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Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander (читать полностью бесплатно хорошие книги txt) 📗

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Trotzdem zweifelte Bolitho nicht, da? Sir Lucius eine ganze Menge von Strategie und internationaler Flottenpolitik verstand. Vor drei Monaten hatte Broughton in der Seeschlacht von St. Vincent [18] mitgekampft; und sein taktischer Verstand, seine Fahigkeit, ein anschauliches Bild vom Verlauf des Kampfes zu geben, hatten Bolitho sehr beeindruckt.

Bolitho konnte sich noch daran erinnern, mit wieviel Neid und Bitterkeit er die Nachricht von Jervis' gro?em Sieg aufgenommen hatte, wahrend er selbst diese elende Routineblockade vor Sudirland fuhr. Hatte der Feind wirklich eine Invasion von Irland versucht und dabei die Euryalus mitsamt ihrem kleinen Geschwader in ein Gefecht verwickelt, so ware ihm anders zumute gewesen. Beim eifrigen Studium der Berichte uber Jervis' Sieg war ihm wieder einmal klargeworden, wieviel Gluck dazu gehorte.

Der alte Admiral Jervis war daraufhin zum Earl St. Vincent ernannt worden; und ein anderer Name, Kommodore [19] Nelson, lie? Hoffnung fur die Zukunft anklingen. Bolitho erinnerte sich daran, den jungen Nelson anla?lich der ungluckseligen Aktion von Toulon [20] kurz gesehen zu haben. Nelson war zwei Jahre junger als er und doch schon Kommodore; wenn er am Leben blieb, wurde er bald noch hoher auf der Rangliste steigen.

Einem so begabten Seeoffizier neidete Bolitho seine verdienten Erfolge nicht. Doch dabei war er sich bewu?t, da? er selbst ins Hintertreffen geraten war — oder so kam es ihm jedenfalls vor.

Drei weitere Linienschiffe, lauter Vierundsiebziger, waren zur Eu-ryalus gesto?en, sowie noch eine Fregatte au?er der Auriga, und eine kleine Korvette. Prachtig in der Bucht von Falmouth nebeneinander aufgereiht, boten sie einen eindrucksvollen Anblick; aber er wu?te aus bitterer Erfahrung, da? sie, einmal auf hoher See und in der wogenden Leere verstreut, nicht mehr so machtvoll und unbesiegbar aussehen wurden. Unwahrscheinlich, da? Broughtons kleines Geschwader anders als am Rande gro?erer Unternehmungen eingesetzt werden wurde.

Der einzige Lichtblick in diesen ersten hektischen Tagen von Broughtons Kommando war, da? er Bolithos Vorschlage und Bitten fur die Auriga-Besatzung doch noch akzeptiert hatte. Bootsmannsmaat Taylor sa? in Arrest und wurde zweifellos degradiert werden. Kapitan Brice und sein Erster Offizier waren noch an Land in der Garnison, und der Dienstbetrieb an Bord der Auriga lief erstaunlich glatt. Au?er ihren eigenen neu eingetroffenen Marine-Infanteristen war keine besondere Wache an Bord, und Bolitho hatte Leutnant Keverne als vorlaufigen Kommandanten hinubergeschickt, bis ein neuer ernannt wurde. Die Tatsache, da? Keverne offiziell und mit Zustimmung Brough-tons ausgewahlt worden war, lie? durchaus vermuten, da? er bald befordert und in seinem Kommando bestatigt werden sollte. Bolitho verlor ihn nur ungern, freute sich aber auch, da? er eine so unerwartet Chance bekam.

Die Pferde gingen langsamer und erreichten die hochste Stelle der Stra?e, so da? Bolitho Meer und Hafen wie eine bunte Landkarte vor sich ausgebreitet sah. Das vor Anker liegende Geschwader, das geschaftige Kommen und Gehen von Captain Rooks Patrouillebooten vermittelten den Eindruck bester Planung und Bereitschaft. Auf hoher See wurde es also nicht allzu lange dauern, bis sich die Kommandanten so aufeinander eingestellt hatten, da? die Schiffe im Verband zusammenwirken und gemeinsam nach den Befehlen ihres Admirals manovrieren konnten. Aber wann sie endlich segeln und welchen endgultigen Auftrag sie bekommen wurden, das blieb immer noch Geheimnis. Broughton wu?te bestimmt eine ganze Menge mehr, als er verlauten lie?, und hatte wiederholt gesagt:»Machen Sie nur meine Schiffe segelfertig, Bolitho. Das andere erledige ich dann schon, sobald ich von London Bescheid habe.»

Broughton war anscheinend davon uberzeugt, da? sich alles zu seiner Befriedigung entwickeln wurde. An den Schiffen wurde von Sonnenaufgang bis — Untergang gearbeitet: Ubernahme von Verpflegung und Trinkwasser, von Ersatzteilen, Gerat, und auch ihrem Anteil an menschlicher Ware, die Rooks Pre?kommandos brachten. Der Admi-ral war meist in seiner Kajute oder an Land, wo er mit irgendwelchen stadtischen Beamten speiste, die ihm bei der Ausrustung von Nutzen sein konnten.

Die dustere Spannung, welche die Ankunft der Auriga verursacht hatte, war gro?tenteils geschwunden, und Bolitho registrierte dankbar, da? Broughton die Affare so human und nachsichtig behandelte. Was in Spithead passiert war, durfte nie wieder passieren, und er wurde nicht nur die Auriga, sondern jedes Schiff des Geschwaders genau im Auge behalten mussen, um dessen vollig sicher zu sein.

Bolitho nahm seinen Degen vom Nebensitz auf. Die Berline rollte uber das abgefahrene Kopfsteinpflaster und hielt quietschend vor dem Gasthof am Kai. Die nassen Pferde wandten die Kopfe, warteten ungeduldig auf Futter und Ruhe.

Ein paar Stadtbewohner spazierten auf dem Markt herum, doch Bo-litho fielen sofort die rotrockigen Soldaten auf und eine Atmosphare allgemeiner Spannung, die noch nicht geherrscht hatte, als er mit Thelwalls Leichnam nach Truro aufgebrochen war. Jetzt kam ihm Rook entgegen, offenbar erleichtert, aber auch besorgt.

«Was ist los?«Bolitho nahm ihn beim Arm und zog ihn in den Schatten des Gasthofes.

Rook blickte sich vorsichtig um.»Die Meuterei in der Nore-Flotte hat sich ausgebreitet: die ganze Flotte ist in der Hand der Meuterer und unter Waffen!«Er senkte die Stimme.»Eine Brigg aus Plymouth hat die Nachricht gebracht. Ihr Admiral ist machtig wutend.»

Bolitho schritt mit ihm zusammen weiter, au?erlich ruhig, doch seine Gedanken rasten angesichts dieser neuen Entwicklung.

«Wie kommt es, da? wir das erst jetzt erfahren?»

Rook zerrte an seiner Halsbinde, als ersticke sie ihn.»Eine Patrouille fand den Kurier aus London tot in einer Hecke, mit durchschnittener Kehle und leerer Depeschentasche. Jemand hat gewu?t, da? er hierher ritt, und dafur gesorgt, da? Admiral Broughton so lange wie moglich nichts erfuhr!«Rook winkte einem Matrosen am Kai:»Rufen Sie ein Boot her, Mann!»

Bolitho trat an die Kante der sonnenwarmen Steinmauer und sah zu den Schiffen hinuber. Das Bild der Euryalus flirrte in der hei?en Luft, und sowohl in den Masten als auch an Deck schien lebhafter Betrieb zu herrschen.

War es moglich, da? sich die Lage so schnell anderte? Eben noch schien alles einigerma?en in Ordnung, und auf einmal war eine ganze Flotte in hellem Aufruhr?

Zogernd fuhr Rook fort:»Ich wei? nicht, ob ich mir erlauben darf, es zu sagen; aber ich glaube, Sir Lucius Broughton war schwer erschuttert von dem, was er in Spithead erlebt hat. Wer in Zukunft versucht, sich ihm zu widersetzen, dem geht es ziemlich dreckig.»

Das Boot schrammte am Kai, und Bolitho stieg mit Rook hinein. Rook blieb stehen, bis Bolitho sich im Heck gesetzt hatte, und gab dann dem Bootsfuhrer ein Zeichen, Kurs auf das Flaggschiff zu nehmen.

«Hoffentlich konnen wir ohne weitere Verzogerung in See gehen«, sagte Bolitho ernst.»Wenn wir erst klar von Land sind, haben wir Zeit zum Nachdenken. «Rook sagte nichts dazu — Bolitho hatte auch nur laut gedacht.

Es schien endlos zu dauern, bis sie bei dem Dreidecker langsseit waren; er sah schon aus einiger Entfernung, da? die Enternetze aufge-riggt waren, da? Marine-Infanteristen auf den Decksgangen patrouillierten und Posten an Kampanje und Vorschiff aufgezogen waren.

Rasch kletterte er an Bord und luftete seinen Hut zum Trillern der Pfeifen und dem Stampfen der prasentierten Musketen.

Weigall, der Dritte Offizier, meldete nervos:»Der Admiral erwartet Sie, Sir. Tut mir leid, da? Ihre Gig nicht am Kai war, aber alle Bootsfahrten sind gesperrt.»

«Danke«, nickte Bolitho. Ohne sich seine Spannung merken zu lassen, schritt er nach achtern in den Schatten der Kampanje. Er mu?te ruhig und normal erscheinen, obwohl ihm ganz anders zumute war.

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18

Sieg der Englander unter Admiral Jervis am 14. 2. 1797 uber die Spanier bei Kap St. Vincent, Spanien

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19

Kommandant eines kleinen Geschwaders, nicht im Admiralsrang.

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20

siehe >Nahkampf der Giganten<

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