Harry Potter und die Kammer des Schreckens - Rowling Joanne Kathleen (бесплатные книги полный формат TXT) 📗
Aragog
Langsam zog der Sommer uber die Landereien des Schlosses. Himmel und See farbten sich grunblau und in den Gewachshausern trieben Blumen kohlkopfgro?e Bluten aus. Doch ohne Hagrid, den Harry oft vom Fenster aus beobachtet hatte, wie er mit Fang auf den Fersen umherschlenderte, kam es ihm vor, als stimmte an diesem Bild etwas nicht. Und nicht besser war es drinnen im Schloss, wo die Dinge so furchterlich falsch liefen.
Harry und Ron hatten versucht Hermine zu besuchen, doch Besuche im Krankenflugel waren jetzt verboten.
»Wir gehen kein Risiko mehr ein«, erklarte ihnen Madam Pomfrey mit strenger Miene durch einen Spalt in der Hospitaltur.»Nein, tut mir Leid, es konnte durchaus sein, da? der Angreifer zuruckkommt, um seine Opfer endgultig zu erledigen…«
Seit Dumbledore fort war, hatte sich eine nie gekannte Furcht im Schlo? breit gemacht, und die Sonne, die die Schlo?mauern drau?en erwarmte, schien an den Doppelfenstern Halt zu machen. In der Schule sah man kaum ein Gesicht, das nicht besorgt und angespannt wirkte, und alles Lachen, das durch die Gange hallte, klang schrill und unnaturlich und erstarb rasch.
Harry rief sich immer wieder die letzten Worte Dumbledores in Erinnerung:»Ich werde die Schule erst dann endgultig verlassen, wenn mir hier keiner mehr die Treue halt… Wer immer in Hogwarts um Hilfe bittet, wird sie auch bekommen.«Doch was nutzten diese Worte? Wen sollten sie denn um Hilfe rufen, wenn alle andern genauso ratlos und verangstigt waren?
Hagrids Fingerzeig auf die Spinnen war viel leichter zu verstehen – das Problem war nur, da? im Schlo? offenbar keine einzige Spinne mehr ubrig geblieben war, der sie hatten folgen konnen. Wo immer Harry auch hinging, hielt er Ausschau nach einer Spinne, und Ron half ihm dabei (wenn auch eher widerstrebend). Naturlich storte sie das Verbot, allein umherzuwandern, und die anderen Gryffindors waren immer dabei. Wie eine Schafherde wurden sie von den Lehrern von Klassenzimmer zu Klassenzimmer gefuhrt, und die meisten schienen froh daruber zu sein, doch Harry fand es sehr lastig.
Einer jedoch schien die Stimmung aus Angst und Mi?trauen von ganzem Herzen zu genie?en. Draco Malfoy stolzierte in der Schule herum, als ob er gerade zum Schulsprecher ernannt worden ware. Woruber Draco sich so freute, wurde Harry erst gut zwei Wochen nach Dumbledores und Hagrids Fortgang klar. im Zaubertrankunterricht, wo er eine Reihe hinter Malfoy sa?, horte er ihn vor Crabbe und Goyle prahlen.
»Ich hab immer gewu?t, da? Vater es schaffen wird, Dumbledore aus dem Weg zu raumen«, sagte er, ohne sich gro? anzustrengen, leise zu sprechen.»Hab euch ja gesagt, seiner Meinung nach ist Dumbledore der schlechteste Schulleiter, den die Schule je gehabt hat. Vielleicht kriegen wir jetzt einen anstandigen Rektor. jemand, der gar nicht will, da? die Kammer des Schreckens geschlossen wird. McGonagall wird nicht lange bleiben, sie ist nur eingesprungen…«
Snape rauschte an Harry vorbei, ohne ein Wort uber Hermines leeren Platz und Kessel zu verlieren.
»Sir«, sagte Malfoy laut,»Sir, warum bewerben Sie sich nicht um das Amt des Schulleiters?«
»Schon gut, Malfoy«, sagte Snape, auch wenn er ein dunnlippiges Lacheln nicht unterdrucken konnte.»Professor Dumbledore ist von den Schulraten nur beurlaubt worden, ich wurde sagen, er wird schon bald wieder bei uns sein.«
Ja, schon«, sagte Malfoy hamisch grinsend.»Ich bin mir aber sicher, mein Vater wurde fur Sie stimmen, Sir, wenn Sie sich um die Stelle bewerben – ich jedenfalls werde Vater sagen, da? Sie der beste Lehrer an der Schule sind, Sir -«
Mit einem gekunstelten Lacheln rauschte Snape davon. Glucklicherweise bemerkte er Seamus Finnigan nicht, der so tat, als erbreche er sich in seinen Kessel.
»Es uberrascht mich doch, da? die Schlammbluter inzwischen nicht alle die Koffer gepackt haben«, fuhr Malfoy fort.»Wette funf Galleonen, da? der nachste stirbt. Schade, da? es nicht die Granger war -«
In diesem Moment lautete die Glocke, und das war ein Gluck. Denn bei Malfoys letzten Worten war Ron aufgesprungen, und weil jetzt alle hastig ihre Taschen und Bucher zusammenkramten, fiel nicht weiter auf, da? er sich auf Malfoy sturzen wollte.
»La?t mich zu dem Kerl«, knurrte Ron; Harry und Dean hielten ihn an den Armen fest.»Ist mir egal, ich brauch meinen Zauberstab nicht, ich bring ihn mit meinen blo?en Handen um -«
»Beeilung, ich mu? euch zu Krauterkunde bringen«, bellte Snape uber die Kopfe der Schuler hinweg, und sie marschierten in Zweierreihen los. Harry und Dean bildeten die Nachhut und schleppten Ron, der sich immer noch losrei?en wollte, hinter sich her. Erst als Snape am Schlo?portal zuruckgeblieben war und sie durch das Gemusefeld hinuber zu den Gewachshausern gingen, konnten sie ihn loslassen.
In Krauterkunde herrschte gedruckte Stimmung; jetzt fehlten schon zwei von ihnen, Justin und Hermine.
Professor Sprout gab ihnen die Aufgabe, die abessinischen Schrumpelfeigenbaume zu beschneiden. Harry ging mit einem Arm voll verdorrter Stiele hinuber zum Komposthaufen. Dort stand Ernie Macmillan und suchte seinen Blick. Ernie holte tief Luft und sagte sehr formlich:
»Ich wollte dir nur sagen, Harry, da? es mir Leid tut, da? ich dich verdachtigt habe. Ich wei?, du wurdest niemals Hermine Granger angreifen, und ich entschuldige mich fur all das Zeug, das ich gesagt habe. Wir sitzen jetzt alle im selben Boot, und, naja -«
Er streckte seine plumpe Hand aus und Harry schuttelte sie.
Ernie und seine Freundin Hannah arbeiteten am selben Schrumpelfeigenbaum und kamen zu Harry und Ron heruber.
»Dieser Typ, Draco Malfoy«, sagte Ernie, wahrend er vertrocknete Stiele abknickte,»der scheint sich uber die ganze Geschichte riesig zu freuen. Wi?t ihr, ich glaube, er konnte der Erbe Slytherins sein.«
»Das ist schlau von dir«, sagte Ron, der Ernie nicht so bereitwillig verziehen hatte wie Harry.
»Glaubst du, es ist Malfoy, Harry?«, fragte Ernie.
»Nein«, sagte Harry so bestimmt, da? Ernie und Hannah ihn verdutzt anstarrten.
Eine Sekunde spater bemerkte Harry etwas, das ihn zwang, Ron mit seiner Gartenschere eins uber die Hande zu geben.
»Au! Was soll -«
Harry deutete auf den Boden ein paar Meter vor ihnen. Mehrere gro?e Spinnen krabbelten uber die Erde.
»0 ja«, sagte Ron und versuchte – vergeblich – eine erfreute Miene aufzusetzen.»Aber wir konnen ihnen jetzt nicht folgen -«
Ernie und Hannah horten ihnen neugierig zu.
Harry sah den fluchtenden Spinnen nach.
»Sieht aus, als seien sie auf dem Weg in den Verbotenen Wald…«
Daraufhin sah Ron nicht glucklicher aus.
Nach Ende der Stunde fuhrte sie Professor Snape hinuber in Verteidigung gegen die dunklen Kunste. Harry und Ron lie?en sich ein wenig zuruckfallen, um ungestort reden zu konnen.
»Wir brauchen noch einmal den Tarnumhang«, sagte Harry.»Wir konnen Fang mitnehmen. Er geht mit Hagrid ofter in den Wald und konnte uns vielleicht nutzen.«
»Stimmt«, sagte Ron, der seinen Zauberstab nervos in den Fingern drehte.»Ahm – soll es nicht – soll es nicht Werwolfe im Wald geben?«, fugte er hinzu, als sie ihre Stammplatze ganz hinten in Lockharts Klassenzimmer eingenommen hatten.
Harry wollte auf diese Frage lieber nicht antworten und sagte:
»Es gibt dort auch Gutes. Die Zentauren sind in Ordnung, und die Einhorner…«
Ron war nie im Verbotenen Wald gewesen. Harry hatte ihn nur einmal betreten und seither gehofft, es nie wieder tun zu mussen.
Lockhart kam hereingesturmt und die Klasse starrte ihn an. Alle anderen Lehrer der Schule wirkten bedruckter als sonst, doch Lockhart kam ihnen geradezu ausgelassen vor.
»Na, was denn?«, rief er umherstrahlend.»Warum all die langen Gesichter?«
Sie tauschten argerliche Blicke, doch keiner antwortete.
»Ist euch eigentlich nicht klar«, sagte Lockhart langsam, als waren sie alle ein bi?chen einfaltig,»da? die Gefahr voruber ist! Der Schurke wurde abgefuhrt -«