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Galeeren in der Ostsee: Konteradmiral Bolitho vor Kopenhagen - Kent Alexander (лучшие бесплатные книги txt) 📗

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Bolitho fuhrte das Teleskop langsam die graue Kustenlinie entlang. Wenn doch blo? das Schneetreiben aufhoren wollte! Aber im stillen wu?te er, da? der Schnee ihr einziger Verbundeter war, ihr Schutz gegen vorzeitige Entdeckung.

Gestalten bewegten sich rastlos um ihn herum. Gelegentliches Klirren von Metall oder das Schrammen einer Handspake drangen in die kleine, kreisrunde Welt seines Blickfeldes und beunruhigten ihn. Er versuchte, sich alles in Erinnerung zu rufen, was er auf der Seekarte und in Neales Notizen gelesen hatte. Ein felsiger Landvorsprung mu?te irgendwo da vorne an ihrer Leeseite in Sicht kommen, und dahinter sollten die Schiffe liegen. Bolitho bi? sich auf die Lippen, um seine jagenden Gedanken und Zweifel im Zaum zu halten. Er horte Neale fragen:»Soll ich die Flagge hissen, Sir?»

«Ja, bitte. Und ich empfehle, Kriegsflaggen am Fockmast und am Gro?mast zu setzen. Wenn unsere gekaperten Handelsschiffe da druben sind, brauchen sie so viele Hinweise, wie wir ihnen gegen konnen.»

Er blickte zur Besanstenge empor, wo seine eigene Flagge wehte, seit er von der Benbow ubergestiegen war. Sie konnte bei den Franzosen — oder wer sie auch angreifen wurde — den Eindruck erwecken, als waren weitere britische Schiffe zur Unterstutzung im Anmarsch. Selbst sehr junge Admirale pflegten nicht auf einer einzelnen Fregatte herumzustreifen. Bolitho fragte:»Wie ist der Wind?»

Der Master antwortete sofort:»Hat einen Strich gedreht, Sir. Kommt aus Nordwesten.»

Bolitho nickte. Er war viel zu sehr von seinen Gedanken in Anspruch genommen, um zu merken, da? ein scharfer Ton in seine Stimme gekommen war.

«Lassen Sie drei Strich abfallen. Wir wollen die Landzunge so dicht wie moglich umfahren.»

Der Master sagte:»Jawohl, aber ich…«, fing jedoch Neales Blick auf und lie? seinen Einspruch ungesagt.

Das gro?e Steuerrad drehte sich knarrend, drei Mann standen breitbeinig daran, um auf den vereisten Decksplanken das Gleichgewicht zu halten, und beobachteten Segel und Kompa? wie Habichte.

Schlie?lich meldete der Master:»Kurs Ost zu Nord liegt an, Sir.»

Bolitho achtete nicht auf die Seeleute, die umherrannten, um Segel und Rahen zu trimmen, noch auf das Getrampel der Leute auf dem Achterdeck, die das gleiche fur den Besanmast taten. Neale hatte eine Menge gelernt. Allein unter Marssegeln, Fock und Kluver reagierte die Styx gut und drangte unter ihrer vereisten Leinwand vorwarts, als wolle sie sich aus eigenem Antrieb in die Schlacht sturzen.

Er blickte auf die Geschutzbedienungen, die — um sich gegenseitig warmzuhalten — zusammengeruckt, aber jederzeit sprungbereit waren. Der Sand, der um die langen Zwolfpfunder aufs Deck gestreut worden war, damit die Leute nicht ausrutschten, hatte sich in flussiges Gold verwandelt.

Wie leuchteten die roten Rocke der Seesoldaten in dem eigenartigen Licht! Unter der Schneekappe, die sich auf ihren Huten gesammelt hatte, sahen sie aus wie weihnachtliches Kinderspielzeug.

Er sah Pascoe bei den vorderen Geschutzen, eine Hand am Sabel, die schlanke Gestalt leicht im regelma?igen Auf und Ab des Vorstevens mitschwingend. Er sprach mit einem anderen jungeren Offizier, wahrscheinlich uber ihre Chancen. So war es immer. Man versuchte, ruhig zu scheinen, nuchtern zu bleiben, auch wenn das Herz wie in einen Schraubstock gepre?t war und man sich einbildete, jeder Matrose in der Nahe mu?te horen, wie heftig es schlug.

«Land in Sicht uber den Lee-Bug, Sir!«Eine kurze Pause, dann:»Fast recht voraus!»

Neale rief scharf:»Schicken Sie einen Mann in die vorderen Rusten, Mr. Pickthorn. Er soll in funfzehn Minuten anfangen zu loten.»

Wenn er furchtete, da? sein Schiff auf Grund laufen konnte, so verbarg er es recht gut, dachte Bolitho.

Bolitho richtete sein Glas wieder aufs Ufer. Das Land schien sehr nahe zu sein. Eine Sinnestauschung, er wu?te es, aber wenn der Wind plotzlich drehte oder einschlief, mu?te es ihnen schwerfallen, sich vom Ufer freizusegeln.

Neale sagte:»Bergen Sie die Fock. «Und dann, indem er naher heranruckte, zu Bolitho:»Kann ich einen Strich hoher an den Wind gehen, Sir?»

Bolitho lie? das Glas sinken und sah ihn an.»Gut.»

Er blickte hinauf zu den prachtigen Flaggen an Mastspitzen und Gaffel und fuhlte dabei, wie Schneeflocken in seinen Augen schmolzen und seine Lippen netzten. Das beruhigte ihn.

Die gro?e Breitfock wurde muhsam an den Gleitauen zu ihrer Rah hochgezogen, Matrosen legten auf den Fu?pferden aus und schlugen mit den Fausten wie wild gewordene Affen auf die hartgefrorene Leinwand ein. Eisstucke fielen wie Glassplitter durch die Schutznetze auf die Geschutzbedienungen. Bolitho sah einen Unteroffizier sich bucken, ein Stuck aufheben und in den Mund stecken.

Ein vertrautes Anzeichen: der Mund war wie ausgetrocknet und verlangte nach Bier oder Wasser, irgend etwas Trinkbarem.

Wenn die Leute in England sie doch so hatten sehen konnen, dachte Bolitho grimmig. Diese Sorte Manner lebte in der ganzen Flotte im Schmutz, kampfte aber gro?artig und unglaublich tapfer. Einige von ihnen waren sicher der Auswurf der Gefangnisse, mi?braucht an Land und auf See, aber nur sie allein standen zwischen England und Napoleon — oder wer sonst Englands Feinde waren. Er hatte beinahe gelachelt, als er sich erinnerte, was sein Vater einmal gesagt hatte:»England mu? Feinde lieben, Richard. Wir machen uns so viele.»

Der Erste Offizier rief:»Erlaubnis zum Laden, Sir?»

Neale warf einen Blick auf Bolitho und erwiderte:»Ja. Aber keine doppelte Ladung. Die Bodenstucke sind durchgefroren, da konnte es mehr Schaden bei uns als bei den Franzosen geben!»

Bolitho verschrankte die Hande auf dem Rucken. Sie vertrauten ihm so sehr, da? sie den Feind im Geist schon vor sich sahen. Wenn die Bucht nun leer war, wurde dieses Vertrauen einen argen Sto? bekommen.

Der Arm des Lotgasten beschrieb eine ausholende Kreisbewegung, dann lie? er Lot und Leine in der Vorwartsbewegung los und beugte sich vor, um sie weit voraus ins Wasser platschen zu sehen. Wenn der Lotkorper den Boden beruhrte, wurde die Leine bei ihm auf und nieder, also senkrecht, stehen.

«Gerade zehn!«{Zehn Faden = 18,39 Meter}

Bolitho spurte, wie der Master unruhig ums Steuerrad ging und sicher an den felsigen Grund unter ihrem kupferbeschlagenen Schiffsboden dachte.

Das Lot klatschte wieder ins Wasser.

«Einhalb uber neun!»

Bolitho bi? die Zahne zusammen. Sie mu?ten so nahe wie moglich heran. Er sah die gro?e Steinplatte der Landzunge drohend uber Bugspriet und Kluverbaum emporsteigen.

«Gerade sieben!»

Der Leutnant der Seesoldaten rausperte sich nervos, und einer der Seeleute von der Achterdecksmannschaft sprang entsetzt auf.»Gerade funf!»

Bolitho bemerkte, wie der Master seinem Kommandanten etwas zuflusterte. Drei?ig Fu? {30 Fu? = 9,15 Meter} Wasser unter dem Kiel, das war nicht viel angesichts der Nahe des abschussigen Ufers.

«Vier Faden!«rief der Lotgast ungeruhrt aus. Als ware er uberzeugt, da? er sowieso sterben musse, ohne etwas dagegen tun zu konnen.

Bolitho hob wieder das Glas. Zwei einzelne Wohnhauser standen wie Haufen heller Ziegelsteine am Abhang. Daruber abziehender Rauch — oder was sonst? Das Schneetreiben verhinderte, da? er es klarer erkennen konnte. Rauch von einem Herdfeuer am fruhen Morgen? Oder eine Batterie, die gewarnt war und ihre Kanonenkugeln gluhend machte, um der unverschamten Styx einen hei?en Empfang zu bereiten?

Er sah die Brandung gegen die Felsen schlagen und sich an der scharf gezackten Eiskante gefahrlich aufturmen.»Luven Sie zwei Strich an, Captain Neale. «Er schob das Teleskop mit einem Klicken zusammen und ubergab es einem Midshipman.

Die Matrosen hatten den Befehl erwartet wie Sprinter den Startschu?, und als die Rahen im Gleichklang mit dem Ruder herumschwangen, drehte die Fregatte stetig nach Luv, wahrend die Felszunge wie eine gro?e steinerne Tur zuruckfiel. Der Lotgast rief:»Gerade zehn!«Von irgendwoher horte man ein ironisches» Bravo«.»Kurs Nordost liegt an, Sir! Segel voll und dichtgeholt!«Bolitho packte wieder die Reling des Achterdecks, wie er es so oft und auf so vielen Schiffen getan hatte.

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