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Zauberer von den Sternen - Stasheff Christopher (читать книги TXT) 📗

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„Genug!“ donnerte Loguire, doch ehe Anselm etwas sagen konnte, erwiderte Rod: „Viele, mein Lord, aber von einem Mann, der die Frau, die ihm weh getan hat, immer noch liebt.

Und in allen kehrt sie zu ihm zurück.“

„Hah, sie nimmt ihn wieder auf — um ihn an einem langen Strick von den Zinnen baumeln zu lassen!“

Der alte Herzog richtete sich auf. „Genug der Verleumdung!“ brüllte er.

Anselms Stuhl kippte nach hinten, als er aufsprang. „Und ist es Verleumdung, daß sie den stolzen Namen Loguire in den Schmutz gezogen hat? Und nicht nur einmal, sondern zweimal, und sie wird es noch öfter tun!“ Er schlug die Faust auf den Tisch. „Diese Hexe wird noch lernen, daß sie die Ehre ihrer Edlen nicht ungestraft verletzen darf. Wir müssen sie von ihrem Thron zerren und sie ein für allemal unter unseren Füßen zertreten!“

Loguires Gesicht lief tiefrot an. Er öffnete den Mund, doch ehe er etwas erwidern konnte, murmelte Rod: „Nein, mein Lord, nicht so hart. Nicht gleich Vernichtung, sondern eine Lehre!“

Er stand im Kreuzfeuer von laserstrahlgleichen Blicken Anselms und Durers, aber Loguire polterte mit der Freude und Erleichterung eines Riesen: „Ja! Unser Minnesänger spricht zwar ungebeten, aber er hat recht! Unsere junge Königin ist eigensinnig, doch das ist auch ein Füllen, ehe man ihm das Zaumzeug anlegt. Sie muß erst noch lernen, daß ihre Macht nicht absolut ist, daß auch andere das Recht haben, ein Wort mitzureden. Sie ist immerhin die Herrscherin und darf nicht gestürzt werden!“

Anselm stieß einen gurgelnden Laut aus. Er würgte vor Wut und stotterte fast in seinem Grimm. „Nein — ich sage nein! Eine Frau als Monarch? Das ist Spott und Hohn! Und noch dazu eine arrogante, hurende…“

„Halt den Mund!“ Selbst die vier anderen Hohen Lords schraken vor dieser Donnerstimme zurück.

Anselm zuckte zusammen und schien sichtlich zu schrumpfen, während Loguire an Größe wuchs. Und dann, mit einer Würde, wie Rod sie noch nie an einem Mann gekannt hatte, ja, mit der wahrhaft majestätischen Würde, die nur aus dem innersten Wesen selbst kommen kann, setzte Loguire sich wieder und sagte, ohne den Blick von seinem Sohn zu lassen: „Zieh dich in deine Gemächer zurück. Wir werden bis zum Konklave heute abend nicht mehr davon sprechen!“

Irgendwie gelang es Anselm, das Kinn zu heben und sich auf dem Absatz umzudrehen. Auf dem Weg zur Tür fiel sein Blick auf Rod. Wut stieg in ihm auf. Er hob den Arm, um den Minnesänger zu schlagen.

„Nein!“ donnerte Loguire, und Anselm erstarrte.

„Dieser Mann“, erklärte der Herzog betont langsam, „hat die Wahrheit gesprochen. Ich dulde nicht, daß jemand Hand gegen ihn erhebt!“

Anselm senkte den Blick. Er riß die Tür auf und schlug sie hinter sich zu.

„Minnesänger, spielt!“ brummte Loguire. Rod stimmte eine Weise auf der Harfe an, während er nachdachte. Heute abend

würde also Kriegsrat abgehalten werden, und der Hauptpunkt war zweifellos die konstitutionelle Monarchie gegen die Souveränität der Hohen Lords, auch wenn das vielleicht nur Durer und ihm klar war. Nun, er, Rod, wußte jedenfalls, auf wessen Seite er stand.

Sie kamen in dem neuen Bankettsaal zusammen, nicht nur die zwölf Hohen Lords, sondern mit ihnen ihre Lehnsleute, Grafen, Barone, Ritter. Und zur Seite eines jeden stand, oder eher noch, kauerte einer der ausgemergelten kleinen Männer. Rod pfiff lautlos durch die Lippen. Er hatte nicht gewußt, daß es so viele dieser Ratgeber gab. Mit einem Blick geschätzt waren es mindestens fünfzig, wenn nicht siebzig. Und möglicherweise gab es außerhalb seines Blickfelds noch mehr, und sein Blickfeld war momentan arg beschränkt. Er schaute durch ein Loch in der Wand hinter Lord Loguire in den Saal. Das Loch war dadurch entstanden, daß er von einer Fackelhalterung einen der drei Haltestifte entfernt und dahinter das Loch kopfgroß erweitert hatte.

Rod stand in der klammen Dunkelheit eines schmalen Ganges. Seine Rechte ruhte auf einem Hebel. Wenn er ihn nach unten drückte, mußte der Stein vor ihm zur Seite schwingen und sich eine Öffnung bilden, die groß genug war, ihn hindurchzulassen. Nach den Mienen der Lords, die ihre Gesichter Loguire zuwandten, würde es vermutlich notwendig werden, einzugreifen.

Der Mann unmittelbar vor dem Herzog war Anselm. Bourbon und di Medici standen links und rechts von dem jungen Mann, und Durer links von Loguire.

Der Herzog erhob sich schwer. „Hier in diesem Saal“, begann er, „sind alle von edlem Blut und die wahre Macht Gramayres zusammengekommen, um über eine passende Belehrung Königin Catherines zu beraten.“

Herzog Bourbon spreizte die Ellbogen und legte die Hände auf die Schenkel. Er erweckte den Eindruck eines großen

schwarzen Bären mit den zottligen Brauen und dem Urwald von einem Vollbart. „Nein, guter Onkel!“ widersprach er funkelnden Blickes. „Wir sind hier, um zu besprechen, wie wir sie stürzen können, sie, die unsere Ehre in den Schmutz zieht.“ Loguires Schultern strafften sich, seine Augen weiteten sich vor Entrüstung. „Nein!“ würgte er. „Es besteht nicht genug Grund…“

„Grund!“ Bourbons Stimme zitterte. „Sie hat uns höhere Steuern auferlegt als je in der Geschichte Gramayres und dann die Einnahmen an den Abschaum von Bauern vergeudet. Jeden Monat schickt sie ihre Richter zu uns, um sich Beschwerden von allen in unseren Ländereien anzuhören. Jetzt will sie auch noch die Priester selbst ernennen. Und da sagt Ihr, wir hätten nicht genug Grund? Sie beraubt uns unserer rechtmäßigen Herrschaft innerhalb unserer eigenen Domänen. Und um allem die Krone aufzusetzen, beleidigt sie uns auch noch vor allem Volk, indem sie sich erst die Petition von schmutzigen Bettlern anhört, ehe sie uns ihr Ohr leiht!“

Medici hatte sich zu seinem Ratgeber hinabgebeugt. Jetzt richtete er sich auf und rief: „Und hat ein Monarch je zuvor Petitionen seiner Bauern in seinem Audienzsaal angehört?“ „Nie!“ donnerte Bourbon. „Aber nun zieht die Königin Bettler und Bauern uns vor! Sie mißachtet alle Tradition! Und das jetzt, während sie noch ein Kind ist, mein verehrter Herzog Loguire. Was wird sie erst tun, wenn sie erwachsen ist?“ Er hielt kurz an, um Atem zu holen, dann knurrte er: „Wir haben gar keine andere Wahl, als sie zu stürzen!“

„Ja!“ pflichtete ihm di Medici bei, und alle anderen stimmten in das Ja ein, bis es durch den riesigen Saal hallte. „Und ich sage nein!“ donnerte Loguire über alle hinweg. Schweigen senkte sich auf die Anwesenden herab. „Sie ist unsere Herrscherin. Kapriziös, ja, und despotisch, hitzköpfig und eigensinnig, all das, ja, das ist sie. Aber das sind die üblichen Untugenden der Jugend, eines Kindes, das man die Grenzen seiner Macht erst noch lehren muß, und es ist an uns, sie ihr zu zeigen, sie darauf hinzuweisen, wo sie sie überschritten hat. Das dürfen wir tun, doch nicht mehr!“ „Eine Frau kann nicht weise regieren“, murmelte di Medicis Ratgeber, und di Medici griff es sofort auf. „Mein teurer Vetter“, wandte er sich an Loguire. „Gott schuf die Frauen nicht dazu, ein Land zu regieren.“

Sofort stieß Bourbon ins gleiche Horn. „Ja, guter Onkel! Weshalb will sie uns keinen König geben? Sie soll heiraten, wenn sie wirklich möchte, daß dieses Land weise regiert wird!“ „Es ist ihr Recht, zu regieren!“ polterte Loguire. „Sie ist vom Blute der Plantagenets, dem Herrschergeschlecht dieses Landes, seit es besteht! Mein guter Neffe, vergeßt Ihr so leicht den Eid, den Ihr diesem Namen geleistet habt?“ „Die Korruption macht auch bei Dynastien nicht halt!“ murmelte Bourbons Ratgeber mit funkelnden Augen. „Ja!“ donnerte Bourbon. „Das Blut der Plantagenets ist zu dünn, es brachte nur noch ein kleines Mädchen mit den Launen einer starrköpfigen Frau hervor. Wir brauchen neues Blut für unsere Könige!“

„Vielleicht das der Bourbons?“ fragte Loguire verächtlich. Bourbon lief tief rot an, aber schon rief di Medici: „Nein, teurer Vetter, das beste, das höchste Blut. Anselm Loguire wird unser neuer König sein!“

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