Der Stolz der Flotte: Flaggkapitan Bolitho vor der Barbareskenkuste - Kent Alexander (читать полностью бесплатно хорошие книги txt) 📗
Noch ein paar Minuten qualte er sich mit diesem Problem herum, und dabei fielen ihm Lucey und Lelean wieder ein und alle die anderen, die gestorben waren und noch sterben wurden, ehe sie diesen verdammten Ort verlassen konnten.
Vielleicht hatte Draffen sogar versucht, ihm etwas Derartiges anzudeuten, dachte er. Denn als er erklart hatte, da? sie Djafou sehr bald wieder aufgeben wurden und dabei von Menschen gesprochen hatte, denen Djafou Vergangenheit und Zukunft bedeutete, hatte er nicht an seine Bewohner gedacht, denn die gab es gar nicht: nur einen standigen Strom von Sklaven und Sklavenjagern, die fur solche Handler wie Draffen arbeiteten. In dieser Minute trieb er sich wahrscheinlich irgendwo an der Kuste herum und gab seinem Agenten Anweisungen, um seinen personlichen Sieg so ertragreich und dauerhaft wie moglich zu machen.
«Wie lange hat es gedauert, bis die Restless Kontakt mit Draffens Agent hatte?«fragte er scharf.
Bickford hob die Schultern.»Hochstens einen Tag oder so, nehme ich an. Jetzt wird sie wohl auch in der Flaute liegen.»
Bolitho sah die drei an.»Dann kann das Redezvous nicht weit weg liegen. «Rasch ging er zur Tur.»Ich mu? den Kommandeur sprechen. Machen Sie es sich inzwischen bequem, meine Freunde.»
Die Tur fiel ins Schlo?, und Gillmor sagte:»So habe ich ihn noch nie gesehen.»
Inch trank sein Glas aus.»Ich ja. «Die anderen sahen ihn erwartungsvoll an.»Als ich unter ihm auf der Hyperion Dienst tat.»
Ungeduldig sagte Gillmor:»Raus aus dem Ofen und auf den Tisch damit, Mann!»
«Verraterei ha?t er«, sagte Inch einfach.»Ich glaube kaum, da? er mit so einem Kieselstein unterm Sattel ruhig sitzenbleiben wird.»
Als Bolitho beim Kommandeur eintrat, sa? dieser am Fenster. Mit seinem muden, nachdenklichen Gesicht und in dem gedampften Sonnenstrahl, der durch die truben Scheiben fiel, sah er wie ein holzgeschnitztes Heiligenbild in einer alten Kirche aus.
Bolitho wartete, bis sich die verschatteten Augen des alten Herrn ihm zuwandten.»Wir mussen uns beeilen, denn die Zeit wird knapp«, begann er.»Aber gewisse Dinge mu? ich wissen, und Sie sind der einzige, der sie mir sagen kann.»
Die runzligen Hande hoben sich langsam.»Sie wissen, da? mein Eid mir zu sprechen verbietet, Captain. «Kein Unmut, nur Resignation klang aus seiner Stimme.»Als Festungskommandeur habe ich.»
Bolitho unterbrach ihn rauh:»Als Festungskommandeur haben Sie Pflichten Ihren Leuten gegenuber, auch den Matrosen und Passagieren der Navarra, die spanische Untertanen sind.»
«Mit der Eroberung von Djafou haben Sie diese Pflichten ubernommen.»
Bolitho trat an ein Fenster und lehnte sich auf das sonnenwarme Sims.»Ich wei? von einem franzosischen Offizier namens Witrand. Ich glaube, Sie kennen ihn auch, und er ist vielleicht schon fruher hiergewesen.»
«Fruher?»
Nur zwei Worte, aber Bolitho horte den Bruch in der Stimme des Mannes heraus.
«Er ist unser Kriegsgefangener, Colonel. Aber Sie sollen mir jetzt sagen, was er hier gemacht hat, und warum er an Djafou interessiert ist. Andernfalls.»
«Andernfalls? Ich bin zu alt, als da? Sie mir drohen konnten.»
Bolitho wandte sich wieder um und sah ihn unbewegt an.»Wenn Sie sich weigern, mu? ich die Festung zerstoren.»
Alava lachelte milde.»Das ist naturlich Ihr gutes Recht.»
«Ich habe aber«, erwiderte Bolitho absichtlich grob, um seine innere qualende Unsicherheit zu verbergen,»nicht genugend Schiffe zur Verfugung, um die Zivilisten und Ihre Leute in Sicherheit zu bringen. «Seine Spannung lie? etwas nach, denn an dem plotzlichen Erzittern der runzligen Hande sah er, da? seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten.»Und obwohl die Kriegslage es erfordert, da? ich die Festung zerstore, so da? sie uns in Zukunft nicht mehr bedroht, kann ich Ihnen keinen militarischen Schutz hierlassen.»
Er sah wieder aus dem Fenster, denn was er dem alten Mann antat, war ihm in der Seele zuwider. Unten lehnte sich Sawle uber die Brustung; sein Kopf war ganz dicht bei dem einer schwarzhaarigen Spanierin, der Frau eines der Offiziere der Garnison. Sie kam dichter heran, und Sawle legte ihr die Hand auf den Arm.
Er drehte der kleinen Szene den Rucken und fragte Alava:»Sie haben von einem gewissen Habib Messadi gehort?«Er nickte langsam.»Ja, ich sehe es Ihnen an.»
Argerlich fuhr er herum, denn die Tur sprang auf, und Hauptmann Giffard kam hereinmarschiert. Ihm folgte ein junger Seesoldat mit einem kleinen Korb.
«Was, zum Teufel, suchen Sie hier?»
Giffard stand bewegungslos stramm, den Blick irgendwohin uber Bolithos linke Schulter gerichtet.
«Ein Reiter kam zum Damm galoppiert, Sir, irgend so 'n Araber. Meine Leute riefen ihn an, er drehte ab und floh, sie schossen hinterher, trafen ihn aber nicht. «Er deutete auf den hinter ihm stehenden Marine-Infanteristen.»Er hat uns diesen Korb hingeschmissen, Sir.»
Bolitho erstarrte.»Was ist darin?»
Giffard sah zu Boden.»Dieser franzosische Gefangene Witrand, Sir. Sein Kopf.»
Bolitho ballte die Fauste so fest, da? er das Blut gegen die Knochel pulsen fuhlte. Irgendwie gelang es ihm, die aufsteigende Ubelkeit und das Entsetzen zu unterdrucken, als er in Alavas schreckgeweitete Augen sah.»Anscheinend«, sagte er,»ist uns dieser Messadi naher, als wir dachten, Colonel.»
Der junge Seesoldat gab einen Laut von sich, als mu?te er sich erbrechen.»Also wollen wir keine Zeit verlieren.»
XV Vergeltung und Vergessen
Bolitho stand neben einem offenen Fenster im dusteren Zimmer des Kommandeurs, als Allday eintrat und ihm meldete, die Gig der Hekla sei da, um ihn abzuholen.
In den letzten paar Stunden hatte sich das Wetter erstaunlich verandert. Es war spater Nachmittag, und es hatte eigentlich noch taghell sein mussen. Statt dessen war der Himmel mit niedrigen drohenden Wolken verhangen, und die Flagge auf dem oberen Turm stand steif in einem westlichen Wind, der allem Anschein nach standig auffrischte.
Er war gerade im Begriff gewesen, den alten Kommandeur zu verlassen, als eine Schildwache auf der Brustwehr den Wetterwechsel meldete. Er wollte sich selbst ein Bild von der Lage machen und stieg daher auf den Turm. Vor seinen Augen verschwand der westliche Landarm der Bucht langsam unter einem riesigen Wirbel aus Sand und Staub, so da? der Verbindungsdamm plotzlich im Leeren zu enden schien. Selbst in der Bucht dumpelten die Schiffe heftig, und Gillmor seufzte erleichtert auf, als er sah, da? sein Erster Offizier fur alle Falle einen zweiten Anker ausgeworfen hatte.
Doch die Sorge um die Sicherheit ihrer Schiffe, alle Zweifel und sogar der Schreck uber Witrands gra?lichen Tod hatten sich in gespannte Erregung verwandelt, als Bolitho ihnen mitteilte, was er herausgefunden hatte.
Als Alava erst einmal zu sprechen begonnen hatte, schien er gar nicht mehr aufhoren zu konnen. Es war, als sei die Burde der Mitwisserschaft zu schwer fur seine gebeugten Schultern, und der Schock uber das, was in dem kleinen Korb lag, war der letzte Ansto? fur ihn, die Verantwortung abzuwerfen.
Bolitho hatte seiner leisen, kultivierten Stimme mit starrer Aufmerksamkeit zugehort, die ihm sowohl als Schranke gegen sein Mitleid mit Witrand diente, als auch gegen seine Abscheu vor jenen, fur die sein Tod nur ein Detail der psychologischen Kriegsfuhrung war.
Jetzt, wahrend der Wind gegen die dicken Mauern heulte und durch die ungeschutzten Brustwehren fuhr, fiel es ihm immer noch schwer, sich einzugestehen, da? er mit seinem fruheren Verdacht in vieler Hinsicht recht gehabt hatte. Witrand war schon einmal in Djafou gewesen, mit dem strikten Befehl, den Weg fur weitere Entwicklungen freizumachen. Wieviel von Alavas Informationen auf Tatsachen und wieviel auf Spekulation beruhte, war schwer zu sagen. Eins war sicher: Witrand war nicht nur hiergewesen, um die Basis gegen jede zukunftige Aktivitat der britischen Flotte im Mittelmeer abzuschirmen. Djafou sollte der erste einer Reihe Stutzpunkte an der Kuste Nordafrikas werden, ein Tor nach Osten und nach Westen. Truppen, Artillerie und die fur Transport und Schutz notigen Schiffe hatten es Frankreich ermoglicht, aufs neue mit Macht in einen Kontinent vorzusto?en, der ihnen bis jetzt verschlossen gewesen war, und das zu einer Zeit, da England es weniger denn je daran hindern konnte.