Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien - Kent Alexander (читать книги онлайн бесплатно без сокращение бесплатно .txt) 📗
An Deck war die Luft etwas frischer. Bolitho ging zur Steuerbordreling und sah auf die Leute nieder, die unten eingeteilt wurden und deren Bewaffnung und magere Verpflegung Bootsmann Jury uberprufte. Bolitho bemuhte sich um Gelassenheit, versuchte, jeden einzelnen dieser schweigsamen Manner zu erkennen. Sobald die Boote vom Strand abgelegt hatten, waren sie vollig sich selbst uberlassen. Auf der Insel gab es kein Wasser, wie Lakey bereits festgestellt hatte. Und sie waren nur eine Handvoll bescheiden ausgerusteter Manner, die einem unbekannten Feind gegenuberstanden. Er horte ein Flustern:»Donnerwetter, der Kapt'n geht selbst mit. Da mu? es wichtig sein!»
Ein anderer entgegnete rauh:»Wird sich nur mal die Beine vertreten wollen.»
«Ruhe an Deck!«Das war Jury.
Borlase griff gru?end an seinen Hut, im Mondlicht wirkte er riesig.»Alles klar, Sir.»
Bolitho blickte Herrick an.»Lassen Sie beidrehen. Und dann die Boote zu Wasser. «Er beruhrte den Degen an seiner Seite.
Mit laut schlagenden Segeln glitt die Tempest uber den Silberpfad aus Mondlicht, wahrend die drei Boote gefiert wurden und die Seeleute und Marineinfanteristen an Bord kletterten.
Unter normalen Umstanden hatten zwei Boote genugt, aber da zusatzliche Leute erforderlich waren, um sie zum Schiff zuruckzurudern, hatten zwei uberbesetzte Boote eine volle Stunde langer gebraucht.
Bolitho ging in Gedanken alles noch ein letztes Mal durch. Leutnant Keen, zweiundzwanzig Jahre alt, war nach ihm der Ranghochste. Steuermannsmaat James Ross, ein kraftig gebauter, untersetzter Schotte mit dunkelrotem Haar, brachte fur das Unternehmen nicht nur seine gewichtige Gestalt, sondern auch viel Erfahrung mit. Sergeant Quare von den Seesoldaten und seine sechs Scharfschutzen, die alle ohne ihre roten Uniformrocke merkwurdig fremd wirkten, pre?ten ihre langen Musketen wie Hinterwaldler fest an sich. Mid-shipmen Swift und Miller und ein Bootmannsmaat waren die weiteren fuhrenden Krafte der Truppe. Bolitho atmete tief ein.»Lassen Sie ablegen, Mr. Ross. «Der Steuermannsmaat hob die Faust, und der Kutter begann, sich langsam vom Schiff zu entfernen. Von Deck aus wirkte er uberladen. Danach folgte die Barkasse, das gro?te Langboot, das sich langsam vom Rumpf loste, bis die Stromung es aus dem Sog des Schiffes trieb. Bolitho sah
Keen hochaufgerichtet im Heck stehen, sein Hemd reflektierte das Mondlicht. Allday befand sich bereits in der Kommandantengig, wie auch Midshipman Swift und der Rest der letzten Gruppe.
Bolitho griff nach Herricks Arm.»Wenn wir das hinter uns haben, bringen Sie vielleicht mehr Verstandnis fur Kapitan Cooks Bezeichnung der Inseln auf. «Er lachelte grimmig.»Seien Sie auf der Hut, Thomas. «Dann lie? er sich an der Bordwand hinunter und sprang in die Gig. Allday befahl:»Ablegen! Riemen bei! Rudert an!«Die Gig stampfte heftig in der Dunung, und sobald sie sich vom Schiff entfernt hatten, konnte Bolitho das Brausen der Brandung horen.
Er blickte nach vorn und beobachtete das regelma?ige Heben und Senken der Riemen. Bei dem Gewirr von Armen und Beinen fiel gleichma?iges Rudern nicht leicht. Er bemerkte, da? seine Besatzung ihre karierten Hemden trug, wie normalerweise bei seinen Dienstfahrten. Aber dies hier war keineswegs normal, und er fuhlte sich gedrangt, ihnen zu danken. Doch niemand sprach. Das einzige Gerausch neben der See war das stetige Knarren der Riemen.
Als er zuruckblickte, war die Tempest nur mehr ein hoher Schatten, dessen killende Marssegel im Silberlicht glanzten. Sobald die Boote wieder sicher an Bord waren, wurde das Schiff jeden Fetzen Segel setzen, um sich so schnell wie moglich von der Kuste zu entfernen. Eine abgeblendete Laterne blinkte von dem fuhrenden Boot heruber: Ross hatte die ersten Felsen ausgemacht. Sie mu?ten ihm durch diese Durchfahrt folgen und dann noch durch eine zweite. Von da an war es hoffentlich nur noch eine Kabellange bis zum Strand.
«Bleiben Sie genau auf Kurs, Allday. Jetzt kommt das schlimmste Stuck. «Bolitho spurte, wie Bewegung die Leute im Boot durchlief. Aber es war am besten, wenn jeder das ganze Risiko kannte, und nicht nur ein paar ausgesuchte Leute.
Die Gerausche der See anderten sich wieder. Die starke Brandung am au?eren Riff rauschte etwas gedampfter, als die drei Boote sich ihren Weg zwischen den hoch aufragenden, vor Nasse glanzenden Felszacken suchten. Kleine Wasserfalle wuchsen zu rei?enden Kaskaden an, wenn das ablaufende Wasser durch die Barriere zuruckflutete, Tumpel und Teiche bildete und sie ebenso schnell wieder leerte.
Der Buggast meldete:»Strand direkt voraus. «Und nach einer Pause:»Der Kutter ist bereits dort. «Als Allday die Gig durch die letzten verstreuten Felsblocke manovriert hatte und das schmale Stuck Strand vor ihnen ansteuerte, hatte der Kutter schon wieder abgelegt und passierte sie auf seiner Ruckfahrt.
Der Bugmann sprang ins Wasser und lenkte das Boot uber die seichte Strecke vor dem Strand, dann sprangen weitere Leute uber Bord und bremsten watend die Fahrt, um zu verhindern, da? das Boot auf dem Strand querschlug. Bolitho fuhlte, wie Allday ihn stutzte, als er uber den nassen Sand schritt und dann uber verstreute Felsbrocken weiter das Ufer hinaufkletterte. Jetzt waren sie von allem abgeschnitten. Und er hatte die Leute hierhergebracht.»Ich ubernehme mit meiner Gruppe die Spitze, Mr. Keen. Sie marschieren erst mit uns nach Suden und wenden sich dann nach Westen, sobald wir den Strand hinter uns haben. Viel Gluck.»
Mit Allday und Midshipman Swift marschbereit hinter sich, drehte er sich um und blickte den steilen, von der Sonne ausgedorrten Abhang hinauf. Wenn er jemals auf sein Selbstvertrauen angewiesen war, dann jetzt.
V Jetzt oder nie
«Hier rasten wir. «Bolitho lie? sich auf ein Knie nieder und streifte den Riemen des Fernrohrs von seiner Schulter.»Sergeant Quares Kundschafter mussen gleich zuruckkehren.»
Die keuchenden, schwitzenden Seeleute kletterten uber den Rand der engen Schlucht und suchten so gut wie moglich Deckung zwischen dem dichten, dornigen Gestrupp. Die Sonne stand jetzt hoher, und die Hitze, die von Hang und
Felsen zuruckgestrahlt wurde, war starker als je zuvor. Bolitho richtete sein Teleskop auf den nachstgelegenen Gipfel der funf Hugel. Er war abgerundeter als die anderen, so da? er wie ein riesiger Buckel wirkte, der sich von ihm abwandte, der jenseitigen Bucht zu. Bolitho sah ein kurzes Aufblitzen, wahrscheinlich die Reflektion von der Waffe eines Kundschafters, der eine der engen Schluchten durchsuchte.
Sonst regte sich nichts. Alles war wie ausgestorben. Es fiel schwer, zu glauben, da? die Eurotas hinter dem gro?en Hugel ankerte. Da? sie je dort gewesen war. Midshipman Swift kroch uber loses Geroll in seine Nahe, das sonnengebraunte Gesicht glanzend vor Schwei?. Er mochte Swift. Besonders, seit er sich bereiterklart hatte, im Sturm aufzuentern, um Romney zu helfen. Er hatte angenehme, regelma?ige Gesichtszuge, und sein Haar war von Sonne und Salz so gebleicht, da? seine Mutter ihn bestimmt nicht wiedererkannt hatte. Swift war kaum funfzehn gewesen, als sie ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Beim nachstenmal wurde er mit einigem Gluck Leutnant sein.
Bolitho sagte:»Geben Sie durch nach hinten: jeder soll nur einen Schluck Wasser trinken. Achten Sie darauf, da? sie nicht ihre ganze Ration auf einmal verbrauchen. «Unter dem windzerzausten Haar richtete er sein Glas auf die See hinaus. Kaum zu glauben, da? sie gerade einen Sturm hinter sich gebracht hatten. Wie blau das Wasser leuchtete, auf dem nur Reihen wei?er Schaumkopfe den Wind ahnen lie?en, der die Tempest jetzt unter Vollzeug nach Suden entfuhrte. Leer erstreckte sich das Meer bis zu den gro?eren Inseln und schaumte uber die langen Barrieren der Riffe, den Tidenstand und einen weiteren Wechsel der Windrichtung anzeigend.