Harry Potter und der Stein der Weisen - Fritz Klaus (бесплатная библиотека электронных книг .txt) 📗
Die beiden legten die Jacken ab und zogen ihre langen schwarzen Umhange an. Rons Umhang war ein wenig zu kurz fur ihn, man konnte seine Trainingshosen darunter sehen.
Eine Stimme hallte durch den Zug:»In funf Minuten kommen wir in Hogwarts an. Bitte lassen Sie Ihr Gepack im Zug, es wird fur Sie zur Schule gebracht.«
Harry spurte ein Ziehen im Magen und Ron sah unter seinen Sommersprossen ganz bla? aus. Sie stopften sich den letzten Rest Su?igkeiten in die Taschen und traten hinaus auf den Gang, der schon voller Schuler war.
Der Zug bremste und kam zum Stillstand. Alles drangelte sich durch die Tur und hinaus auf einen kleinen, dunklen Bahnsteig. Harry zitterte in der kalten Abendluft. Plotzlich erhob sich uber ihren Kopfen der Schein einer Lampe und Harry horte eine vertraute Stimme:»Erstkla?ler! Erstkla?ler hier ruber! Alles klar, Harry?«
Hagrids gro?es, haariges Gesicht strahlte ihm uber das Meer von Kopfen hinweg entgegen.
»Nu mal los, mir nach – noch mehr Erstkla?ler da? Pa?t auf, wo ihr hintretet! Erstkla?ler mir nach!«
Rutschend und stolpernd folgten sie Hagrid einen steilen, schmalen Pfad hinunter. Um sie her war es so dunkel, da? Harry vermutete, zu beiden Seiten mu?ten dichte Baume stehen. Kaum jemand sprach ein Wort. Neville, der Junge, der immer seine Krote verlor, schniefte hin und wieder.
»Augenblick noch, und ihr seht zum ersten Mal in eurem Leben Hogwarts«, rief Hagrid uber die Schulter,»nur noch um diese Biegung hier.«
Es gab ein lautes »Oooooh!«.
Der enge Pfad war plotzlich zu Ende und sie standen am Ufer eines gro?en schwarzen Sees. Druben auf der anderen Seite, auf der Spitze eines hohen Berges, die Fenster funkelnd im rabenschwarzen Himmel, thronte ein gewaltiges Schlo? mit vielen Zinnen und Turmen.
»Nicht mehr als vier in einem Boot!«, rief Hagrid und deutete auf eine Flotte kleiner Boote, die am Ufer tumpelten. Harry und Ron sprangen in eines der Boote und ihnen hinterher Neville und Hermine.
»Alle drin?«, rief Hagrid, der ein Boot fur sich allein hatte. »Nun denn – VORWARTS!«
Die kleinen Boote setzten sich gleichzeitig in Bewegung und glitten uber den spiegelglatten See. Alle schwiegen und starrten hinauf zu dem gro?en Schlo?. Es thronte dort oben, wahrend sie sich dem Felsen naherten, auf dem es gebaut war.
»Kopfe runter«, rief Hagrid, als die ersten Boote den Felsen erreichten; sie duckten sich, und die kleinen Boote schienen durch einen Vorhang aus Efeu zu schweben, der sich direkt vor dem Felsen auftat. Sie glitten durch einen dunklen Tunnel, der sie anscheinend in die Tiefe unterhalb des Schlosses fuhrte, bis sie eine Art unterirdischen Hafen erreichten und aus den Booten kletterten.
»He, du da! Ist das deine Krote?«, rief Hagrid, der die Boote musterte, wahrend die Kinder ausstiegen.
»Trevor!«, schrie Neville selig vor Gluck und streckte die Hande aus. Dann stiefelten sie hinter Hagrids Lampe einen Felsgang empor und kamen schlie?lich auf einer weichen, feuchten Wiese im Schatten des Schlosses heraus.
Sie gingen eine lange Steintreppe hoch und versammelten sich vor dem riesigen Eichentor des Schlosses.
»Alle da? Du da, hast noch deine Krote?«
Hagrid hob seine gewaltige Faust und klopfte dreimal an das Schlo?tor.
Der Sprechende Hut
Sogleich offnete sich das Tor. Vor ihnen stand eine gro?e Hexe mit schwarzen Haaren und einem smaragdgrunen Umhang. Sie hatte ein strenges Gesicht, und Harrys erster Gedanke war, da? mit ihr wohl nicht gut Kirschen essen ware.
»Die Erstkla?ler, Professor McGonagall«, sagte Hagrid.
»Danke, Hagrid. Ich nehm sie dir ab.«
Sie zog die Torflugel weit auf. Die Eingangshalle war so gro?, da? das ganze Haus der Dursleys hineingepa?t hatte. Wie bei Gringotts beleuchtete das flackernde Licht von Fackeln die Steinwande, die Decke war so hoch, da? man sie nicht mehr erkennen konnte, und vor ihnen fuhrte eine gewaltige Marmortreppe in die oberen Stockwerke.
Sie folgten Professor McGonagall durch die gepflasterte Halle. Aus einem Gang zur Rechten konnte Harry das Summen hunderter von Stimmen horen – die anderen Schuler mu?ten schon da sein -, doch Professor McGonagall fuhrte die Erstkla?ler in eine kleine, leere Kammer neben der Halle. Sie drangten sich hinein und standen dort viel enger beieinander, als sie es normalerweise getan hatten. Aufgeregt blickten sie sich um.
»Willkommen in Hogwarts«, sagte Professor McGonagall. »Das Bankett zur Eroffnung des Schuljahrs beginnt in Kurze, doch bevor ihr eure Platze in der Gro?en Halle einnehmt, werden wir feststellen, in welche Hauser ihr kommt. Das ist eine sehr wichtige Zeremonie, denn das Haus ist gleichsam eure Familie in Hogwarts. Ihr habt gemeinsam Unterricht, ihr schlaft im Schlafsaal eures Hauses und verbringt eure Freizeit im Gemeinschaftsraum.
Die vier Hauser hei?en Gryffindor, Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin. Jedes Haus hat seine eigene, ehrenvolle Geschichte und jedes hat bedeutende Hexen und Zauberer hervorgebracht. Wahrend eurer Zeit in Hogwarts holt ihr mit euren gro?en Leistungen Punkte fur das Haus, doch wenn ihr die Regeln verletzt, werden eurem Haus Punkte abgezogen. Am Ende des Jahres erhalt das Haus mit den meisten Punkten den Hauspokal, eine gro?e Auszeichnung. Ich hoffe, jeder von euch ist ein Gewinn fur das Haus, in welches er kommen wird.
Die Einfuhrungsfeier, an der auch die anderen Schuler teilnehmen, beginnt in wenigen Minuten. Ich schlage vor, da? ihr die Zeit nutzt und euch beim Warten so gut wie moglich zurechtmacht.«
Ihre Augen ruhten kurz auf Nevilles Umhang, der unter seinem linken Ohr festgemacht war, und auf Rons verschmierter Nase. Harry muhte sich nervos, sein Haar zu glatten.
»Ich komme zuruck, sobald alles fur euch vorbereitet ist«, sagte Professor McGonagall. »Bitte bleibt ruhig, wahrend ihr wartet.«
Sie verlie? die Kammer. Harry schluckte.
»Wie legen sie denn fest, in welche Hauser wir kommen?«, fragte er Ron.
»Es ist eine Art Prufung, glaube ich. Fred meinte, es tut sehr weh, aber ich glaube, das war nur ein Witz.«
Harrys Herz fing furchterlich an zu pochen. Eine Prufung? Vor der ganzen Schule? Aber er konnte doch noch gar nicht zaubern – was um Himmels willen wurde er tun mussen? Als sie hier angekommen waren, hatte er mit so etwas nicht gerechnet. Angstlich blickte er sich um und sah, da? auch alle anderen entsetzt schauten. Kaum jemand sagte etwas, au?er Hermine Granger. Hastig flusterte sie alle Zauberspruche vor sich hin, die sie gelernt hatte, und fragte sich, welchen sie wohl brauchen wurde. Harry versuchte angestrengt wegzuhoren. Noch nie war er so nervos gewesen. Auch damals nicht, als er einen blauen Brief zu den Dursleys heimbringen mu?te, in dem es hie?, da? er auf unbekannte Weise die Perucke seines Lehrers blau gefarbt habe. Er blickte unablassig auf die Tur. Jeden Augenblick konnte Professor McGonagall zuruckkommen und ihn in den Untergang fuhren.
Dann geschah etwas, das ihn vor Schreck einen halben Meter in die Luft springen lie? – mehrere Schuler hinter ihm begannen zu schreien.
»Was zum -?«
Er hielt den Atem an. Die andern um ihn her ebenfalls. Soeben waren etwa zwanzig Geister durch die ruckwartige Wand hereingeschwebt. Perlwei? und fast durchsichtig glitten sie durch den Raum, wobei sie sich unterhielten und den Erstkla?lern nur gelegentlich einen Blick zuwarfen. Sie schienen sich zu streiten. Einer, der aussah wie ein fetter Monch, sagte:»Vergeben und vergessen, wurd ich sagen, wir sollten ihm eine zweite Chance geben.«
»Mein lieber Bruder, haben wir Peeves nicht alle Chancen gegeben, die ihm zustehen? Er bringt uns alle in Verruf, und du wei?t, er ist nicht einmal ein echter Geist – ach du meine Gute, was macht ihr denn alle hier?«
Ein Geist, der eine Halskrause und Strumpfhosen trug, hatte plotzlich die Erstkla?ler bemerkt.