Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander (лучшие бесплатные книги txt) 📗
Bolitho blickte auf den Teppich, aber sein Verstand rotierte.»Rupert Seton.»
«Wie, um alles in der Welt, konnten Sie das wissen?»
Er erwiderte:»Ich war kurzlich in Kopenhagen. Dort horte ich, da? er wenige Tage zuvor auf der Durchreise nach England da gewesen war.»
Sie beobachtete besorgt sein Gesicht.»Was bedruckt Sie?»
«Ich war mit seiner Schwester verheiratet. «Er sprach duster und hoffnungslos.»Sie starb bei einem Wagenunfall, als ich auf See war. Als ich Sie in der Kutsche sah, Ihr Haar — da dachte ich…Ich stellte mir vor…«Es dauerte einige Sekunden, bevor er den Satz vollendete.»Sie sind ihr sehr ahnlich.»
In dem langen Schweigen horte er eine Uhr ticken, den Schlag seines eigenen Herzens, und weit weg einen Hund aufgeregt bellen. Sie sagte sanft:»So habe ich mir also doch nicht alles nur eingebildet. Die Art, wie Sie mich hielten. Sie gab mir irgendwie die Gewi?heit, da? ich geborgen war.»
Die Tur offnete sich, und Browne trat ein.»Verzeihung, Sir, aber ich dachte, Sie waren allein.»
Belinda Laidlaw sagte:»Bitte kommen Sie herein, Leutnant. In diesem Haus fuhlt man sich wie ein Fluchtling.»
Browne rieb sich die Hande am Feuer.»Sie sehen besser aus nach der Ruhepause, Sir. Ich habe mit Lord Swinburnes Stallmeister gesprochen. Er sagt, die Stra?e wird bei Tagesanbruch wieder benutzbar sein. Das Schneetreiben geht in Regen uber. «Als Bolitho nichts sagte, fuhr er eifrig fort:»Wenn Sie erlauben, werde ich Ihre Berichte nach London bringen.»
«Einverstanden. «Bolitho blickte auf die Bugelfalte seiner Kniehose nieder und verfluchte seine Wunde.»Ich werde hier auf Ihre Ruckkehr warten.»
Ihr Kleid raschelte uber den Boden, als sie fragte:»Darf ich in Ihrem Wagen mitfahren, Leutnant? Ich furchte, man wird in London beunruhigt sein, wenn ich noch spater komme.»
Browne blickte von einem zum anderen und war ungewohnlich verwirrt.»Gut, gnadige Frau — wollte sagen: gerne, ich bin entzuckt, wenn ich Ihnen dienlich sein kann.»
Sie drehte sich zu Bolitho um und wartete, als er aufstand.»Ich hatte unser Gesprach gern fortgesetzt. «Sie legte ihm die Hand auf den Arm.»Aber ich furchte, es hatte uns beiden Schmerz bereitet. Darum mochte ich Ihnen nur noch einmal fur Ihre Freundlichkeit danken, und dann fruh schlafen gehen, um fur einen fruhzeitigen Aufbruch bereit zu sein. Es war ein sehr anstrengender Tag, in jeder Hinsicht.»
Bolitho starrte auf ihre Hand, die sie von seinem Arm zuruckzog. Der kurze Kontakt war unterbrochen.
Browne schaute hilflos drein, als die Tur sich hinter Mrs. Laidlaw schlo?.»Ich bin wirklich sehr traurig, Sir.»
«Traurig? Warum?«Bolitho wandte sich zum Feuer.»Sie haben es fertiggebracht, da? ich eine alte Regel durchbrach. Ich hatte kein Recht, Sie in meine Angelegenheiten hineinzuziehen. «Er wu?te, Browne wollte etwas sagen, und fuhr dann schnell fort:»Sie sind ein guter Kerl, Browne. Zuerst war es mir gar nicht recht, einen Flaggleutnant zu haben und mit ihm vertrauliche Kenntnisse zu teilen. Aber inzwischen habe ich Sie kennen und schatzen gelernt.»
«Dafur danke ich Ihnen, Sir. «Browne schien erstaunt.
«Sprechen wir nicht mehr davon. Ich habe mich lacherlich gemacht und die Dame unnotig beunruhigt. Ich bin wohl schon zu lange Seemann, um mich noch zu andern. Mein Platz ist auf See, Browne, und wenn ich dazu nicht mehr tauge, lebte ich besser nicht mehr.»
Browne verlie? leise den Raum und schlo? die Tur. Wenn blo? Pas-coe oder Herrick da waren, dachte er. Selbst Allday hatte es bisher nicht geschafft, das Reglement des Swinburnschen Haushalts zu durchbrechen und zu seinem Herrn zu gelangen. Aber Bolitho brauchte jemanden.
Browne dachte an die Berichte, an die nagenden Zweifel, die er anfangs bei Bolithos Kommandierung zum Ostseegeschwader gehabt hatte. Nun warf er einen Blick zuruck auf die geschlossene Tur und rief sich Bolithos Worte in Erinnerung: >Ich habe Sie schatzen gelernt/ In Brownes Kreisen sagte man solche Sachen nicht, daher hatte es ihn tief bewegt.
Er sah einen Diener, der mit einem silbernen Tablett unter dem Arm zur Treppe strebte. Er winkte ihn heran.»Wurden Sie meinem Admi-ral wohl einen Schluck zu trinken bringen?»
Der Diener sah ihn ausdruckslos an.»Franzosischen Brandy, Sir?»
«Nein, das nicht. Mein Admiral fuhrt seit vielen Jahren Krieg gegen die Franzosen. «Er sah, da? seine Worte keinen Eindruck auf das Froschgesicht machten, und fuhr fort:»Etwas kuhlen Landwein. Er scheint ihn zu mogen.»
Als der Diener sich entfernte, sah Browne Lord Swinburne die gro?e Treppe herunterkommen.
Swinburne fragte:»Alles in Ordnung, Oliver?»
«Ich habe eine Bitte, Mylord.»
«Das uberrascht mich nicht. Ganz wie dein Vater. «Er schuttelte sich.»Also?»
«Lie?e es sich ermoglichen, da? der Bootssteurer des Admirals seinem Herrn etwas Gesellschaft leistet?»
«Sein Bootssteurer? Hier?«Die Vogelaugen blitzten.»Aber sicher, er hat gar keinen Diener mitgebracht! Ich werde gleich mit dem Butler sprechen. Hat er speziell seinen Bootssteurer verlangt?»
Browne schuttelte den Kopf.»Das nicht, Mylord, aber ich habe das Gefuhl, da? es ihm wohltate.»
Seine Lordschaft schlurfte kopfschuttelnd davon.»Vollig verruckt, ganz wie sein Vater.»
Spater, als der Diener mit dem Tablett zuruckkam und gerade in Bo-lithos Zimmer gehen wollte, hielt Allday ihn am Arm fest und sagte brusk:»Halt, Kamerad, das mache ich!»
Der Diener sah Allday hochmutig an, bemerkte dann aber dessen Gesichtsausdruck und die Gro?e seiner Fauste.
Allday balancierte das Tablett in einer Hand und offnete mit der anderen die Tur. Das wird zunachst eine Bo geben, ein paar Fluche und Ausbruche, dachte er. Aber danach… Nun, wir werden sehen.
Wahrend Allday ihm Halstuch und Kragen zurechtruckte, uberlegte Bolitho ungeduldig, wie er diesen Abend uberstehen sollte. Es war Erster Weihnachtstag, ein Tag mit vielem Kommen und Gehen in diesem gro?en Haus: Bauern, Nachbarn und Lieferanten mit Nachbestellungen in letzter Minute fur das festliche Dinner, auf das Swinbur-nes Kuche sich schon seit Wochen vorbereitete.
Er horte muntere Geigenklange von unten und spielte mit dem Gedanken, unter dem Vorwand der Erschopfung Lord Swinburne und seine Gaste zu meiden. Aber eine derartige Luge ware ungezogen und nach all der Fursorge unverzeihlich gewesen.
Drau?en schneite es, aber schwacher, so da? die Fahrwege und Dacher das Licht der Laternen, die Besuchern den Weg zum Eingang wiesen, in einem Dutzend schimmernder Farben widerspiegelten.
Bolitho war vom Erdgescho? in diesen Raum umgezogen, aber auch die bessere Aussicht hatte wenig zu seiner Zerstreuung beigetragen. Er wunschte nun, er ware gleich mit nach London gefahren, ohne Rucksicht auf die Folgen fur seine Wunde.
Allday trat einen Schritt zuruck.»Nun sehen Sie wieder aus wie Sie selber, Sir.»
Bolitho bemerkte, da? Allday gedampft sprach und da? sein prufender Blick aus halb geschlossenen Augen kam, um ihn keinesfalls zu reizen.
Bolitho schamte sich. Allday mu?te es in letzter Zeit nicht leicht mit ihm gehabt haben.
Er sagte:»Ich wunschte, Sie konnten meinen Platz am Tisch einnehmen. «Dabei warf er einen Blick auf Alldays Spiegelbild.»Sie verdienten es, und noch viel mehr.»
Allday fing seinen Blick im Spiegel auf und grinste. Seine Zuruckhaltung wich, als er antwortete:»Bei all den feinen Damen, Sir? Da wurde ich schon in Verlegenheit kommen, ehrlich.»
Irgendwo wurde ein schwerer Gong angeschlagen. Allday nahm Bo-lithos besten Rock auf.»Ich hab' au?erdem ein reizendes kleines
Madchen aufgetan, Sir. Mal sehen, ob ich es zum Dienst fur Sie pressen kann.»
Bolitho fuhr in die Armel.»Sie werden sich hoffentlich fur ihr Entgegenkommen revanchieren.»
Allday folgte ihm zur Tur.»Ganz gewi?, Sir.»
Bolitho hielt noch einmal an.»Ich bin Ihnen noch eine Erklarung schuldig, Allday. Es scheint, ich habe alle schlecht behandelt, die mir in diesen Tagen zu helfen versuchten. «Er drehte sich um und lauschte auf die Stimmen und Klange, welche die Freitreppe heraufbrandeten.