfworte, die er mit anhoren mu?te, das Gegenteil erwartet werden konnte.»Was gibt es, Mann?»
Er richtete sich in eine sitzende Stellung auf und bemerkte, da? seine Koje unbewegt blieb und von au?en nur die normalen Gerausche eines vor Anker liegenden Schiffes in die Kajute drangen. Es war stickig, und bei der Anstrengung lief ihm der Schwei? uber die nackte Haut.
Orlando nickte und zog Bolithos Laken von der Koje,
buckte sich dann und tastete nach Bolithos Schuhen.
Allday tauchte in der Dunkelheit auf.»Ein Boot liegt langsseit, Captain. Mr. Raymond wunscht, Sie an Land zu sprechen. Der Kapitan der Pigeon ist bei ihm, wie es scheint.»
Bolitho stellte die Fu?e auf die Planken, versuchte, die Neuigkeit zu verdauen. Gestern hatte der Ausguck auf dem Berggipfel Segel in Sudost gemeldet. Nach wenigen Stunden war die uberfallige Brigg Pigeon ausgemacht worden, und wieder einmal hatte Bolitho gespurt, da? die Erregung wie eine frische Brise durch das ganze Schiff lief: Nachrichten aus der Heimat! Erinnerungen wurden lebendig, bei allen.
Auch in der Siedlung selbst war Interesse wach geworden. Feuer wurden angezundet, und der schwere Geruch nach Holz und gebratenem Fleisch strich uber die abgelegene Bucht.
Und dann flaute der Wind ab; als sich die Dunkelheit uber die Inseln senkte, hatte die Brigg geankert, um das Licht der Morgendammerung fur eine sichere Passage zwischen den Riffen abzuwarten.
Er horte Fu?e an Deck und das Knarren von Blocken, als ein Boot zu Wasser gebracht wurde. Das mu?te Herrick veranla?t haben, der dafur sorgen wollte, da? der Kapitan uber seine eigene Gig verfugte und nicht auf eines von Hardacres alten Langbooten angewiesen war. Er fragte:»Wie spat ist es?»
«Die Morgenwache ist gerade angetreten, Captain. «Allday rieb sich das Kinn.»Der Kapitan der Pigeon mu? im Boot an Land gekommen sein.»
Bolitho sah ihn an. Wie schnell Allday auf den Kern der Dinge kam. Es mu?te etwas sehr Dringendes sein, was den Kapitan einer Brigg nach der langen und anstrengenden Reise von England so schnell an Land trieb. War es Krieg mit Spanien? Wurde die Tempest nach Hause beordert? Er dachte angestrengt nach, stellte seine eigenen Wunsche den Forderungen des Dienstes gegenuber. Viola wurde in
Cornwall sicher sein, wahrend er… Er fluchte, als Orlando ihm versehentlich mit seinem kraftigen Ellbogen gegen den Leib stie?.
Allday zundete eine Lampe an und grinste.»Das ist das Gute daran, wenn man stumm ist, Captain. Man braucht sich nie zu entschuldigen.»
Bolitho blickte kritisch in den Spiegel. Halbnackt und verschlafen, mit in die Stirn hangendem Haar, sah er eher wie ein Vagabund aus als wie ein Kapitan des Konigs. Aber Orlando war geschaftig um ihn herum, hatte warmes Wasser aus der Kombuse geholt, und wahrend Allday sich mit Seife und Rasiermesser zu schaffen machte, legte er, wie befohlen, Bolithos Uniform zurecht. Er konnte das viel besser, als nach so kurzer Ubung zu erwarten war. Bolitho nahm an, da? der Neger fruher auf einem gro?en Besitz gedient oder andere uberwacht hatte, wenn sie ihre Herren bedienten.
Herrick kam nach achtern und klopfte an die Tur.»Die Gig ist klar, Sir. «Er musterte die kleine Szene in der Kajute.»Wie ich sehe, brauche ich mir keine Sorgen zu machen. «Bolitho streifte das frische Hemd uber und lie? sich von Allday die Halsbinde knupfen.»Keine weiteren Neuigkeiten?»
«Nein. «Herrick sah mude aus.»Aber ich glaube, da? die Pigeon schlechte Nachrichten mitgebracht hat. Gute lassen sich immer viel Zeit.»
Bolitho griff nach seinem Hut.»Wir werden sehen. «Er zogerte und gab Allday damit Gelegenheit, zur Pforte vorauszulaufen.»Halten Sie alles bereit, Thomas. Vielleicht mussen wir bei Morgengrauen Anker lichten.«»Jawohl. «Offensichtlich hatte er sonst an nichts anderes gedacht.»Nur das Landekommando konnte nicht alarmiert werden. Der junge Valentin Keen wird damit fertig werden mussen.»
Leichtfu?ig lief Bolitho die Stufen hinauf und spurte die kuhlere Luft im Gesicht. Es war kurz nach vier Uhr morgens, und die Planken unter seinen Schuhen waren feucht. Er blickte zu den Rahen auf und fand, da? die Sterne bereits verbla?ten.
Manner traten beiseite und andere zogen ihre Hute, als er sich in das Boot hinablie?. Durch die offenen Stuckpforten nahm er verschwommene Gesichter wahr: Die Wache unter Deck versuchte zu erraten, was vorging, wohin er in solcher Eile wohl fuhr.
Als die Gig uber das glatte Wasser scho?, sa? er schweigend im Heck und beobachtete das Meeresleuchten um die eintauchenden Riemen. Er sah die Eurotas hoch uber ihnen aufragen, horte den scharfen Anruf:»Boot ahoi!«und Alldays prompte Antwort:»Wir passieren. «Bei den vielen Geruchten uber Unruhe und Aufruhr auf den Inseln waren die Wachen aufmerksamer als ublich, und ein Boot, das auf Anruf nicht antwortete, setzte sich der Gefahr aus, von einer Kartatschenladung uberschuttet zu werden. Bolitho erkannte Lichter hinter der Pier und wu?te, da? die gesamte Siedlung auf den Beinen war.»Riemen ein!»
Bolitho sah den Steg uber sich aufragen und horte das Klicken von Metall, als der Buggast den Ringbolzen mit dem Bootshaken fa?te.
Dann war er oben und schritt uber die Pier, verwundert, wie vertraut der Ort ihm in so kurzer Zeit geworden war.