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Zauberer von den Sternen - Stasheff Christopher (читать книги TXT) 📗

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„Eure Dienste werden zum königlichen Frühstück erwartet.“

Rod mußte zugeben, daß Catherine Plantagenet sich in Szene zu setzen verstand. Noch vor Sonnenaufgang standen die Posten Wache vor dem Eßsaal, und alle Lords und Ladies, die die Ehre hatten, am königlichen Frühstück teilzunehmen, kamen gleich nach dem ersten Hahnenschrei an. Doch erst, als alle versammelt waren und schon hungrig das Frühstück beäugten, machte Catherine ihren Auftritt und ließ sich von Lord Loguire an ihren Platz führen.

Jede Platte, die die vier Diener servierten, wurde erst von Brom O'Berin gekostet, der zur Linken der Königin saß. Er probierte von allem, und wenn er nach ein paar Minuten noch lebte, wurde der Königin davon vorgelegt.

Rod stand an der Osttür, wo er auch jetzt Catherine wieder gut sehen konnte, die am Nordende der Tafel saß, mit Lord Loguire zu ihrer Rechten, und Durer wiederum zu dessen.

Durer beugte sich vor und murmelte seinem Herrn etwas zu.

Loguire winkte ungeduldig ab. Er kaute an einem Stück Fleisch und spülte es mit einem Glas Wein hinunter, dann wandte er sich an Catherine. „Eure Majestät, ich mache mir Sorgen.“

Catherine betrachtete ihn kühl. „Wer tut das nicht? Wir müssen mit ihnen fertig werden, so gut wir es können.“

„Meine Sorge gilt Euch und dem Wohlergehen des Königreichs“, erklärte der Herzog gepreßt.

„Nun, ich will doch sehr hoffen, daß das Wohlergehen meiner Person auch Einfluß auf das meines Reiches hat.“

Loguires Nacken lief rot an, aber er ließ nicht locker. „Ich bin erfreut, daß Eure Majestät in einer Bedrohung Eures Wohlergehens auch eine in dem Wohlergehen dieses Landes sieht.“

Catherine zog die Brauen zusammen. „Das tue ich wahrhaftig.“

„Wenn das Leben der Königin bedroht ist, wird das Volk unruhig.“

Catherine legte ihre Gabel nieder und lehnte sich in ihrem Sessel zurück. Ihre Stimme klang mild, ja fast süß. „Ist mein Leben denn bedroht, Mylord?“

„Es hat ganz den Anschein“, erwiderte der Herzog bedächtig.

„Das Gespenst war auch vergangene Nacht wieder auf Eurem Dach.“

Rod spitzte die Ohren.

Catherine preßte die Lippen zusammen und schloß die Augen.

Schweigen senkte sich auf die Tafelnden herab. Brom sagte laut: „Das Gespenst wurde schon mehrmals auf den Zinnen des Turmes gesichtet, und doch lebt Ihre Majestät noch immer.“

„Sei still!“ fuhr Catherine ihn an. Sie straffte die Schultern und griff nach ihrem Weinglas. „Ich will nichts von dem Gespenst hören!“ Sie leerte das Glas und rief nach dem Truchseß, es nachzufüllen. Sofort sprang Durer auf, nahm der Königin das Glas ab und wandte sich damit dem herbeieilenden Truchseß zu, der es aus einer Kanne nachfüllte. Alle machten große

Augen, denn eine solche Höflichkeit Durers gegenüber der Königin war ungewohnt. Er drehte sich ihr wieder zu, ließ sich auf ein Knie vor ihr fallen und streckte ihr das Glas entgegen.

Catherine starrte ihn an, dann nahm sie es ein wenig zögernd.

„Ich danke dir. Ich muß gestehen, diese Höflichkeit hatte ich nicht von dir erwartet.“

Durers Augen glitzerten. Er erhob sich mit spöttischem Lächeln und verneigte sich tief.

Aber Rod war weniger vertrauensselig als Catherine, außerdem hatte er gesehen, daß Durer die Linke über das Glas gehalten hatte, ehe der Truchseß nachschenkte. Er rannte zur Königin, schnappte sich das Glas, das sie gerade an die Lippen setzen wollte und löste schnell den Dolch vom Gürtel. Catherine starrte ihn ergrimmt an. „Ich habe Euch nicht gerufen!“ sagte sie heftig.

„Verzeiht, Eure Majestät.“ Er schüttelte den Dolch aus der Hülle und füllte die konische Scheide mit Wein. Gott sei Dank hatte er daran gedacht, Gekab wieder einzuschalten, ehe er seinen Dienst antrat. Er hielt das Silberhorn hoch und sagte.

„Ich kann es nicht näher erklären, Eure Majestät, lediglich, daß ich um Euer Leben bangte.“

Aber Catherines Ärger war ohnedies, fasziniert von Rods Benehmen, bereits verraucht. „Was“, sie deutete auf die konische Dolchscheide, „ist das?“

„Das Hörn eines Einhorns“, erwiderte Rod und schaute Durer an, dessen Augen vor Wut brannten. „Analysiert“, meldete Gekab aus dem Mikrophon hinter Rods Ohr. „Substanz für menschlichen Metabolismus tödlich.“ Rod lächelte grimmig und drückte auf den Knopf an der Scheidenspitze.

Das Hörn des „Einhorns“ färbte sich purpurrot.

Ein Stöhnen des Schreckens wurde im ganzen Raum laut, denn jeder kannte die Legende, daß ein Einhornshorn purpurn anläuft, wenn man Gift hineingibt.

Catherine wurde totenbleich und preßte die Hände zusammen, um das Zittern ihrer Finger möglichst zu verheimlichen.

Loguire ballte die Fäuste. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Wicht!“ wandte er sich an Durer. „Wenn das dein Tun ist…“

„Mylord, Ihr saht doch selbst, daß ich das Glas nur hielt“, krächzte Durer. Aber seine brennenden Augen waren auf Rod gerichtet und schienen ihm zu drohen.

Rod wurde als eine der vier Wachen eingeteilt, die Catherine von ihren Gemächern zum Audienzsaal eskortieren sollten.

Unterwegs näherte sich Durer der Königin. Er verbeugte sich dreimal tief und sagte: „Eure Majestät, gestattet mir Euch zu raten, Euch ohne Verzögerung die Petition der Hohen Lords anzuhören.“

Catherine blickte ihn finster und von oben herab an. „Weshalb glaubst du, es würde zu einer Verzögerung kommen?“

„Nun, Majestät, ich hörte, daß heute zwei Bauern vor Gericht erscheinen werden…“

„Ein Fall, den du mir höchstpersönlich aufgedrängt hast, Durer“, unterbrach ihn Catherine.

Durers Augen leuchteten kurz boshaft auf, doch sogleich verbeugte er sich wieder zutiefst. „Ich hatte gehört — ich fürchtete…“

„Was?“

„Eure Majestät sind in letzter Zeit so um die Bauern besorgt, daß ich fürchtete, Eure Majestät würden vielleicht…“

„Vor den Hohen Lords die Bauern anhören?“

„Das dürfen Eure Majestät nicht!“ Durer ließ sich vor ihr auf die Knie fallen. „Ihr dürft heute nichts tun, was die Hohen Lords beleidigen könnte, denn tut Ihr es, könnte leicht Euer Leben in Gefahr kommen.“

„Hältst du mich für feige? Und jetzt heb dich hinweg!“ Sie wandte sich ab und schritt durch die gewaltige Eichentür, die weit für sie geöffnet wurde. Rod riskierte einen Blick über die Schulter. Durers Gesicht war vor Hohn und Triumph verzerrt.

Ja, dachte Rod, die besten Ergebnisse erzielt man bei einem Teenager, wenn man ihm etwas verbietet, denn dann tut er es erst recht.

Die Wachen postierten sich zu beiden Seiten des vergoldeten Thrones auf einer etwa einen Meter hohen Plattform. Catherine schaute auf die Versammlung hinunter. In der ersten Reihe saßen die zwölf Lords auf Holzstühlen in Stundenglasform in einem Halbkreis um die Stufen zur Plattform. Hinter ihnen standen vierzig oder fünfzig Männer mittleren Alters in Braun, Grau oder Dunkelgrün gekleidet mit Samtkrägen an den Wämsern und kleinen eckigen Filzhüten. Silber oder Goldketten hingen von ihren imposanten Bäuchen. Vermutlich die hiesigen Bürger — Beamte, Kaufleute, Gildenmeister, also die Bourgeoisie, nahm Rod an. Ihnen schlössen sich die Geistlichen in schwarzen Kapuzenumhängen an, und wiederum hinter ihnen Landleute in Flickenkleidung. Rod war ziemlich sicher, daß man sie aus der Burgküche hierher beordert hatte, damit alle Klassen vertreten wären.

Die Bauern hatten in der Mitte einen freien Platz gelassen und dort standen, zwischen vier Soldaten im Grün und Gold der Königin, zwei Bauern, deren Gesichter vor Angst verzerrt waren und die ihre Hüte in den Händen fast zerquetschten. In ihrer Begleitung befand sich ein Priester. Aller Augen ruhten auf der Königin. Broms Stimme hallte durch den ganzen Saal: „Wer sucht heute die Gerechtigkeit Ihrer Majestät der Königin?“

Ein Herold las von einer Schriftrolle zwanzig Petitionen ab. Die erste war die der zwölf Hohen Lords, die letzte die von Durers zwei Bauern.

Catherins Hände verkrampften sich um die Thronlehne. Mit hoher, klarer Stimme rief sie: „Gott, unser Herr, sagte: Die Niedrigen werden erhöht werden; und die letzten werden die ersten sein. Also wollen wir uns zuerst die Aussagen der beiden Bauern anhören.“

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