Harry Potter und der Gefangene von Askaban - Rowling Joanne Kathleen (серия книг .TXT) 📗
»Welches Fach der wohl gibt?«, sagte Ron und musterte stirnrunzelnd Professor Lupins bleiches Profil.
»Das ist doch klar«, flusterte Hermine,»es gibt nur eine freie Stelle, oder? Verteidigung gegen die dunklen Kunste.«
Harry, Ron und Hermine hatten schon zwei Lehrer in diesem Fach gehabt, und beide hatten es nur ein Jahr lang durchgehalten. Geruchten zufolge brachte diese Stelle kein Gluck.
»Ich hoffe, er schafft es«, sagte Ron zweifelnd.»Sieht eher aus, als ob ein guter Zauber ihn erledigen wurde, oder? Jedenfalls…«, er wandte sich Harry zu,»was wolltest du uns sagen?«
Harry erzahlte die ganze Geschichte von dem Streit zwischen Mr und Mrs Weasley und der Warnung, die er soeben von Mr Weasley erhalten hatte. Als er fertig war, schien Ron wie vom Donner geruhrt und Hermine hatte die Hande gegen die Lippen gepre?t. Endlich offnete sie den Mund und sagte:
»Sirius Black ist tatsachlich ausgebrochen, um dich zu jagen? Oh, Harry… du mu?t wirklich ganz, ganz vorsichtig sein. Such blo? keinen Arger, Harry…«
»Ich suche keinen Arger«, sagte Harry gereizt.»Meist findet der Arger mich.«
»Harry mu?te doch eine schone Dumpfbacke sein, wenn er nach einem Verruckten sucht, der ihn umbringen will«, sagte Ron mit zitternder Stimme.
Die Neuigkeit erschutterte sie Mehr, als Harry erwartet Hatte. Beide schienen gro?ere Angst vor Black zu haben als er.
»Keiner wei?, wie er aus Askaban entkommen konnte«, sagte Ron aufgebracht.»Keiner hat es je geschafft. Und er war auch noch ein Hochsicherheitsgefangener.«
»Aber sie werden ihn doch fassen, nicht wahr?«, sagte Hermine nachdrucklich.»Ich meine, die Muggel suchen ihn doch auch alle…«
»Was ist das fur ein Gerausch?«, sagte Ron plotzlich.
Von irgendwoher kam ein leises, blechernes Pfeifen. Sie sahen sich im Abteil um.
»Es kommt aus deinem Koffer, Harry«, sagte Ron. Er stand auf und zog den Koffer aus der Gepackablage. Einen Augenblick spater hatte er das Taschenspickoskop zwischen Harrys Umhangen herausgezogen. Rasend schnell und hell aufleuchtend drehte es sich auf Rons Handflache.
»Ist das ein Spickoskop?«, fragte Hermine neugierig und stand auf, um es naher in Augenschein zu nehmen.
»Ja… allerdings ein ziemlich billiges«, sagte Ron.»Seit ich es Errol ans Bein gebunden hab, um es Harry zu schicken, spinnt es ein wenig.«
»Hast du damals irgendwas Komisches gemacht?«, sagte Hermine mit forschendem Blick.
»Nein! Nun ja… ich hatte eigentlich nicht Errol nehmen sollen, du wei?t doch, da? er nicht fit ist fur lange Fluge… aber wie sollte ich Harry das Geschenk denn sonst schicken?«
»Steck es zuruck in den Koffer«, mahnte Harry, als das Spickoskop anfing, durchdringend zu pfeifen,»oder er wacht noch auf.«
Er nickte zu Professor Lupin hinuber. Ron stopfte das Spickoskop in ein besonders furchterliches Paar von Onkel Vernons alten Socken, was das Pfeifen abwurgte, dann klappte er den Koffer zu.
»Wir konnten es in Hogsmeade nachsehen lassen«, sagte Ron und setzte sich wieder.»Sie verkaufen solche Sachen bei Derwisch und Banges, magische Werkzeuge und so Zeugs, das wei? ich von Fred und George.«
»Wei?t du viel uber Hogsmeade?«, fragte Hermine interessiert.»Ich hab gelesen, es ist der einzige Ort in England, wo kein einziger Muggel lebt.«
»Ja, ich glaub schon«, sagte Ron gleichgultig,»aber das ist nicht der Grund, weshalb ich dort hinmochte. Ich will einfach mal in den Honigtopf!«
»Was ist das?«, wollte Hermine wissen.
»Der Su?igkeitenladen«, sagte Ron und ein traumerischer Ausdruck trat auf sein Gesicht,»wo sie alles haben – Pfefferkekse – die lassen dir den Mund rauchen – und gro?e pralle Schokokugeln, gefullt mit Erdbeermousse und Schlagsahne und ganz tolle Zuckerfederhalter, die kannst du in der Schule lutschen und siehst dabei aus, als wurdest du nur uberlegen, was du schreiben sollst -«
»Aber Hogsmeade ist doch auch sonst ganz interessant, oder?«, bohrte Hermine wi?begierig nach.»In Historische Statten der Zauberei hei?t es, das Wirtshaus sei das Hauptquartier des beruchtigten Koboldaufstands von 1612 gewesen und die Heulende Hutte soll das am ubelsten spukende Gebaude im ganzen Land sein -«
»- und dicke Brausekugeln, du hebst vom Boden ab, wenn du sie lutschst«, sagte Ron, der offensichtlich kein Wort von dem horen wollte, was Hermine zu sagen hatte.
Hermine wandte sich Harry zu.
»War es nicht schon, mal ein wenig aus der Schule rauszukommen und Hogsmeade zu erkunden?«
»Sicher«, brummte Harry.»Ihr mu?t mir dann erzahlen, wie es war.«
»Was soll das hei?en?«, sagte Ron.
»Ich kann nicht mit. Die Dursleys haben die Zustimmungserklarung fur mich nicht unterschrieben und Fudge wollte auch nicht.«
Ron war entsetzt.
»Du darfst nicht mitkommen? Aber kommt nicht in Frage, McGonagall oder sonst jemand wird es schon erlauben -«
Harry lachte hohl. Professor McGonagall, die das Haus Gryffindor leitete, war sehr streng.
»Oder wir fragen Fred und George, die kennen alle Geheimgange aus dem Schlo? heraus.«
»Ron!«, sagte Hermine in schneidendem Ton.»Ich glaube nicht, da? Harry sich aus der Schule schleichen sollte, wenn Black auf freiem Fu? ist.«
»ja, das wird McGonagall sicher auch sagen, wenn ich sie um Erlaubnis frage«, sagte Harry erbittert.
»Aber wenn wir ihn begleiten, Hermine«, sagte Ron beherzt,»wird Black es nicht wagen.«
»Ach Ron, red keinen Stu?«, fuhr ihn Hermine an.»Black hat mitten auf einer belebten Stra?e ein Dutzend Leute umgebracht, glaubst du wirklich, er wird sich davon abhalten lassen, Harry anzugreifen, nur weil wir dabei sind?«
Wahrend sie sprach, nestelte sie an den Spannverschlussen von Krummbeins Korb herum.
»La? blo? dieses Tier nicht raus!«, sagte Ron. Doch zu spat; leichtfu?ig hupfte Krummbein aus dem Korb, streckte sich, gahnte und sprang auf Rons Knie; das Knauel in Rons Brusttasche zitterte und wutend schob er Krummbein beiseite.
»Hau ab!«
»Ron, nicht!«, sagte Hermine zornig.
Ron wollte gerade zuruckfauchen, als sich Professor Lupin regte. Gebannt beobachteten sie ihn, doch er drehte nur mit leicht geoffnetem Mund den Kopf auf die andere Seite und schlief weiter.
Der Hogwarts-Express fuhr stetig nordwarts und die Landschaft vor dem Fenster wurde wilder und dusterer und die Wolken am Himmel verdichteten sich. Vor der Abteiltur rannten Schuler hin und her. Krummbein hatte sich jetzt auf einem leeren Sitz niedergelassen, das eingedellte Gesicht Ron zugewandt und die gelben Augen auf Rons Brusttasche gerichtet.
Um eins schob die plumpe Hexe mit dem Imbi?wagen die Tur auf.
»Meint ihr, wir sollten ihn aufwecken?«, fragte Ron verlegen und nickte zu Professor Lupin hinuber.»Sieht aus, als konnte er was zu essen vertragen.«
Hermine naherte sich vorsichtig dem Professor.
»Ahm – Professor?«, sagte sie.»Verzeihung – Professor?«
Er ruhrte sich nicht.
»Schon gut, Madchen«, sagte die Hexe und reichte Harry einen machtigen Stapel Kesselkuchen,»wenn er aufwacht und Hunger hat, ich bin vorne beim Zugfuhrer.«
»Ich hoffe doch, da? er schlaft?«, sagte Ron leise, als die Hexe die Abteiltur zugeschoben hatte.»Ich meine – er ist nicht tot, oder?«
»Nein, nein, er atmet«, flusterte Hermine und nahm das Stuck Kesselkuchen, das Harry ihr reichte.
Professor Lupin mochte keine angenehme Gesellschaft sein, doch da? er in ihrem Abteil war, hatte seine nutzlichen Seiten. Am spaten Nachmittag, gerade als es zu regnen begonnen hatte und die sanften Hugel vor dem Fenster verschwammen, horten sie erneut Schritte auf dem Gang und die Mitschuler, die sie am wenigsten leiden konnten, erschienen an der Tur: Draco Malfoy, Vincent Crabbe und Gregory Goyle.
Draco Malfoy und Harry waren verfeindet, seit sie sich auf ihrer ersten Zugreise nach Hogwarts getroffen hatten. Malfoy mit seinem blassen, spitzen und blasierten Gesicht war im Haus Slytherin; er war Sucher in der Quidditch-Mannschaft der Slytherins, ebenso wie Harry bei den Gryffindors. Crabbe und Goyle schienen nur zu existieren, um Malfoys Befehle auszufuhren. Beide waren breit gebaut und muskulos; Crabbe war der Gro?ere von beiden und hatte einen Haarschnitt wie eine Puddingschussel und einen sehr dicken Hals; Goyle hatte kurzes, stoppliges Haar und lange Gorillaarme.