Die Entscheidung: Kapitan Bolitho in der Falle - Kent Alexander (смотреть онлайн бесплатно книга .txt) 📗
Unter seinen Schuhen fuhlte Bolitho die Planken beben, das Donnern der Zwischenwande, die niedergerissen wurden, und das Quietschen der Messetische, die von den Geschutzen weggezogen wurden. Dies war noch ein Unterschied, den er auf der Sparrow festgestellt hatte: Selbst das Klarmachen zum Gefecht hatte eine bestimmte Intimitat, die es auf einem Linienschiff nicht gab. Auf der Trojan waren die Mannschaften an ihre Platze geeilt, getrieben vom Stakkato der Trommeln und dem Klang des Signalhorns. Manchmal kannte man die Manner nicht einmal dann, wenn sie in der eigenen Wache oder Abteilung dienten. Hier aber war es ganz anders. Die Manner nickten einander zu, als sie zu ihren Stationen rannten, tauschten hier ein Grinsen, dort einen kurzen Handedruck. In vieler Hinsicht war dadurch der Tod schwieriger zu akzeptieren, wurden die Schreie eines Mannes zu personlich, um sie zu ignorieren.
«Klar zum Gefecht, Sir.»
«Gut. «Bolitho griff in die Wanten und musterte die winzigen, federleichten Brandungswellen querab.»Andern Sie den Kurs um einen weiteren Strich.»
«Aye, Sir. «Buckle brummte mit seinen Rudergangern, dann:»Sudwest zu Sud liegt an, Sir.»
«Kurs halten.»
Er ging ruhelos unter dem gro?en Besansegel hin und her, sah dabei ein schwaches Gluhen am Baum, den Widerschein vom Kompa?.
Es waren schon viele Sterne am samtenen Himmel, und in einigen Stunden wurde auch der Mond aufs Wasser scheinen. Aber dann mu?te er schon in der Bucht sein.
Tyrell kam zu ihm ans Ruder.»Ein komisches Gefuhl: Meine Schwester wird kaum mehr als funfzig Meilen von der Stelle entfernt sein, auf der ich stehe. Ich kann mich noch ganz genau erinnern: der York River, das Platzchen im Wald, wo wir als Kinder zusammen hinzugehen pflegten… «Er drehte sich um und sagte scharf:»Fallen Sie einen Strich ab, Mr. Buckle! Mr. Bethune, nehmen Sie einige Leute mit nach vorn, und trimmen Sie das Focksegel nochmals!«Er wartete, bis er mit der Stellung des Schiffs zur nachsten Landzunge zufrieden war, und fuhr fort:»Es ist wirklich rundherum komisch.»
Bolitho stimmte zu. Nach den ersten Wochen hatte er nicht viel an Susannah Hardwicke gedacht. Jetzt, als er sich das unbekannte Madchen vorstellte, drau?en in der Dunkelheit hinter dem gelegentlich aufzuckenden Geschutzfeuer, wurde ihm klar, wie sehr sie alle einander verbunden waren. Tyrells Schwester und Graves' geheime Sehnsucht nach ihr. Dalkeiths Ehrenhandel, die ihn seine Karriere und fast sein Leben gekostet hatten. Und er selbst? Er war uberrascht festzustellen, da? er sich noch immer nicht ohne Bedauern und ein Gefuhl des Verlustes an Susannah erinnern konnte.
Als er wieder aufschaute, bemerkte er, da? Cape Charles schon im Schatten untergetaucht war. Ein schneller Blick zu Tyrell hin beruhigte ihn. Er schien entspannt zu sein, sogar frohlich, wie er so auf seinem Platz stand, von dem aus er den Kompa? und die Stellung des Besansegels uber sich sehen konnte. Wenn diese tuckische Untiefe nicht gewesen ware, hatten sie mit vier Meilen Raum auf jeder Seite frech zwischen den beiden Kaps hindurchsegeln konnen.
Tyrell sagte:»Wir werden mit Ihrer Erlaubnis den Kurs wieder andern, Sir.»
«Das Schiff ist in Ihren Handen.»
Tyrell grinste.»Aye, aye, Sir. «Er rief zu Buckle hinuber:»Steuern Sie genau West zu Nord!»
Dann formte er mit den Handen einen Trichter und schrie:»Alle Mann an die Brassen!»
Mit gelegtem Ruder und allen Mann an den Brassen drehte die Sparrow ihren Bug auf das Land zu. Stimmen riefen im Dunkel, und uber den Decks bewegten sich die blasseren Schatten von Armen und Beinen geschaftig in den Rahen.
«West zu Nord, Sir!«Buckle spahte zu den killenden Segeln hinauf, als das Schiff noch mehr krangte und hart auf Steuerbordbug segelte.
Tyrell hinkte von einer Seite zur anderen, sein Arm fuhr vor, um die Aufmerksamkeit eines Mannes auf sich zu ziehen, oder seine Stimme erscholl, die einen anderen wegschickte, um sofort Befehle nach vorn zu bringen, wo Graves ebenfalls beschaftigt war.
«Gut, Leute! So belegen. «Er hob den Kopf, als ob er dem Chor der Wanten und Fallen lauschte.»So gefallt's ihr!»
Bolitho ging zur Luvseite hinuber und fuhlte die kalte Gischt auf seinem Gesicht. Tyrell war mit dem Schoner seines Vaters schon oft durch diese Kaps gefahren. Vielleicht war es diese Erinnerung, das Bewu?tsein, da? seine Schwester in Sicherheit und doch greifbar war, was ihn den Zweck seiner Mission, die mit jeder verrinnenden Minute wachsende Gefahr vergessen lie?.
«Grundseen in Luv voraus!«Die Stimme des Ausgucks klang nervos.
Aber Tyrell rief:»Zur Holle damit! Das ist die Untiefe in der Mitte. «Seine Zahne schimmerten in der Dunkelheit.»Schnurstracks ins Ziel, wenn ich so sagen darf!»
Der massive, undeutlich drohende Rucken von Cape Henry tauchte an Backbord aus der Dunkelheit auf, und einen Augenblick lang glaubte Bolitho, sie waren zu nahe an Land, da? der Wind sie weiter abgetrieben hatte, als Tyrell vorausberechnet hatte.
Er zwang seinen Blick auf die andere Seite und sah durch die Gischt und die hohen Wellen einen wei?en Widerschein. Die Untiefe war deutlich durch Schaum und Wirbel markiert, aber wenn Tyrell die Annaherung falsch geschatzt hatte, ware es jetzt zu spat gewesen, sie zu meiden. Tyrell schrie:»Einmal sah ich einen machtig feinen Hollander hier auflaufen! Hat sich das Kreuz gebrochen!»
Buckle murmelte:»Wie ermutigend!»
Bolitho spahte nach achtern.»Hoffentlich hat die Heran unseren Kurs gesehen.»
«Sie wird's schaffen. «Tyrell eilte an die Reling und betrachtete die dunkle, keilformige Landzunge.»Die Heran hat weniger Tiefgang und la?t sich hart am Wind besser manovrieren. «Er streichelte die Reling.»Aber die Sparrow ist mir lieber.»
«Holen Sie den Kluver ein, bitte. «Bolitho horte genau auf die veranderten Gerausche der See. Der hohle Ton von Brandung auf Felsen, das etwas tiefere Klatschen von Wasser gegen eine Hohle oder eine enge Vertiefung unter der Landzunge.»Dann das Besansegel.»
Unter Topsegel und Fock kroch die Sparrow tiefer in die Bucht, ihr Bug hob und senkte sich mit den Wellen, die Rudergasten standen angespannt am Rad, die Finger spurten ihren Willen fast genauso schnell wie sie selbst.
Minuten vergingen, dann eine halbe Stunde. Augen starrten angestrengt in die Dunkelheit, Manner standen reglos an den Geschutzpforten und den Brassen; so kreuzte die Korvette vorsichtig um das Kap herum.
Dann sagte Tyrell:»Keine Schiffe hier, Sir. Lynnhaven liegt jetzt querab. Jedes Geschwader vor Anker, ob unser oder von den Franzosen, wurde irgendein Licht zeigen. Und wenn es nur ware, um Feinde abzuschrecken.»
«Das klingt logisch.»
Bolitho ging beiseite, um seine Enttauschung zu verbergen. Odell hatte recht gehabt, schriftliche Befehle zu verlangen, denn wenn Bolitho Hoods Aufenthaltsort so falsch eingeschatzt hatte, konnte er auch unrecht getan haben, als er seine eigene Position im Suden verlie?.
Eine Reihe von dumpfen Explosionen hallte uber das Wasser, danach kam eine helle Stichflamme, als ob versehentlich Pulver abgebrannt worden ware.
Er fuhr sich mit den Fingern durch das Haar und fragte sich, was er als nachstes tun sollte. Nach New York weitersegeln? Es schien die einzige Losung zu sein.
Tyrell sagte ruhig:»Wenn wir vom Kap klarkommen wollen, dann schlage ich vor, da? wir jetzt halsen. «Er hielt inne.»Oder Anker werfen.»
Bolitho trat zu ihm an den Kompa?.»Dann ankern wir. Wir mussen Kontakt mit der Armee aufnehmen. Wenigstens die soll wissen, was vorgeht.»
Tyrell seufzte.»Man kann sich schwer vorstellen, da? dort vor unserem Bug eine verdammt gro?e Armee liegt. Arme Teufel. Wenn sie in Yorktown sind, wie Odell gehort hat, dann sind sie am richtigen Ort. Aber das wird ihnen kein Trost sein, wenn es zur Belagerung kommt.»
«Wir wollen keine Zeit verlieren. «Bolitho nickte Fowler zu.»Zeigen Sie wieder die Laterne. Kapitan Farr wird ebenfalls ankern, wenn er das Signal sieht.»