Harry Potter und der Feuerkelch - Rowling Joanne Kathleen (книги онлайн без регистрации .txt) 📗
Wurmschwanz horte schlagartig auf zu schluchzen. Rasselnd und stockend atmend hob er den Kopf und starrte unglaubig seine silberne Hand an, die sich jetzt nahtlos mit seinem Arm verbunden hatte, so da? es schien, als wurde er einen silbern leuchtenden Handschuh tragen. Er krummte die schimmernden Finger, dann hob er zitternd einen kleinen Zweig von der Erde und zerrieb ihn zu Holzmehl.
»Herr«, flusterte er.»Herr… sie ist wunderbar… ich danke Euch… ich danke Euch…«
Er rutschte auf den Knien vor und ku?te den Saum von Voldemorts Umhang.
»Auf da? du nie mehr wanken mogest in deiner Treue, Wurmschwanz«, sagte Voldemort.
»Nein, Herr… niemals, Herr…«
Wurmschwanz erhob sich und nahm seinen Platz in dem Kreis ein, den Blick unablassig auf seine kraftige neue Hand gerichtet, das Gesicht noch tranenverschmiert. Voldemort naherte sich jetzt dem Mann rechts neben Wurmschwanz.
»Lucius, mein aalglatter Freund«, flusterte er und blieb vor ihm stehen.»Wie ich hore, hast du die alten Brauche nicht aufgegeben, auch wenn du der Welt ein Achtung heischendes Gesicht zeigst. Du bist immer noch der Erste, wenn es darum geht, die Muggel ein wenig zu qualen? Doch hast du nie versucht, mich zu finden, Lucius… deine Gro?taten bei der Quidditch-Weltmeisterschaft waren vergnuglich, zugestanden… doch hattest du deine Krafte nicht besser darauf verwandt, deinen Herrn zu finden und ihm zu helfen?«
»Herr, ich war immer bereit«, drang Lucius Malfoys Stimme hastig unter der Kapuze hervor.»Hatte es irgendein Zeichen von Euch gegeben, irgendein Gefluster, wo Ihr seid, ich ware sofort an Eurer Seite gewesen, nichts hatte mich aufhalten konnen -«
»Und doch flohst du vor meinem Dunklen Mal, als ein treuer Todesser es letzten Sommer gen Himmel schickte?«, sagte Voldemort trage, und Malfoy verstummte schlagartig.»Ja, ich wei? alles daruber, Lucius… du hast mich sehr enttauscht… in Zukunft erwarte ich treuere Gefolgschaft.«
»Naturlich, Herr, naturlich… Ihr seid gnadig, ich danke Euch…«
Voldemort ging ein paar Schritte weiter, hielt dann inne und schaute auf den leeren Platz – breit genug fur zwei -, der Malfoy und den nachsten Mann trennte.
»Die Lestranges sollten hier stehen«, sagte Voldemort leise.»Sie sind lebendig begraben in Askaban. Sie waren mir treu. Sie gingen lieber nach Askaban, als mir abzuschworen… wenn wir die Mauern von Askaban sprengen, werden wir die Lestranges ehren, wie sie es nie zu traumen wagten. Die Dementoren werden sich uns anschlie?en… wir werden die Riesen aus der Verbannung zuruckrufen… ich werde all meine hingebungsvollen Diener wieder um mich scharen, und auch ein Heer von Kreaturen, das alle furchten werden…«
Er schritt weiter. An einigen Todessern ging er schweigend vorbei, vor anderen blieb er stehen und sprach sie an.
»Macnair… wie mir Wurmschwanz mitteilt, vernichtest du jetzt gefahrliche Biester im Dienst des Ministeriums? Du wirst bald bessere Opfer bekommen, Macnair. Lord Voldemort wird dafur sorgen…«
»Ich danke Euch, Herr… danke…«, murmelte Macnair.
»Und hier -«, Voldemort trat auf die beiden gro?ten der vermummten Gestalten zu,»hier haben wir Crabbe… diesmal wirst du dich besser bewahren, nicht wahr, Crabbe? Auch du, Goyle?«
Beide verneigten sich linkisch und murmelten dumpfe Worte.
»Ja, Herr…«
»Das werden wir. Herr…«
»Dasselbe gilt fur dich, Nott«, sagte Voldemort leise, als er an einer gedrungenen Gestalt in Goyles Schatten vorbeiging.
»Herr, ich werfe mich vor Euch in den Staub, ich bin Euer demutigster -«
»Das reicht«, sagte Voldemort.
Er kam zur gro?ten Lucke zwischen den Gestalten und suchte sie mit seinen leeren roten Augen ab, als konne er dort jemanden stehen sehen.
»Und hier haben wir sechs fehlende Todesser… drei, getotet in meinen Diensten. Einer, zu feige, um zuruckzukehren… er wird dafur bezahlen. Einer, von dem ich glaube, da? er mich fur immer verlassen hat… dafur wird er naturlich sterben… und einer, der mein treuester Diener blieb und bereits jetzt wieder in meinem Dienst steht.«
Ein Rascheln lief durch den Kreis der Todesser; Harry sah, wie sie sich durch die Augenschlitze ihrer Masken verstohlene Blicke zuwarfen.
»Er ist in Hogwarts, dieser treue Diener, und seinen Muhen ist es zu verdanken, da? unser junger Freund heute Abend hier sein kann… Ja«, sagte Voldemort, und sein lippenloser Mund krauselte sich zu einem Grinsen, wahrend alle Augen des Kreises in Harrys Richtung blitzten.»Harry Potter war so freundlich, zu meiner Wiedergeburtsfeier zu kommen. Man konnte sogar so weit gehen und ihn als meinen Ehrengast bezeichnen.«
Alle schwiegen. Schlie?lich trat der Todesser rechts von Wurmschwanz ein paar Schritte vor und durch die Maske drang die Stimme von Lucius Malfoy.
»Herr, wir flehen Euch an… wir bitten Euch instandig… zu erklaren, wie Ihr dieses… dieses Wunder vollbracht habt… wie Ihr es geschafft habt, zu uns zuruckzukehren…«
»Aah, welch eine Geschichte, Lucius«, sagte Voldemort.»Und sie beginnt – und endet – mit unserem Freund hier.«
Er kam mit lassigen Schritten auf Harry zu und trat an seine Seite, und aller Augen im Rund richteten sich auf sie. Die Schlange zog weiter ihren Kreis.
»Ihr wi?t naturlich, da? sie diesen Jungen als mein Schicksal bezeichnet haben?«, sagte Voldemort leise, die roten Augen auf Harry gerichtet, dessen Narbe so rasend zu brennen begann, da? er vor Qual fast geschrien hatte.
»Ihr alle wi?t, da? ich in der Nacht, da ich meine Macht und meinen Korper verlor, versucht hatte, ihn zu toten. Seine Mutter starb, weil sie ihn retten wollte – und schutzte ihn damit unwissentlich auf eine Weise, die ich, zugegeben, nicht vorausgesehen hatte… ich konnte den Jungen nicht beruhren…«
Voldemort hob einen seiner langen wei?en Finger und fuhrte ihn ganz nahe an Harrys Wange heran.»Seine Mutter hat die Spuren ihres Opfers auf ihm hinterlassen… das ist uralte Magie, ich hatte es wissen sollen, wie dumm von mir, dies zu ubersehen… doch nun ist es gleich. Ich kann ihn jetzt beruhren.«
Harry spurte, wie ihn die Spitze des langen wei?en Fingers beruhrte, und dachte, sein Kopf musse bersten vor Schmerz.
Voldemort lachte ihm leise ins Ohr, dann nahm er den Finger weg und fuhr an die Todesser gewandt fort:»Ich hatte mich verschatzt, meine Freunde, zugegeben. Das torichte Opfer dieser Frau hat meinen Fluch abprallen lassen und er ist auf mich zuruckgefallen. Aaah… Schmerz, unvorstellbarer Schmerz, meine Freunde; nichts hatte mich dagegen wappnen konnen. Ich wurde aus meinem Korper gerissen, ich war weniger als ein Geist, weniger als das klaglichste Gespenst… und doch, ich lebte. Was ich war – nicht einmal ich selbst wei? es… Ich, der ich weiter als alle anderen gegangen bin auf dem Weg, der zur Unsterblichkeit fuhrt. Ihr kennt mein Ziel – den Tod zu besiegen. Und nun wurde ich gepruft, und es schien, als ware das eine oder andere meiner Experimente gelungen… denn ich war nicht getotet worden, obwohl der Fluch dies hatte bewirken mussen. Dennoch war ich so kraftlos wie die schwachste lebende Kreatur und der Mittel beraubt, mir selbst zu helfen… denn ich hatte keinen Korper, und jeder Zauber, der mir hatte helfen konnen, verlangte einen Zauberstab…
Ich wei? nur noch, da? ich mich schlaflos, endlos, Sekunde um Sekunde dazu zwang, nur zu existieren… ich lie? mich in einem fernen Land nieder, in einem Wald, und ich wartete… gewi? wurde einer meiner getreuen Todesser auf die Suche nach mir gehen… einer wurde kommen und den Zauber uber mich sprechen, den ich nicht sprechen konnte, und mir meinen Korper zuruckgeben… doch ich wartete vergeblich…«
Erneut lief ein Schauder durch den Kreis der lauschenden Todesser.
Voldemort wartete, bis die Stille eine furchterliche Spannung angenommen hatte, dann fuhr er fort:»Nur ein Vermogen war mir geblieben. Ich konnte mich der Korper anderer bemachtigen. Doch ich wagte es nicht, dort hinzugehen, wo sich viele Menschen aufhielten, denn ich wu?te, da? die Auroren immer noch in fremde Lander ausschwarmten und mich suchten. Manchmal bewohnte ich Tiere – Schlangen mochte ich naturlich besonders -, doch erging es mir in ihnen kaum besser denn als blo?er Geist, da ihre Korper nicht dazu geeignet waren, Zauber auszufuhren… und da? ich von ihnen Besitz ergriffen hatte, verkurzte ihr Leben; keines davon lebte lang…