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Die pilgernde T?rin - фон Гёте Иоганн Вольфганг (книги онлайн полные .txt) 📗

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Название:
Die pilgernde T?rin
Дата добавления:
17 март 2020
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Die pilgernde T?rin - фон Гёте Иоганн Вольфганг (книги онлайн полные .txt) 📗
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Die pilgernde T?rin - фон Гёте Иоганн Вольфганг (книги онлайн полные .txt) 📗 краткое содержание

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Erz?hlung aus Wilhelm Meisters Wanderjahre . (Geschrieben 1807/08).

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Herr von Revanne, ein reicher Privatmann, besitzt die schonsten Landereien seiner Provinz. Nebst Sohn und Schwester bewohnt er ein Schlo?, das eines Fursten wurdig ware; und in der Tat, wenn sein Park, seine Wasser, seine Pachtungen, seine Manufakturen, sein Hauswesen auf sechs Meilen umher die Halfte der Einwohner ernahren, so ist er durch sein Ansehn und durch das Gute, das er stiftet, wirklich ein Furst.

Vor einigen Jahren spazierte er an den Mauern seines Parks hin auf der Heerstra?e, und ihm gefiel, in einem Lustwaldchen auszuruhen, wo der Reisende gern verweilt. Hochstammige Baume ragen uber junges, dichtes Gebusch; man ist vor Wind und Sonne geschutzt; ein sauber gefa?ter Brunnen sendet sein Wasser uber Wurzeln, Steine und Rasen. Der Spazierende hatte wie gewohnlich Buch und Flinte bei sich. Nun versuchte er zu lesen, ofters durch Gesang der Vogel, manchmal durch Wanderschritte angenehm abgezogen und zerstreut.

Ein schoner Morgen war im Vorrucken, als jung und liebenswurdig ein Frauenzimmer sich gegen ihn her bewegte. Sie verlie? die Stra?e, indem sie sich Ruhe und Erquickung an dem frischen Orte zu versprechen schien, wo er sich befand. Sein Buch fiel ihm aus den Handen, uberrascht wie er war. Die Pilgerin mit den schonsten Augen von der Welt und einem Gesicht, durch Bewegung angenehm belebt, zeichnete sich an Korperbau, Gang und Anstand dergestalt aus, da? er unwillkurlich von seinem Platze aufstand und nach der Stra?e blickte, um das Gefolge kommen zu sehen, das er hinter ihr vermutete. Dann zog die Gestalt abermals, indem sie sich edel gegen ihn verbeugte, seine Aufmerksamkeit an sich, und ehrerbietig erwiderte er den Gru?. Die schone Reisende setzte sich an den Rand des Quells, ohne ein Wort zu sagen und mit einem Seufzer.

«Seltsame Wirkung der Sympathie!«rief Herr von Revanne, als er mir die Begebenheit erzahlte,»dieser Seufzer ward in der Stille von mir erwidert. Ich blieb stehen, ohne zu wissen, was ich sagen oder tun sollte. Meine Augen waren nicht hinreichend, diese Vollkommenheiten zu fassen. Ausgestreckt wie sie lag, auf einen Ellbogen gelehnt, es war die schonste Frauengestalt, die man sich denken konnte! Ihre Schuhe gaben mir zu eigenen Betrachtungen Anla?; ganz bestaubt, deuteten sie auf einen langen zuruckgelegten Weg, und doch waren ihre seidenen Strumpfe so blank, als waren sie eben unter dem Glattstein hervorgegangen. Ihr aufgezogenes Kleid war nicht zerdruckt; ihre Haare schienen diesen Morgen erst gelockt; feines Wei?zeug, feine Spitzen; sie war angezogen, als wenn sie zum Balle gehen sollte. Auf eine Landstreicherin deutete nichts an ihr, und doch war sie's; aber eine beklagenswerte, eine verehrungswurdige.

Zuletzt benutzte ich einige Blicke, die sie auf mich warf, sie zu fragen, ob sie allein reise. ›Ja, mein Herr‹, sagte sie, ›ich bin allein auf der Welt.‹ — ›Wie? Madame, Sie sollten ohne Eltern, ohne Bekannte sein?‹ — ›Das wollte ich eben nicht sagen, mein Herr. Eltern hab' ich, und Bekannte genug; aber keine Freunde.‹ — ›Daran‹, fuhr ich fort, ›konnen Sie wohl unmoglich schuld sein. Sie haben eine Gestalt und gewi? auch ein Herz, denen sich viel vergeben la?t.‹

Sie fuhlte die Art von Vorwurf, den mein Kompliment verbarg, und ich machte mir einen guten Begriff von ihrer Erziehung. Sie offnete gegen mich zwei himmlische Augen vom vollkommensten, reinsten Blau, durchsichtig und glanzend; hierauf sagte sie mit edlem Tone: sie konne es einem Ehrenmanne, wie ich zu sein scheine, nicht verdenken, wenn er ein junges Madchen, das er allein auf der Landstra?e treffe, einigerma?en verdachtig halte: ihr sei das schon ofter entgegen gewesen; aber ob sie gleich fremd sei, obgleich niemand das Recht habe, sie auszuforschen, so bitte sie doch zu glauben, da? die Absicht ihrer Reise mit der gewissenhaftesten Ehrbarkeit bestehen konne. Ursachen, von denen sie niemand Rechenschaft schuldig sei, notigten sie, ihre Schmerzen in der Welt umherzufuhren. Sie habe gefunden, da? die Gefahren, die man fur ihr Geschlecht befurchte, nur eingebildet seien und da? die Ehre eines Weibes, selbst unter Stra?enraubern, nur bei Schwache des Herzens und der Grundsatze Gefahr laufe.

Ubrigens gehe sie nur zu Stunden und auf Wegen, wo sie sich sicher glaube, spreche nicht mit jedermann und verweile manchmal an schicklichen Orten, wo sie ihren Unterhalt erwerben konne durch Dienstleistung in der Art, wonach sie erzogen worden. Hier sank ihre Stimme, ihre Augenlider neigten sich, und ich sah einige Tranen ihre Wangen herabfallen.

Ich versetzte darauf, da? ich keineswegs an ihrem guten Herkommen zweifle, so wenig als an einem achtungswerten Betragen. Ich bedaure sie nur, da? irgendeine Notwendigkeit sie zu dienen zwinge, da sie so wert scheine, Diener zu finden; und da? ich, ungeachtet einer lebhaften Neugierde, nicht weiter in sie dringen wolle, vielmehr mich durch ihre nahere Bekanntschaft zu uberzeugen wunsche, da? sie uberall fur ihren Ruf ebenso besorgt sei als fur ihre Tugend. Diese Worte schienen sie abermals zu verletzen, denn sie antwortete: Namen und Vaterland verberge sie, eben um des Rufs willen, der denn doch am Ende meistenteils weniger Wirkliches als Mutma?liches enthalte. Biete sie ihre Dienste an, so weise sie Zeugnisse der letzten Hauser vor, wo sie etwas geleistet habe, und verhehle nicht, da? sie uber Vaterland und Familie nicht befragt sein wolle. Darauf bestimme man sich und stelle dem Himmel oder ihrem Worte die Unschuld ihres ganzen Lebens und ihre Redlichkeit anheim.»

Au?erungen dieser Art lie?en keine Geistesverwirrung bei der schonen Abenteurerin argwohnen. Herr von Revanne, der einen solchen Entschlu?, in die Welt zu laufen, nicht gut begreifen konnte, vermutete nun, da? man sie vielleicht gegen ihre Neigung habe verheiraten wollen. Hernach fiel er darauf, ob es nicht etwa gar Verzweiflung aus Liebe sei; und wunderlich genug, wie es aber mehr zu gehen pflegt, indem er ihr Liebe fur einen andern zutraute, verliebte er sich selbst und furchtete, sie mochte weiterreisen. Er konnte seine Augen nicht von dem schonen Gesicht wegwenden, das von einem grunen Halblichte verschonert war. Niemals zeigte, wenn es je Nymphen gab, auf den Rasen sich eine schonere hingestreckt; und die etwas romanhafte Art dieser Zusammenkunft verbreitete einen Reiz, dem er nicht zu widerstehen vermochte.

Ohne daher die Sache viel naher zu betrachten, bewog Herr von Revanne die schone Unbekannte, sich nach dem Schlosse fuhren zu lassen. Sie macht keine Schwierigkeit, sie geht mit und zeigt sich als eine Person, der die gro?e Welt bekannt ist. Man bringt Erfrischungen, welche sie annimmt, ohne falsche Hoflichkeit und mit dem anmutigsten Dank. In Erwartung des Mittagessens zeigt man ihr das Haus. Sie bemerkt nur, was Auszeichnung verdient, es sei an Mobeln, Malereien, oder es betreffe die schickliche Einteilung der Zimmer. Sie findet eine Bibliothek, sie kennt die guten Bucher und spricht daruber mit Geschmack und Bescheidenheit. Kein Geschwatz, keine Verlegenheit. Bei Tafel ein ebenso edles und naturliches Betragen und den liebenswurdigsten Ton der Unterhaltung. So weit ist alles verstandig in ihrem Gesprach, und ihr Charakter scheint so liebenswurdig wie ihre Person.

Nach der Tafel machte sie ein kleiner mutwilliger Zug noch schoner, und indem sie sich an Fraulein Revanne mit einem Lacheln wendet, sagt sie: es sei ihr Brauch, ihr Mittagsmahl durch eine Arbeit zu bezahlen und, sooft es ihr an Geld fehle, Nahnadeln von den Wirtinnen zu verlangen.»Erlauben Sie«, fugte sie hinzu,»da? ich eine Blume auf einem Ihrer Stickrahmen lasse, damit Sie kunftig bei deren Anblick der armen Unbekannten sich erinnern mogen. «Fraulein von Revanne versetzte darauf, da? es ihr sehr leid tue, keinen aufgezogenen Grund zu haben, und deshalb das Vergnugen, ihre Geschicklichkeit zu bewundern, entbehren musse. Alsbald wendete die Pilgerin ihren Blick auf das Klavier.»So will ich denn«, sagte sie,»meine Schuld mit Windmunze abtragen, wie es auch ja sonst schon die Art umherstreifender Sanger war. «Sie versuchte das Instrument mit zwei oder drei Vorspielen, die eine sehr geubte Hand ankundigten. Man zweifelte nicht mehr, da? sie ein Frauenzimmer von Stande sei, ausgestattet mit allen liebenswurdigen Geschicklichkeiten. Zuerst war ihr Spiel aufgeweckt und glanzend; dann ging sie zu ernsten Tonen uber, zu Tonen einer tiefen Trauer, die man zugleich in ihren Augen erblickte. Sie netzten sich mit Tranen, ihr Gesicht verwandelte sich, ihre Finger hielten an; aber auf einmal uberraschte sie jedermann, indem sie ein mutwilliges Lied, mit der schonsten Stimme von der Welt, lustig und lacherlich vorbrachte. Da man in der Folge Ursache hatte zu glauben, da? diese burleske Romanze sie etwas naher angehe, so verzeiht man mir wohl, wenn ich sie hier einschalte.

Woher im Mantel so geschwinde,

Da kaum der Tag in Osten graut?

Hat wohl der Freund beim scharfen Winde

Auf einer Wallfahrt sich erbaut?

Wer hat ihm seinen Hut genommen?

Mag er mit Willen barfu? gehn?

Wie ist er in den Wald gekommen

Auf den beschneiten, wilden Hohn?

Gar wunderlich von warmer Statte,

Wo er sich bessern Spa? versprach,

Und wenn er nicht den Mantel hatte,

Wie gra?lich ware seine Schmach!

So hat ihn jener Schalk betrogen

Und ihm das Bundel abgepackt:

Der arme Freund ist ausgezogen,

Beinah wie Adam blo? und nackt.

Warum auch ging er solche Wege

Nach jenem Apfel voll Gefahr,

Der freilich schon im Muhlgehege

Wie sonst im Paradiese war!

Er wird den Scherz nicht leicht erneuen;

Er druckte schnell sich aus dem Haus,

Und bricht auf einmal nun im Freien

In bittre, laute Klagen aus:

«Ich las in ihren Feuerblicken

Doch keine Silbe von Verrat!

Sie schien mit mir sich zu entzucken

Und sann auf solche schwarze Tat!

Konnt ich in ihren Armen traumen,

Wie meuchlerisch der Busen schlug?

Sie hie? den raschen Amor saumen,

Und gunstig war er uns genug.

Sich meiner Liebe zu erfreuen,

Der Nacht, die nie ein Ende nahm,

Und erst die Mutter anzuschreien

Jetzt eben, als der Morgen kam!

Da drang ein Dutzend Anverwandten

Herein, ein wahrer Menschenstrom!

Da kamen Bruder, guckten Tanten,

Da stand ein Vetter und ein Ohm!

Das war ein Toben, war ein Wuten!

Ein jeder schien ein andres Tier.

Da forderten sie Kranz und Bluten

Mit gra?lichem Geschrei von mir.

›Was dringt ihr alle wie von Sinnen

Auf den unschuld'gen Jungling ein!

Denn solche Schatze zu gewinnen,

Da mu? man viel behender sein.

Wei? Amor seinem schonen Spiele

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