Admiral Bolithos Erbe: Ein Handstreich in der Biskaya - Kent Alexander (читаем полную версию книг бесплатно txt) 📗
Also mu?te Belinda sich auf der Thrush einschiffen, obwohl sie bei ihren alten Freunden aus Indien gut untergebracht war. Aber Gibraltar war nicht der richtige Aufenthaltsort fur sie. Bolithos Geschwader wurde so schnell wie moglich wieder in See stechen, und wenn das Schicksal sich gegen ihn wandte, nachdem es ihm bisher so gunstig gesonnen gewesen war, dann gehorte Belinda nach Falmouth, wo man sie mit liebevoller Fursorge uber den Verlust hinwegtrosten wurde.
Er gab seinem Steward Ozzard ein Zeichen, mehr Wein aus dem Kuhler zu bringen, und sagte zu Herrick:»Also, Thomas, es gibt noch eine Sache, die ich besprechen mochte.»
Herrick klopfte seine Pfeife aus und machte sich in aller Ruhe daran, sie neu zu stopfen.
Ohne aufzublicken, sagte er:»Das haben Sie bereits getan, Sir, und meine Antwort ist die gleiche: Wegen der Teilung des Geschwaders wurde ich zum Kommodore ernannt, eine Beforderung, die noch der Bestatigung bedarf. An Ihrem Oberbefehl uber das gesamte Geschwader, so wie es auch in Ihrer Order festgelegt ist, andert das nichts. «Jetzt blickte er auf, aber seine blauen Augen lagen im Schatten.»Oder verlangen Sie von mir, da? ich wie Emes Fersengeld gebe, wenn ich am meisten gebraucht werde?»
Bolitho nahm von Ozzard zwei Weinglaser entgegen und ging damit zu seinem Freund.
«Das ist Unsinn, Thomas, und Sie wissen es. Nicht das Risiko einer Schlacht macht mir Sorgen, sondern die Gefahrdung Ihrer weiteren Karriere. Ich kann Sie mit einem anderen Verband zur Bewachung von Lorient abstellen. Dann bleibt Ihr Kommodorewimpel, wo er hingehort, namlich im Masttopp von Benbow. Herrgott, Mann, das haben Sie verdient — und mehr! Wenn Sie sich ans Reglement gehalten und Ganymede mit dem Franzosen allein gelassen hatten, dann ware ich jetzt noch in Gefangenschaft. Glauben Sie, dafur bin ich Ihnen nicht dankbar? Aber wenn meine Befreiung mit dem Ausbleiben Ihrer Bestatigung als Kommodore erkauft werden soll, dann scheint mir das ein schlechter Tausch.»
Herrick blieb fest.»Ich habe in Plymouth nicht auf das Eintreffen meines neuen Flaggkapitans gewartet, sondern bin vorher ausgelaufen, weil ich mein Kommando uber ein Linienschiff wie die Benbow nur als Zwischenlosung betrachtete. Ich bin Kapitan und werde es bleiben, bis man mir eines Tages den Stuhl vor die Tur setzt. «Grinsend fugte er hinzu:»Und was eine gewisse Lady betrifft, so ware letzteres ihr wahrscheinlich am liebsten.»
Bolitho lie? sich schwer auf die Bank sinken und musterte Herrick ernst.»Und wenn ich es Ihnen dienstlich befehle, Thomas?»
Herrick hielt einen Fidibus an seine Pfeife und paffte gemachlich.
«Na ja, Sir, dann wurde sich alles finden. Aber bedenken Sie, wenn Sie mich aus dem Geschwader ausgliedern, bevor Sie es zu einem Angriff fuhren — der aller Voraussicht nach sowieso vorher abgeblasen wird — , dann konnten Ihre Lordschaften diese Ma?nahme als Mangel an Selbstvertrauen interpretieren. «Trotzig hielt er Bolithos Blick stand.»Da meine Beforderung also in jedem Falle auf dem Spiel steht, bleibe ich schon lieber hier bei Ihnen.»
Bolitho mu?te lacheln.»Himmel, Thomas, Sie sind fast so stur wie Allday.»
«Freut mich. «Herrick griff nach seinem Weinglas.»Soviel ich wei?, ist Allday der einzige, der Sie zur Vernunft bringen kann. «Er grinste.»Mit allem Respekt gesagt, Sir.»
Bolitho erhob sich und trat vor das Gestell mit den Sabeln.»Manchmal frage ich mich, Thomas, was aus meiner alten Waffe geworden ist. «Er straffte sich.»Mir ist nichts geblieben. Sie haben mir sogar die Taschenuhr abgenommen.»
Herrick nickte.»Also ein ganz neuer Beginn. Das hat auch sein Gutes.»
«Vielleicht.»
«Wie dem auch sei«, fuhr Herrick fort,»lassen Sie uns so bald wie moglich auslaufen, diese elende Warterei schadet nur. «Doch als Bolitho schwieg, nickte er.»Verstehe, Sir. Dieses eine Mal eilt es Ihnen nicht mit dem Abschiednehmen. Was ich Ihnen bestimmt nicht verubeln kann.»
Bolitho nahm den glanzenden Prunksabel von der Wand und wog ihn nachdenklich in den Handen, wahrend ihm selbstqualerische Gedanken durch den Kopf gingen.
Herrick wollte ihn ablenken.»Eine Menge anstandiger Leute haben Ihnen mit dieser Ehrengabe zeigen wollen, da? sie auf Ihrer Seite stehen. Genau wie ich. Also furchten Sie nichts. Wir halten zu Ihnen, ganz gleich, was kommt. «Damit erhob er sich etwas zu abrupt und mu?te sich an der Bank abstutzen. Er grinste.»Ziemlicher Seegang heute, Sir.»
Bolitho beobachtete ihn; wie immer ruhrte ihn Herricks Ernsthaftigkeit.
«Die See ist ruhig wie ein Dorfteich, Thomas. Nein, es liegt am Wein.»
Herrick besann sich auf seine Wurde und schritt zur Tur.»Und warum auch nicht, Sir? Ich habe Grund zum Feiern.»
Bolitho sah ihm nach und murmelte:»Gott segne dich dafur, Thomas.»
Browne mu?te schon drau?en gewartet haben; er trat jetzt ein, und Bolitho bat ihn:»Machen Sie dem Kapitan der Thrush einen Besuch, Oliver, und arrangieren Sie die Ruckreise fur — «, er wandte sich ihm zu — ,»fur die Lady des Admirals. Vergewissern Sie sich, da? sie gut aufgehoben sein wird. Sie sind darin geschickter als jeder andere.»
Brownes Gesicht blieb ausdruckslos, als er sagte:»Die Thrush lauft schon morgen aus, Sir. In aller Fruhe.»
«Das wei? ich.»
So weit war Belinda gereist, getrieben von der kaum zu rechtfertigenden Uberzeugung, da? er noch am Leben sei. Und jetzt schickte er sie mit dem nachsten Schiff fort. Aber er spurte, da? er recht daran tat, da? sie ihn verstehen wurde.
In einem plotzlichen Impuls sagte er:»Ich gehe an Land. Meine Bootscrew soll sich bereithalten. «Er sprach so schnell, als wolle er jedem Gegenargument zuvorkommen.»Wenn Sie mich brauchen, ich bin…«Er zogerte.
Browne reichte ihm seinen Hut und den Standardsabel, mit dem Herrick ihn ausgestattet hatte.
«Ich verstehe, Sir. Uberlassen Sie ruhig alles mir.»
Bolitho schlug ihm auf die Schulter.»Wie bin ich nur fruher ohne Sie ausgekommen?»
Browne folgte seinem Admiral an Deck, und wahrend die Pfeifen schrillten und die Bootscrew zusammentrat, erwiderte er:»Das beruht auf Gegenseitigkeit, Sir.»
Als die Barkasse dann zugig aus dem Schatten der Benbow pullte, blickte Bolitho zum Gewirr ihrer Rahen, Stagen und Wanten empor und zur wurdevollen Galionsfigur, einem Portrat von Admi-ral Sir John Benbow. Der war seinen Verletzungen erlegen, nachdem er von einigen seiner Kommandanten verraten worden war.
Bolitho dachte an Herrick und Keen, an Inch und an Neale, der seine Loyalitat mit dem Leben bezahlt hatte.
Wenn Admiral Benbow solches Gluck wie er gehabt hatte, ware die Geschichte anders ausgegangen.
Allday blickte auf Bolithos gerade Schultern hinab und auf den schwarzen Zopf uber dem goldbetre?ten Kragen. Wenn es um eine Frau ging, sinnierte er, waren alle gleich, Admiral wie Matrose.
Das Zimmer war klein, aber gemutlich, und nur die dicken Au?enwande verrieten, da? es in der Festung von Gibraltar lag. An der Wand hingen Portrats und anderer Zierat und erinnerten daran, da? hier sonst Agenten der Handelskompanie ubernachteten, wenn sie der Garnison von Gibraltar einen Besuch abstatteten.
Leise sagte Bolitho:»Ich dachte schon, sie wurden uns nie allein lassen.»
Er hatte die Barclays erst vor kurzem kennengelernt, sah das Ehepaar aber schon als Einheit, nicht als zwei verschiedene Menschen.
Belinda griff lachelnd nach seiner Hand.»Es sind nette Leute, Richard. Aber fur sie…»
Er legte ihr den Arm um die Taille, und sie traten zum Fenster. Die Sonne war schon uber den Felsen hinweggewandert, unter ihren schrag einfallenden Strahlen wirkten die in regelma?igen Abstanden auf dem dunkelblauen Wasser der Reede ankernden Kriegsschiffe wie Spielzeug. Nur hier und da zog ein schnell gerudertes Boot sein pfeilformiges wei?es Kielwasser uber die Bucht und zeugte fur den unermudlichen Dienstbetrieb in der Flotte.