Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen (книги онлайн без регистрации .txt) 📗
»Direktor«, sagte Madam Pomfrey mit starrem Blick auf den gro?en schwarzen Hund,»darf ich fragen, was -?«
»Dieser Hund wird eine Weile bei Harry bleiben«, sagte Dumbledore knapp.»Ich versichere Ihnen, er ist sehr gut erzogen. Harry – ich warte so lange, bis du im Bett bist.«
Harry empfand Dumbledore gegenuber ein unaussprechliches Gefuhl der Dankbarkeit, weil er die anderen gebeten hatte, ihm keine Fragen zu stellen. Gewi?, er wollte sie um sich haben, doch die Vorstellung, alles noch einmal erklaren, alles noch einmal durchleben zu mussen, war einfach unertraglich.
»Ich komme noch einmal zuruck, Harry, sobald ich mit Fudge gesprochen habe«, sagte Dumbledore.»Morgen werde ich ein Wort an alle Schuler von Hogwarts richten, und bis dahin mochte ich, da? du hier bleibst.«Er ging hinaus.
Madam Pomfrey fuhrte Harry zu einem in der Nahe stehenden Bett, und dabei erhaschte er einen Blick auf den wahren Moody, der reglos in einem Bett am anderen Ende des Saals lag. Sein Holzbein und sein magisches Auge lagen auf dem Nachttisch.
»Wie geht es ihm?«, fragte Harry.
»Er wird schon wieder zu Kraften kommen«, sagte Madam Pomfrey, reichte Harry einen Pyjama und zog einen Wandschirm um sein Bett. Er entkleidete sich, zog den Pyjama an und legte sich hin. Ron, Hermine, Bill, Mrs Weasley und der schwarze Hund kamen um den Wandschirm herum und setzten sich auf Stuhle zu beiden Seiten seines Bettes. Ron und Hermine sahen ihn fast argwohnisch an, als hatten sie Angst vor ihm.
»Mir geht's schon besser«, sagte er.»Bin nur mude.«
Mrs Weasley strich vollig uberflussigerweise die Bettdecke glatt und ihre Augen fullten sich mit Tranen.
Madam Pomfrey, die hinuber in ihr Buro gewackelt war, kam mit einer Schale und einer kleinen Flasche mit einem purpurnen Trank zuruck.
»Das mu?t du ganz austrinken, Harry«, sagte sie.»Es ist ein Trank fur einen traumlosen Schlaf.«
Harry ergriff die Schale und nahm ein paar Schlucke. Sofort wurde ihm schlafrig zumute. Alles um ihn her versank in Nebel; die Lampen im Krankensaal schienen ihm durch den Wandschirm um sein Bett freundlich zuzublinken; ihm war, als wurde er immer tiefer in die Warme des Federbettes sinken. Bevor er das Elixier ganz ausgetrunken hatte, bevor er noch ein Wort sagen konnte, hatte ihn die Erschopfung in den Schlaf gleiten lassen.
Harry wachte auf, und ihm war so behaglich, er war so schlaftrunken, da? er die Augen nicht offnete und lieber in den Schlaf zurucksinken wollte. Der Saal war immer noch schwach beleuchtet; er war sich sicher, da? es noch Nacht war, und hatte den Eindruck, nicht lange geschlafen zu haben.
Dann horte er Gefluster um sich her.
»Die wecken ihn noch auf, wenn sie nicht endlich still sind!«
»Was gibt es denn da zu schreien? Es kann doch nicht schon wieder was passiert sein!«
Schlaftrunken offnete Harry die Augen. Jemand hatte ihm die Brille abgenommen. Er konnte die verschwommenen Gestalten von Mrs Weasley und Bill neben sich erkennen. Mrs Weasley hatte sich erhoben.
»Das ist die Stimme von Fudge«, wisperte sie.»Und das ist Minerva McGonagall, nicht wahr? Aber woruber streiten die sich?«
Jetzt konnte auch Harry es horen: aufgebrachte Stimmen und das Gerausch von Schritten, die sich dem Krankensaal naherten.
»Bedauerlich zwar, gleichwohl, Minerva -«, sagte Cornelius Fudge laut.
»Sie hatten es niemals ins Schlo? bringen durfen!«, rief Professor McGonagall.»Wenn Dumbledore das erfahrt -«
Harry horte, wie die Tur zum Krankensaal aufschlug. Bill hatte den Wandschirm beiseite geschoben, und alle, die um Harrys Bett sa?en, starrten jetzt zur Tur. Harry setzte sich unbemerkt auf und nahm seine Brille vom Nachttisch.
Fudge kam zugig durch den Saal geschritten. Die Professoren McGonagall und Snape folgten ihm auf den Fersen.
»Wo ist Dumbledore?«, fragte Fudge Mrs Weasley.
»Er ist nicht hier«, antwortete Mrs Weasley erzurnt.»Dies ist ein Krankensaal, Minister, denken Sie nicht, es ware besser -«
Doch jetzt ging die Tur auf und Dumbledore kam hereingerauscht.
»Was ist passiert?«, fragte er in scharfem Ton und blickte abwechselnd Fudge und Professor McGonagall an.»Warum storen Sie die Ruhe? Minerva, ich bin uberrascht, Sie hier zu sehen – ich hatte Sie gebeten, Barty Crouch zu bewachen -«
»Es ist nicht mehr notig, ihn zu bewachen, Dumbledore!«, entgegnete sie schrill.»Dafur hat der Minister gesorgt!«
Harry hatte Professor McGonagall noch nie so au?er sich gesehen. Flammend rote Flecken traten auf ihre Wangen, sie ballte die Hande zu Fausten und bebte vor Zorn.
»Als wir Mr Fudge mitteilten, wir hatten den Todesser gefangen, der fur die Geschehnisse dieser Nacht verantwortlich war«, sagte Snape in gedampftem Ton,»da glaubte er offenbar, seine eigene Sicherheit sei gefahrdet. Er bestand darauf, einen Dementor zu rufen, der ihn zum Schlo? begleitete. Er brachte ihn mit in das Buro, in dem Barty Crouch -«
»Ich hatte ihm laut und deutlich gesagt, da? Sie nicht damit einverstanden seien, Dumbledore!«, brauste Professor McGonagall auf.»Ich hatte ihm gesagt, Sie wurden es niemals erlauben, da? Dementoren das Schlo? betreten, aber -«
»Meine Verehrteste!«, drohnte Fudge, der ebenfalls zorniger wirkte, als Harry ihn je erlebt hatte.»Als Zaubereiminister steht mir allein die Entscheidung zu, ob ich jemanden zu meinem Schutz mitbringe, wenn ich einen moglicherweise gefahrlichen -«
Doch Professor McGonagalls Stimme lie? die von Fudge untergehen.»Kaum hatte dieses – dieses Etwas das Buro betreten«, schrie sie und deutete am ganzen Leib bebend auf Fudge,»da sturzte es sich auf Crouch und – und -«
Harry spurte, wie ihm die Eingeweide gefroren, wahrend Professor McGonagall nach Worten rang, um zu beschreiben, was geschehen war. Seinetwegen brauchte sie ihren Satz jedenfalls nicht zu beenden. Ihm war klar, was der Dementor getan haben mu?te. Er hatte Barty Crouch einen todlichen Ku? gegeben. Er hatte ihm die Seele durch den Mund ausgesogen. Crouch erging es jetzt schlimmer, als wenn er gestorben ware.
»Nach allem, was wir wissen, ist er sicher kein gro?er Verlust!«, polterte Fudge.»Offenbar war er fur mehrere Morde verantwortlich!«
»Aber jetzt kann er nicht mehr aussagen, Cornelius«, sagte Dumbledore. Er sah Fudge scharf an, als konne er ihn zum ersten Mal klar erkennen.»Er kann uns jetzt nicht mehr sagen, warum er diese Menschen getotet hat.«
»Warum er sie getotet hat? Da braucht man doch nicht lange zu ratseln!«, polterte Fudge.»Er war ein durchgeknallter Irrer! Laut Minerva und Severus glaubte er offenbar, er hatte das alles auf Anweisung von Du-wei?t-schon-wem getan!«
»Lord Voldemort hat ihm tatsachlich Anweisungen erteilt, Cornelius«, sagte Dumbledore.»All diese Morde geschahen im Zuge eines Plans, Voldemort seine alten Krafte zuruckzugeben. Dieses Vorhaben ist gelungen. Voldemort hat seinen Korper wieder.«
Fudge sah aus, als hatte ihm soeben jemand einen Faustschlag verpa?t. Benommen und mit glasigem Blick stierte er Dumbledore an, als konne er einfach nicht glauben, was er gerade gehort hatte.
»Du-wei?-schon-wer… ist zuruck?«, stammelte er schlie?lich und starrte Dumbledore unverwandt an.»Lacherlich. Nun horen Sie, Dumbledore…«
»Wie Minerva und Severus Ihnen zweifellos gesagt haben«, entgegnete Dumbledore,»hat Crouch vor uns ein Gestandnis abgelegt. Unter dem Einfluss von Veritaserum schilderte er uns, wie er aus Askaban herausgeschmuggelt wurde und wie Voldemort – der uber Bertha Jorkins von Crouchs Fortleben erfahren hatte – kam, um ihn aus den Handen seines Vaters zu befreien, und ihn dann einsetzte, um Harry in die Fange zu bekommen. Und dieser Plan ist gelungen, mu? ich Ihnen sagen. Crouch hat Voldemort geholfen zuruckzukehren.«
»Horen Sie, Dumbledore«, sagte Fudge, und zu Harrys Erstaunen regte sich ein mildes Lacheln auf seinem Gesicht,»Sie – Sie konnen das doch nicht im Ernst glauben. Du-wei?t-schon-wer – ist zuruck? Kommen Sie, kommen Sie… gewi?, Crouch selbst hat womoglich geglaubt, er wurde auf Befehl des Unnennbaren handeln – aber das Wort eines solchen Verruckten auch fur bare Munze zu nehmen, Dumbledore…«