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Zauberer von den Sternen - Stasheff Christopher (читать книги TXT) 📗

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Der Riese drehte sich um und schritt zur Treppe zurück. Rod fiel neben ihn in Gleichschritt. Sie hatten die Treppe schon fast zur Hälfte zurückgelegt, als Tom endlich den Mund öffnete: „Wißt Ihr jetzt, Herr, wer diesen Zauber schickte?“

Rod nickte. „Das Haus Clovis.“

„Weshalb habt Ihr dieses — Ding nicht zerstört?“

Rod zuckte die Schultern. „Es diente uns bisher immer als gute Warnung, daß der Königin Gefahr droht.“

„Wem werdet Ihr davon erzählen?“

Rod schaute zu den Sternen auf. „Meinem Pferd“, antwortete er.

„Pferd?“ brummte Tom erstaunt.

„Ja, sonst niemandem, bis ich mir sicher sein kann, auf wessen Seite van Loguire steht — auf der der Königin, oder der ihrer Feinde.“

„Ah.“ Tom schien diese Erklärung zu genügen. Rod schätzte seinen Status nun noch höher als zuvor ein. Offenbar wußte der Bursche mehr von dem, was vorging, als er.

„Ihr seid dem Tod heute nacht nur um Haaresbreite entgangen, Meister“, brummte Tom.

„Oh, das glaube ich nicht. Es war nur ein vorgetäuschtes Gespenst, es hätte uns nichts anhaben können.“

„Ich meinte nicht das Gespenst, Herr.“

„Ich weiß.“ Rod blickte Tom fest in die Augen, dann stieg er weiter die Treppe hinunter. Erst nachdem er sechs Stufen zurückgelegt hatte, wurde ihm bewußt, daß Tom ihm nicht folgte. Er schaute über die Schulter. Tom starrte ihn mit offenem Mund an. Schließlich faßte er sich. „Ihr kanntet die Gefahr, Meister?“

„Allerdings.“

Tom nickte bedächtig, dann stieg auch er die Stufen hinunter.

„Herr“, sagte er nach einer Weile. „Ihr seid entweder der tapferste Mann, den ich kenne, oder der größte Narr.“

„Vermutlich beides“, murmelte Rod.

„Ihr hättet mich töten müssen, gleich, als Ihr mich durchschaut habt.“ Toms Stimme zitterte ein wenig.

Rod schüttelte nur wortlos den Kopf.

„Warum nicht?“ Tom brüllte es fast.

Rod seufzte. „Vor langer, langer Zeit lebte ein König…“

„Es ist nicht die richtige Zeit für Märchen, Herr!“

„Es ist kein Märchen, eher eine Parabel — und vermutlich beruht sie auf Wahrheit. Nun, der König hieß Hideyoshi und herrschte über ein Land namens Japan, und der höchste Edelmann dieses Landes war leyayasu.“

„Und er wollte König werden?“

„Ich sehe, daß du mit dem grundlegenden Prinzip vertraut bist.

Jedenfalls wollte Hideyoshi leyayasu nicht töten.“

„Er war ein Narr“, knurrte Tom.

„Nein, denn er brauchte leyayasus Unterstützung. Also lud er ihn zu einem Spaziergang in seinem Lustgarten ein, nur die beiden allein.“

Tom blieb stehen. „Und sie kämpften.“

Rod schüttelte den Kopf. „Hideyoshi sagt, er würde alt und schwach, und bat leyayasu, das Schwert für ihn zu tragen.“

Tom starrte Rod schweigend an. Dann schluckte er und nickte.

„Und was geschah dann?“

„Nichts. Sie unterhielten sich eine Weile, dann gab leyayasu Hideyoshi das Schwert zurück.“

„Und?“

„Leyayasu war dem König treu ergeben, bis dieser starb.“

Toms Gesicht wirkte wie aus Holz geschnitten. „Ein kalkuliertes Risiko“, murmelte er.

„Ziemlich ungewöhnliche Sprache für einen Bauern hm?“

Etwas Unverständliches knurrend, wandte Tom sich ab. Nach einer Weile folgte Rod ihm lächelnd. Sie hatten den Wachraum fast erreicht, als Tom Rod eine Pranke auf die Schulter drückte.

„Was seid Ihr?“ brummte er.

„Du meinst, für wen ich arbeite? Nur für mich, Tom.“

„Nein.“ Tom schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Aber danach fragte ich auch nicht. Was seid Ihr für ein Mensch?“

Rod runzelte die Stirn. „An mir ist nichts Ungewöhnliches.“

„O doch. Ihr tötet einen Bauern nicht einfach…“

„Ist das denn so ungewöhnlich?“ fragte Rod erstaunt.

„Allerdings. Und Ihr kämpft für Euren Diener, und vertraut ihm, und erteilt ihm nicht nur Befehle, sondern unterhaltet Euch sogar mit ihm. Was seid Ihr nur, Rod Gallowglass?“

Verwirrt breitete Rod die Hände aus. „Ein Mann, weiter nichts.“

Tom musterte ihn kurz, dann nickte er. „Ja, das seid Ihr. Meine Frage ist beantwortet.“

Ein Page eilte herbei. „Meister Gallowglass, die Königin erwartet Euch.“

Rod ritt mit Tom durch den frühen Morgen. Er war nur kurz bei der Königin gewesen, und sie hatte ihn bei ihrem Gespräch nicht angesehen, sondern ins Kaminfeuer gestarrt. „Ich fürchte um Onkel Loguire“, sagte sie. „Es gibt einige, die gern seinen ältesten Sohn an seiner Stelle sehen würden.“

Rod hatte steif geantwortet. „Wenn er stirbt, verliert Ihr Euren stärksten Feind unter den Hohen Lords.“

„Ich verliere jemanden, der mir sehr teuer ist!“ hatte sie gefaucht. „Mich interessiert die Freundschaft der Lords nicht, aber mein Onkel bedeutet mir sehr viel.“

Und das stimmt vermutlich auch, dachte Rod. Als Frau konnte sie sich Gefühle leisten, als Herrscherin nicht.

„Ich möchte, daß Ihr noch heute zu Lord Loguire reitet und dafür sorgt, daß ihm nichts zustößt!“

Es gibt nichts Schlimmeres als eine Frau, die sich gekränkt fühlt, dachte Rod. Jetzt schickt Catherine ihren zuverlässigsten Leibwächter so weit fort, wie sie nur konnte.

„Gekab“, sagte er leise. „Ich bin ein Trottel. Ich bin hier, um dieses Königreich zu einer konstitutionellen Monarchie zu

machen, und nun lasse ich mich in den Süden schicken, während die Ratgeber jede Möglichkeit einer Konstitution verhindern und das Haus Clovis dabei ist, die Monarchin zu töten. Ganz abgesehen davon lasse ich mich auch noch von einem Knappen begleiten, der mir vielleicht doch einmal ein Messer in die Rippen jagt, wenn sein Pflichtbewußtsein die Oberhand über sein Gewissen erlangt!“

2. TEIL — DIE HEXE VON NIEDRIGEM STAND

Inmitten von halbgemähten Wiesen, wo die Sonne sich noch auf Tautropfen spiegelte, hielt Rod an. „Tom!“ rief er. „Wir frühstücken hier!“ Bis Tom sein Pferd versorgt hatte, brannte bereits ein Lagerfeuer. Tom sah Rod staunend an, als er eine Bratpfanne und eine Kaffeekanne zum Vorschein brachte, dann setzte er sich weiter entfernt auf einen gefällten Baum am Ufer eines Baches. Er sog den köstlichen Duft des brutzelnden Schinkens ein und holte seufzend ein paar Stücke Zwieback und einen Beutel Bier hervor.

Stirnrunzelnd blickte Rod von seiner Kocherei hoch und brüllte: „Heh! Mein Essen ist dir wohl nicht genug?“

Tom starrte ihn mit offenem Mund an.

„Komm schon!“ Rod winkte ungeduldig mit beiden Armen.

„Und bring den Zwieback mit. Im Schinkenfett geröstet schmeckt er nicht schlecht.“

Tom öffnete sprachlos den Mund, dann nickte er stumm und stapfte herbei.

Das Wasser kochte. Rod warf eine Handvoll gemahlenen Kaffee in die Kanne und schüttelte bei Toms ungläubiger Miene den Kopf. „Du hast wohl noch nie ein Lagerfeuer gesehen?“ brummte er.

„Ihr ladet mich wahrhaftig ein, mit Euch zu essen, Herr?“

Rod runzelte die Stirn. „Ist das wirklich so unverständlich?

Komm, gönn mir einen Schluck von deinem Bier.“

Tom streckte ihm den Lederbeutel entgegen, und Rod nahm einen tiefen Schluck. „Was ist denn los mit dir? Hältst du mich für ein fremdartiges Ungeheuer?“

Tom schloß die Lippen und zog die Brauen zusammen. Dann verzog sein Gesicht sich zu einem breiten Grinsen. „Nein, Herr, nein. Ihr seid ein selten guter Mensch, das ist es.“

Verwirrt fragte Rod: „Was ist so selten oder gut an mir?“

Tom warf mehrere Zwiebackscheiben in das heiße Fett und schaute grinsend auf. „In diesem Land ißt ein Herr nicht mit seinem Diener.“

„Oh, das!“ Rod lachte. „Wir sind ja beide allein, Tom, und ich brauche mich nicht um solchen Unsinn zu kümmern.“

„Ja“, brummte Tom. „Ein wahrhaft wundersam seltener Mann!“

„Und ein Narr, hm?“ Rod legte je zwei Stück Schinken auf bereitgestellte Holzteller und gab den Zwieback dazu. „Laß es dir schmecken, Tom.“

Der Riese aß schweigend, dann schaute er sich die Gegend an.

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