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Kanonenfutter - Leutnant Bolithos Handstreich in Rio - Kent Alexander (книги полностью TXT) 📗

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Bulkley hob den Kopf, um die gedampften Rufe von einem lang-seits kommenden Boot, das von der Dunung gegen die Bordwand gedruckt wurde, zu verstehen.

«Sie sind noch zu jung, um alles zu begreifen, Richard. «Er legte seine rundliche Hand auf Bolithos Arm.»Und das soll keine Kritik sein, glauben Sie mir. Aber ich habe andere Manner wie unseren

Kommandanten kennengelernt, und ihn kenne ich besser als manche anderen. Er ist in vieler Hinsicht ein makelloser Offizier, wenn auch etwas starrsinnig. Aber er lechzt nach Taten wie ein Trinker nach der Flasche. Er befehligt diese schone Fregatte, aber insgeheim fuhlt er, da? er zu fruh oder zu spat geboren ist. In einem England, das sich im Friedenszustand befindet, sind die Aussichten gering, sich hervorzutun. Das pa?t mir zwar sehr gut, aber…«Er schuttelte den Kopf.»Ich habe genug gesagt. Aber ich wei?, Sie werden mein Vertrauen nicht mi?brauchen.»

Er ging gemachlich Richtung Niedergang und hinterlie? ein Aroma von Schnaps und Tabak, das sich mit den anderen im Raum schwebenden Geruchen mischte.

Bolitho trat hinaus ins Tageslicht und kletterte schnell die Leiter zum Achterdeck hoch. Er wu?te, da? er sofort stehend einschlafen wurde, wenn er nicht in Bewegung blieb.

Das Batteriedeck der Destiny war ubersat mit heruntergekommenen Teilen der Takelage. Mittendrin standen Bootsmann und Segelmacher und berieten, was davon noch zu gebrauchen war. Oben waren Matrosen dabei, Tauwerk zu splei?en und zerrissene Segel herunterzuholen, damit sie geflickt und fur spatere Notfalle verstaut werden konnten. Ein Kriegsschiff war vollig autark, nichts wurde daher verschwendet oder weggeworfen. Teile dieser Leinwand wurden bald, beschwert mit einer Kanonenkugel, ins Meer gleiten und die Toten, die sie umhullten, hinabziehen an einen Ort, an dem es nur Dunkel und Stille gab.

Rhodes trat an seine Seite.»Gut, da? Sie wieder da sind, Dick. «Er senkte die Stimme, als sie sich zu der neben ihnen treibenden Brigantine umwandten.»Der >Herr und Meisten rannte herum wie ein rasender Lowe, als Sie sich von unserer Bordwand gelost hatten. Ich wurde ihn eine Woche lang lieber mit au?erster Vorsicht behandeln.»

Bolitho betrachtete aufmerksam das andere Schiff. Es kam ihm jetzt mehr denn je wie ein Traum vor. Kaum zu glauben, da? er es geschafft hatte, seine Leute zu sammeln und die Heloise zu nehmen, nachdem es anfangs so kritisch ausgesehen hatte. Manner waren gefallen, zumindest einen davon hatte er selber getotet. Aber was bedeutete das jetzt noch? So gut wie nichts.

Er ging zur Querreling und sah, wie sich mehrere Gesichter ihm auf dem Hauptdeck unten zuwandten. Was mochten sie jetzt denken?

Rhodes war ehrlich begeistert, aber es gab sicher auch Neider. Andere wurden meinen, er habe eben Gluck gehabt oder auch zuviel Erfolg fur einen so jungen Offizier.

Spillane, der neue Assistent des Schiffsarztes, erschien auf der Lee-Laufbrucke und warf ein Paket uber Bord. Bolitho wurde es ubel. Was war darin, ein Bein oder ein Arm? Es hatte von ihm stammen konnen.

Er horte Slade, den Steuermannsmaat, irgendeinen unglucklichen Matrosen lauthals beschimpfen. Da? die Destiny seine Barkasse wiedergefunden hatte, schien ihn ebensowenig milder gestimmt zu haben wie die dankbaren Rufe seiner erschopften Leute, als man sie zuruck an Bord holte.

Zur befohlenen Zeit wurden die Toten beigesetzt, wahrend die Lebenden mit entblo?ten Hauptern dastanden und der Kommandant einige Worte aus dem Gebetbuch verlas.

Dann, nach einer schnell eingenommenen Mahlzeit mit einer Extraportion Rum, war die Luft wieder erfullt vom Larm der Hammer und Sagen und dem durchdringenden Geruch nach Farbe und Teer, mit dem die Fugen kalfatert wurden.

Dumaresq kam zum Ende der Nachmittagswache fur einige Minuten an Deck, musterte sein Schiff und dann den aufklarenden Himmel, der ihm mehr verriet als jedes Instrument. Zu Bolitho, der wieder einmal Wache hatte, sagte er:»Schauen Sie sich unsere Leute bei der Arbeit an. Zu Hause werden sie als Raufbolde und nichtsnutzige Saufer gebrandmarkt, aber geben Sie ihnen ein Tauende und ein Stuck Holz, und Sie werden staunen, was sie daraus machen.»

Er sprach mit so viel Gefuhl, da? Bolitho zu fragen wagte:»Glauben Sie, da? es bald wieder Krieg gibt, Sir?»

Einen Augenblick dachte er, er ware zu weit gegangen. Dumaresq fuhr schnell auf seinen kraftigen Beinen herum, und sein Blick war hart, als er sagte:»Sie haben mit dem verdammten Knochensabler gesprochen, nicht wahr?«Dann lachte er in sich hinein.»Auf diese Frage gibt es keine Antwort. Sie haben noch keine Ranke kennengelernt. «Er ging fur seinen gewohnten Spaziergang auf die andere Seite und sagte nur noch:»Krieg? Ich verlasse mich darauf!»

Bevor die Dunkelheit einbrach und die beiden Schiffe voreinander verbarg, meldete Palliser, da? er auf der Brigantine soweit sei. Die weniger starken Beschadigungen konnten wahrend der Weiterfahrt nach Rio beseitigt werden.

Slade war zur Heloise hinubergerudert worden, um das Kommando auf der Prise zu ubernehmen, und Palliser kehrte in der Jolle zuruck, als die Nacht sich gerade wie ein Vorhang zum Horizont herabsenkte.

Bolitho staunte uber Pallisers Ausdauer. Er zeigte keinerlei Ermudung und schonte sich nicht, als er mit einer Laterne bewaffnet eifrig im Schiff herumstoberte und die Ausfuhrung der Reparaturen uberprufte. Wenn er etwas entdeckte, das er fur schlampige Arbeit hielt, setzte es harte Worte fur den Schuldigen.

Dankbar kletterte Bolitho in seine Koje und lie? seine Sachen liegen, wo sie hingefallen waren. Um ihn herum vibrierte und knarrte die Destiny vor einer achterlichen See, als sei auch sie dankbar fur die Ruhepause.

Den Menschen an Bord ging es nicht anders. Bulkley sa? in seinem Krankenrevier, sog an einer langen Tonpfeife und teilte einiges von seinen Alkoholvorraten mit Codd, dem Zahlmeister.

Nebenan, vom Orlopdeck aus kaum sichtbar, schliefen die Verwundeten oder wimmerten leise in der Finsternis.

In der Kajute sa? Dumaresq in Hemdsarmeln und bis zur Taille aufgeknopft und schrieb eifrig in sein privates Tagebuch. Von Zeit zu Zeit sah er scharf zur Tur, als wolle er sie mit Blicken durchbohren und die ganze Lange seines Schiffes kontrollieren. Manchmal sah er auch zu den Decksbalken uber sich auf, weil Gullivers Schritte auf dem Achterdeck ihm sagten, da? der Master noch immer uber die Ursachen der Kollision grubelte und befurchtete, da? die Schuld daran ihm in die Schuhe geschoben werden konnte.

Im Hauptdeck, das kaum Stehhohe bot, schaukelte die Mehrzahl der Besatzung in ihren Hangematten, die im Takt der Schiffsbewegungen hin und her pendelten: wie sauber aufgereihte Erbsenhulsen, die darauf warteten, sich im Nu zu offnen und ihren Inhalt freizugeben, wenn die Wetterlage es verlangte oder die Trommeln zum Gefecht riefen.

Nur einige der Manner, die entweder Wache an Deck gingen oder keinen Schlaf finden konnten, dachten noch an den kurzen, erbitterten Kampf und an die Augenblicke, in denen sie Todesangst kennengelernt hatten; an vertraute Gesichter, die nun ausgeloscht waren, oder an das Prisengeld, das die hubsche Brigantine ihnen einbringen wurde.

Auch Midshipman Jury, der sich in seiner Koje im Krankenrevier hin und her warf, durchlebte den Kampf noch einmal. Er dachte an den schrecklichen Augenblick, als Leutnant Bolithos Sabel weggeschlagen worden war, an sein verzweifeltes Bemuhen, ihm zu helfen, und an den plotzlichen Schmerz in der Magengrube, als hatte ihn hei?es Eisen versengt. Er dachte an seinen toten Vater, an den er sich kaum erinnern konnte, von dem er aber annahm, da? er jetzt stolz auf ihn gewesen ware.

Die Destiny trug alle unterschiedslos: den finsterblickenden Palliser, der Colpoys in der sonst leeren Messe gegenubersa?, vor sich auf dem Tisch die Karten, die ihn zu verhohnen schienen, bis zu Steward Poad, der in seiner Hangematte schnarchte. Sie alle waren auf Gnade oder Ungnade dem Schiff ausgeliefert, dessen Galionsfigur nach dem Horizont zu greifen schien und ihm doch nie naherkam.

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